der ganzen Tragödie gehört die Geschichte des Bergmannes Pruvost. Dieser alte Mann, der einer der vierzehn Geretteten war, wußte, daß auch sein vierzehnjähriger Sohn sich unter Tag befunden hatte. Tagelang streifte er mit Némh und den andern durch die Gänge, rief tausend­mal den Namen seines Sohnes. Am vierten Tag dieser verzweifelten Suche kamen sie an eine Stelle und Pruvot rief: Hier muß mein Kind fein!" Cine idade" Stimme antwortete: ,, Vater! Bater!" Es war der Sohn. Er lag ver­legt, aber noch lebend, unter den Trümmern.

Die Erregung, die die Auffindung der vier­zehn Bergleute verursacht hatte, stieg noch, als am nächsten Tage mehrere Leichen zutage geför­dert wurden, die noch warm waren. Ein Arzt erklärte, der Tod dieser Leute sei erst vor weni­gen Stunden eingetreten. Hätte man die Ansicht, daß noch Lebende unter der Erde weilen können, nicht ins Reich der Fabel verwiesen, so wären diese gerettet worden.

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Der Künstler und die Welt

Von Henry Barbusse  

Der Schriftsteller bleibt trok aller Umwege, Angesichts dieser Aufgabe, die den Schrifts Schleier, Nebertragungen und künstlerischer For- stellern obliegt, besteht die klaſſiſche Formel weis men der Maler seiner Zeit. Ihr Spiegelbild ter: den ewigen Menschen im Menschen einer formt er in Einzelheiten und in der Gesamtheit, Beit zu umreißen. Aber diese Formel ist wesent im Kleinen und im Großen. So wohnt der lich erweitert. Der Mensch, das Individuum, ist Schrififteller in ſeinem Raum und feiner Beit, nicht allein ein Einzelnejen bon gleich un und wohin immer ihn auch Flucht und Abenteuer Blut, ist nicht allein egozentrisch zu betrachten, treiben, mit sich trägt er seine Zeit und seinen sondern auch eine in die Gemeinschaft von zwei Raum. Milliarden einbezogene Einheit. Er lebt nicht nur sein individuelles Schicksal, er lebt sein tollektives Schidial.

Wenn der Schriftsteller über die Sonder fälle, die sich auf seinem Schnittpunkt von Raum und Zeit als Modelle darbieten, nach dem Maß seines Genies hinausgeht, so ist das möglich, weil alle Menschen in ihren großen individuellen Bügen ähnlich sind. Wenn in jedem Wesen ein gleichartiger psychologischer Apparat arbeitet, so arbeitet auch faft derselbe psychologische Mecha­nismus in ihnen.

Wir können über die Beziehungen zwischen den Menschen sagen, daß zwischen den Ge­

Das foziale Drama ist an sich groß, und von einer noch gewaltigeren Größe in diesem Zeitalter, wo das Weltall schwanki und gegen einen der beiden Pole seines Geschickes umschla gen wird. Es macht den Einzelfall bestimmter und genauer: man kann kein Einzeltefen wahra haft beschreiben, wenn man es nicht in diese all­gemeine Perspektive stellt.

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der Kreis von

Die Presse erneuerte ihre Angriffe und lief Sturm gegen die Bergwerksgesellschaft von Courrières  . Man verlangte exemplarische Be­Das bedeutet nicht, daß die rein individua strafung der Schuldigen. Francis Laure behaup- ſchöpfen tiefgründige Aehnlichkeiten und ober- listische Literatur, die den besonderen Einzelfall tete im ,, Journal", daß die Ingenieure vollfom- flächliche Unterscheidungen bestehen. Sicherlich schildert, beiseite geschoben werden soll. Die Meis men falsche Maßnahmen ergriffen hätten. Sie sind Unterscheidungen und Tönungen der Kunst sterwerke, die über individuelle Gefühle und Leis hätten einen Schacht verstopft, durch den bis da- lieb. Aber in der Betrachtung der hier und dort denschaften geschaffen wurden hin frische Luft in die Minengänge dringen auf dem Erdball lebenden Menschen kann man Liebe, Begierde, Verlangen nach Neuem, Todess viel fünstlerische Demagogie und wissenschaftliche angst und Tod- diese Meisterwerke müſſen ima konnte, und dadurch die ums Leben Ringenden Kurzsichtigkeit feststellen, denn der Künstler hat mer wieder innerhalb dieſes ewig gleichen Krei­den giftigen Gasen preisgegeben. Der Streit eine starke Neigung zum Demagogen und der ses geschaffen werden, dieſes Kreiſez von Tras verschärfte sich von Tag zu Tag. Mehr als hunderttausend Arbeiter Wissenschaftler zur Kurzsichtigkeit. gödien und Komödien, die mit jedem Einzelnen hunderttausend Arbeiter streit­beginnen und zu Ende gehen. Aber nur daz ten, der Gewinnausfall betrug mehr als eine Genie erneuert immer wieder das eintönige Million Franken täglich. Ueber sieben Wochen Schauspiel des Menschen, der in dem Gefängnis dauerte der Streik an, es kam zu schweren seines Ich lebt, genießt und leidet, und der mit Plünderungen und Zerstörungen an den Ver­all seinen trügerischen und vergänglichen Erobe­waltungsgebäuden der Bergwerksgesellschaften rungen seines Glücks und seiner Träume auf­und erst nach Eingreifen der Regierung und taucht und verschwindet. Konzessionen der Gesellschaften kehrte die Ruhe Tangsam zurück.

Jakob Haringer  .

Entdeckungen der Primitiven

Ich für meine Perſon habe ſchon oft geſagt und wiederhole es noch einmal, daß der Schrift­ſteller ein Mann der Oeffentlichkeit ist, daß das Buch ein öffentlicher Att ist. Was wir sagen, geben wir einem beschränkten Kreis; was wir schreiben, säen wir in die unendliche Menge, die gleichzeitig bekannt und unbekannt ist: die öffentliche Meinung.

Aber auch der soziale Mensch stirbt nicht. Neben dem täglichen Strom von Presse und Der soziale Mensch, der sich durch die Kraft der Radio, diesen großartigen unförmigen Mächten, Aehnlichkeit und durch die Kraft der Tat aus die in den Hauptstädten thronen, von den Stärk- seiner Jiolierung befreit, ist ewig. Ohne Ende sten gelenkt, erhebt sich die Literatur als öffent- sammelt sich in der Messe Fortschritt und Wis= liche Macht, die zum Teil selbständig ist. Jeden- senschaft. Sie ist start. Sie ist stark genug, die falls meine ich hier diesen freien Teil der Welt aus den Angeln zu heben. Neben dem zer Schriftsteller, die, unbeirrbar von Zwang, Ehren brechlichen Einzelwesen und seinem Traum von und Zugeständnissen an einen von anderer Seite Fortsetzung iſt ſie Herrin von Zeit und Raum. gebrauten und verdorbenen allgemeinen Ge­

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Gottfried Keller  :

I.

Da es die Sendung des Schriftstellers von heute und morgen ist, die Wirklichkeit zu erken= nen, wie sie ist, so sieht er bei der Betrachtung der sozialen Wirklichkeit, daß sie im Grunde aus

Zur Erntezeit

Das ist die üppige Sommerzeit, Wo alles so schweigend blüht und glüht, Des Sommers stolzierende Herrlichkeit Langfam das schimmernde Land durchzicht.

C. Der amerikanische Forscher Car noch an erzählt in seinem Buch über seine afri­faniſchen Entbedungsjahrien( 2as Raiſerreich der Schlangen) von den verblüffenden Natur- schmack, ihre Pflicht erfüllen: unermüdlich und tenntnissen des Kaisers der Schlangen". Ein- immer vollständiger über den Menschen öffent­mal galt es Fische für das ganze Dorf zu fan- lich zu berichten. gen, aber so viel sich auch die Männer mühten, fie machten keine Beute. Da ging der Kaiser in. den Wald und brachte Pflanzenwurzeln mit. Diese warf er in den Fluß und alsbald tamen massenhaft Fische an die Oberfläche, schnappten nach Luft und legten sich auf den Rüden. Mühe­los konnten sie nun gefangen werden. Die Fische warch vergiftet. Das machte aber ihrer Genieß­barkeit keinen Eintrag. Was den Negervölkern Aitas seit altersher bekannt ist, das haben auch die Indianer durch Naturbeobachtung her­ausbekommen. Einer der menschlichsten Pio­niere, die die weiße Rasse in die Gefilde der Indianer schickte, der langjährige Wächter eines der herrlichsten Naturparks der Welt, des Yose­mite- Tales( Josémiti), Galen Clark  , erzählt in seinem 1910 erschienenen Büchlein über die Yosemite  - Indianer, daß sie Fische fingen, indem fie das Waffer mit der Seifenwurzelpflanze fät­tigten( Chlorogalum pomeridianum). Auch diese Fische waren für menschlichen Genuß geeignet. Hoffentlich wird es den Hochmut der weißen Raffe, die jetzt erst wieder ein dunkelhäutiges Volt unterjocht hat, nicht allzusehr verlegen, wenn sie aus diesen Zeugnissen zweier Männer erfährt, daß die Weißen noch immer etwas von den Schtvarzen und auch von den Roten lernen tönnen.

Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn Fern in der Gebirge dämmerndem Blau  , Die Schnitter so stumm an der Arbeit stchn, Sie schneiden die Sorge auf brennender Au. Sie sehnen sich nach Gewitternacht, Nach Sturm und Regen und Donnerschlag, Nach einer wogenden Freiheitsschlacht Und einem entscheidenden Völkertag!

II.

Es deckt der weiche Buchenschlag Gleich einem grünen Samtgewand, So tveit mein Auge reichen mag, Das hügelübergoß'ne Land.

Und fachte streicht darüber hin Mit linder Hand ein leiser West, Der Himmel hoch mit stillem Glühu Sein blaues Aug' drauf ruhen läßt. Mir ist, ich trag' ein grünes Kleid Von Sammet, und die weiche Hand Bon einer schweigfam holden Maid Strich es mit ordnendem Verstand. Wie sie so freundlich sich bemüht, Duld' ich die leichte Unruh' gern, Indes fie mir ins Auge ficht Mit ihres Auges blauem Stern. Uns beiden ist, dem Land und mir, So innerlich, von Grund aus, wohl Doch fchau, was geht im Feldweg hier, Den Blick so schen, die Wange hohl? Ein Heimatloser sputet sich Waldeinwärts durch den grünen Plan Das Menschenelend krabbelt mich Wie eine schwarze Wolfsspinn' an!

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Stora tan bonjour e