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Aus Heines politischer Dichtung
Hymnus
Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme. Ich habe euch erleuchtet in der Dunkelheit, und als die Schlacht begann, focht ich voran in der ersten Reihe.
Rund um mich her liegen die Leichen meiner Freunde, aber wir haben gesiegt. Wir haben gefiegt, aber rund umher die Leichen meiner Freunde. In die jauchzenden Triumphgesänge tönen die Choräle der Totenfeier. Wir haben aber weder Zeit zur Freude noch zur Trauer. Aufs neue erklingen die Drommeten, es gilt neuen Kampf
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Ich bin das Schivert, ich bin die Flamme.
Aus der ,, Harzreise"
Jezzo, da ich ausgewachsen, Viel gelesen, viel gereist,
Schwillt mein Herz, und ganz von Herzen Glaub ich an den heil'gen Geist.
Dieser tat die größten Wunder, Und viel größ're tut er noch; Er zerbrach die Zwingherrnburgen Und zerbrach des Knechtes Joch.
Alte Todeswunden heilt er, Und erneut das alte Recht; Alle Menschen, gleichgeboren, Sind ein abliges Geschlecht. Er verscheucht die bösen Nebel Und das dunkle Hirngespinst, Das uns Lieb' und Lust verleidet, Tag und Nacht uns angegrinst. Tausend Ritter, wohlgewappnet, Hat der heil'ge Geist erwählt,
Seinen Willen zu erfüllen; Und er hat sie mutbeseelt.
Ihre teuren Scherter blizen, Ihre guten Banner wehn! Ei, du möchtest wohl, mein Kindchen, Solche stolze Ritter sehn?
Nun, so schau mich an, mein Kindchen, Küsse mich, und schaue dreist; Denn ich selber bin ein solcher Ritter von dem heil'gen Geist.
Lazarus
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Laß die heil'gen Parabolen, Laß die frommen Hypothesen Suche die verdammten Fragen Ohne Umschtveif uns zu lösen. Warum schleppt sich blutend, elend, Unter Kreuzlast der Gerechte, Während glücklich als ein Sieger Trabt auf hohem Roß der Schlechte? Woran liegt die Schuld? Ist etwa Unser Herr nicht ganz allmächtig? Oder treibt er selbst den Unfug? Ach, das wäre niederträchtig! Also fragen wir beständig,
Bis man uns mit einer Handvoll Erde endlich stopft die Mäuler Aber ist das eine Antwort?
Weltlauf
hat man viel, so wird man bald Noch viel mehr dazu bekommen. Wer nur wenig hat, dem wird Auch das Wenige genommen.
Die Macht der Idee von Hella Rohm
zurechtgebogenen Scheinwelt, von der aus fie das Leben in Verzerrung sehen, bis sich endlich ihre Künstlichkeit und Unwahrhaftigkeit ein deutig offenbart.
Ein mir bekannter Schüler Coués, jenes| im psysischen Erleben dasselbe ist, suchen oft Apothekers aus Nanch, der behauptete, man mals Zuflucht in einer nach eigenen Wünschen habe Leben und Wohlbefinden in der Hand, indem man es sich täglich von neuem suggeriere, pflegte zu sagen, der Gedanke sei es, der die Welf regiert und er persönlich habe durch sein Denken immer noch das der anderen dorthin birigiert, wo er es haben wollte. Man fann der Methode Coué gegenüberstehen, wie man
Man kann auf die Unvollkommenheit unserer Gesellschaft auch anders reagieren. Man fann erkennen, wo sie brüchig, wo verbessewill, kann sie gelten laffen oder als naive Tech- rungsbedürftig ist und sich einschalten in den nik ablehnen, sicher ist, daß die Macht und Kraft des Gedankens eine ungeheure ist, daß sie das Leben des Einzelnen zu gestalten und zu bernichten und das Wohl und Wehe der Völfer zu bestimmen vermag. Wie ich die Welt sehe, so ist sie für mich, wie ich mir meine Stellung zu den anderen denke, ist sie, Krieg, Frieden, Stillstand, Rück- und Fortschritt sind
aus Menschenhirn geborene, von den anderen aufgenommene oder übergangene Gedanken,
einflußreicher selbst als materielles Haben, als reale Tatsachen, die ja meist nur unabänder
lich sind, solange man sie dafür hält.
Es wäre schwerer Irrtum, daraus zu schlieBen, man solle, man könne von Illusionen leben, die Wirklichkeit nach seinen Wünschen zurechtbiegen, sie anders sehen, als sie ist. Man würde bald das Mißverhältnis fühlen, das zwischen ber realen Welt und dem eine Scheinwelt aufbauenden, eigenen Erleben besteht. Trotzdem ist dies eine allgemeine Gepflogenheit. Men schen, die mit oder ohne Grund glauben, das Leben fei ihnen etwas schuldig geblieben, was
großen Stromkreis derjenigen, die an ihrem Umbau interessiert sind. Gleiches Streben, gleiches Ziel mit anderen gehört zu den be= glückendsten Möglichkeiten des menschlichen
Geld zu haben sind. Daß dies nicht leere, zur Lebens, sehr viel mehr als alle Dinge, die für Entwertung von Geld und Gut bestimmte Rebensarten sind, geht aus den in dieser Hinsicht
durchaus versöhnlichen Tatsachen hervor. Denn
ohne die Bedeutung materieller Werte zu unter schäßen, muß man feststellen, daß Glücksgefühl und Reichtum keinesfalls in irgendeinem Zusammenhang miteinander stehen.
Es ist ein tröstlicher Gedanke, daß innere Harmonie und Zufriedenheit nicht das Ergebnis äußerer Zufälligkeiten, sondern der eigenen Einstellung zu Welt und Leben sind. Sehr häufig sehen wir, daß nicht die Menschen, die es unserer Meinung ihrer Situation nach sein müßten, die lebensbejahendsten sind, sondern andere, welche mühsam jede Kruste Brot erjagen müssen. Nicht die anscheinend Belasteten, Be
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Wenn du aber gar nichts hast, Ach, so lasse dich begraben Denn ein Recht zum Leben, Lump. Haben nur, die etwas haben.
Enfant perdu
Berlorene Posten in dem Freiheitskriege Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus. Ich kämpfte ohne Hoffnung, daß ich siege, Ich wußte, nie fomm' ich gesund nach Haus. Ich wachte Tag und Nacht ich konnt' nicht
schlafen,
Wie in dem Lagerzelt der Freunde Schar ( Auch hielt das laute Schnarchen dieser Braven Mich wach, wenn ich ein bißchen schlummrig war.)
In jenen Nächten hat Langweil' ergriffen Mich oft, auch Furcht
nichts)-
( nur Narren fürchten
Sie zu verscheuchen, hab ich dann gepfiffen Die frechen Reime eines Spottgedichts.
Ja, wachsam stand ich, das Gewehr im Arme, Und nahte irgendein verdächt'ger Gauch, So schoß ich gut und jagt' ihm eine warme, Brühwarme Kugel in den schnöden Bauch. Mitunter freilich mocht' es sich ereignen, Daß solch ein schlechter Gauch gleichfalls sehr gut
8u schießen wußteach, ich fann's nicht Teugnen,
Die Wunden flaffen
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es verströmt mein Blut.
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Ein Posten ist vakant! Die Wunden flaffen Der eine fällt, die andern rücken nach Doch fall' ich unbesiegt, und meine Waffen, Sind nicht gebrochen. Nur mein Herze brach.
ladenen flagen über die Nichtigkeit des Daseins im allgemeinen und die Leere ihres Lebens im besonderen, fühlen sich vom Schicksal schlecht bes handelt, sondern oft gerade jene, die uns sorgs los, reich und unabhängig scheinen. Stets beis nahe, wenn jemand ein schweres Los anscheis nend spielend trägt, gehört er zu jenen, die, von einer Idee getragen, diese höher stellen, als sich selbst. Sie arbeiten an der Verwirklichung eines Zieles, setzen sich für eine Sache ein, die ihnen mehr gilt als Hunger, Kälte oder Wohls behagen, sie vergessen in dem Glauben an ihre Aufgabe, in dem Beitrag, den sie zu ihrer Erfüllung leisten, an die eigenen Bedürfnisse und
Wünsche.
Und auf diesen Beitrag kommt es an; sei er noch so winzig, noch so unbedeutend, denn er Sände in den Schoß legt. Eine ungeheure Kluft auf den Messias hofft und im übrigen die scheidet von dem bloßen Wunderglauben, der besteht zwischen dem, der auf die Realisation
eines Wunschtraums, die er im übrigen andes ren überläßt, einfach wartet und dem anderen, der sich mit verantwortlich fühlt an der Annäherung an das gemeinsame Ziel. Er aners kennt damit die Pflicht, beizutragen nach seis nem Können, feine Kraft und seine Fähigkei ten in den Dienst der Sache zu stellen, die er vertritt. Das Gefühl, nicht nur Spielball zu sein in des Schicksals willkürlicher Hand, sondern teilzuhaben am Weltgeschehen, sei es auch im fleinsten Maße, gibt allein jene Sicherheit, jenes Bewußtsein, nicht überflüssig zu sein, das die Grundlage zu allem Glück bildet. Menschen, die in gegenseitiger Verbundenheit an der Gesstaltung des Kommenden beteiligt sind, tragen