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sie mit der rechten Hand durch die Haare? Zärt lich und freundlich werde ich es ihr nächstens mitteilen. Sie ist eine kluge Frau, sie wird es mir nicht übel nehmen.

haben doch zugesagt, heute abends mitzuspielen." wenn sich nicht unser Atelier im Winter als Ich padte mich zuſammen, nahm das Cello gänzlich unheizbar erwiesen hätte. Es kam vor, unter dem Arm, von der anderen Seite stüßte daß wir an bitterkalten Wintertagen im Hotel mich der Kapellmeister und so gings im Bid- 8ad übernachten mußten. Im Frühjahr fam meine die Bürgermeisterstraße hinunter zum Kino am Frau im Krankenhaus mit einem Mädchen Alles wird dann mit einem Male einfacher. Huffitenturm. Dort sette man mich auf einen nieder. Bis zum letzten Augenblid hatte ich auf Ordnung zieht in mein Leben ein, Einfachheit Stuhl, stellte mir das Notenpult vor die Nase das Erscheinen eines Sohnes namens Konstan- und Klarheit. Und was wäre, wenn ich schon und schon gings los. Halloh, die süße Klingel- tin gerechnet, dem zu Liebe ich mich sogar auf Sella gebeten, denElektriker gerufen, die Schraus fee" ging gerade noch; aber bei Wer hat denn eine Lebensversicherung eingelassen hatte.( Imben gekauft hätte, was wäre, wenn ich Ernst Käſe zum Bahnhof daß ich ihn berabſcheue, Magen hoch und die Bescherung war da. Ein stantin zum Erben meiner betweglichen habe, für meinen Freund halte und ihn bitte, mich Glüd, daß uns eine spanische Wand vom Publi- nämlich Delbilder, Radierplatten, Staffelet nie mehr zu besuchen? Ich kann seinen Blid fum trennte. Trotzdem Instrumente und Kler und Malkasten eingesetzt worden.) Nun wider nicht ertragen, sein Händedrücken, feine Stimme, der der übrigen Musikanten in respektlofer rief ich die Lebensversicherung; wir padten wenn er immer wiederholt: gesezt den Fall!" Weise verunglimpft waren, floß die Musik nach unsere bewegliche Habe auf ein Bauernfuhr- Mit ungesuchten, männlichen Worten ihm das einigen Taftschwankungen munter weiter. Mir werk un rollten in gemächlichem Tempo über mitteilen, entschieden und bescheiden! Daß ich aber genügte der Zwischenfall, um mein jo hoff- Bepernid, Bug und Pankow der Weltstadt Ber - ihn nich mag, daß er mich belästigt, mir fremd nungsvoll begonnenes Debut als Kinomufiter lin entgegen, die uns für zehn weitere Jahre ist, daß ich nur glücklich sein kann, wenn ich ihn ein für allemal abzubrechen. Vielleicht wäre ich Heimat werden sollte. nicht sehe. Er möge es nicht mißverstehen, bis an mein Lebensende in Bernau geblieben, halte ihn für einen ehrlichen, ausgezeichneten Mann. Nur eben empfinde ich lebelteit in feis ner Nähe. Ich glaube, nichts wäre einfacher, als ihm das in einem Brief mitzuteilen.

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Unordnung

- Ich gehe, hole den Elektriker, ich laufe Schrauben. Jebt, fofort. Das heißt, im Mos ment ist es unmöglich. Ich muß ja rennen, Hella erwartet mich, sie hat mit Ernſt verabredet, wir gehen heute zu Dritt ins Kino. Aber morgen. Ganz bestimmt.

Ich wollte einen Schlips aus dem Schrank Als denkender Mensch bin ich mir im nehmen und da geſchah das Unglüð. An de: Klaren, woran ez fehlt. Man sollte mit dem inneren Fläche der Schranktür war ein Bind- System der Reißnägel brechen. Ich habe das faden befestigt. Und nun fiel der bunte Feßen- manchmal erträumt, genießerisch die Einzelhei­haufen zu Boden. Ich wurde traurig. Ich ging ten ausmalend. Nicht umsonst leben wir in einer Provisorisch befestige ich die Strippe mit in Kniebeuge und wollte die Schlipse vom Boden technischen Zivilisation. Leicht fann man heute awei Reißnägeln und hänge rasch meine Kras heben. Aber ich ließ sie doch liegen, weil auch kleine fupferne Schrauben erschwingen, an derer: watten darauf. Nur bis morgen. Ich kann ja die der Versuch, die Unordnung, dieses drückende Enden runde Desen sind. Mit einem feinen Boh- Schlipse unmöglich auf dem Boden liegen lassen. Geheimnis meines Lebens, aus der Welt zu rer werde ich ein Loch bohren und die zierlichen Der Kleine Bohrer, ich weiß es bestimmt, liegt in theit mit Leichtigkeit befestigen. Die der unterſten Lade des Büffetts, unter den Bera schaffen, mir als ein hoffnunsloses, erfolgloses, Schräubchen mit ja eitles Streben erschien. Nein, der Unordnung werden halten. Die so befestigte Strippe wird gamenipapieren. Unverſtändlich, wann ich diese stehe ich machtlos gegenüber, ich bin ihr aus den Zeiten troßen, Nervosität und schlechter vielen Papiere gekauft habe! Und weshalb? Zu geliefert, bis in alle Ewigkeit. Laune widerstehen. Das ganze i so einfach! welchem Zwed?. Ein solcher Bohrer wird sich sogar would find logar bei uns fine den. In der untersten Lade des Büfetts im Speiſezimmer, unter den Pergamentpapieren. Weshalb habe ich nur diese Unmenge von Ber­gamentpapier gekauft? Es könnten hunder: Bogen ſein, unverständlich!

Sie müssen wissen, ich halte meine Kra­watten auf einer Strippe an der Innentvand des Schrankes. Die Strippe ist mit zwei Reiß­nägeln befeffigt, weil es so einfacher ist. Machen Sie es nicht so? Im allgemeinen macht es jeder so. Ich bin davon fest überzeugt. Jeder, soga: die Japaner. Und die sind doch ordentliche Leute. Lebt irgendwo auf einer unerforschten kleinen Insel im Stillen Ozean ein Mann, der mehr als drei Seidenbinden hat, macht er es auch so. Die­ses System ist eines der banalen fleinen Ge­heimnisse, die innerhalb einer Zivilisation die Menschen in eine enge Wahlverwandtschaft zu= fammenschließen. Die Krawatten, die ein zivi­lisierter Mensch durch Kauf oder Geschenk er: wirbt, mehren sich im ewigen Lauf der Zeit und häufen sich auf dieser unheimlichen Strippe zu einem farbigen Durcheinander zerfetter Sei denstücke.

Periodisch stellen sich dann die Katastrophen ein. Infolge einer raſchen Bewegung fällt ein Reißnagel heraus und die Schlipse fallen zu Boden. Ein Naturgesetz. Nicht allzu häufig ge­schicht das, weil die Ahnung einer Gefahr in den Nerven steis auf der Lauer steht und der Mensch die Hand nach den Krawatten nur sanft, behutsam ausstrect. Ein unerforschbares Natur: geiet waltet aber über uns und das Unheil überfällt uns manchmal serienweise.

Es war im sonnigen, frohen Mai. Die Strippe mit den Schlipsen riß jeden dritten, vierten Tag. Ich konnte nicht arbeiten. Ich nahan ab. Niemand, auch ich selbst wußte nicht, was mir fehlte. Bis ich eines Tages, Ende des Mo­nais, eingehende Nachforschungen einleitete. Ich untersuchte die Tür, die Strippe, die Reißnäge: und konnte die unmittelbare Ursache des tück:- schen Mißgeschicks feststellen. Das Holz der Tür war mulmig, Holzwürmer fraßen darin und die Reißnägel hielten nicht. Darum fonnte ich vier Wochen lang feine anständige Zeile schreiben.

Ich werde in ein hierfür zuständiges Ge schäft gehen und für einige Heller zwei Schrau= ben faufen. Und dann, pfeifend und froh, mit stählernem Willen und Arbeitsluft werde ich die Schräubchen an der Innenwand der Schranktür festmachen. Nichts ist einfacher!

Von dieser Tat wäre es dann nur ein

Oder liegt der Bohrer vielleicht doch im wäicheschrank? Mir ist, als hätte ich ihn eins mal, vor langer Zeit, unter zerrissenen und unbrauchbaren Taschentüchern gesehen. Abends werde ich beſtimmt nachsehen.

Oder morgen: Es hat ja Zeit bis morgen. St Sz.

Exil...

Von Josef Wechsberg

Trübe blidt der Dichter vor sich hin. Es ist so trostlos, verbannt sein, zu wissen, daß man bie geimat, an ber man hängt, vielleigt nie wiedersehen wird. Und seine Frau, seine Freunde? Wird er sie jemals... Des Dichters Gedanken verlieren sich. Ohne es recht zu mers tener ist ja ein Dichter- beginnt er langs sam zu schreiben:

Schritt, den Entschluß zu fassen, den Elektriker zu rufen, er möge den Stedkontakt in die andere Ede des Zimmers, neben das Bett montieren. Das Radiogeschäft ist hier im Hause und einem solchen gewandien Fachmann wäre es nur eine Arbeit von wenigen Minuten. Mich dürfte die ganze Sache nur einige Kronen kosten und diese: Schritt könnte undenkliche Vorteile nach sich zie- Soll ich flagen? Soll ich schweigen? hen. Ich könnte nämlich im Bett lesen. Das kann ich jetzt nur machen, wenn ich die Schreibtisch­lampe auf einen fleinen Tisch hinter das Bert stelle und den Steder der Leitung in den Kon­takt in der anderen Ede des Zimmers stede. Die Lampe ist dann, weil die Länge des Lei: tungsdrahtes es nicht anders erlaubt, otel zu weit, um lesen zu können, aber genügend nahe, um mich zu verleiten, es immer wieder zu ber­suchen. Seit wann ist das so? Seit drei Jahren. Morgen werde ich den Elektriker rufen.

Und wenn ich den Elektriker gesprochen, die Schrauben gekauft, meine Strippe in den Deien der Schrauben befestigt hatte, könnte ich auch Hella bitten, sie möge in gewissen und kritischen Augenbliden nicht mit der rechten Hand immer in die Haare fahren. Gewiß, es ist eine kleini j feit, aber ich weiß nicht warum, mich stört diese Bewegung. Sie hat gar keine Bedeutung. laber warum, tvarum um Gottes willen, fährt

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Namenlos die Schuld nur zeigen? Oder sag ich's allen dreist, Welchen Geistes Kind du seist? Keinen Namen will ich sagen, Denn dich ehrte nur mein Klagen, Und das Lied, das ich erschuf, Brächte dir nur Ruhm und Ruf...

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Der Dichter blidt auf. Es ist ja ganz zwved> los, jagt er sich. Das Weltgeschehen kann ich doch nicht verhindern. Mit hungrigem Magen ist es schwer, Philosoph zu seins Viel leichter, zu dichten. Plötzlich merkt er es: er ist in..Stim mung". Wie lange war es schon nicht, seit So­chen, feit Monaten? Fast fieberhaft schreibt er weiter..

Meine Klagen wird man kennen, Wo uns Länder offen stehen. Was ich sing', von Aufgang wird es In den fernsten Westen dringen