Beide hinaus, fie mußte in der Dunggrube stehen und Dung aufladen, sie mußte Essen fochen, und sie mußte mit dem Vich auf die Alm steigen.
Aber gerade, als Maja Rad alle Hoffnungen aufgegeben hatte, ie eine Kleidernäherin zu werden, geschah etwas Merkwürdiges. Maja Rads Schwester heiratete einen Korporal, der Schneider war, und als der Schwager hörte, daß 8 Maja Rads höchster Wunsch war, eine Näherin zu werden, da erbot er sich, sie in die Lehre zu nehmen. Er zeigte ihr, wie sie Maß nehmen und wie sie Muster auswählen und zu chneiden, wie sie anprobieren und wie sie Anopflöcher machen müsse und alles andere, was ie noch wissen mußte, sagte er ihr auch. Und als Maja Nad bei ihrem jungen Schwager ausgelernt hatte, nähte sie zuerst Kleider für Kinder und junge Bauernmädchen, denn bei diesen nahm man es nicht so genau, obgleich sich Maja Nad immer alle Mühe gab, alles so gut wie möglich zu machen.
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CONO
gut für fie, und schließlich war sie so berühmt, gibt Borscht mit Fleisch und Sahne, dazu daß das Stubenmädchen von Marbada zu ihr dunkles Brot. Schmeckt ausgezeichnet. Natascha tam und ein Kleid für sich bei ihr bestellte. gegenüber sißt der Feinmechaniker Micha Wo Dieses Kleid nähte Maja Rad so schön, wie es Ihngew. Vierundzwanzig Jahre, hochgewachsen, ihr nur möglich war. Glücklicherweise sah dann schlank, sehnig, dunkles Haar, dunkle Augen. unsere Mutter dieses Kleid, und darauf bestellte ,, Wie hat Ihnen der Betrieb gefallen, Ges sie Maja Rad zu uns nach Marbada. Und von nofsin?"- ,, Sehr gut. Es tut mir nur leid, Marbacka kam sie nach Gardsjö, und von daß ich viel zu wenig von der Technik verstehe. Gardsjö nach Herrestadt, und von Herrestadt Ich studiere Nationalökonomie. Da kann praks nach Visteberg und nach Halla. Und nicht ohne tisches Wissen zur Ergänzung theoretischer guten Grund wird sie auch von den Herrschaften Kenntnisse nie etwas schaden."- ,, Sicher nicht, in Sunne sowie von denen in Ransäter aufge- Genossin. Ich bin bereit, Ihnen mein Wissen fordert, zu ihnen zum Nähen zu kommen. es ist zwar auch nicht überwältigend. zur Ver fügung zu stellen." Micha spricht absichtlich sehr gewählt, um einen guten Eindruck zu machen. Natascha findet das leicht komisch, aber sonst sonst gefällt ihr der Femmechaniker ausnehmend.
Mir gefällt es besonders gut, wenn Maja Rad erzählt, wie sie endlich nach so langer Wartezeit das Nähen lernen durfte und dadurch befreit wurde, Wasser zu tragen und Fußböden zu scheuern und Dung aufzuladen. Jetzt braucht Maja Rad nie mehr etwas anderes zu tun, als das, was ihr am meisten Freude macht.
Ich werde immer tief gerührt, wenn ich von solchen höre, die es schwer gehabt haben, denen
Und vom ersten Augenblick an ging alles les aber später gut gegangen ist.
Nataschas Leiden
Von Erna Preiß.
Natascha ist neunzehn. Sie studiert an der Moskauer Universität Nationalökonomie. Sie fieht aus wie alle sowjetrussischen Studentin nen. Ueberhaupt wie die meisten jungen Mädchen der UdSSR . Natascha trägt Müße, Bull und Rock . Im Sommer vertauschte sie den Bull mit einer Bluse. Das ist alles. Es genügt ihr. Natascha hat große graue Augen und einen runden, roten Mund. Noch wurde er nicht gefüßt. Natascha denkt gar nicht an so etwas. Sie ist ernst und fachlich. Sie träumt davon, später einmal Generaldirektor oder Aehnliches in einem hervorragenden Betrieb zu werden. Das sind gar teine romantischen Träume. In Sowjetrußland gibt es das. Da ist zum Beispiel die Gattin des Kriegsministers sie hat bei der Eheschließung nicht den Namen ihres Mannes angenommen- die regiert als Frau Generaldirektor" den Kosmetik- Konzern ,, Tege". Ein sehr wichtiger Konzern. Es geht da um Export und Valuten. Dann: die Frau des Polizeipräsidenten bon Moskau. Sie arbeitet in der Schuhfabrik ,, Roter Oktober". Hat einen einflußreichen Posten. Nataschas Wünsche und Hoffnungen sind daher durchaus berechtigt.
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Vorläufig wohnt Natascha mit ihrer Mutter zusammen. Der Vater ist tot. Schon lange. Natascha tann sich kaum noch an ihn entsinnen. Die Mutter tüchtig, energisch. Natascha hat das wohl von ihr. Die Mutter arbeitet in einer Konservenfabrik als Packerin. Natascha ist ein Proletarierkind. Jetzt darf sie studieren. Die Mutter ist sehr stolz darauf. Der Mutter gefällt vieles im neuen Rußland . Vieles aber auch nicht. Unter anderem: da Eheschließungen und Trennungen so leicht vorgenommen werden. Du gehst hin und sagst:„ Ich will nicht mehr". Ob der andere will, das kommt dabei gar nicht in Frage. Es wäre auch nicht so schlimm, wenn nur nicht meistens die Kinder das ganze problematisch machten. Kinder wollen auf jeden Fall- und das ist ihr gutes Recht essen, trinken und versorgt sein. Wenn zwei sich darum kümmern, geht das recht einfach. Wenn aber, wie das leider oft geschieht, der Vater sagt:„ Ich will nicht mehr" und verschwindet in eine andere Stadt( Ruß land ist groß), was nüßt es da, wenn man ihn zur Zahlung von Alimenten verurteilt? Das ſteht auf dem Papier, aber in Wirklichkeit ist der Staffa , der Fedja oder wie er sonst heißen mag,
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längst wieder verheiratet, hat vielleicht den Namen seiner neuen Frau angenommen und du kannst dir die Alimente sonst wo suchen. Nein, das gefällt Nataschas Mutter nicht. Man braucht fein„ Bourgeois" zu sein, um solche Zustände zu mißbilligen. Was tut eine gute, vernünftige Mutter deshalb? Sie warnt ihre Tochter: Nimm dich vor der Liebe in Acht, Natascha. Verlier nicht den Kopf und das Herz. Betwahre dir Vernunft und Ueberlegung. Auf die Männer war niemals Verlaß. Und heute schon gar nicht. Sie tuen schön mit dir, und nachher sagen sie Adieu. Du aber sitzt da. Läßt du dir das Kind abtreiben, so bleibst du vielleicht lange kränklich, bringst du es zur Welt, so hindert es dich bei deinem Studium, tostet dich womöglich auch noch biele Rubel. Geht es gut, und du kriegst überHaupt kein Kind, so erlebst du zumindest eine Enttäuschung. Auch das tut weh. Vielleicht noch weher als das Kinderkriegen. Darum Jei vernünftig, arbeite und kümmere dich nicht um die Männer." Also spricht die sowjetruffische Mama.
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Natascha hört aufmerksam zu. Sie wird es sich merken. Nimmt sie sich vor... Sie arbeitet fleißig, für das Studium, für die Partei denn natürlich ist Natascha in der Partei für die Studentenorganisation und was so drum und dran hängt an einem modernen Sowjetmädchen. Gar feine Zeit für Liebe. Und bloße Liebelei kommt nicht in Frage.
Da heißt es: morgen ist Besichtigung des neuen Elektrizitätswerkes an der Moskawa. Punkt neun Uhr früh treffen sich alle Studen tinnen und Studenten vor dem Werkeingang. Natascha glüht vor Neugierde. Es soll da unerhörte technische Fortschritte geben in dem neuen Elektrizitätswert. Sie verspricht der Mutter, ihr abends, wenn diese aus der Arbeit kommt, getreulich alles zu berichten.
Der nächste Morgen ist frostfühl und von Nebeln trüb. Natascha friert ein bißchen in ihrem Wintermantel, dessen Stoff noch keineswegs unter Qualität la fällt. Aber das sind für Natascha und für die meisten Nebensächlichfeiten. Es geht um eine größere Zukunft. Die Besichtigung dauert drei Stunden. Zum Schluß werden die Studentinnen und Studenten von den Arbeitern des Betriebes eingeladen, mit ihnen in der Kantine zu Mittag zu effen. Es
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Zu Hause sagt Natascha nicht, daß sie in zwei Tagen Micha Wolynew wiedersehen wird. Wozu auch? Die Mutter würde nur dens ten, sie habe sich verliebt. Lächerlich, Natascha und verliebt! Sie will doch nur bei Micha Technit lernen. Immerhin erweisen sich Michas Kenntnisse der Technik in jeder Beziehung als unvollkommen. Denn bald merkt Natascha, daß fie ein Kind haben wird. Bis jetzt glaubte Nas tascha, alles sei ohne große Liebe" geschehen. Plötzlich merkt sie, es ist doch anders. Jetzt, wo sie von Micha ein Kind trägt. Da ist er nicht mehr irgendeiner. Da ist er Vater des Un geborenen und ihr Mann. Jetzt sagt Natascha: Ich liebe." Und jetzt beginnt ihr Leiden. Nicht, daß sich Micha als gefühlsroh und brutal erteist. Er sagt, was er zu sagen wünscht, auf liebenswürdige Weise. Ungefähr so:„ Du darfst das Kind nicht kriegen. Ich muß bald einrücken, du hast noch zu studieren. Das Kind würde uns beide im Vorwärtskommen hindern." Natascha, sonst warst du doch stets der Stimme der Vernunft zugänglich? Warum mit einem Male nicht? Natascha lann es nicht sagen. Sie weiß nur, es gibt da etwas, stärker als der Vers stand. Sie ist nicht mehr die sachliche Studentin. Kühl abwägendes Sowjet- Mädchen. Sie ist Frau und werdende Mutter. Sie will das Kind nicht hergeben, sie will den Mann haben, behal ten, bei sich, mit ihm wohnen, arbeiten, leben. Wie könnte das sein? Viele Monate hast du mich in deine Arme genommen, haft an meinem Leib gelegen, und nun sagst du:„ Ich gehe fort..." Dies allein erscheint Natascha vernunftswidrig. Gegen den Sinn des Lebens. Sich zu trennen von dem Geliebten ohne Not. Man müßte das alles doch ein bißchen einrichten können.
Arme Natascha! Sie leidet sehr. Sie vers liert die Kühle aus den grauen Augen, um ihren Mund ziehen sich die feinen Linien des Schmers zes. Micha bleibt unerbittlich. ,, Es hilft nichts, Das Kind muß fort." Und dann kommt er nicht mehr. Nur noch ein Brief. Ich fahre morgen nach dem Süden, um dort meinen Militärdienst anzutreten. Lebe wohl." Am Abend holt Natas fcha die Mutter von der Arbeit ab. Sie gehen heim durch den Kulturpart, der tief verschneit Tiegt. Es ist wenig hell. Nur der Schnee leuchtet. Natascha erzählt der Mutter, was los ist. Alles. Das Weinen in der Kehle unterdrückt sie. Mos tau fennt feine Tränen. Die Mutter hört sich das an. Sagt nichts. Doch am nächsten Morgen fehlt sie im Packraum der Fabrik.
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Statt dessen steht sie am Eingang zu dem neuen Moskauer Elektrizitätswerk. ,, Ich möchte den Bürger Wolnzem sprechen." Sie muß einige Zeit warten. Das Werk ist groß, Arbeiter viele. Dann kommt einer, fagt:„ Der Genosse Wolynhew ist heute nicht da. Morgen auch nicht und übermorgen. Aber dann werden Sie ihn wieder sprechen können." ,, Wo ist er denn?", fragt Nataschas Mutter. ,, Ach so, das wiffen Sie nicht? Na, der Genosse Wolynketo