8 Lieber tot, als kapitulieren! Die letzte« Neu« vom Kloster Ganta Maria Aas de« Tage« der spanische« Revolution In Saint-Nazaire , dem französischen See­hafen an der Mündung der Loire , ist dieser Tage ein durch Sturm und Wetter schwer beschädigter Fischerkutter eingelaufen, dessen Besatzung aus neun spanischen Flüchtlingen der Revolution be­stand. Nachdem die Leute, die einen ziemlich er­schöpften Eindruck machten, sich durch Einnahme der ihnen gebotenen Speisen und Getränke wieder etwas gestärkt hatten, wurden sie dem Polizei­kommissar der Stadt zum Verhör vorgeführt. Es handelt sich um Arbeiter, die guter recht aben­teuerlichen Umständen aus ihrer Heimat geflohen sind, bis sie endlich nach groben Leiden und Ent­behrungen in Frankreich an die Küste trieben. Die Besatzung von Santa Maria... Die Funken des Aufstandes, der zuerst in Mittel- und Südspanien ausbrach, sprangen all­mählich auch nach Bilbao im nördlichen Spanien über. Da man bereits seit längerer Zeit mit der Revolution gerechnet hatte, klappte die Organi­sation, als eines Abends plötzlich die Parole zum Aufstand ausgegeben wurde, zunächst vorzüglich. Tie Polizeistreitkräfte der Stadt wurden in di« Verteidigung gedrängt, zum'Teil sogar in gan­zen Abteilungen gefangen gesetzt, während gleich­zeitig die Detachements der bewaffneten Arbeiter die verschiedenen strategisch wichtigen Punkte der Stadt besetzten. Eine Abteilung von 15 Mann wurde auch in das alte, verlassene Kloster von Santa Maria außerhalb der Stadtgrenze von Bilbao » gelegt. Sie hatte die Aufgabe, die wichtige Zufahrtstraße zu bewachen und zu verteidigen und das Heran­nahen von größeren Truppenabteilungen, die von der Regierung zum Entsatz der Stadt geschickt werden würden, sofort dem Revolutionskomitec mitzuteilen. Die Verbindungen rissen ab Die Besatzung des. Costers hatte verschie­dentlich heftige Kämpfe mit kleineren Truppen­abteilungen zu bestehen, deren Anmarsch sie zwar aufhalten, aber nicht verhindern konnten. Diese Kämpfe dauerten fast unünterbrochen drei Tage und drei Nächte lyng. Die ganze Zeit über er­hielt die tapfere Besatzung weder Befehle, noch Nachrichten über den Stand der Revolution. Alle Verbindungen schienen abgerissen zu sein, und so blieb den Leuten nichts anderes übrig, als ganz nach eigenem Gutdünken zu handeln. Am Morgen des vierten Tages erschien eine große Truppenabteilung, die das inzwischen aus­gebaute und fest verschanzte Kloster sofort von allen Seite« zernierte. Es wurden nur wenige Schüsse gewechselt. Plötzlich tauchte dann«in Parlamentär mit der weißen Flagge am Ein­gang des Klosters auf, der mit dem Anführer der Aufständischen zu verhandeln wünschte. Wie sich herausstellte, handelte es- sich um die Aufforde­rung, sich bedingungslos zu ergeben. Diese For­derung wurde in Form eines auf fünf Stunden befristeten Ultimatums gestellt. Jeder Widerstand sei unsinnig, da der Aufstand in der Stadt be­reits zusammengebrochen sei. Wir kapitulieren nicht... l" Daß irgend etwas nicht in Ordnung war, hatte man gleich vermutet, als jegliche Nachricht vom Hauptquartier ausblieb. Trotzdem konnte es sich auch um eine Kriegslist von feiten des Trup­penkommandeurs handeln, der sie auf diese Weise aus ihrem strategisch wichtigen Posten heraus­locken wollte. Nach kurzer Beratung beschloß man daher, zunächst einmal einen Mann heimlich in die Stadt zu schicken, der dort Erkundigungen einziehen sollte. Dieser Patrouillengang war äußerst gefährlich, mutzte aber gewagt werden. Das Los fiel auf einen jungen Arbeiter. Der Mann ist von seinem Gang nicht mehr^ zurück­gekehrt. Mit fiebrigen Augen und das Gewehr an der Wange, um gegen jeden Ueberfall vorberei­tet zu sein, standen die Leute von der Besatzung hinter den schmalen Fenstern in den dicken Turm­mauern des Klosters, die ihnen als Schlietzschar- ten dienten. So verging die Frist des Ultima­tums. Wenige Minuten nach Ablauf der Zeit er­schütterte dann die erste heftige Detonation das Gemäuer: die Regierungstruppen schaffen mit Arttllerie. Schutz auf Schutz krachte nun in ihr Versteck hinein. Die alten, Morschen Balken split­terten und krachten zusammen. Ganze Quader­steine fielen von oben auf die heldenmüfigen Ver­teidiger. Schreckensrufe und lautes Stöhnen der Getroffenen hallten durch das enge Verlies- Aber sie blieben ihrer Parole treu: lieber tot, als kapitulieren. Die Flucht gelingt Fünf Mann haben ihre Treue mit dem Tode bezahlt. Die Ueberlebenden flüchteten, als alles zusammengeschoffen wär, nach unten in einen Keller. Bon dort<yls sollte der Persuch gemacht werden, durch«inen Graben ins Freie zu gelan­gen. Stundenlang gruben und schaufelten die Ge­fangenen der Tiefe. Nur ganz langsam gelang eS ihnen, einen Stollen in das Erdreich vorzu­treiben, weil sie überall auf Felsgestein stietzen, das sie nur unter Lebensgefahr mit Dynamit Es ist so einfach Es ist so einfach, liebevoll zu sein. Und doch sind es die meisten Menschen nicht. Ich seh' sie morden und ich hör' sie schrein Und denk': Die Liebe ist doch sehr allein Und hat ein schmales, trauriges Gesicht. Es ist so einfach, wahr und klar zu sein. Und doch sind eS die meisten Menschen nicht. Sie hüllen sich in tausend Lügen ein Und schlietzen ihre Seelen vor dem Schein Der Wahrheit wie vor allzu grellem Licht. Es ist so einfach, voller Mut zu sein. Und doch sind es die meisten Menschen nicht. Wie Unrangst einst befiel den Mörder Kain, So schleicht sie sich noch heute in sie ein Und drückt sie nieder wie ein Bleigewicht. Es ist so einfach, voller Glück zu sein. Und doch sind es die meisten Menschen nicht. Das Glück kommt nie durchs Tor der Gier herein. Es lächelt dem Begnadeten allein,.. Der edel bleibt, auch wenn die Not ihn bricht. Horatio. Der gute Jagdhund hätten sprengen können. Autzerdem sollte» die eingedrungenen Truppen, die sie bestimmt tot unter den Trümmern wähnten, durch eine Explo­sion nicht auf sie aufmerksam gemacht werden. Gegen Morgengrauen geschah dann.das Un­wahrscheinliche. Plötzlich öffnete sich vor ihnen im flackernden Licht der Fackel, bei dem sie wie irr­sinnig gegraben hatten, ein langer, finsterer Gang. Wahrscheinlich handelte es sich um einen früheren Geheimgang des Klosters. Auf allen Bieren kriechend, Mann hinter Mann, arbeiteten sie sich viele hundert Meter durch den feuchten, dunklen Schacht unter der Erde durch. Der Gang führte auf freies Feld. Als sie statt des modrigen Gestankes wieher frische Luft atmeten und ihr« Blicke rückwärts wandten, sahen sie hinter sich die rauchenden und schwelenden Trümmer von Santa Maria. Im Fischkutter durch die Stürme der Biskaya. , Die letzten Neun setzten trotz ihrer Er« schöpfung die Flucht fort. So gelangten sie schließlich nach dem kleinen Hafenort Portugal ««. Dort hielten sie sich bis zum Einbruch der Dun­kelheit verborgen. Dann bemächtigten sie sich eines SegelkutterS und schloffen sich der Flotille der Fischerboote an, die zum Nachtfang hinaus­fuhr. Nur auf diese Weise konnte ihnen di« Flucht vor den spanischen Behörden gelingen, au, einem anderen Schiff tvärcn sie bei der scharfe« Kontrolle, die die Truppen durchführten, unwei­gerlich gefaßt worden. Zwei Tage und zwei Nächte kämpften sie nun zunächst mit den Stür­men der Biskaya um ihr Leben. Bei Dunkelheit trieben sie an der französischen Grenze zum erstenmal wieder an die Küste. Da ihnen ledoch die Franzosen , gemäß der Weisung aus Paris , wonach spanische Flüchtlinge südlich der Loir « französischen Boden nicht betreten dürfen, di« Landung verboten, schifften sie nch von- neuem ein. Ueber Bordeaux und längs der Westküste Frankreichs dauerte dann die Irrfahrt noch fast drei Wochen, bis die Flüchtlinge von Bilbag endlich in Saint-Nazaire die Loire und damit die französische Freigrenze für spanische Revolutio­näre erreicht hatten.