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meister, der Tierarzt und der Sekretär, fie alle sahen erst nach mir, dann nach den Menschen­Humpen, der, in seinem Blute liegend, abseits lag.

Ja, richtig, sehen Sie mal nach, Herc S," sagte der Stallmeiſter zum Sekretär, ob dieser Burghammer nur richtig in der Unfall" eingeschrieben ist, und in der Sterbelassa."

Erziehung zum Vaterland

New York , im Juli.

Hätten die nach dem Weltkrieg entstan­denen jungen europäischen Republiken das amerikanische Schulsystem zur Verfügung ge­habt, so wäre vielleicht manches ganz anders Unterdessen fam endlich auch der Arzt. gekommen. Wer diese Zeit mitdurchlebt hat und Nach flüchtiger Untersuchung die Herren be- sich heute rüderinnert, wie zaghaft, besonders mit dem-- Spiels Sportplaten

sagte der Doftor: Leider, leider!- da ist eine

nichts mehr att matberader Garderobefrau, der ich mein Eniseßen über den Borfall mitteilte: Ja, mein Jungchen, so gehts bei uns. Hier gilt ein Menschenleben nichts, ein Pferd aber alles..."

Ich hatte von diesem meinem ersten Debut genug. Am selben Abend noch schlich ich hinaus, um nimmer wiederzukehren. Mein Knaben traum war entzaubert.

Rundfunk

und Elektrizitätsverbrauch Man weiß, daß durch den Rundfunk der Verbrauch an Elektrizität sich ungeheuer ge= steigert hat. Uns liegt eine Statistik für Frankreich vor, in der sich unter anderem einige interessante Zahlen befinden, die sich auf die Kosten dieser Elektrizität beziehen. Allein die Radiosender in Frankreich verbrauchen un­

gefähr zwei bis drei Millionen Kilowatt im Jahr. Wie steht es nun mit den Empfängern? Wenn man annimmt, daß die 2,500.000 Appa­rate durchschnittlich vier Stunden pro Tag be­nüßt werden und dabei jährlich 40 Kilowa:: verbrauchen, ſo kommt man bereits auf eine Ge­samtzahl von 100 Millionen. Bei einem Durchschnittspreis von 1.50 Francs pro Kilo­watt bedeutet das eine Einnahme von 150 Mil lionen Fraucs für die Elektrizitätswerke. Es handelte sich jedoch bis jetzt nur um Apparate mit Netzanschluß. Es existieren aber noch min destens 200.000 Rundfunkgeräte mit Affumu­latoren, die zwar nicht direkt laufend Energie berbrauchen, aber doch von Zeit zu Zeit wieder geladen werden müssen, wodurch sich noch eine beträchtliche zusäßliche Einnahme ergibt.

Gesunde Harzluft

Von Weiner Ilberg

James Mac Wells, der Sohn eines arri­bierten Bankangestellten in London City, ging durch die Straßen der tausendjährigen Harz­stadt Goslar . Abschäßend und bewundernd zu­gleich wanderten die Augen über die Kostbar teiten alter Fassaden, frischbemalter Fachwerk­häuser. Ueber ihnen gipfelte dunkel der geheim­nisvolle Bruchberg. Die hellen Spigen der jun­gen, sonnenbeschienenen Tannentriebe wirkten wie Lichtreklamen, die einluden, in das dahin terliegende Waldinnere zu treten. James Mac Wells, leicht mit einem lichten, taschenbesetzten Sporthemd bekleidet, reckte sich wohlig, als er den frischen, harzigen Luftzug verspürte, der die warme Haut erfrischte. Aber trotz des för­perlichen Wohlbefindens fühlte er sich seit vori­gen Abend bedrüdt, denn...

James hatte seinen Urlaub bisher alljähr­lich mit seinem Freund William verlebt. Beide waren Sportsleute, das heißt, sie sahen gerne und mit leidenschaftlicher Anteilnahme Sport­veranstaltungen, ohne selber aktiv zu sein. Was hätte näher gelegen, als daß sie in diesem Jahre gemeinsam nach Deutschland gefahren wären, um sich die olympischen Spiele anzusehen.

Schulreform vielfach so vorbildlich war, die Er­ziehung zum Vaterland, zur Republit in An­griff genommen wurde, der muß aus tieffter Seele wünschen, daß das ganze gährende Europa beizeiten zu Amerika in die Schule gehe und dort aus der alten Erfahrung der Vereinigten Staaten lerne, wie man zum Pa­triotismus erzieht.

Jedes in Amerika geborene Kind ist durch die Tatsache der Geburt auf amerikanischem Boden Amerikaner. In Amerika fluten alle Raffen zusammen, die weiße und die rote; die schwarze, die durch den Sklavenbefreiungsfrieg Bürgerrecht eroberte und mehr als die India­ner, die zum größten Teil in Reservationen leben, ohne Bürgerrecht; die gelbe, die über den Pazifit Chinesen und Japaner brachte; den die Philippiner in Kalifornien , die Estimos im Norden und endlich die Merikaner im Süd­westen, die trotz Schlapphut sonnenverbrannte Raſſe, dazu alle Nationen der Erde, die früher ungehemmt, ſeit der Absperrung nach dem Welt­krieg nur mehr ihrer Quote entsprechend ein­wandern können. Die Kinder aller dieser sind Amerifaner, und nicht nur dem Geburtszeugnis nach, sie sind es wirklich. Dies dank der öffent­lichen Erziehung!

Die amerikanische Schulbehörde bemüht sich, in den Amerikanisierungsklassen im Abend­unterricht allen Alten alles zu geben, was an Kenntnis der Sprache, der Geschichte, der Sit­ten, der Geseze dem fünftigen Bürger nötig ist. Amerika aber geht weit gründlicher zu Werk, wo es gilt, die Jugend, die Bürger von morgen, dem Leben einzuordnen.

Da gibt es in der Nähe von Los Angeles , ja Straße an Straße grenzend in der Stadt San Fernando, eine von merikanischen und japanischen Landarbeitern besonders bevorzugte Gemeinde inmitten von Orangen- und Zitro­

nengärten. Es ist ein armes Volt. Der Farm­arbeiter, der jetzt erst zur Organisation finder, ist schlecht bezahlt. Lemonenpflücker erhalten 2 Dollar im Tag. Zwölf Dollar in der Woche, das ist mehr als bescheiden. Diese Gemeinde hat im Merikanerviertel eine eigene Amerikaniſie­rungsschule für Kinder. Das ist eine weite einige ſtattliche Gebäube, anderstvo auf dem

weiten Plan etliche Zeltklassen", wie sie nach dem letzten Erdbeben errichtet wurden. So lüf= tig sie sind, das Klima erlaubt auch im Winter den Unterricht in Zelten. Diese Schule zählt 991 Schüler, u. zwv.: 937 Merikaner, 25 Spa­nier, 24 Japaner und je ein italienisches und chinesisches Kind. Diese Muttersprachen brin­gen die Kinder mit. 87 Kinder stehen im Alter von 9 Monaten bis zu 5 Jahren. Ein Tag in dieser Schule verbracht, gibt reichen Aufschluß, wie man es machen muß, Patrioten zu er ziehen. Vor allem ein Erstes: Das Schulge= tände ist auch in den Spätnachmittags- und Abendstunden, an den schulfreien Samstagen und Sonntagen von Kindern aller Altersstufen bevölkert, denn die Kinder finden dort alles zu freier Benußung, wonach ihr Herz begehrt, große freie Pläße, Wände zur Uebung im Tennis, die Neße für den Korbball, alle Arten von Schaukeln, Leitern, Ringe, Kletterstangen und den beliebten Rundlauf, mit deſſen Hilfe sie die ersten Fliegerträume verwirklichen. Die Schule ist den Kindern das Tagheim, das eigentliche Heim. Das ganze System ist darauf angelegt, die Schule den Kindern zum liebſten zu machen, was sie haben.

Wir kommen in eine Masse. Die Kinder führen gerade eine japanische Szenenreihe auf. Die Front der Klasse ist in eine japanische Landschaft gewandelt. Im Hintergrund ein mit einer Glasscheibe dargestellter See, an seinem Ufer ein Garten mit Zaun, an der Wand ein Prospekt des Fujiyama, des einst feuerspeienden Riesen mit

men vor dem gauna, Des ift der von den stins dern erarbeitete Schauplatz ihres Spiels. Der Raum ist zum Theatersaal geworden. Reizende kleine Japanerinnen trippeln herein, ihre fla= chen Papierschirme drehend oder Opfergaben

geben sollte.

Aber während die Interessen von James sich in stadt Wolfenbüttel gefahren. Das war der Sport, Familie und Beruf erschöpften, hatte nächste, ihm erreichbare Ori, in dem es ein William noch ein anderes Steckenpferd, das war Konzentrationslager dic Politik. Und sie war schuld, daß James nun Das wollte er sich ansehen. Er hatte auch davor allein durch die Kaiserstadt wanderte, denn Wil - gestanden, die Erlaubnis zur Besichtigung war liam hatte sich auf das Entschiedenste geweigert, so schnell nicht zu beschaffen gewesen. Die wurde die ,, Kriegsolympiade", wie er sie nannie, durch nur von Berlin aus erteilt, sagte man ihm. seinen Besuch zu unterstüßen. James hatte ihn Aber von außen hatte er das Lager gesehen und, ausgelacht. Er glaubte weder an die Greuel- da mußte er schon sagen, er hatte kein Schreien märchen noch an den Kriegswillen Deutschlands . gehört. Offenbar war es mit der Prügelei und Er war überzeugt, daß er im zwanzigsten Jahr- Quälerei doch nicht so gefährlich. Als er dann hundert lebte. Es war undentbar, daß dieses aber durch die sauberen, gepflegten und haten­Jahrhundert räumlich so begrenzt sein sollte, kreuzgeschmückten Straßen ging, waren ihm daß es hinter den Grenzpfählen mit den Hafen- Schilder mit der Aufschrift..Jüdisches Geschäft" kreuzen keine Geltung mehr hatte. So war er denn allein gefahren, mit der festen Absicht, die Augen offen zu halten. Er war überzeugt, daß er nichts sehen werde, was das Mißtrauen des politisch verhezten William rechtfertigen würde. Der hatte ihn vorsorglich gewarnt, in Deutsch­ land sei jetzt behördlich angeordnete Olympiade­Atempause für Juden, Katholiken und evange­lische Regimegegner, damit die fremden Beobach­ter feinen allzu schlechten Eindruck mit nach Hause nähmen. Damit schien er in gewissen Grenzen recht zu haben.

James hatte sich eines Tages auf die Bahn gesetzt und war von Goslar in die nahe Lessing­

aufgefallen, die er in Goslar nicht gesehen hatte. Das fonnte Zufall, konnte aber auch Rücksicht auf der Fremdenstadt auf die Ausländer sein. Es war nicht viel, es war so gut wie nichts, was ihm da aufgefallen war. Aber das Miß­trauen gegen die Festtagsfassade des geschmüd­ten Goslars war doch etwas größer geworden. Ein wirkliches Unbehagen aber verspürte er erst seit dem Abend, als die Geschichte mit der Zei tung passierte.

Auch das war nicht viel, ja, nicht einmal etivas Neues. Er hatte nach dem Abendbrot noch einen Spaziergang gemacht und war, ein wenig abgespannt und durftig, in eine kleine Wald­