8— war von einem Schuh zerschmettert worden und hing an einem Streifen Bast. „Ein Boot hat gelandet," sagte der Mann in der Sprache der Eingeborenen.„Mein Geld haben fie nicht gefunden." „Dein Geld!" schrie das Weib ihn an. „Ist es mehr wert als das Blut unseres Kindes?" Der Mann sagte in dumpfem Zorn: „DaS verstehst du nicht. Natu! Ich wünsche, das Geld zuretten, aber ebenso sehr wünsche ich die Rache für mein Kind. Doch ich bin nur einer und habe nur noch eine Patrone!" * Jim Martin war wohl der blutbefleckteste Strandläufer, den die Inseln der Siidsee jemals gesehen haben. Bon einem Walfischfänger als Aufrührer in Nitendi an Lang gesetzt, hatte er sich von aller Zwilisation losgesagt. Seine Eltern, die der Hefe Liverpools entstammten, waren deportiert worden. Die Jugenderziehung hatte er beim Zischen der neunschwänzigen Katze genossen, die auf die Rücken der Deportierten niedersauste. Da er rücksichtslos mutig war, wählten hie Eingeborenen ihn zu ihrem Führer, bauten ihm ein Haus und gaben ihm eine Frau. Sie behielten auch Vertrauen zu ihm, als sein Versuch, eine von Hobart nach China bestimmte Barte zu entern, mihlang und viele Eingeborene dabei umkamen. Kurz darauf aber hatte er Erfolg mit einem Handelskutter, der während der Nacht überrumpelt, seiner Ladung beraubt und dann verbrannt wurde. Bei der Beute waren viele Feuerwaffen. In den nächsten fünf Jahren berührten wenige und nur gut bewaffnete Schiffe die Insel, da sie einen schlechten Ruf hatte. Vor zwei Jahren aber kam ein unbewaffneter Schoner, dessen Kapitän Geld für Handelszwecke mit sich führte, nach Nitendi. Jim Martin beschloß, dieses Schiff zu kapern. Im Dunkel der Nacht wurde die Mannschaft niedergemetzelt. Nur ein Fidschianer rettete sich, indem er über Bord sprang. Dieser berichtete den Ueberfall dem Kommodore der australischen Station^ der ein Kanonenboot entsandte, das die Schuldigen nach Sidney vor Gericht bringen sollte. Falls sie nicht ausgeliefert wurden, waren die Eingeborenen nach dem Ermessen des Befehlshabers zu bestrafen und das Dorf niederzubrennen. Bon dem entflohenen Fidschi -Insulaner geführt, gelang es dem Kommando, nachts unbemerkt zu landen und sich dem Dorf von der Rückseite her zu nähern. Doch ein sich selbst entladender Revolver alarmierte die Eingeborenen. Sie leisteten, von Martin geführt, tapferen Widerstand und entkamen, in der Dunkelheit die Reihen der Blaujacken mif ihren Frauen und Kindern durchbrechend, in die dichten Dschungeln des Gebirges. Sieben Leichen mußten sie zurücklaffen; unter ihnen einen zehnjährigen Knaben: Jim Martins Sohn. DaS Korf und die Kanuflotte gingen in Flammen auf. ♦ „Saft unS weiterfliehen. Natu," sagte Martin,„eS ist hier nicht.sicher." DaS Weib gehorchte schweigend. Sie flohen durch die Berghänge, entgegengesetzt der Richtung, die die Offiziere und Blaujacken eingeschlagen hatten. Nach einer halben Stunde erreichten sie eine verlassene Hütte am Flußufer. Natu brach vor Schmerz zusammen. Martin holte Trinkwasser und verband ihre Wunden. Die Offiziere waren kaum hundert Meter hen Strand entlang gewandert, als der jüngste, ein blonder Seekadett, stehen blieb. „Lassen Sie uns lieber in anderer Richtung gehen. Nach der Karte mündet ein Fluß in die nächste Bucht, und dann kommt gleich ein kleiner See." „Einverstanden!" Die Offiziere und die drei Blaujacken hinter ihnen machten kehrt. „Eine famose Wasserfläche!" rief der Seekadett begeistert aus, als der See vor ihnen lag. „Packt aus, Jungs!" befahl der eine Leutnant.„Wir wollen frühstücken! Und Augen und Ohren offen gehalten! Ich möchte keinen vergifteten Pfeil in den Nacken bekommen!" „Aber vorher muß ich schwimmen!" protestierte der Seekadett lachend und entkleidete sich. Nach einem Kopfsprung war er bald bis mitten in den See. geschwommen. * Der Klang von Stimmen riß Martin aus dem Schlaf. Er griff zum Gewehr und weckte sein Weib. Dann kroch er aus der Hütte ans Ufer. Gerade sprang der Seekadett ins Wasser. Mochte Jim Martin mich ein gefühlloser Mörder sein, in diesem Augenblick packte ihn doch Entsetzen. Der See war voll Krokodile! Ahn durchschwimmen wollen, bedeutete sicheren Tod! Natu war herangekrochen und berührte feinen Arm.„Gleich werden sie ihn packen!" triumphierte sie, die Augen voll Haß. „Natu! Es ist nur ein Knabe!" flüsterte Martin und umspannte das Gewehr fester. „Du Narr!" zischte sein Weib wild und griff nach dem Lauf.„Sie haben deinen Sohn getötet! Sich! Sich doch!" Eine schwarze Schnauze ragte aus dem See und bewegte sich langsam vorwärts, kaum dreißig Meter von dem Seekadetten entfernt, der gemächlich dem Ufer zuschwamm. Martin entriß Natu das Gewchr. „Er darf so jung nicht sterben!" murmelte er.„Der Knabe! Lauf schnell in den Wald! Ich komme gleich nach." Er stieß sie beiseite und hob das Gewchr. Ein Schuß krachte; das Ungeheuer sank, auf seinen knochigen Schädel getroffen, in die Tiefe. Ehe Martin fliehen konnte, drangen zwei andere Schüsse durch die Stille, und er stürzte vornüber ins Gras. * „Wir sahen den Kerl gerade noch rechtzeitig," rief die eine Blaujacke. Der Leutnant war aufgesprungen.„Sind Sie getroffen?" schrie er dem Seekadett zu. „Nein! Was ist denn los?" antwortete dieser und erklomm das Ufer. „Ein Neger gab aus dem Hinterhalt einen Schuß auf Sie ab! Schnell Deckung nehmen! Lassen Sie doch Ihre Kleider!" Zehn Minuten vergingen. Kein Laut unterbrach die Stille. Dann krochen der Leutnant und eine Blaujacke vorsichtig dahin, wo diese den Mann hatten fallen sehen. Plötzlich stießen sie auf ihn. Jim Martin wandte das Gesicht zur Seite, sah sie an. <„Hat das Krokodil den Jungen gepackt?" stammelte er. „Krokodil?" fragte der Leutnant überrascht.„Feuerten Sie auf ein Krokodil? Sind Sie ein Weißer?" „Einerlei," keuchte Martin.„Laßt mich hier ruhig liegen. Seht doch!" Er zeigte auf ein Loch in seinem Bauch.„Die Kugel ist glatt hindurchgegangen und hat mir das Rückgrat zerschmettert." Er sprach kein Wort mehr und starb. Die Blaujacken machten eine Tragbahre und trugen ihn zum Strand hinunter. =3 ■ Heiteres■ Druckfehlerteufel Der Schauspieler wurde von den begeie sterten Zuhörern dauernd mit Applmus über« schüttet. Als die Hausfrau in die Speisekamme» trat, blickte Luise sie ziemlich.übernascht an. Zur Strafe für seine Fahrlässigkeit tat Dienste wurde der Beamte wegradiert. Der Redner hat die unangenehme Gewohns heit, die Leute beim Sprechen zur Hälfte verschlucken. Der Ruhestörer im Konzertsaal wurde von? Künstler zur Bestrafung angegeigt. Die Landschaft, welche er durchreiste, bof einen traurigen Anblick; äußer einigen ver« kümmerten kanten und verkrüppelten Richten begegnete der Blick nur ödem Felsgestein. Auf einer kleinen siidfranzöfischen Eisenbahnstation befindet sich an der Bedürfnisanstalt eine Tafel mit der Aufschrift:„Schlüssel deins Stationsvorsteher". Ein Spaßvogel hat dar« unter geschrieben:„In dringenden Fällen wend» man sich an den Verkehrsminister in Paris !" Hereingefallen. A.:„Wissen Sie schon, der König der Belgier trug in der letzten Zeit seines Lebens immer himmelblaue Hosenträger!"— SB.:„Warum?"— A.:„Damit ihm die Hosen nicht herunterfielen l" Gut gegeben. Er:„Heiraten kann ich Sir nicht, aber ich will Ihnen einen-Platz in meinem Herzen geben."— Sie:„Nein, danke, ich bin nicht für das Gedränge!"- Die kleine Frieda hat wunderbare großblaue Augen, um derentwillen fie von allen Freunden und Bekannten bewundert wird. Jhtz fünfjährige- Brüderchen hört das wiederholt und sagt eines Tages ganz betrübt:„Mich lobt keiner, und ich hab' doch so schöne lange Ohren!" Hänschen soll belohnt werden. Recht»»der links? Auweh!
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15 (13.4.1935) 15
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