BUNTE WELT
Nr. 22
Unterhaltungsbeilage
1934
Frauen dreier Nationen in Nord- Afrika
Tripolis in Afrita, im...
Auf dem Dampfer, der mich aus Neapel nach Tripolis führte, befand sich ein junges, italienisches Mädchen. Wir waren die einzigen weiblichen Passagiere und so ist es weiter nicht verwunderlich, daß wir sehr bald ins Gespräch famen. Sie erzählte mir vertrauensvoll, daß sie zwar eine Stellung als Privatiekretärin in Tri polis angenommen habe, aber sie gehe eigentlich nach Afrifa in der Hoffnung, dort einen Mann zu finden, der sie heiratet. Die Möglichkeit, in Italien zu beiraien, sei in der beutigen Zeit geringer als jonit, aber in Afrita seien die weiBen Frauen even noch ein„ rarer Artikel“.
Und sie fann vielleicht wirklich Glück haben. Die nicht eingeborenen Männer sind schon in Anbetracht des vielen Militärs in der großen Ueberzahl und noch dazu meiſt Junggesellen. Eine Araberin lann man taum heiraten und die Jüdinnen sind hier fast ohne Ausnahme strenggläubig und geben nicht eine Ehe mit einem Christen ein. Die Araberin bekommt der Euroväer zu dem ja überhaupt nicht zu Geficht, d. b. das, was er von ihr zu sehen bekommt, ist eine vermummte Gestalt und ein paar Augen.
Ganz eigenartig spielt sich das Ebeleben der Araberin ab. Ein Araber darf bis vier Frauen haben, aber nie mehrere Nächte hintereinander bei einer und derselben Frau zubringen. Die Frauen wohnen alle getrennt und der Mann muß für jede die Einrichtung beschaffen.
Auch materiell muß er wenigstens den religiösen Vorschriften nach eine Frau wie die andere stellen. Das geht so weit, daß er, wenn er einer Frau einen Ring schenkt, auch den anderen Frauen ebenfalls einen Ring taufen muß.
Besuch in einer italienischen Familie.
Die europäische Frau fühlt sich in Tripolis offenbar recht wohl. Kleidet sich elegant, ver schmäht den Pariſer Lippenstift nicht und hält sehr auf schlanke Linie. Die Frau eines Kommissarz, bei dem ich zu Tiſch war, erklärie mir. Sie habe anfangs, als ihr Mann nach Afrifa versetzt wurde, geglaubt, sie werde hier einfach verrückt werden. Wie könne man ohne Theater, ohne Bälle, ohne Film leben? Und heute? Heute würde sie um keinen Preis der Welt wieder in die Großstadt ziehen wollen!
Aber auch die Männer, die nach hier verpflanzt worden sind, berenen es feinesfalls. Der Sekretär des Kommissars, der Junggeselle ist, erflärte mir gleichfalls, er würde nicht wieder in die Großstadt zurück wollen. Sie leben hier ruhig, zufrieden und gesund, die Menschen, und fehen es auch ein.
Von Ellen Ly
für eine Sefunde das Haus verlassen, es sei ihr faum erlaubt auszugehen, der Mann mache alle Besorgungen), daß ich natürlich neugierig war, ein arabisches Haus fennen zu lernen. So bai ich den einen Diener des Hotels, in dem ich wohnte, einen Araver namens Mahomed , er möchte mich doch mal einladen. Mahomed er zählte mir daraufhin:„ Sehen Sie, auch ich träumte davon, einmal mehrere Frauen zu be igen. Aber ich war ein armer Kerl und konnte den anderen Frauen die Einrichtung nicht faufen und sie noch obendrein ernähren. Vor Wut darüber vernachlässigte ich meine Frau, ich ging jede Nacht fort und fam erst gegen Morgen nach Hause. Meine Frau wollte wissen, wo ich gewesen bin. Da sagte ich ihr einfach:„ Du hafi zu schweigen und zu gehorchen!" Seitdem sagte fie nichts mehr, wenn ich im Morgengrauen nach Hause fam, war aber sehr lieb und gut zu mir. Nun fing ich an sie zu lieben, richtig zu lieben, so, wie ihr Europäer das Wort Liebe versteht. Plößlich hörten die europäischen Frauen und die Negerinnen auf, mich zu interessieren. Ich bin meiner Frau iezt seit mehreren Jahren tren und obwohl ich jetzt materiell in der Lage wäre, noch weitere drei Frauen zu heiraten, ziehe ich es doch vor, das Geld, das ich verdiene, für meine Frau auszugeben und ihr jeden Wunsch zu erfüllen."
Am Abend faufte ich Veilchen und eine Blumenschale und wir gingen im Zidzad durch das alte Stadtviertel von Tripolis , durch enge, schmale Gassen, in denen ich mich nie im Leben austennen würde, und schließlich gelangten wir vor ein Haus, das, wie alle arabischen Häuser, feine Fenster hat. Wir gelangten in einen unbeleuchteten Hof, auf den viele Türen, die offen standen, führten.
Eine junge Araberin kam uns entgegen. Wie angewurzelt blieb ich stehen und ſah taum und hörte kaum, was mir die Frau in ihrer die schmale Hand, die sich mir entgegenstreďte, Sprache sagie!
arabischen Truhen und zum Vorschein kamen ſeidene Tücher, seidene Jäckchen, breite Hosen. Faima sagte sich wohl, ihr Gast sei eine Frau und eine Frau muß man eben über Dinge unterhalten, die sie interessieren, und was könnte eine Frau sonst interessieren, als Schmuck und Kleider?
Ich erfundigie mich bei Mahomed , der sehr gut italienisch sprach, wie„ schön“ auf arabiſch beiße und so konnte ich mich mit Fatma„ genügend" unterhalten und anderes als dieſen Beifall erivartete sie wohl kaum von einer Frau.
Faima ist glücklich. Sie hat Kleider und Schmud und nicht einmal Gegenfrauen mehr fann sie nach ihrer Auffassung gar nicht verlangen.
Und bei dieser Vorstellung von dem, was das Leben einer Frau auszumachen hat, berharri die Araberin. Sie lehnt die Emanzipation der Türtin absolut ab, will von„ Freiheit der Frau" nichts wissen. Wenigstens das Gros der Araberin.
Schlimm steht es um die Araberin, die feine Eltern mehr hat und die von ihrem Manne noch obendrein fortgeschickt wird, was sie so schön Scheidung" nennen. Ihr bleibt nichts übrig, ale jich zu verkaufen. In Dienst kann sie nicht geben, was sollten Europäer mit einer Bedienten, die das Geficht verhüllt tragen muß, anfangen und Araber brauchen faum Bediente.
Sie schminkt also ihre Nägel und ihre Behen mit Henna, sie tätowiert sich zwischen die Augenbrauen und auf den Baden Sternchen, fie friecht in einer Höhle, die sie mit bunten Decken und Tüchern schmückt, unter und jeder Mann, der zahlt, sei es ein Europäer, sei es ein Neger, sei es ein Araber, fann sie haben. Sie zeigt dem Mann, der sie sehen will, auch ihr Gesicht, aber nur erst, wenn er bei ihr ist, nicht etwa auf der Straße!
Besuch bei einer jüdischen Familie.
Die Jüdin geht nicht, wie die Araberin, Vor mir stand in himmelblauen, breiten Hosen, über denen sie einen weiten Rod aus borgen in den Häusern und Höfen. Sie steht, im verhüllt und vermummt, sie stedt auch nicht ver himmelblauer Seide irug, eine junge Frau von Gegenieil gern, wie meiſt die Südländerin, vor überraschender Schönheit. Ein schmales, bräun- Türen und Toren. Besonders am Sonnabend liches Gefichtchen, von schwarzen Locken um rahmt, eine feine Nase, ein fleiner, voller Mund und ein paar Augen, so groß und leuchtend wie die Schale reichte und ein paar Reihen von Sterne. Sie lächelte, als ich ihr die Veilchen und Perlenzähnen blisten auf.
„ Fatma", sagte Mahomed ,„ meine Frau." Und dann saßen wir auf der Erde, auf Matten und Fatma kochte uns arabischen Tee. Faima trug eine Klette aus großen Goldmünzen. Mahomed erflärte stolz, daß jede Münze tau send Lire gekostet habe. Faima hatte aber auch Ohrringe, die einen Wert von mindestens tausend Lire haben.
nachmittag kann man in Tripolis Mädchen und Frauen in geradezu märchenhaft ſchönen orientalischen Trachten sehen. Sie ſtehen dann in unter prachtvollen Schmuck von jedermann beGruppen herum und lassen sich in ihrem mitwundern. Allein, kaum eine würde auch nur den Gedanken fassen, sich mit einem Christen einzulaſſen.
Ich sprach eines dieser Mädchen an. Es lud mich freundlich ins Haus und schleppte alles herbei, was im Hause irgend an Eßbarem vorhanden war. Als ich ablehnie und nicht eſſen wollte, wurden mir einfach„ Leckerbissen" in den Mund gesteckt. Das Mädchen mit Glutaugen und Bähnen wie Perlen, mit zwei dicken Flech
Besuch in einem arabischen Haus. Ich hatte so viel von der Verstlavung der arabischen Frau gehört( der Mann fönne fie, wenn er ſie ſatt hat, einfach wegschicken, die Nachdem wir den Tee getrunken, zeigte mir Frau dürfe acht Tage nach der Trauung nicht| Fatma alle ihre Schäze. Sie tramte in alten| ten, fah mich treuherzig an und sprach sich alles,