Die Geschichte der Käth. Vogt
Ein Kulturbild ans dem Schönhengsterland von Hermann König
Besondere Freude machten ihm die jungen Weiber, die sich gegen die Sittengebote vergangen hatten, im Turm saßen und oft recht drall und von festem Fleisch waren.
Sie waren meist halbtot vor Angst und schwiegen fein still, wenn er im Gewölbe seinen Spaß mit ihnen trieb und sie unter sich zwang, nur vor seinem Weib mußte er sich hüten, die hatte gar scharfe Augen und eine böse Bunge.
( Schluß)
fuhren war. Steine zum Schloßbau holen. Es fürchtete sich in der finsteren Kammer, in der die Mutter in Kindsnöten schrie.
Erschrocken barg es sich hinter der Linde als die Reiter fluchend über den schlechten Weg vorüber trabten und nunmehr die Brünner Straße gewannen, an der sich links der obere Bader
teich hinzog.
Aus dem Schilf gurrten Wasservögel und es Vorsichtig trabten die Pferde über den ver- roch nach faulen Fischen, während ein grelles sumpften Boden, auf den sich schon die Abend Wetterleuchten den Erdberg mit dem Kreuz in schatten senften, im Gebüsch pfiff eine Drossel helles Licht tauchte. Von der Waltmühle 30g ihr Abendlied, als sich der Trupp der Lichtung ein einsamer Kahn, darin eine Fackel lohte, zu näherte, auf welchen das Häuslein des Wild- dem Damm, der den oberen mit dem unteren hüters und die strohgedeckten Hütten von einigen Teich verbindet, und wo noch aus der fatholiFronbauern standen, welche meistens vom Bor- schen Zeit die verfallene Kapelle des heil. Nepospanndienst über den Engpaß lebten, den Schin- mut stand. Es war der Fischmeister und ein derhengst, der vorn in die Tiefe ging. Knecht, welcher Krebse für die Herrschaftstafel gefangen hatte.
Die Zwittauer Knechte hatten in einem Tonpluzer von dem neuen Getränk, das die Lettowizer Juden heimlich brachten und das man Branntewein hieß und eine höllische size im Kopf brachte, mitgenommen, als sie nun durch den dunkelnden Tann niederstiegen, vorbei an den verfallenden Mauern des Raubnestes der Schönburge, wo um Mitternacht die Heren tangten, schrien sie und schlugen lärmend mit den Waffen an die Bäume. Tief unten rauschte das Silberwasser und ein Rudel Rehe flüchtete er schreckt über den Steilhang.
Der Henker hatte bemerkt, daß ihm schon geraume Zeit ein Bogel begleitete, es war ein großer, alter Rabe, der rechts von ihm auf das Unterholz hüpfte und heiser schrie, und faßte es als ein bedeutsames Vorzeichen, denn der Galgenbogel war ihm nicht fremd und sah ihm oftmals zu bei seiner Arbeit. Aber aufmerksam Wald, ob nicht Peitschenknallen und das Süh geworden, horchte er doch in den schweigenden und Hot des gespenstischen Grünhüttel hörbar sei, das die alten Leute den Herrn Wotan geheißen, er hörte aber nichts als das Geschrei der trun
kenen Knechte, von denen einer den Spruch der Here in den Wald schrie, die man jüngst in Leitomischt verbronnen und der ihr Morgengebet war, wie sie auf der Folter gestanden:
Der Bock der hat zweh Hörner Es seint des Tuifels Laterner Es seint der Juden ihr Arschloch daß der Tuifel hineinkroch.
Ein andrerer gröhlte das Abendgebet Dran Nickl dran
das Weib das schlug den Mann sie schlug in mit der Ofenkruden daß der Tuifel sollt zu ihr rucken. Das Echo tam vom Hornrand zurüd, da flang es wie ho ho und lautes Peitschenknallen.
Ein Windstoß fegte durch die Gipfel und warf einen Hagel von Tannenzapfen und dürren Mesten auf die erschreckten und schnell ernüchterten Reiter, die nun eilig durch den Hohliweg trabten, nach Porstendorf hinüber, über dem sich schon die Abendschatten senkten.
Die Bauern waren von schwerer Arbeit heimgekehrt in ihre aus Holz geschroteten und mit schweren Strohbündeln gedeckten Häuser.
Aus niederen Fensterlöchern flimmerte Licht, in den Ställen schrie hungriges Vieh und Hunde bellten hinter dunklen Hecken.
Bei der Linde am Weg zur Erbrichterei stand ein Bübl und zitterte in seinem Hemblein, da es auf den Vater wartete, der auf Fron
Von diesem hörte der Henker, daß die Fronfeste Einquartierung erhalten und der Stadtrichter schon auf ihn warte, und er gedachte der bedeutsamen Begegnung mit den Raben, gab dem Pferde die Sporen.
Vor dem oberen Tor bei der Stadtmauer war ein Gelärm und ein Haufen fremder Lands knechte drängte sich um die Lagerfeuer, über welhen an großen Kesseln das Essen kochte. Unter den Bäumen neben dem Brunnen wieherten Pferde, und aus dem Bfudelkretscham drang das Singen zechender Söldner, die ihre Rüstungen abgeschnallt und Schwerter und Spieße an die Mauern gelehnt hatten, weiter hinten standen
Rüstwagen und Geschütz.
Es war das Fähnlein, das der Herr von
Birotin auf Eibenschitz den Prinzen von Oranien Buidersee gegen den Herzog von Alba kämpfte, nach den Niederlanden sendete, der an der an dessen Weg die Galgen und Scheiterhausen gerichteter Ketzer wuchsen.
Der Rat der Stadt hatte die Söldner, unter
denen sich manch ein verdächtiges Gesicht befand, nicht in die Mauern selassen und ihnen die oberen Scheunen zur Rast und Nächtigung gewiesen, wohl für reichliches Essen und Trinfen gesorgt, jedoch die Mauern, Tore und Türme durch bewaffnete Bürger besetzen lassen.
Die Offiziere aus dem protestantischen Ade. des Landes waren beim Schloßherrn zu Gaste geladen.
Der Meister Beschka wurde schon erwartet, denn vor der Fronfeste stand ungeduldig Herr Cieswizz, der Stadtrichter, denn der Grundherr sollte am nächsten Tag zur Tagung der Landstände nach Brünn und vorher noch das Urteil
über die Mörderin bestätigen.
In der Schergstube hatte inzwischen das Weib des Henters die Inkulpantin für die Folter hergerichtet und ihr am ganzen Leib die Haare geschoren, auch nachgesehen an den heimlichen Orten nach zauberischen Zeichen, Muttermalen und dergleichen, welche wenn vorhanden, mit einer langen Nadel gestochen wurden. Und so fauerte die Käth in dem dumpfen Gewölbe unter der rauchenden Fackel auf dem blutgeronnenen Lehmboden und wartete auf ihren Folterer, und an dem Brettisch saß der dürre Gerichtsschreiber fauend an seinem Gänsekiel und betrachtete mit lüfternen Augen das entblößte Weib, dessen irre Augen über die Mauern liefen.
Dann hing fie nadt am Seil, an den Füßen die schweren Gewichte und die Hände am Rücken
gebunden, und sollte bekennen, ob sie ihr entlaufener Buhle angestiftet und ob sie Mittvisser ihrer Tat habe. Sie leugnete und sagte, er habe daran feine Schuld, und dann fragte der Richter, ob sie nicht willens war oder versucht habe, wie, manche Weiber tun, die Frucht abzutreiben, mit einem Sud aus Bibernell, Safran und den Fins gern einer Kinderleiche verkocht, in roten Wein bei Neumond, und sie schüttelte den Kopf. Da riß der Henter an dem Seil, worauf die Haut an den Gelenken zerplatte und aus dem Leib, der erst vor kurzem geboren hatte, Blut kam, da erklärte der Henker, der schon müde war, die Fortsetzung der Folter würde sofortigen Tod nach sich ziehen, worauf der Schreiber das Protokoll schrieb. Draußen grollte ein schweres Gewitter und am nächsten Morgen wurde der Käth. Better Vogt nachgelassener Wittib vom Rat der Stadt ihr Urtheil gesprochen.
Die Kunde von der Untat hatte sich rasch in der Gegend verbreitet, hatten doch die Pas storen von den Kanzeln über die Mörderin ges predigt und Höllenstrafen auf den Häuptern aller Unzüchtigen beschworen.
Ueberall in den Weilern und Dörfern sprach man aufgeregt davon und die Weiber freuten sich auf die Hinrichtung mit Furcht und Neugier mehr als auf einen Kirmestanz, denn es war schon lange feine Wieb gerichtet worden.
Der Tag tam, nach langer Regenzeit blaute ein flarer Morgen, in den Dörfern dachte niemand an das auf den Wiesen faulende Hen, alle Schelte der Dorfrichter war vergeblich, denn schon vor Tau und Tag waren die Feldraine und Wege von dem zusammenströmenden Volk belebt, das nach dem Galgenberg zog.
Die Bauern hatten ihren Kirchenstaat an
gelegt, blaue, lange Schoßröcke, rote Westen, gelbe Lederhosen und auf dem Kopfe den dreis edigen Hut, während die unbestrumpften bloßen
Füße in derben Schuhen staken, aus denen noch Weiber, die auf der dampfenden Erde bloßfüßig hie und da das Stroh hervorkam. Dazwischen sah man die farbigen Röcke und Tücher der gingen und die Schuhe erst furz vor der Stadt
anzogen.
Es waren auch sonst viele Fremde nach Trübau gekommen, die sich das seltene Schauspiel nicht entgehen lassen wollten, darunter einige adelige Familien, die auf ihren einsamen Schlössern die Langeweile plagte.
Alle wurden nach ihrem Rang in der GarTuchel bei den Bürgern oder auch im Schloß einquartiert.
Die Zünfte feierten meistens, nur die Händ ler, die sich ein Geschäft erhofften, standen in ihren Gewölben, während die Tuchgesellen den Dienst an den Toren und Türmen übernehmen. mußten, denn die Stadtknechte hatten heute alle Hände voll Arbeit, war doch auch viel Gesindel gekommen, dem nicht zu trauen war.
Bom nördlichen Turm gellte die Armens
fünderglocke, das Volk drängte zum Tor hinter den von einer Schindmähre gezogenen Karren, auf dem die Mäth. saß, im Totenhemd, die Kins desleiche neben sich auf den Brettern, wimmernd unter den Schmerzen, die ihr den Leib zerfraßen.
Vorn und an den Seiten schritten bevaffe nete Stadtknechte, dann der Henker in dem roten Kleid, sodann der Stadtrichter mit den Herren des Rates in Feiergetand, das Schwert an der Seite.
Neben der Verurteilten ging der Pastor, der ihr von der Vergebung der Sünden und der Gnade Gottes sprach, sie hatte die Augen ges schlossen und stöhnte leise, während der Mann Gottes feinen schwarzen Talar mit der linken