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drauf so hab ich's am liebsten
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wenn ich| Erzherzog dort inspiziert hat, worauf der] Schön war's! Kruzitürken! Heute kann vom Feld komme, schirr ich den Walachen los Herr Fabrikant einen Orden bekam und sich sich solche Gelage nicht einmal der Herr von und schnurstracks in die Küche auf eine jetzt von Kindessen" nennen darf. Kartoffel."
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„ Zu Weihnachten ist Schluß auf Brünn . Die Zeitungen schreiben, bevor die letzten Blätter fallen, ist alles fertig, besiegt. Das bauert jetzt Jungens schon den fünften Monat. Spätestens im Frühjahr ist Schluß. Uns wird man nicht mehr hinausschicken, wir würden den Karren doch nicht herausreißen..."
Eine Kommission fam. Oberstabsarzt, Regimentsarzt, ein Oberleutnant, zwei Schreiber.
Der Herr Fabrikant selbst holte sie im Auto ab und machte persönlich den Chauffeur.
Der Stabsarzt war süß wie Honig, er staunte über unser vorzügliches Aussehen und gratulierte dem Hausherrn.
Wir entkleideten uns. Daß jeder einen Bauch hatte wie ein Blasebalg, war fein Wunder. Der Regimentsarzt klopfte darauf und die Bäuche flangen wie Bierfässer. Auch der Herr Stabsarzt beklopfte uns.
Bei den ersten grinsten sie.
Als aber die zehnte, die zwanzigste Freßfugel antrat lachten sie nicht mehr, sondern wälzten nur die Augen heraus.
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Sowjet- Fibel
Von Walther Allerhand
Im Verlag Kittl( Mährisch- Ostrau ) Wir haben eine Kindheit lang die Demut ist ein neues Rußland - Buch erschienen: vor der Weisheit der weißen Haare gelernt. Und ..Rußland aus der Nähe" Es ragt aus der da geht nun eine russische Fibel her, spielt die Flut der sonstigen Darstellungen durch Jugend gegen das Alter aus, verkündet die seine völlige Tendenzlosigkeit hervor. Der Autor ist Brünner Schriftsteller, war schon Ueberlegenheit der Jungen. Ich höre jammern vor dem Krieg in Rußland , kennt Land und und flagen: wo bleibt denn da die Ehrfurcht Leute genau und zeichnet sich durch die vor dem Alter, vor den Eltern? Ja man will Klarheit seines Blickes und eine frische Er- weniger Ehrfurcht haben und mehr Brot, im lebnisfähigkeit aus. Eine neue Welt mit neuen Rußland . Korn, selbst um den Kaufpreis allen ihren Freuden, Leiden und Hoffnun- der Ehrfurcht. gen lernt der von Anbeginn interessierte Leser aus diesem mit Sachlichkeit und Wiz geschriebenen Buch kennen. Hier eine Probe:
Die Fibel der Sechsjährigen ist zugleich die Fibel des Bolschewismus. Und so kommt es, daß es in dieser Fibel des neuen Rußland teine artigen Jungen und keine Fünf- Kopeken- Moral mehr gibt, sondern Komsomolzen, Fünfjahrplan, Sie flüsterten miteinander, schüttelten Dnejprkraftwerk, Industrie, Rote Armee , Prodie Köpfe, beflopften und betasteten aufs neue, letariat. Und das ist nicht mehr die idealisie= zeigten auf den und jenen mit den Fingern rende Tendenz der für das Ausland ausgeklüJeder von uns mußte dem Herrn Stabsarzt gelten Werbeschriften des Staatsverlages, nicht die Zunge herausstrecken. Sie drückten und die Geschichtsklitterung ausländischer Literatur, quetschten die Bäuche und riefen den Schrei- die das„ SSEM" bald zu den Initialien der bern zu, alles ordentlich aufzuschreiben und nichts durcheinanderzubringen. Kurz, wegen dieser furchtbaren Bäuche waren wir felddienstuntauglich.
Katastrophe!
Die Jungens meinten, jest ginge es nach hause, und packten ihre Sachen zusammen.
Es wurde Nachmittag und noch immer nidjts zu hören. In unserem Zimmer war es still wie in der Kirche.
Gegen Abend sahen wir Frau Kinderessen mit dem Herrn Oberstabsarzt promenieren, sie weinte immerzu, das Taschentuch vor den Augen. Vermutlich gab er ihr wissenschaftliche Erklärungen. Er machte Bücklinge und Krazfüße, füßte ihr galant die Hand. Er suchte eben zu trösten, so gut er konnte. Aber ich glaube, es hat verdammt wenig geholfen.
Am nächsten Tage wurden die Fußmaroden abtransportiert. Wir anderen mußten zu Fuß gehen.
Es marschierte sich schlecht. Einer nach dem andern, setzte sich nieder, die Chargen konnten feine Ordnung halten. Viele von uns blieben in den Gräben liegen.
In der Reichenberger Bürgerschule ließ man uns noch zwei Monate. Wir wurden eingeschlossen, durften nicht ausgehen..
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Und verflucht wenig gab's zu essen. In der Früh Tee ohne Rum, ein Stückchen Brot und weiter nichts. Mittag eine leere Suppe und Grießbrei zur Jause Tee ohne Brot abends Suppe. Kruzitürken! Wie unsere Bäuche da abfielen! Die Riemen schlosfen bald auf die alten Löcher. Keiner hatte mehr Sodbrennen und keinen stach mehr das Wohlleben.
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Im März waren wir alle wieder bei der Truppe und unverzüglich gings mit der MarschTompanie ins Feld.
Hölle und bald zum Transparent über dem Eingang in den Siebenten Himmel macht. Ganz naturhaft aus den eigenen Lebensbelangen herausgewachsen und in ihren Dienst gestellt, Lehrbuch und Bekenntnisbuch, Fibel und Bibel zu gleich sind diese Pierwoje uroki". Im Bei chen des Sowjetsterns steht die neue Kunst des Buchstabierens. Gleich eines der ersten Lesestückchen lautet:
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„ Natalja, warum schichst du Mascha nicht in die Schule?" ,, Es ist noch Beit, sie ist noch au flein."- ,, Alle Kinder muß man vom achten Jahr an in die Schule schicken, damit sie dort etwas lernen." Aber sie kann nicht gehen, sie hat keine Schuhe." ,, Tut nichts, man wird Mascha Schuhe geben." ,, Wer wird sie ihr geben?"„ Nun, der Sowjet wird helfen." ,, Nun, dann will ich sie halt einschreiben." und Mascha ging in die Schule. Und der Sowjet gab ihr Schuhe.
Ja, sogar ein bißchen rührend ist sie, die Geschichte vom guten Sowjet und der armen Mascha. Und daß man mit acht Jahren in die Schule gehört, gewiß, nicht als ein Aufruf im Kampf um die„ Liquidierung des Analphabetentums"; aber es paßt gar nicht so schlecht unter die ersten Lesestücke einer russischen Fibel.
Und schon auf der dritten Seite seiner Fibel liest der kleine ABC- Schüße, der noch seine Asbuki zusammenklauben muß, das instruktive Lesestückchen:„ Im Kolchos".
Das nächste Lesestück berichtet, wie man die Versuchsfelder einer Landwirtschaftsschule nach neuem Verfahren bestellt. Jwan Zyganow und Kusma Plotnikow verlachen ihre Söhne:
„ Ihr vergeudet eure Zeit in der Schule. Alt sind wir geworden. Haben gesät, wie es immer Brauch war. Und immer gab es Brot." Da tam der Sommer. Mager geriet auf den Feldern der Bauern der Roggen. Auf den Schulfeldern Schön war's bei Frau Kinderessen. aber stand er dicht, schwer waren die Aehren. Im erbst kehrte ich heim und erfuhr Da fagte Kusma zu Jwan: ,, In der Wirtschaftsvon einem Landwehrmann, daß in jenem Spi- schule lernen sie doch etwas. Ganz anders sind tal jetzt das Aerar Menage führt, daß ein sie als wir. Aber sie machen es gut."
Ist es so teuer bezahlt? Sind Gehorsam und Ehrfurcht denn alles. Ob das uralt- schlichte Evangelium der Arbeits- und Opfergemeinschaft nicht vielleicht kostbarer und wertvoller ist als die ängstlich gehütete ,, Subordination", das Tabu des Westens? Die Schule erzieht die Kinder zu Ungehorsam?! Ja, vielleicht. Aber sie erzieht sie auch zu etwas anderem, wozu man in Europa schon viel weniger erzogen wird. Es lautet das nächste Lesestück:
Awdotja ging morgens hinaus, um die Kuh zu weiden. In der Hütte versammelten sich die Kinder.„ Mutter, wir werden dir helfen. Mischa führt unsere Sache in den Reihen der Udarniki( Stoßbrigade der Arbeit), und wir werden hier für Mischa arbeiten." Die Mutter traute ihren Ohren nicht. Die Kinder aber teilten unter sich die Arbeit auf. Wjera blieb zu Haus und räumte auf. Sonja ging aufs Feld. Mitja weidete die Gänse. Ljuba und Arischa machten sich an die Wäsche. Und am Abend war alles fertig. Herzlich dankte ihnen die Mutter: Kinder, ihr seid anders als wir. Kräftig hält einer zum andern. Euch wird es im Leben besser gehen als une."
Weniger Ehrfurcht und mehr Liebe; viels leicht ist auch das ein Weg. Und mir ist ein Kind dieser neuen Schule, das seine andere Meinung den Eltern gegenüber zum Ausdruck bringt, noch immer lieber als so ein Lümmel bei uns, der etwa seine Mutter die schwere Markttasche schleppen läßt, weil es sich mit seiner Standesehre nicht verträgt, eine Einkaufstasche zu tragen.
Und zwischendurch Kinderverschen, wie auch wir sie in unseren Büchern hatten. ,, ABC, die Kaze lief im Schnee." Aber anders, ganz anders:
Fabrik aus Eisen und Beton! Baut Werke sondergleichen! Damit wir in vier Jahren schon den Fünfjahrplan erreichen.
Wir aber sangen in der Schule: ,, Weißt du, wieviel Sternlein stehen.." Oder ein anderes:
Den kleinen Emil fragt Herr Scholz was denn sein Bruder tut, der kleine Emil wird ganz stola und weiß die Antwort gut: Uns wird hier das Leben schwer, leiden bitt're Not,
er zog fort nach SSSR wie's Lenin gebot.
,, Alle Vöglein sind schon da", sangen wir als Kinder, als ob es im Leben nichts anderes gäbe als Böglein und Frühling.