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BUNTE WELT

Mr. 2

Unterhaltungsbeilage

Shirley und der Ruhm

Bon Katja

1935

paßt doch so was gar nicht." Mabel schwieg und lächelte. Sie preßte die Lippen fest zusammen, wie alle Frauen, die von nun an entschlossen find, ihre geheimsten Gedanken dem Lebenss gefährten nicht mehr anzubertrauen.

Die Watkins Leben in Hollywood  . Denkt| übersah zum anderen Ende der Stadt, weit| glauben. Mabel, sei vernünftig, old boh. Zu dir euch diese närrische Stadt nicht nur als den Himmel und die Hölle des Films. Ich weiß, in ben Träumen, Mädchen, seht ihr dort nichts als juwelenfunkelnde, von Sekt und Kaviar lebende, schön geschminkte Schauspielerinnen. Und um so romantischer, abenteuerlicher und nach­ahmenswerter erscheint es, wenn diese Göttin nen der Leinwand als kleine, unbedeutende Statistinnen begonnen haben, und erst all­mählich das wurden, was sie heute sind: be­

rühmte Filmstars!

Die Watting haben mit derlei Dingen nichts zu tun. Er ist Bankbeamter an der Fi­Tiale einer New Yorker Großbank. Er hilft mit, die großen Vermögen der Sterne am Lein­wandhimmel zu verwalten. Wird selbst dafür recht schlecht bezahlt. Ist ja auch nur ein Fleines Rädchen in dem großen Rad dieser vielfältigen und komplizierten Maschinerie, die da heißt Großzbankbetrieb. Alf Watkin ist dennoch glücklich und zufrieden. Er freut sich, daß er überhaupt noch Arbeit hat. Vor allem aber sind es zwei Menschen, die ihm das Leben, lebenswert machen: seine Frau Mabel und sein Töchterchen Shirley.

Mabel war Alfs Kollegin in der Bank. Er arbeitete in der Buchhaltung und sie in der Hauptkasse. Diese beiden Abteilungen haben im Bankgewerbe viel gemeinsame Berührungs­punkte. So ergab es sich, daß Mabel und Alf öfter zusammenkamen, um mit ernsten Mienen das Soll und Haben ihrer Kunden- Konten zu bergleichen. Ein Zufall war es, daß Alf gerade in dem Augenblick, als er mit Mabel Jackie Coogans Guthaben durchging, ihm durch den Kopf schoß, wie hübsch Mabels blondes Haar eigentlich sei. Ms sie ihre Arbeit beendet hat ten, ging Af zum ersten Male nicht mit fur­zem ,, good bye" aus der Hauptkasse. Sondern er blieb zögernd stehen und begann ein Ge­spräch, zuerst über das Wetter und später, als er einem warmen, aufmunternden Blick Ma­

bels begegnete, über Fußball und Tennis. Ez

entfernt von den Wohnhäusern der Arbeiter und fleinen Bürger, wo die großen talten Glas­häuser der Filmateliers am Rand des Meeres lagen, und der Rauch ihrer Schornsteine bis in den Himmel stieg. ,, Weißt du noch, Af," sagte sie zu ihrem Mann, ohne sich umzudrehen, wie du dich in mich veliebtest? Wir stimmten des Ehepaars Watkin. Es wächst heran, bes Shirley bleibt vorläufig das einzige Kind gerade das Konto von Jackie Coogan   ab. Heute hütet und gepflegt, zierlich, goldblond, mit ist er ein junger Mann, und von seinem ehe- großen blauen Augen, einer lustigen Stumpfs maligen Filmruhm spricht kein Mensch mehr. nase und einem Mund, der sich auf ganz bes Aber was er als Kind verdient hat, das wissen sondere Art zu ultig- herrlichem Lächeln vers wir beide. Der hat's nicht mehr nötig, au ziehen kann. Genau viereinhalb Jahre ist jetzt filmen." Alf nickte und schob ein großes Stück Shirley. Da liest die Mutter in der Zeitung, von Shirleys Geburtstagskuchen in den Mund. daß von den Glashäusern ein Preisausschreis Mabel sah immer noch aus dem Fenster, die ben erlassen worden ist. Ein Kind wird gesucht Stirn eng an das Glas gepreßt. Hinter den für einen Film. Die Mütter sollen kommen, Ateliers begann jene große bunte geheimnis­volle Welt, von der die Frauen auf der ganzen Stunde und ihre Kinder zur Schau stellen. Man an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Erde träumen: das Wohnviertel der Film- verspricht, aus diesem Kinde dann einen, Star" stars. Dort ließen sie ihre phantastischen und zu machen. Und was dies bedeutet, das wiss ausschweifenden Träume verwirklichen. In sen alle Mütter Amerikas  , alle Mütter auf der Marmor und Gold, in Schwimmbasins aus Erde. Es bedeutet Dollars, unzählige Dollars, grünem Yade, in paradiesischen Gärten, in ein sorgenfreies Leben und eine sichere Zukunft. wunderbaren Möbeln, kostbaren Teppichen und Es bedeutet aber auch: dem Kind die Jugend erotischen Tieren. Mabel Wattin erfuhr davon zu nehmen, ihm des Lebens zartesten Schmelz nicht mehr, als die Leferin irgendeiner soges abzustreifen, es roh, brutal und willkürlich um nannten mondänen Zeitschrift in Prag  , Wien   seine innigften Jahre zu betrügen. Auch das oder Budapest  . Trotzdem nur eine Stunde Wegs weiß manche Mutter. Aber in einer Welt, in das Watkinsche Haus von der Villa der Greta der materieller Besiz alles ist, allein imstande, Garbo trennte. Doch nicht auf die Entfernung Genuß und Sicherheit zu schaffen, treten solche von Raum und Zeit kam es hier an. Sondern Erwägungen zurück. Und so steht dem plötzlich es war der Unterschied im Lebensstil, der die Shirley, die kleine viereinhalbjährige Shirley, Watkins von der Garbo so himmelweit trennte. geschmüdt im weißen Kleid und mit hellblauer Milieu und Klasse schufen Fremdheit, Nicht Schleife vor der Kamera eines geschäftsmäßige wissen des einen vom anderen, Abgründe, un intereffiert dreinblickenden Filmoperateurs, der überbrückbar. Es gibt so viele Frau Watkins die vielen Kinder ringsherum betrachtet mit auf der Welt, in Berlin  , in Paris  , in China   dem kalten Lächeln eines Zhnikers, dessen und in Japan  . Sie alle führen ein Dasein unter Hände noch feucht sind vom Fleisch einer Holly­ganz ähnlichen Lebensbedingungen wie Mabel. wood- Statistin, die den Weg zum Ruhm nicht und sicher würden sie sich ganz ausgezeichnet anders gehen kann als so. Und die auch ens miteinander verstehen, vorausgesetzt, daß sie sich mal ein solch Kleines Mädchen war. Bart und kennenlernen. Doch was gab es Gemeinſames, schulblo3. das einen Filmstar, der Hinvegetiert zwischen Manager, Reklame, Intrigen, tausend unsicht

Shirley steht also vor der Kamera, Heiß

ergab sich, daß Mabel genau so für Sport baren Fallstricken, gelegt bon neidischen Ri. ist ihr der Kopf, verwirrt klopft das kleine

schwärmte wie Watkin. Und während sie ihm dies mit heller Stimme versicherte, hatte Alf genug Gelegenheit, um sich endgültig, fopfüber in Mabel zu verlieben. Ein halbes Jahr später waren sie Mann und Frau. Mabel ging jept nicht mehr in die Bank, obwohl sie es eigentlich ganz gern getan hätte. Aber Alf war dagegen. Sie sollte ihre hübsche kleine Zwei- Zimmer­Wohnung in Ordnung halten, fie sollte für das Teibliche Wohl des Mannes sorgen, wenn er heimtam, sie sollte in der freien Beit Sport treiben und spazieren gehen, sie sollte sich nicht überanstrengen, sondern ein frisches amerika­nisches Mädchen bleiben, so, wie Alf fie ten­nen gelernt hatte. Mabel seufzte ein bißchen, doch sie fügte sich. Dann kam Shirley und alle Gedanken an Selbständigkeit und Unabhängig­feit vergingen der jungen Mutter,

Es war an Shirleys erstem Geburtstag, als Mabel Watkin am Fenster stand und hin­

balinnen und den wechselnden Launen eines unberechenbaren Publikums, mit Frau Mabel Watkin verband? Nichts.

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Herz. Wo ist Mama? Shirley möchte am liebs sten weinen. Aber nein, vor so vielen Menschen geht das doch nicht. Und dieses winzige Stüde  chen Eva zwingt sich zu lächeln. Es wird ,, Du träumst ja, Mabel," fagte Herr jenes fleine Lächeln, ulfig und herzlich zus Watkin. ,, Komm' und' auch Kuchen". Mabel gleich Wenn Shirley so lächelt, wissen die fam. Sie sah zu der Neinen Shirley, die auf Eltern nicht, ob sie über ihr Töchterchen lachen dem Boden saß, ein munteres bewegliches Ding, oder weinen sollen. Es ist ein hinreißendes und mit einer zerfnautschten Gummipuppe Kleinmädchen- Lächeln. Der Routinier an der spielte. ,, Stell' dir vor, Alf, wenn Shirley mal Kamera bemerkt dies wohl. Die entwickelten ein weiblicher Jackie Coogan   werden würde. Alf blieben vor Lachen die Kuchenfrümel im cheln der kleinen Shirley wird über die ganze Platten in der Hand, weiß er sofort: das Läs Hals steden. Er wäre fast erstickt. ,, Oh, Mabel," Erde gehen. Es wird der Filmgesellschaft viele prustete er dann schließlich, frebsrot im Ge- Millionen Dollars einbringen. In den vors sicht ,,, du bist aber heute komisch. Freu' dich, nehmen Kinopalästen von New York   und Lons wenn es ein gesundes, frisches Mädchen wird don hört wie du. Euch Weiber machen die Glashäuser zückt rufen: ,, Very nice," sich dabei behutsam die Frauen der Bourgeoisie ente da drüben alle ein bißchen verrückt. Wenn ihr die geschminkten Wimpern tupfend. Und im selbst nicht dort sein könnt, so sollen schon eure Berliner   Wedding, in düsteren Vorstadtkinos: Kinder, die noch nicht friechen können, daran ,, Ach Jott nee, bet fleene Herz." In allen

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