Mulde. Je näher die Tunnels der feindlichen Linie kamen, desto vorsichtiger wurde zu Werke gegangen. So mußten unter anderm die drei feindlichen Drahthindernisse in vieltägiger geräuschloser Arbeit durchschnitten werden. Dieser feindliche Stacheldraht wurde auf kleine spanisch« Reiter umgearbeitet, die ihrerseits in Nischen in den betreffenden Tunnels zu eventueller Verbarrikadierung bereitstanden. Fast anderthalb Kilometer betrug die Länge der geschaufelten Stollen. Wenn man von-irgendeinem Ausguck im Schützengraben, die einheitlich glatte/ blendende Schneefläche zwischen uns und dem Italiener betrachtete, so hätte niemand vermutet, daß darunter Dutzende von Männern wie Maulwürfe Tag und Nacht daran arbeiteten/ dem Tod einen neuartigen Weg zu bereiten... Ende März waren die Tunnels bis zirka «inen Meter vor den italienischen Graben fertiggestellt. Der Durchstich selbst war logischerweise knapp vor dem Ueberfäll auszuführen. Es wurden bloß verschiedene Verbesserungen Noch ausgeführt, Dynamitpatronen eingebaut, um bei eventueller Gefahr die Tunnels sprengen zu können, Telcphonleitungen gelegt usw. Mittlerweile war auch" die Mannschaft für diesen Sturmangriff zusammengestellt worden. Dieser Sturinzug, geführt von einem Leutnant und einem Fähnrich, wurde weit hinter der Front durch Wochen einer speziellen Ausbildung unterzogen, Jeder Mann hatte seine bestimmte Aufgabe, seine„Rolle". Das Uebungsgelände war dem echten Frontteil genau nachgebildet, und wurde der Ueberfäll oft und oft geprobt und eingedrillt. Aber auch die Kompagnie Schneider hatten Postarbeit. Sie mußten aus den Schneemänteln Overalls fabrizieren und weiße Umhängetaschen machen. Die Sturmhelme, die Schutzschilde, die Handgranaten, selbst die Schäfte der Karabiner, alles wurde weiß gestrichen— Mimikry. Die Vorbereitungen waren bis ins kleinste Detail ausgeführt, nichts wurde vergessen, alle Erfahrungen anderer ähnlicher Unternehmungen wurden verwertet. Und dazwischen wurde weiter verbessert, weiter geübt, weiter inspiziert... Allmählich ergriff das ganze Bataillon eine ungeheure Spannung. Endlich I 24. April, 1 Uhr morgens, findet der Ueberfäll statt! Heute haben wir den 22. Mehr als fünfhundert Mann kommen in eine Art Fieberzustand. Die Chancen werden besprochen, abgewogen— Ansicht aller: Es wird gelingen! Aber wir alle fürchten schon jetzt die Vergeltung des Italieners. Wir hatten seit Wochen keinen Schuß bekommen... 23. April, 10 Uhr abends: Die Leute des Sturmtrupps sind bereits adjustiert und lungern in einem leergemachten Unterstand herum. Jeder steckt in dem weißen Overall, hat
einen weißen Gürtel mit Dolchmesser und Revolver und die Tasche mit fünf Handgranaten umgehängt. Diejenigen, die in den beiden äußeren Tunnels— je sechs Mann mit einem leichten Maschinengewehr— vorgehen und die Aufgabe haben, den feindlichen Graben abzuriegeln und keine Reserven herankommen zu lassen, haben auch Karabiner quer über den Rücken. Die Mannschaften der beiden inneren Stollen— je zehn Mann— müssen den Schützengraben, die Unterstände, eventuelle Zugänge usw. zerstören, den Gegner gefangennehmen oder unschädlich machen. Sie sind genau so adjustiert wie die ersteren, nur haben sie statt der Karabiner Beilpicken. Außerdem hat jeder Mann eine elektrische Taschenlampe. Das Durchstoßen der Schneewand besorgen je vier Sappeure. Diese Arbeit ist die heikelste, denn von der Lautlosigkeit und Raschheit derselben hängt der Erfolg des ganzen Angriffes ab. Ist der Weg in die feindliche Stellung freigelegt und find die Sturmtrupps eingedrungen, so haben je zwei Mann von den Sappeuren zurück« znlaufen zu den spanischen Reitern und den Sprengstellen, um den Rückzug zu decken, während die vorn verbleibenden die Gefangenen, eventuelle eigene Verwundete zu bergen haben. Außerdem gehen zwei Telephonisten mit,' die im linkenJnnenstollen ganz nahe des feindlichen Grabens in einer Nische eine„Telephonzelle" beziehen. Insgesamt also fünfzig Mann inklusive der beiden Offiziere. Außerordentliches Nachtmahl: Gulasch, Zigaretten, Tee... Die beiden letzteren werden in Massen konsumiert. 11 Uhr: Der Bataillonskommandant erscheint. Er hält im Flüsterton eine kurze Ansprache, spricht von dem Angriff wie von einem „nächtlichen. Spaziergang", bei dein nicht bloß Ehre und Ruhm, sondern auch Urlaub und— Auszeichnungen für jeden einzelnen zu haben sind...„Unser Kriegsherr soll leben!" usw... Der Chef geht wieder zurück.., er wird am Telephon den Ueberfäll verfolgen.». wir aber warten.... %12 Uhr: Durchs Telephon werden zum x-tenmale die Uhren gerichtet und genau eingestellt. Auch die der Nachbarabschnitte, die selbstverständlich von dem Vorhaben unterrichtet sind. Die Spannung wächst, zerrt an den Nerven. DaS Lächeln auf manchem Antlitz ist eine Lüge. Die Lüge vom Heldentum... Die Frage „wozu?" brüllt in den Ohren und erhält keine Antwort... Und noch eine Frage, zag und bang kriecht sie ins Hirn!„Wer von uns wird nicht....?" Ach, wenn es nur kein Warten gäbe! 12 Uhr: Der 24. April beginnt! Noch eine Stunde. Das Warten wird zur Oual.'Wie langsam eine Minute verrinnt... Und vorn Himmel blinken dieselben Sterne herab wie vor
hunderttausenden Jahren... Ewigkeit, zerlegt in Moleküle... 12 Uhr 16: Abmarsch! Vorerst bloß auf die Villa. Zusammengepfercht stehen wir in dem kleinen Unterstand und in einer Kaverne. Und warten,.. Noch eine Zigarette... Wir sprechen nicht mehr, Finsternis ringsum..« Bloß da und dort ein Aufglimmen der Zigaret« tenglut.. Leise wird die eingelangte telephonische Meldung weitergegeben, daß beim Ita liener nichts Auffälliges bemerkt werde... Und was wird in einer Stunde, nein, in einer halben Stunde sein?.... 12 Uhr 40: Wir brechen auf. Geräuschlos geht's durch die ZugangSstollen. Der Ouergang ist erreicht. Hier trennt sich di« Mannschaft, um sich durch die vier Sturmgassen bis zu deren Ende vorzutasten..., Langsam, ganz sachte, um nur ja jedes Klirren oder Schlürfen zu vermeiden... und nun, halt!... Noch zehn Minuten; aber die Sappeure halten schon stichbereit die Schneeschaufeln in den Fäusten..« Unheimlich, diese Ruhe, sie schmerzt fast... Noch fünf Minuten..Tickt die Uhr des Leutnants so laut oder sind eS die Herzschläge der Wartenden? Hier harrt der Tod in einer neuen Maske. Man hört das Klappern seiner Knochen — oder sind es bloß unsere Zähne?... Ist eS Angst, ist es Kalte oder Fieber, Ungeduld oder Kampfmut, der die Hände zittrig nach einer Handgranate greifen läßt?.... 1 Uhr: Alle Taschenlampen flammen aufl Mit rasendek Hast schaufeln die vier Sappeure an dem Durchstich, zum Sprung bereit stehen die ersten hinter ihnen..... der heiße keuchende Atem umnebelt die Lämpchen... über die Gesichter streicht ein kalter Luftzug... Durch!.... Gedränge, Bewegung Los!" Und mitten in den Stürmenden zerkracht irgend etwas..., gleich nochmals... und wieder.... und verpestet die Luft, benimmt den Atem, läßt die Augen zerfließen.... Bestürzung....„Zum Teufel, man kann ja nicht..." Wir keuchen, husten, spucken, kotzen... Manche stürzen, ein Menschenknäuel in höllischer Angst..,. Tränengas!... Gasmasken?.... Nicht mitgenommen..., Niemand dachte daran.... Was nun?.... Vorwärts?.... Unmöglich!.... Zurück? „Alles zurück!" Stolpernden, wankenden Schrittes, fast auf allen Bieren mancher, geht's zurück. Alle vier Angriffsgruppen erlitten dasselbe Schicksal. Der Ueberfäll war mißlungen, die Italiener waren zu wachsam gewesen. Die Tunnels wurden sofort gesprengt oder verbarrikadiert, alle Mühe und Plage der letzten Wochen waren umsonst. Zum Glück hatten wir bloß eine» Verwundeten, und auch das italienische Bergeltungsfeuer verursachte uns keine Verluste. Aber es gab auch keine Medaillen und keinen Urlaub....
Reise mit Cook... Reise mit Cook Ganz Spanien für 8500 XL, Italien die Hälfte— sollte sich das nicht lohnen? Griechenland , Belgien nebst Brüssel mit Ausstellung und Festlichkeiten, mern Gott, diese kleine Freude können Sie sich doch bereiten. Reise mit Cook... Cook zeigt Ihnen alles, was Ti« vom Leben erwarten, halb umsonst gibt eS billige Mittelmeecfabrten, das Tatjmahal im Mondenschein oder im Garten Burgunds den blutenden Wein. Reise mit Cook... Er zeigt Ihnen zwar nicht das Leben, das echte, aber das ist wahrscheinlich für. Sie gerade das rechte. Teils »vollen Sie sich erholen, teils amüsieren, doch auf kernen Fall mit Problemen ennnvieren. Reife nnt Coof. ,. Wag^on-Lits-Cvok
illustrierte Prospekte liegen überall aus, man sendet sie Ihnen auf Wunsch^auch gratis und franko ins HauS, Sie brauchen nur zu wählen, was Ihnen gefällt, und schon fährt Cook Sie mit allem, aber auch allein Komfort durch die Welt Reise mit Cook... Und die ganze Erde ist süß wie Limonade, es macht nichts, schmeckt sie ackch etwas fade; lieber den farbigen Abglanz, den holden Schein, als über die Wirklichkeit informiert zu sein. Reise mit Cook... Denkmäler, Altäre, großartige Kirchen, in denen die Frommen beten. Elegante Boulevards, feudale Restaurants, totschicke Bordelle und nirgends— Proleten. Wer sagt denn, eS sei auf der Welt nichts mehr los? Mr. Smith(Büchsenfleischfnbri- kant), Herr Meyer lLeder en gros) finden den „ranzen" Betrieb famos.
Denn sie reisen ja mit Cook... Mit Cook zu ihrem Vergnügen. Heute werden sie träge auf Deck in der Sonne liegen, morgen in Port Said vor Anker gehen und übermorgen sich, ein neues Stück der Erde besehen. Viele Wichen lang... Kommen sie dann wieder zurück, so berichten die Smiths und die Meyers von des Reisens Glück. Von der Aequator-Linie auf hoher See und von dem Nigger-girl am Sansibar-Quai. Ja, die Meyers und die Smiths, die haben was erlebt... Rur eines wurde ihnen bei der Sache nicht klar, daß alles, aber auch alles rin einziger großer Schwindel war. Daß es die Welt, die man ihnen zeigte lund wie man sie ihnen zeigte), gar nicht gibt. Aber sagt so etwas nicht lauf. Si« hören das nicht gern. Es ist nicht beliebt. Hilde Busch