ser JD DIED DETOUCHI

BUNTE WELT

Nr. 46

Unterhaltungsbeilage

Die goldenen Ringe

Von Lindy

wo wir auf dem flachen Dach des Hauses saßen und die Jbiffe den Strahlen der untergehenden Sonne nach dem Nil überflogen.

1936

Perkins beugte sich über den Tisch.[ mir ruhte, besonders an jenen lauen Abenden,| Khartoum zurück. Ich hatte Besprechungen, die ,, Schauen Sie sich mal die junge Dame an, die eben hereingekommen ist", flüsterte er leiſe, ,, sieht sie nicht aus wie Nofrotete, der man ein weißes Leinenkostüm angezogen und einen klei nen, weißen Hut aufgesetzt hat?"

An einem diefer Abende war es auch, daß sie mir ihr Herz ausschütten wollte, ich fühlte Tatsächlich, es stimmt! Ich saß so, daß ich es, doch durch einen dummen Zwischenfall kam das Mädchen sie war höchstens achtzehn es dann nicht dazu. Ich hatte mir nämlich ein Jahre alt in einem Spiegel der Wandver Stüd Holz mit auf das Dach genommen und Heidung sehen konnte: diefelben feingezeichneten schnitte mit meinem Messer daran herum. Es Brauen, der träftige und doch wohlgeformte sollte ein Pfeifenreiniger werden, glaube ich. Mund und vor allem die großen, wundervollen, Durch eigene Ungeschicklichkeit riß ich mir dabei ganz wenig schräg stehenden Augen. Nofrotete, herausgestiegen aus ihrem gläsernen Gefängnis und lebendig geworden, beim Frühstück in einem Speisewagen der Sudan Goverment Railway! Kennen Sie diese Dame, Captain?" fragte ich mit leiser Hoffnung, denn Perkins saß schon manches Jahr hier im Sudan und war ein lebendiges Adreßzbuch ,,, ist sie eine Aegypterin?"

Er nidte. Die Tochter von El Mutaba, dem großen Baumwollmann. Aber lassen Sie die Hände davon, junger Freund, sie ist ein hoffnungsloser Fall!"

Das Klang reichlich mysteriös und reizte meine Neugier nur noch mehr. Doch der Haupt­mann hatte auf einmal sein englisches Gesicht aufgesezt und dagegen hätte man nicht einmal mit einem Zehn- Tonnen- Tant eivas ausrich ten tönnen!

Ich war damals für eine große Maschinen­fabrik unterivegs und verkaufte Pumpen, Bez wässerungsanlagen und solches Beug. Es ergab fich ganz von selbst, daß ich Saneya El Mutaba im Hause ihres Vaters kennenlernte.

Ich hatte dem Alten eine moderne Pump= anlage verkauft und als dann die Maschinen mit den Monteuren anfamen, lud er mich ein, für die Dauer der Montage bei ihm zu woh nen. Ich nahm mit Freuden an, denn erstens war es umständlich, die Pflanzungen von Wad el Nan mit dem Auto zu erreichen und dann reizte es mich doch ungemein, hinter dieses Ge­heimnis zu kommen, von welchem das Mädchen anscheinend umgeben war und von dem mir in Khartoum , wo der Klatsch ärger blüht als in einer kleinen Provinzstadt, schon einiges zu Ohren gekommen tvar.

Man hatte mir in Wad el Nan ein sehr nettes Zimmer angewiesen, dessen Tür auf einen kleinen, säulengetragenen Hof ging. Aus gezeichnete Pferde standen zu meiner Ver­fügung, die Aufstellung der Maschinen ging rüftig voran und ich hätte der zufriedenste Mensch der Welt sein können, wenn ich nicht bei Saneya immer wieder wie auf

jedes Sichnäherkommen vereitelte.

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einen Splitter in den Daumen, direkt unter den Nagel. Damit beschäftigt, ihn herauszuziehen, hörte ich einen leisen Schrei und sah Saneha von ihrem Stuhl sinken. Sie war ohnmächtig geworden. Ich rief den Diener und zusammen trugen wir sie hinunter. Mit der Aussprache ivar es jedenfalls für diesen Abend nichts mehr.

Sie hatte dann noch einmal einen Ohn­machtsanfall, dessen schaurige Bedeutung mir ebenfalls erit vierzehn Tage später bekannt wurde.

Saneya hatte mir ihren Schmuck gezeigt. Es waren sehr hübsche Stücke darunter, die einen erheblichen Wert haben mochten, aber auch allerhand Kram, goldene Gehänge aus Ketten und Münzen, recht barbarisch, tvie fie einfache Acgypterinnen als Kapitalsanlage tra­gen. Sanaya begann gerade wieder die Sachen einzuräumen, als ich am Boden der Truhe etwas leuchten jah. Es war ein breiter, goldener Arm­reif, der in wundervoller Arbeit mit altägyp­tischen Hieroglyphen verziert tvar.

,, Donnerwetter, ist das schön", staunte ich, ., warum tragen Sie denn das Ding nie?" Sanoha war mit einem Male furchtbar bleich geworden.

..Sie sollten ein paar Ohrringe dieser Art haben", fuhr ich fort, die müßten Ihnen blen­dend stehen zu Ihrem schwarzen Haar und dem schmalen Gesicht!"

In diesem Moment sant sie nieder. Ich schob ihr schnell ein paar Kissen unter den Kopf und lief um ein Glas Wasser. Als ich es ihr an die Lippen sezte, hob sie langsam ihren Arm, um sich an der Stirne zu fassen, und da

Ich muß erwähnen, daß Saneha immer Blusen mit langen Aermeln getragen hatte. So auch heute. Aber beim Sturz mußie wohl ein Knopf gerissen sein, jedenfalls glitt der Aermel bis zum Ellbogen zurück und ich sah, daß der Arm mit fürchterlichen Narben bedeckt war.

,, m Gottes Willen, Saneya", flüsterie wenn ich ,,, was ist denn das?"

eine unüberwindliche Mauer geſtoßen wäre, die riz den Aermel wieder herab, daß die Seide Sie fuhr hoch, bemerkte meinen Blick und Sie wich mir nicht aus, im Gegenteil. Sehr mit leiſem Knirschen zerriß. Dann schaute sie oft begleitete sie mich zu Pferde auf die Baum- mich mit ihren unergründlichen Augen an.

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- eigentlich war

wollfelder oder jagte mit mir fie ein Kamerad, wie man sich ihn nicht befier wünschen konnte. Ich glaube sogar, daß sie mich sehr gern hatte, denn mehr als einmal über= raschte ich sie dabei, wie ihr Blick versonnen auf

,, Nicht fragen, mein Freund, nicht fra gen!" schluchzte sie auf und strich mir leise über den Kopf.

mich fast vierzehn Tage in Anspruch nahmen und inzwischen waren die Maschinen in Wad el Nan fertig aufgestellt. Ich hatte mir zwar vorgenommen, noch einmal hinauszufahren, um mich zu verabschieden, aber vorerst tam es noch nicht dazu. Captain Perkins hatte mir außzer­dem eine Jagdeinladung zukommen lassen.

,, Was macht Nofrotete?" empfing er mich, als wir eines schönen Morgens aufbrachen. Irgend etwas neues?"

Ich schüttelte den Kopf und setzte nun mei­nerseits ein verſchloſſenes Geſicht auf, was er mit einem feinen Lächeln zur Kenntnis nahm. Er war doch ein patenter Kerl!

Perkins verhalf mir auf dieser Jagd zu meinem ersten Löwen. Die Angelegenheit war eigentlich weniger aufregend, als ich sie mir vorgestellt hatte, das Aufregende kam erst dann, als wir bereits auf der Heimfahrt waren. Wir hatten den Ausflug nach alter Safari- Art ge= macht und lagerten den letzten Abend in der Steppe. Perkins hatte die letzte Flasche White Label auf den Tisch gestellt und wollte mir eben eingießen, als ganz in der Nähe ein Schuß fiel.

Nanu!" brummte der Hauptmann ,,, was fällt dem Kerl denn ein?"

Er meinte anscheinend unsern Dragoman, der als einziger außer uns beiden die Büchse hatte. Gleich darauf trat auch schon die hohe Gestalt des Dolmetschers, ein dunkles Ettvas hinter sich herschleppend, in den Lichtſchein unseres Feuers.

.., Seht, Herr, was ich soeben geschossen habe!" sagte er aufgeregt.

Der Hauptmann stand auf und beugte sich zur Erde. Pa- ein Schafal!" meinte er ge ringschäßig ,,, schade um die Kugel!"

Doch Haffenin ließ sich nicht beirren. ,, Yes, Sir!" bestätigte er ,,, doch es ist ein Schakal mit Ohrringen!"

Perkins, der sich bereits wieder gesezt hatte, erstarrte zu Stein. Dann war er plöblich mit einem Satz bei dem Kadaver und zerrte ihn ans Licht. Hell glänzten da im Scheine des auf­lodernden Feuers zwei goldene Gehänge, die durch die Ohren des Schakals gebohrt waren. Noch ahnte ich nichts von der Ueberraschung, die der nächste Moment mir bringen sollte.

meinte der Offizier in einem Ton, gegen den es Ich kaufe dir die Dinger ab, Hassenin", feinen Widerspruch gab, laß uns jetzt allein".

Der Mann verschivand, wie vom Erdboden verschludt.

Perkins hatte die Gehänge aus den Ohren des Tieres gelöst und trat zu mir heran. Ein Augen, als er mir die Dinger entgegenhielt. rätselhafter Ausdruck lag in ſeinen grauen

Wie gebannt starrte ich auf die ausge= streckte Hand und unterdrückte mit Mühe einen Schrei, der mir aus der Kehle wollte fein getrieben sah ich altägyptische Hieroglyphen auf dem edlen Metall, in Form und Stil dieselben wie auf dem breiten Armreifen Sanchas in

Das war das letztemal, daß ich sie sah. Am andern Tag rief mich ein Telegramm nach| Wad el Nan!