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dem Hantmer auf ein glühendes Eisenstück los-| Ich trage weiße Seide, schwarze Spiken, schlägt. An den Zäunen, den Stangen, den gefälschte Diamanten hüllen mich in ihren Bäumen hingen Glieder und Eingeweide, aber Schein, wer wußte denn, wem was gehörte. Später er zwei Stunden darf ich also Greta Garbo fuhr ich, daß die Jungens vom 28. Regiment dort nachgegraben haben, um wenigstens Hans gebührend zu bestatten. Sie gruben Reste von Maroden aus, eine italienische Bluse, die Hand­haben von Tragbahren, Hansens Doktortasche; sie war ganz verbrannt, darin seine zerschmol­zene Nickelschere, un, ich habe sie zum Andenken aufbewahrt.

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Ein neues Double läßt sich jederzeit und ohne Mühe finden,

an Auswahl mangels der Metro- Goldwyn nie. Das Leben eines Doubles also ist, wie Sie ersehn, recht ärmlich.

Der Freuden gibt es wenig, der Gefahren viel. Und die Bezahlung obendrein ist geradezu erbärmlich.

nach Hause fahre ich gewöhnlich dann allein. Man nutzt sich recht schnell ab. Und eines wenig schönen Tags muß man verschwinden. Ein Double sein fürwahr fein sehr Nimmt mich wohl dann noch die Komparserie?

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begehrenswertes Ziel.

Spaziergang in Sevilla

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Von Ernst Toller .

Quien no ha visto Sevilla , no ha visto maravilla" ,, wer Sevilla nicht gesehen hat, der hat noch kein Wunder gesehen", heißt ein alter Spruch.

Lange Zeit lag ich in den Spitälern, ich hatte die Sprache verloren und weinte fortwäh rend um Hans. Auch im Irrenhaus bin ich ge= wesen, wurde aber entlassen. Aber Jungens, ich bin nicht mehr wie früher, und es ist doch schon ein Jahr her. Ich darf nicht daran denken darf mich nicht daran erinnern... ich hätte gar nicht anfangen sollen zu erzählen... es re- regt mich auf... ich kann nichts dafür... aus demselben Dorf... wie Brüder... Er hat Auch die Reiseführer preisen Sevilla als mich operiert ich werd' es mir nie verzeihen die schönste Stadt Spaniens , mir schien sie die ... bis zum Tode nicht... armes Hanserl... einzige, die sich der Fremdenindustrie verkauft in der Nacht erscheint er mir... gerade gehat. Mag sein, daß die Weltausstellung, die stern... so... so steht er an meinem Bett... zu Füßen... weiß ist er wie Phosphor. spricht nichts... schaut nur traurig drein.. wie damals... im Smichover Bug... wie er zum letztenmal auf Prag schaute...

,, Wie," ruft die Senora Concha ,,, Sie bes leidigen unsere Madonna, hat sie nicht den kran­fen Sohn der Senora Velasquez geheilt, der lahin war und hinkte, daß es einem jammern fonnte, läuft er nicht jest wie ein Pferdchen, und hat die Madonna nicht Don Raphael vom Tode errettet, als er von einer Mauer stürzte?"

,, Aber ich sage ja nur, daß die Familie, die reichen Amerikanerinnen, die Schweizer Hotel - das große Los, El Gordo, den Fetten, gewann, direktoren sie ein bißchen verdorben haben, mag vorher unsere Madonna darum angefleht hat. sein, daß sie in der ,, Semana Santa" und in der Haben Sie mir nicht selbst erzählt, daß Sie in BZeit der österlichen ,, Feria" ein anderes Gesicht der letzten Ziehung auch gespielt und ihrer Ma­zeigt. donna eine Wachsferze, faustdick, geweiht haben? Die Kathedrale ist eines der großartigsten Wo blieb der Gewinn, bitte; wo blieb der Ge­

Das Double der Greta Garbo Denkmäler gotischer Kunst, zauberhaft sind die

Von Katja.

Gärten des Altazar, orangenblühend, myrten­duftend, plätschernd von Springbrunnen, ber­Ich habe es gelernt, in ihrem Rhythmus mich wunschen in unirdischer Stille, ein Märchen aus zu wiegen,

die Augen aufzuschlagen so wie sie; Seiltanzen fann ich, fechten, Tennisspielen,

Tausend und einer Nacht, aber das Stadtzen­trum ist reizlos, die Nachbarschaft, Códoba, mit ihren frummen und gewinkelten Gäßchen, ihren alten Herbergen und vergitterten Erfern, den stillen Plätzen, dem Porto- Brunnen, von dem Fast alle unter Ihnen dürften mich wohl kennen, schon Cervantes berichtet, iſt unvergleichlich

fliegen,

nur Launen leisten, das kann ich mir nie.

Sie haben auf der Leinwand mich schon oft

gesehn;

doch niemals wird die Metro- Goldwyn meinen

Namen nennen, und ein paar Jahre werden meinen furzen Glanz verivehn.

Ich bin ein Double. Wissen Sie, was das besagt?

Manch einer weiß es, andre wissen's nicht. So hin und wieder werde ich danach gefragt, in solchen Fällen lautet meine Antwort schlicht: Ich darf die Göttliche im Film vertreten, an jenen Stellen, die ihr nicht behagen, wo's sehr gefahrvoll zugeht, da bin ich vonnöten und meistens auch an den Premieren- Tagen. Sie glauben, Greta Garbo springt ins Meer, um ihren Liebsten vor dem Wellentod zu retten? Madame, Monsieur, da irren Sie sich sehr, Sie wird das niemals tun, woll'n wir darauf

wetten?

Ein Flugzeug stürzt, zerschlägt sich in der Luft, und Greta Garbo fällt aus höchsten Höhen. Ganz unbesorgt. Das bin nur ich. Die Sensation verpufft,

man darf nicht hinter die Kulissen sehen. Doch gibt es auch für mich Sekunden voller Glück;

gestatten Sie's, will ich davon erzählen, stets denke ich nachher noch lange Zeit an sie zurüd

und lasse mich von der Erinnrung Süße quälen. Das ist( z. B.), wenn ich am Arme eines Stars, sagen wir Gary Cooper , in die Kinologe trete, man fragt mich: gnädige Frau, wie geht's, wie war's?

Ich schlürfe Huldigungen ein, als wär'n sie Lethe.

reiner und schöner.

An den Straßenecken Sevillas stehen un­sichtbar überall Laternen mit Schildern ,, come and see Sevilla", sichtbar ,, visit the Kursaal", und in den zahllosen Antiquitätenhandlungen wartet echter Plunder auf seine Verladung nach

U. S. A.

Deutschland ist durch ein Bierhaus Mün­ chen vertreten.

Ich gehe die kleinen abseitigen Gassen von nenhöfe der Häuser, die alten Majolikafliesen, Santa Cruz, sehe mir die Patios an, die In die geschmiedeten Gitter mit den vielfältigen und immer verschiedenen Ornamenten, ich sage| buenas dias" zu Vater, Mutter, Kindern, die dort, nicht in den Stuben, tagsüber leben.

Mit verbundenen Augen kann der Fremde sagen, ob er in Madrid oder in Sevilla spaziert, er braucht nur zu hören. Die Straßenschreie in Madrid sind hart, schrill, im Dreiklang trom petend, die in Sevilla langgezogen, heiser, ara­bische Kehlgesänge, Reflame mit sentimentaler Timbre.

In einem kleinen Weinkeller, in dem wahre Giganten von Fässern lagern, trinke ich ein Glas Manzanilla, der Küfer fragt mich, ob ich Langostinos, Almegas, Caracoles oder Ostras, Langusten, Miesmuscheln, Schnecken oder Gar­nelen dazu essen will- ein gesegnetes Land. Draußen treiben Gemüseverkäufer ihre Esel vorüber ,,, Di. Burro", rufen sie in furzen Intervallen.

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An einer Ecke streiten sich zwei alten Wei­ber, ihre Wortkaskaden steigen höher und höher.

Was ist geschehn? Jedes Viertel hat seine eigene Madonna, jedes Viertel behauptet, die seine sei die schönste. anadenreichste. wunder­tätigste.

winn? Zeigen Sie ihn doch! Und übrigens war

Don Raphael betrunken, als er von der Mauer fiel, und die Mauer war nicht höher als eine Gartenbecke!"

,, Ach, Sie schlechtes Weib, hat Ihre Ma­donna geholfen, als Sie ein Geschwür plagte? Es wissen schon viele, daß Ihre Madonna.

"

Und die Schimpfwvorte fliegen wie Bälle im Pelotaspiel, fein gutes Haar wird an den Madonnen gelassen, Geiz und schmußiger Cha­

rafter wird ihnen vorgeworfen, keine Missetat, die sie nicht begangen haben sollen.

In der Nähe läutet eine Glode, die Weiber trennen sich, ich folge der einen zu ,, ihrer" Ma­donna. Die Kirche strahlt im warmen Geleucht der tausend Wachsferzen, in weißseidenem Kleide, in gesticter Mantilla und köstlichem Schal thront die Madonna, in der Hand hält sie das Stöckchen des Alkalden, das Machtsymbol des spanischen Bürgermeisters, ihre Brust ist mit Fahnen haben sich vor dem Altar aufgestellt, im einem militärischen Orden dekoriert. Vereine mit hinteren Schiff spielt eine Kapelle, ein Dußend Sänger mit einem Pfarrer als Dirigenten fingt Tateinische Hyminen.

Das alte Weibchen kniet nieder und betet eifrig den Rosenkranz. Vielleicht fleht sie die Madonna an, durch ein handgreifliches Wunder den Leuten des Nachbarviertels zu beweisen, wer die beste Madonna ist, sie oder die von drüben.

Nachmittags bin ich bei einem Bildhauer eingeladen. Er führt mich in sein Atelier. In einer finsteren Ecke steht eine Madonna aus Gips. Die Wangen sind bemalt, die Lippen rot gefärbt, die Augenbrauen, wie mir der Schöp­fer stolz bedeutet, kunstvoll eingesetzte echte Wimperhaare. Sie sieht so schön, so füß, so liebs lich aus, wie das Volk sie sich wünscht.

,, Für eine Kirche in Sevilla ?" frage ich.

,, Ein Dorf in der Nachbarschaft hat die Madonna bestellt, aber dann nicht den verein barten Preis bezahlt. Die Bauern wollten sie abholen, ich habe sie nicht herausgegeben ,,, erst zahlt, ihr Betrüger, dann könnt ihr eure Ma­donna bekommen", schrie ich sie an, und man steht sie da zwischen dem Gerümpel."

Arme Madonna.