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Ewige Kreise Eine Filmtragödie in Pressenotizen
„Tagesschau":„Die Fantasie-Film lud gestern die Presse zu den Aufnahmen ihres neuen Grohfilms„Stürme der Liebe" ins Atelier. In einer gigantischen Dekoration, die den Tanzsaal eines Luxushotels darstellte, wurde eine grosse Eifersuchtsszene zwischen Mia Magnesia und DolorcS Santuzza gedreht. Man gewann den Eindruck, dass diesmal nicht nach der alten Schablone gearbeitet wird, dass bei diesem Film Männer mit Ehrgeiz und neuen Einfällen am Werk sind, die neue Wege einschlagen wollen; und so ist-ein Film im Entstehen, der aus dem Rahmen der Serienproduktion fällt und eine Standardleistung unserer Filmindustrie zu werden verspricht..." „Illustrierte W o ch e n p o st":„In einer Aufnahmepause besuchten wir Mia Magnesia in ihrer Garderobe. ES macht mir besondere Freude, erklärte die Diva, unter der Regie Kurt HanS Walters arbeiten zu dürfen, eines Regisseurs, der alle ausgetretenen Wege weidet. Hier habe ich endlich die künstlerische Aufgabe gefunden, nach der ich mich seit Jahren sehnte.- Richt eine Attrappe spielen, eine Marionette, sondern«inen Menschen aus Fleisch und Blut. Ich habe die ewiggleichen Schablonenrollen feit, langem satt. Diesmal hoffe ich, dem Publikum beweisen zu können, dass ich nicht nur ein elegantes Abendkleid zu tragen, sondern auch ein Menschenschicksal zu gestalten verstehe..." s »D i e Zeitscha u": Dolores Santuzza war seit ihrem ersten grossen Erfolg in„Die Räuberin" als Vamp abgestempelt. Man hat sich lange gewünscht, sie auch in einer anderen Rolle zu sehen, denn man ahnte, sie kann viel mehr...Diesmal werden wir sie endlich in einer anderen Rolle sehen und erleben. Ihre Verehrer werden erstaunt sein: sie hat nicht mir ihre Haarfarbe verändert, sie ist rin anderes Geschöpf geworden; nicht mehr die blutdürstige Männervernichtcrin— ein Dämon, der schicksalhaft Unheil bringen muss und selbst daran zugrimde geht...' Endlich die langirrhoffte grosse, entscheidende Aufgabe..." „Die Metropole":„Herr Horst Knudsen, der Liebling der Damen, schüttete unserem Vertreter sein Herz aus. Ach, sagte er, ich habe eS satt, immer nur den lächelnden Herzensbezwinger zu spielen. Sie ahnen gar Nicht, wie unS die Serienproduktion künstlerisch schadet— das Publikum wird imserer auch all» Suschnell überdrüssig, wenn wir uns immer in der gleichen Rolle zeigen... Diesmal..." Und dann wird der Film„Stürme der Liebe" aufgeführt. Und es schreibt die „TageSschau":„Wieder einmal L'anzbarS und Luxushotels— das Abgegrif« srndste, Banalste, daS der Filmregisseur zeigen kann. Wieder die alte Schablone. Ein Film,
ohne Ehrgeiz und ohne Einfälle. Wann wird die Filmindustrie endlich andere, neue Wege einschlagen? Dieses am laufenden Band erzeugte, typische Serienprodukt ist wahrhaftig keine Standardleistung unserer Filmindustrie. Es ist an der Zeit, dass..." „Illustrierte Wochenpost":„Mia Magnesia spielt wieder(zum wievielten Male?.) eine niedliche Soubrette. EineÄttrappe, eine Marionette. Kann sie aber auch einen Menschen aus Fleisch und Blut gestalten? Sie sieht in ihrem eleganten Abendkleid reizend aus, jedoch die ewiggleichen Schablonenrollen haben ihre künstlerische Entwicklung gehemmt, und wir bezweifeln, dass jemals." „Sie Zeitschau":„Dolores Santuzza vampt wieder,-in- ihrer altbekannten Ma. nier, durch den Film, eine blutdürstige Man» nerverführerin, wie sie sich etwa der kleine Moritz vorstellt, doch nicht der schicksalhafte Dämon, der dem Verfasser des Films, unserem belvährten Mitarbeiter Ludwig Moser , vorge» schwcbt haben mag. Sie hat ihre Haarfarbe verändert, aber ihre Begabung ist dadurch keineswegs gewachsen. Vielleicht steckt in Fräu. lein Santuzza eine Charakterdarstellerin von Talent; man sollte endlich den Versuch wagen, sie vor eine andere Aufgabe zu stellen— das Publikum nimmt die Verführungskünste dieses Vamps ohnehin nicht mehr ganz ernst.'.." „Die Metrovol e":„Herr Horst Knudsen setzt wieder sein« oftbewährte Routine em.' Er vermag den Zuschauer nicht davon zu überzeugen, dass er wirklich der herzenSbezwin» gende Schwerennöter ist, den er glaubhaft machen soll— die Jahre sind auch an ihm nicht spurlos vorübcrgegangen. Gleichwohl, er wäre immer noch ein brauchbarer Darsteller, wollte er endlich darauf verzichten, vom ersten bis zun, letzten Meter des Films erbarmungslos zu lächeln. Nicht nur der Regisseur, auch'Herr Knudsen hat diesmal wieder eine Chance ui>. genützt gelassen, eine Gelegenheit versäume. Immerhin, wir gebchi die Hoffnung nicht auf. Vielleicht daS nächstemal..." Und fünf Zeilen tiefer: „Die Fantasie-Film ist mit den Borarbet« ten zu.einem neuen Film beschäftigt, der den Titel„Liebesstürme" führen wird. Der Film wird, sowohl waS den Stoff, als auch WaS die Regie und die Besetzung anlangt, sich in gan, neuen Bahnen bewegen und ohne Zweifel nicht nur eine Ucberraschung für das Kinopublikum, sondern auch ein neues Standardwerk unserer heimischen Filmkunst darstellen. Als Regisseur wurde HanS Kurt Walter verpflichtet, für die Hauptrollen wurden Mia Magnesia, Dolores Santuzza und Horst Knudsen gewonnen..." Fritz Rosenfeld.
regen und Ihnen dann in einer WahnsinnS- szene meine Kunstfertigkeit zeigen. Nun urteilen Sie, ob ich Sie von meiner Begabung überzeugt habe." Jetzt erst atmeten die beiden Herren auf, denn bis jetzt hatten sie immer noch an irgendeine wahnsinnige Geschichte gedacht. Ter Angeredete fragte lächelnd:„Ob Sie mich überfugt haben? Der Schrecken fitzt mir jetzt noch in den Gliedern. Solch eine Kunst muss aber gebührend belohnt werden." Mit diesen Worten zog er ein Bertrags- sormular aus der Lasche, das er mit seinen,
Füllfederhalter ausfüllte, nachdem er erfahren hatte,„wes Nam und Art" seine reizende Reisegefährtin war. So hatte sie mit Mr. Richardson, dem Herrn über zahlreiche VarietLS in den Vereinigten Staaten , einen sehr vorteilhaften Kontrakt abgeschlossen, der die kleine Wahnsinnszene schon lohnte. Zum Schluss bat aber der Manager: Erzählen Sie keinem Menschen, was Sie hier angestcllt haben, denn sonst bin ich auf meinen Reisen vor Wahnsinns, szenen-richt mehr sicher." Und die Künstlerin gelobte es.
Vorschläge zum Schutz der Fußgänger gegen Autofahrer
■ Heiteres■
WaS fehlt. Hauswirt:„Nun haben Sie die Wohnung angesehen? Gefällt Sie Ihnen?" — Mieter:„Jawohl, nur vermisse ich unter dem sonstigen Zubehör den Stall."— Hauswirt:„Den Stall? Wozu denn einen Stall?" — Mieter:„Um den Esel unterzubringen, der den hohen Preis zahlt, welchen Sie für die Wohnung verlangen." Konkurrenz. Einem reizenden jungen Mädchen wird bei einer Zirkusvorstellung von-' einens Löwen - ein Stückchen' Zucker aus dem Munde genommen. Grosser Applaus.„DaS kann ich auch," ruft ein junger Mann aus dem Publikum.—„Was? Sie wollen das auch können?" fragt daS Mädchen. —„Freilich," meint der Jüngling,„grad so gut wie der Löwe!" Hundegeschichtr.„Was-Sie auch über dest Geruchsinn Ihres WaldmannS sagen können^,- mein Fips steht ihm in keiner Wcis^. nach. Gestern hatte ich ihn zu Hause gelassen. Nach zwei Stunden entwischte er und fand»och meine Spur. WaS sagen Sie dazu?"—„Sie sollten mal ein Bad nehmen." Nur Wahrheit ist peinlich.„Ich darf dir als Freundin nicht verheimlichen, dass Frau B. überall Lügen über dich erzählt."—„Latz sie nur. Aber wenn sie anfängt, die Wahrheit über mich zu verbreiten, sage es mir gleich, damit ich ihr rechtzeitig den Mund stopfen kann."- Peter Altenberg erzählt in Freundeskreisen, sein Schneider habe ihm gesagt, dass für ihn schwer zu arbeiten sei.„Wieso?", fragten ihn die Freunde,„hast du denn eine so unmögliche Figur?"—„Rein; das nicht, aber ich zahl' nicht." Ter Hund in der Straßenbahn.„Aber! wenn ich volles Fahrgeld für meinen Hund be«- zahlen mutz, dann darf er sich wohl auf einest Sitz legen?"—„Aber natürlich, solange u ihn nicht mit den Füssen berührt."