BUNTE WELT
r. 30
Unterhaltungsbeilage
1934
Arme Atfchinefen!
Wenn ich an die Tage auf Sumatra zu
rücbente, tritt in meiner Erinnerung vor
allem ein Erlebnis in den Vordergrund, des
ſen erschütternde Tragödie mich noch heute mit Wehmut und Trauer erfüllt, troßdem es einen für mich gewinnbringenden Ausgang nahm. Jäh und unverhofft, wie ich zum Bettler geworden war, sollte ich wieder zu Reichtum gelangen; allerdings zu einem traurigen, fluchbeladenen Reichtum, an dem
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wenn auch ohne meine Schuld- das Blut von einem Häuflein braver Menschen flebte. Vielleicht war dies auch die Ursache
dafür, daß mein Schap tein Beharrungsver mögen besaß( wie übrigens die meiſten zu fallsweise erworbenen Güter) und mir schließlich nichts hinterließ, als die Er innerung...
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So oft ich auf der Beranda von Dirt Blaats Bungalow saß, blickte ich hinüber nach den„ Blauen Bergen", mit stets wachfender Neugierde und Sehnsucht. Die Neugierde mochte ihren Grund wohl darin gehabt haben, daß man mir wiederholt gesagt hatte, daß ich außerhalb der Stadt keine zehn Meis Ten iveit gehen könne, ohne angefallen und getötet zu werden. Nun, ich war jung, und ivessen Jugend war nicht erfüllt von der dunklen Sehnsucht nach Abenteuern jeglicher Art?! So machte ich mich also eines Morgens auf. fest vertrauend, daß die Atschinesen meine friedliche Absicht erkennen und mir nichts zuleide tun würden.
Sie fönnen teine zehn Meilen weit gehen," hatte man mir gesagt, doch ich war schon an die fünfzehn Meilen gewandert und hatte bloß die eine Wahrnehmung gemacht, day; die Blauen Berge entfernter waren, als ich gedacht. Ich schaltete eine kurze Rast ein, ar ein wenig von dem mitgenommenen Probiant, dann trabte ich sorglos weiter. Und abermals mochte ich vier bis fünf Meilen zu rückgelegt haben- ich befand mich nun mits ten im Urwald und folgte einem schmalen Dichungelpfad als plößlich drei Leute bor mir standen, die ich sofort als Atschinesen erkannte: sie hatten merkwürdige viereckige Schädel und leicht geschlitte Augen, trugen grüne Kopftücher und furze Hosen, über lekteren Sarongs, das sind bis zu den Knien reichende Lendentücher.
Bon Ernft Machet
Waffen fast durchwegs altes und kaum mehr brauchbares Gerümpel waren!)
Der Kampong bestand aus einigen recht kunstvoll gebauten Holzhütten: in die Erde gerammten und untereinander mit Bast verbundenen Stämmen der Sumpfpalme, mit Atap überdacht. In der Hüte des Ortsältesten wurde ich ehrerbietig empfangen und sogleich bewirtet. Man sette mir Stachelschweinfleisch und Puchot Klapar, das Mart der Kokospalme, vor, und des Wirtes Töchterlein brachte Betel und Palmwein. Nach beendig
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allein war, öffnete ich die Kiste. Sie enthielt neben goldenen Fuß- und Armreifen alte Gewehre, Rengschaus und Klebangs, unter letteren einen, den ich ſchon einmal in Händen gehabt hatte: einen Klebang mit goldenem Knauf, deſſen Kopf ein überaus großer Türkis zierte. ……
Ein fogenannter Liebhaber
Die beiden Legionäre, die mir die Trube mit den Waffen und Goldreifen angehängt hatten, dürften nicht nur vielleicht, ſondern ganz bestimmt betrunken geweſen ſein. Und fie mußten dringend Geld gebraucht haben, um weiter trinken zu können; denn andernfalls würden sie sich für die Sichtung und Verwertung ihrer kostbaren Kriegsbeute wahrlich mehr Zeit genommen haben!
tem Mahl führte mich der Häuptling in seine Schaß- und Waffentammer, und ich muß sagen, daß es da vieles gab, das ich nur zu gern mitgenommen hätte. Das schönste Stück aber war ein Klevang( Art krummer Säbel), an dem der Alte auch mit besonderer Liebe zu hängen schien: am Kopf des massiv goldenen und äußerst kunstvoll ziselierten Knaufes saß ein Türkis von einer Pracht und Größe, wie Me Dirt Plaat den Inhalt der Kifte ich einen solchen bisher nicht gesehen hatte. durchstöbert hatte( mein feister Labatpflan Lange hielt ich diese Waffe in den Händen, zer verstand sich auf derlei Dingel), flopfte ehe ich sie ihrem Beſizer zurückgab, der mir er mir fest auf die Schulter und sagter tvenn du diesen Krimstram zu zum Abschied einen kostbaren Flammendolch, Freund, einen sogenannten Rengschau schenkte..... Geld machst, kannst du dir für den Erlös ein Ungefähr zwei Monate später saß ich Bungalow und zehntausend Acres Land eines Abends wieder auf der Veranda von kaufen! Und wenn du noch mehr_herausDirk Plaats Bungalow und spielte mit einem schlagen willst, dann warte ein bißchen zu. jungen Honigbären, den ein Freund meines Hin und wieder kommen Leutchen hieher Gastgebers diesem aus Singapore mitge- sogenannte Liebhaber, verstehst du? bracht hatte. Plößlich zucke ich zusammen, zahlen, was du verlangit!" es hat mich jemand angesprochen:
„ Guten Abend, Mynheer!"
Vor mir stehen zwei holländische Leglonäre, die eine sargähnliche Stifte mitgebracht haben und diese soeben niederstellen. Ich frage die beiden Kerle, die mir wenig vertrauenserivedend und obendrein nicht ganz nüchtern scheinen, nach ihrem Begehr. Sie hätten er beutete Waffen zu verkaufen, meint grinsend der eine. Ich lehne dankend ab, da ich weder ein Räuberhauptmann noch ein Waffenhändler bin, und hoffe im stillen, die Leute bald los zu werden. Die zwei Gesellen mußten mich aber wohl für den reichen Dirk Plaat gehalten haben, denn sie äußerten absolut feine Lust, ihre Kiste wieder mitzunehmen. und als ich endlich fragte, wieviel sie forderten, verlangten sie 25 Gulden. Ich gab ihnen das Geld: es war bis auf einen letzten Gulden alles, was ich besaß; mein ganzes Bukan Blanda, Ingris!"(„ Ich bin Vermögen, das ich mir seit meiner Landung fein Holländer, ich bin Engländer!") rief ich, in Sabang zusammengespart hatte. Nun beda mich die drohende Haltung der Einge- gannen die Legionäre zu erzählen, daß sie borenen doch etwas beunruhigte, und meine einen atschinesischen Kampong erobert hätten, Worte hatten die gewünschte Wirkung: ich daß die Eingeborenen niedergemacht worden wurde eingeladen, mitzukommen nach dem seien, und in der Kiste sich ein Teil der Beute nahen Kampong.( Ja, die geschäftstüchtigen befinde. Dann verlangten sie noch BranntEngländer, dietroß ihrem Freundschafts- wein. Ich gab ihnen eine vierkantige Flasche paft mit Holland - den Atschinesen Waffen Ginever, die ich tags vorher von Alberti, dem und Munition lieferten, standen bei diesen Wirt, bekommen hatte. Und die Kerle gingen, in hoher Gunst, wenn auch die sogenannten grinsend, wie sie gekommen waren. s ich
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Also sprach Dirk Plaat, mein Freund und Gastgeber, den ich bis an mein Lebensende in dankbarer Erinnerung behalten werde. Gleichfalls unvergeßlich wird mir jes doch auch jener sogenannte Liebhaber" bleis ben, der sich, als ich weisungsgemäß zuge= wartet hatte, eines schönen Tages bei mir einstellte. Dirk Plaat hatte mir nahegelegt, es ihm zu überlassen, mit eventuellen Interessenten zu verhandeln. Er meinte es gut mit mir, doch die Geschichte hatte einen Haten: Dirt Plaat war tagsüber meistens auf irgendeiner seiner Plantagen, und somit unerreichbar. Folglich hatte sein wohlmeinender Rat wenig praktische Bedeutung. Darüber zerbrach ich mir aber schließlich nicht weiter den Kopf, da es mir im Grund einerlei war, ob ich um ein paar Gulden mehr oder weniger erzielen würde.
Es tam also eines Tages der erwähnte Liebhaber" angerückt, besichtigte meine Schäße, nicht zufrieden und forderte mich auf, die Kiste auf ſein Schiff bringen zu laſſen. Ueber den Kaufpreis wurde kein einziges Wort gesprochen: ich sah, daß ich einen wirtlich großzügigen Abnehmer gefunden hatte.
Am Nachmittag mietete ich ein Pony wägelchen, lub meine Kiste auf, und der ein geborene Kutscher fuhr los. Ich hatte alle kostbaren Stücke mitgenommen, mit Ausnahme der verschiedenen Ringe und Reifen,