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Zum Troste gesprochen Frühling im Bewilligungsverfahren

Wieder lassen Weiden   ihre zart begrünten Zweige

Neber buntgewürfelte Gasthaustische

hangen.

Wieder gehen Menschen, wie verklärt von später Sonne,

Neber Wiesen, die sich in den Frühling dehnen.

Eine Frau lacht in den Abenddämmer, Daß ein Fink verträumt das Köpfchen wendet,

Und ein junger Hafe, staunend ob des nie gehörten Klanges, Seine Nase von den saft'gen Kräutern hebt.

Herz, mein Herz!

Wieder ist's ein Neubeginnen.

Herz, mein Herz!

Must doch hoffen können,

Soll das Leid der Zeit

Nicht deine Kammern sprengen.

Julius Mader  .

Stelle als Hauptstadt des Landes einnahm, zum erstenmal in seiner Geschichte Split   genannt.

Wechselvoll, wie das Schicksal des ganzen Küstenstriches, war auch das Geschick der Stadt in und um den Difletianpalast. In bunter Folge wurde sie von byzantinischen, fränkischen, vene­tianischen, kroatischen, ungora- kroatischen und bosnischen Herren beherrscht. Dann fiel sie wieder in die Hände der Venetianer. Von diesen fam sie an Oesterreich  , das sich ihres Besizes nicht lange freuen durfte. Denn bald darauf legte Napoleon   seine Hand auf das Gebiet der sogenannten illyrischen Provinzen. Dieses turz­lebige Gebilde unterstand, wohl nicht dem Buch staben nach, aber tatsächlich, der französischen  Oberhoheit. Jedenfalls stand es unter fran­zösischer Verwaltung. Als Napoleon   seinen Cäsarentraum ausgeträumt hatte, wurden Dal­ matien   und Split wieder österreichisch. Und österreichisch sind sie geblieben, bis sich nach dem Zerfall der Doppelmonarchie der südslawische Nationalrat bildete.

Von Karel Poláček  

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Auch vor dem Gebäude des Landesamtes| Schimmel gedeiht. Der Frühling pocht an eine ist ein Baum aufgeblüht. Gewiß wird es viele Tür; feine Antwort. Der Frühling drückt die geben, welche diese Botschaft gleichgültig auf Klinke nieder; es ist geschlossen. Der Frühling nehmen. Ein Baum aufgeblüht, was liegt schon schleicht zu einer andern Tür; da ist eine Tafel daran; daß es vor dem Landesamt geschah, ist mit der Aufschrift: Eingang nebenan. Der auch kein Ereignis. Gut, mir fam jedoch in die Frühling geht nebenan; öffnet Teife; sem Zusammenhang ein phantastischer Gedanke.| jemand brüllt: Zumachen es zieht!" Was geschähe, wenn der Frühling samt allen Der Frühling erschrickt und geht zur nächs Begleiterscheinungen an die Bewilligung irgend sten Tür; dort fnurrt ihn jemand an: eines Amies gebunden wäre? Wenn Trauben- Was fommen Sie damit zu uns? Ein firsche, Flieder, Forsythia und Kastanie nach Stockwerk höher." Der Frühling steigt ein Gutdünten eines Amtes erblühten? Wenn dem Stockwerk höher. Er öffnet eine Tür; jemand zuständigen Amte hier unterbreitet werden fnurrt; er öffnet eine zweite; jemand bellt; müßte, ob die Wiesen grünen dürfen? Wenn jemand fährt ihn an; ein Fräulein quietscht auf; dem zuständigen Amte doriselbst das Murmeln und der Frühling steht wieder auf dem Flur. der Bäche und der Gesang der Vögel zwecks Der Frühling erfährt, daß der zuständige Be­Aeußerung abzutreten wäre? Wenn die Sonne amte nächste Woche zwischen elf und zwölf im Bewilligungsverfahren zu scheinen begänne? empfängt. Der Frühling gelangt in das Eine Wie würden unter solchen Umständen die lachen- reichungsprotokoll und befindet sich unvermutet den Wiesen gedeihen, die, wie aus Schulauf- im amtlichen Verfahren. gaben bekannt ist, bunten Teppichen gleichen?

Wir werden von keinem bestimmten Amte sprechen, sondern leihen uns von dem alten, liebenswürdigen Dickens   die unbestimmte, nebel­hafte Existenz des Verzögerungsamtes. Dieses Verzögerungsamt wäre natürlich in viele Refe­rate eingeteilt. Einige Sektionsräte hätten das Veredelungsverfahren der Frühlingswiesen im Referat, auf denen in ihrem Sinne Dotter­blumen, Gänseblümchen  , Löwenzahn und Troll blume erblühten. Unter der Aufsicht eines andern Konzeptsbeamten würde der Frühlings­wind, auch Zephir genannt, wehen. Die Nach tigallen schütteten die Perlen aus ihren Kehl­chen unter persönlicher Verantwortung eines Ministerialfommissärs in entsprechender Ge­haltsstufe. Das Verzögerungsamt hätte natür­lich eine umfangreiche Kartothet, wo in stren ger Ordnung alles gesammelt wäre, was den Frühlingsbetrieb betrifft. Interessenten fänden hier alles, was blüht, singt, tanzt und leuchtet. Jede Kreatur lobte den Herrn unter dem Schuße des Verzögerungsamtes.

Welches Verfahren wäre einzuschlagen, was den obgenannten Frühling anbelangt? Die Wer immer über Split geherrscht hat, blasse, unschuldige Eristenz des Frühlings be­drückte ihm seine Spuren auf. Wer durch die träte das Gebäude des Verzögerungsamtes, Stadt wanderf, begegnet ihnen auf Schritt und scheu zivar, aber fest entschlossen, sein Recht zu Tritt. Man fann Zigaretten faufen in einem erlangen und ausgerüstet mit den entsprechen­Tabakladen, dessen Eingang von römischen Säu- den Belegen. Der Frühling würde sich vor len flankiert wird. Auch neben dem Altar des allem an den Portier mit der Bitte um Aus­heiligen Dujam, den der Metropolit Johannes kunft wenden. Der Portier würde einige Hoch­errichtet hat, stehen noch die prachtvollen Säu- mütige Worte brummen und mit dem Daumen Yen, die Diokletian   dazu bestimmte, sein Mauso- über die Schulter zeigen. Der Frühling schritte leum zu stützen. Neben dem Eingang in die über den Hof, über die Pawlaische, an vielen Kathedrale blickt eine ägyptische Sphing, die ein Nischen und unfreundlischen Winkeln vorbei und römischer Eroberer, vielleicht Cäsar, vielleicht über viele Stufen. Denn das Verzögerungsamt Mare Anton, vielleicht Octavianus Augustus  , ist mit allen seinen Frühlingsreferaten in einem einst aus ihrer Heimat entführte, auf einen griesgrämigen und runzeligen Gebäude unter­venetianischen Löwen. Und manches stolze Wap- gebracht, wo alles Lebendige dahinstecht und nur pen kündet von der längst vergangenen Herr­lichkeit adelsstolzer Geschlechter. Es ist darum

Die Menschen blicken zum Himmel empor, schütteln dieKöpfe und sinnen: was ist heuer mit dem Frühling los? Im Vorjahre war um diese Zeit schon alles grün. Die grauen Nebel überm Wald segeln wie eine Geisterprozession; auch der Kranichy fliegt in eine andere Gegend; wüst und unfreundlich ist es in Wald und Flur. Inzwis schen ist der Frühling Gegenstand eines eifri­gen Verfahrens. Es wird erledigt, abgetreten, mit einer Anmerkung retourniert, aufgeschoben, wieder zwecks Ergänzung und zuständiger Aeußerung retourniert. Am Ende schreibt jemand mit Rotstift Ad acta darauf und von da ab modert der Frühling in der Kellerregistratur.

Aber vielleicht ist dpft des Früh= lings eine politische Angee, so day das Verfahren des Verzögerungsamtes an den Be­schluß der Koalitionsparteien gebunden ist. Der Frühling gelangt in den zuständigen Ausschuß und alle Exponenten der Koalition haben das Recht, ihr Wort dazu abzugeben. Da beginnen die Vögel zu singen und die Wiesen zu grünen im Rahmen des Arbeitsprogrammes der Par lamentsausschüsse. Falls an dem Einzug des Frühlings bloß die Agrarier interessiert sind, dann steht fest, daß uns der Gesang der Vögel, die grünen Haine, das Murmeln der Bächlein und die liebe Sonne recht teuer werden zu stehen fommen. Schlimmer freilich ist die Sache, wenn die Ankunft des Frühlings mit einem andern Entwurf junttimiert wird, etwa mit der For­derung, den überalterten und wütenden Büro­traten eine Gehaltsaufbesserung zu gewähren. Dann steht fest, daß es heuer überhaupt feinen Frühling geben wird, da das Finanzministerium mit Rücksicht auf den Stand der Staatskasse Einspruch erheben würde. Dann... doch nun genug. Sicher ist, daß vor dem Gebäude des Landesamtes ein Baum erblüht ist. Frenet euch! ( Deutsch   von Julius Mader  .)

kein Wunder, daß sich die 35.000 Einwohner Abenteuer auf Melusa Simmel. Die Bäume rauschten unter der leich

dieser einzigartigen Siedlung manchmal etwas überheben und prahlerisch fragen: ,, Was ist das mächtige London   gegen die Stadt Split  ?"

Allerdings wird Split immer mehr zu einer modernen Stadt. Man fährt nun auch schon in feinen Straßen schnell und die Zeit der gemäch­lichen Spaziergänge ist vorbei. Seltener wer­den auch die singenden Chöre an den Straßen freuzungen, was sehr zu bedauern ist, denn in Split   gibt es sehr viele ausgezeichnete Tenöre. Und die Studenten und die Raseure gehen neuerdings lieber ins Kino, statt, wie sie es chedem getan haben, Serenaden zu singen.

Von Walter Jelen

Im Salon der Lady Falconbrigde plau­derten Damen der Londoner Gesellschaft über ihre Reiseerlebnisse.

..Ich verbrachte etliche Augusttage auf der Insel Melusa und wohnte dort in dem kleinen, reizenden Gava- Hotel, das aus mehreren win­zigen Pavillons besteht", erzählte Constance Berly, eine schöne, elegante Frau von ungefähr dreißig Jahren. Mein Abenteuer? Hören Sie:

Es war am siebzehnten August. Nachts..... Ein wunderbarer Sommerabend war zur Neige Sterne funfelten am fahlblauen

gegangen.

ten Brise.

Nacht in Melusa... Ich schlummerte ein.

Mehr als eine halbe Stunde mochte ver gangen sein.

Da hörte ich draußen im Garten das Knirschen des Kieses. Leise, verdächtige Schritte, die immer näher kamen. Ich erschraf, hielt den Atem an.

Da! Ein falter Schauer läuft über meis nen Rücken. Eine große, männliche Gestalt schwingt sich mit einem Satz faßenhaft auf das Fenster und von da nahezu unhörbar

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