feste Feuer von Neuwverk hoch oben von dem s alten steinernen Turm, der schon zu Störte­beders Beiten stand und dem berühmten See­räuber oft Zuflucht bot vor den Kriegskoggen des hochmögenden Senats von Hamburg  . An Badbord querab sind die drei weißen Lampen des Feuerschiffes ,, Außeniveser" zu sehen. Sie tauchen auf und verschwinden wieder, obwohl das elettrische Feuer der Außenweser" ebenso wie das von ,, Elbe 1  " ein sogenanntes festes Feuer ist. Aber das Außenwejer- Feuerschiff, das freilich nicht ganz so weit draußen liegt wie die Eibe 1", rollt natürlich in der großen See ebenfalls ſchwer und ſeine drei Lampen find daher häufig nicht sichtbar. Der Steuermann geht mit breiten Beinen auf der Brüde auf und ab: Alles in Ordnung!

Vorn im Schiff ist der Mannschaftsraum. Die acht Mann der Besaßung, die hier wohnen, haben es sich ganz behaglich eingerichtet. Sau­bere Stojen mit bunten Gardinen davor. Weiß­ladierte eiserne Schränke. Ein großer Tisch. Und überall Photographien und bunte Postkar­tenbilder. Was tut der Seemann   der Freiwache in solchen Sturmzeiten, wenn das Schiff ftampft und rollt und schlingert, daß man nir­gends ruhig sißen kann? Er geht zur Koje". soll heißen er legt sich auf ſein Lager.

Von den sechs Freiwächtern sind drei ein­getörnt". Sie schlafen nicht. Sie rauchen die turze Shagpfeife und beobachten die drei Kame= raden am Tisch, die einen gewaltigen Stat dre­schen. Einer, dessen Lager sich neben dem Tisch befindet, fist auf dem Kojenrand, läßt die Beine herabbaumeln und gibt den eifrigen Spielern zuweilen Ratschläge. Sonst wird nicht biel gesprochen unter den Männern. Sie fennen fich alle ganz genau. Sie find monatelang fort während in der Enge des Schiffes beisammen. Wenn einer den Mund auftut, weiß der andere schon, was er sagen wird. Lebenserinnerungen, Bize, saftige und harmlose, alles ist längst er zählt und bekannt. Bullaugen und Oberlicht sind feit geschlossen, ein Sprißer der über Ded sau­fenden Wasser könnte hereinhauen und die Be­haglichkeit stören. Die dicke Luft, die den vom Pfeifenqualm vernebelten Raum erfüllt, ist ihnen Gewohnheit, verurſacht ihnen kein Hals­

tveh.

Achtern in der Kajüte, wo sich die höheren Changen, Steuerleute, Kapitän und die fom­menden und gehenden Lotsen aufhalten, ist die Luft übrigens fein bißchen reiner. Die Herren schlafen in Kammern, und in der Kajüte find feine Kojen. Sonst sieht der Raum nicht viel anders aus, als der der Mannschaft im Vor­schiff.

Kapitän, zweiter Steuermann und zwei Lotsen sizzen um den Tisch. Jeder hat ein Grog­glas vor sich, das er mit einer Hand festhalten muß, ſonſt ſauſt es sofort zerklirrend in die nächste Ede. Die beiden Lotfen, ein alter weißbärtiger Seebär und ein junger Mann, der eigentlich noch Lotsenschüler ist, sind tief ver­ärgert. Wäre der verdammte alte Jammer­kaſten, den ſie von Hamburg   biz Elbe 1  " ge­leitet haben, nur ein wenig schneller gefahren, ſo hätten sie noch vor Einsetzen des Unwetters einen einlaufenden Dampfer erwischt und fäßen heute gemütlich daheim. Der junge ist besonders wütend. Vier Tage sitt er nun schon fest auf diesem schaukelnden Ewer. Und wenn er Glüd bat, so wird er morgen einen Dampfer nach Hamburg   bringen können. Bis er zu seiner Braut fommt, werden mindestens fünf Tage und Goitverdori sechs Nächte vergangen sein. Seine Mary ist eine echte Hamburger   Deern, sie hat leichtes Blut. Und Sankt Pauli   ist ein verflucht gefährliches Fahrwasser. Teufel weiß, was da alles passiert sein kannl

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Der zweite Steuermann, der noch nicht lange den Dienst auf Feuerschiffen macht, hat andere Sorgen. ,, Käpten," fragt er, wie das Schiff gerade heftig stampft und es einen Rud an der Ankerkette gibt, daß das Klirren und Singen des straff gespannten Eisengeschirrs bis in die Kajüte zu hören ist ,,, wird sie das noch lange aushalten?" Was meinen Sie eigentlich, Stüermann," antwortet der Kapitän ettvas von oben herab ,,, unsere Anterkette viel­leicht? Ob die das aushält? Mein lieber Mann, ich bin nun bereits elf Jahre hier an Bord und habe schwereres Wetter erlebt als dieſe Kleine Müße voll Wind, Das kann ich wohl fagen. Und in der ganzen Zeit ist uns bloß zweimal die Anferkette gebrochen, davon ein­mal, weil wir zu wenig ausgestedt hatten. Heute liegen wir vor sechzig Faden Kette. Da muß es schon ganz anders blasen, wenn unsere Ankerkette brechen soll. Haben Sie sich mal den Stempel angesehen, der auf jedem zehnten Ket tenlint eingepreßt ist? Kettenfabrik Grünen in Westfalen. Das ist unser bestes Material, Stüermann, das bricht nicht."

Der junge Lotse wollte zeigen, daß er auf diesem Gebiete auch seine Erfahrungen hätte und begann: Wie wir mal mit der, Eleonore Ridmers" auf dem Menam- River vor Bang tot lagen..." Er konnte ſein Garn nicht zu Ende spinnen.

Vorn im Mannschaftsraum sagte der Kie­biß auf dem Kojenrand gerade: Karo Zehn hättest du ihm anbieten solen, Jan..."

In diesem Augenblick geschah es.

Die Elbe 1" war tief hinabgesunken in ein Wellental. Aus den Schanzpforten an bei den Seiten strömte schäumendes Wasser. Lang­sam begann sie sich aufzurichten, da stürmte heulend und brausend an Backbord eine furcht­bare Grundsee heran, brach über das ganze Oberded herein und drückte mit der Gewalt vieler Tonnen Wasser das Schiff nieder. Ein zweiter schwerer Brecher vollendete das Werk dieser Sturmnacht. Das Schiff lag völlig auf der Seite. Noch einmal leuchteten die mit weißer Farbe seitlich aufgemalten Buchstaben Elbe 1  " durch den grauweißen Gischt versant der rotgestrichene Rumpf des Feuer­schiffes in den Wellen.

dann

Mit ihr versanten zwölf Mann. Der wachthabende Steuermann und die beiden Matrosen der Deckwache wurden über Bord ge= spült und fanden, hilflos in dem schweren Delzeug wie sie waren, einen schnellen See­mannstod. Die anderen, sechs im Mannschafts­raum, vier in der Kajüte, zwei im Maschinen= raum, starben, ehe ihnen zum Bewußtsein kam, was geschehen war.

Der Kapitän hat recht behalten. Die An­ferlette ist nicht gebrochen. Das Feuerschiff Elbe 1  " liegt auf dem Grunde der See vor Kette und Anter, wie es jahrelang schwimmend als Wächter vor der Elbmündung lag. So hat

"

der Hamburger Bergungsdampfer Hermes" die Lage des Brads festgestellt. Und über dem Grab von Schiff und Besabung wiegt sich Tag

und Nacht auf den Wellen das Reservefeuer­schiff Elbe 1".

Das Buch in 630 Sprachen

In einem Londoner   Verlage ist ein Buch| Sprache. Wo spricht man fie, in Kuba  ? Nein, erschienen, das kein Mensch lesen kann. Auch der in Belgisch- Kongo. Die Slab- Sprache, ein sla= Gebildetste versteht nur einige, bestenfalls 50 wischer Dialekt oder eine Grundform des heu Säke; die übrigen bleiben ihm unverständliches tigen Russisch? Nein, Slaw spricht man am Kauderwelsch, wenn nicht der Titel des Buches Mackenziefluß in Kanada  . Nommany? Nicht fein Geheimnis enthüllte. Er lautet The romanisch oder rumänisch, sondern Zigeuner­Gospel in many tongues". Es ist also das Evangelium in vielen Sprachen, beileibe nicht ſprache, weil die Zigeuner fich das Rom­in allen. Die Bibel, der ,, best seller" aller Zei-( Mensch) Volt nennen. Aber Chin wird doch ten, ist heute in rund 630 Sprachen übersetzt, ſicher in China   geſprochen? Man ſpricht es in meistens von den Mitarbeitern der British and Burma, und zwar gleich in vier verſchiedenen Foreign Bible Society"; die restlichen Spra- Dialekten. Die Maggi- Sprache ist das Verſtän= chen sind von anderen Unternehmungen gelie- digungsmittel auf der Toulon  - Insel, die zu fert worden, die sich ebenfalls das Ziel gesetzt Papua gehört. haben, die Kenntnis des Evangeliums über den Erdball zu verbreiten.

630 Sprachen bringt ,, The Gospel in many tongues", und von den allermeisten hat man nie etwas gehört. Es beginnt bei Nr. 1 mit Accra  ,

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an der Goldküste spricht man Accra  - und es endet mit Nr. 630 bei Zulu. Dazwischen gibt es das Xosa  , das die Kaffern sprechen, die Tabelle- Sprache teine mathematische For mel, sondern das Idiom von Matabelle- Land in Nord- Rhodesia. Unwillkürlich fühlt man sich versucht, bei China   und chinesisch" nachzu­schauen, denn hier soll die schwerste Sprache der Welt sein. Sie ist es nicht; dafür stehen, fäuberlich untereinander, 28 chinesische Dialekte, vom Hoch- Wenli über Mittel- und Nieder­Wenli bis zum Chiho. Chinesisch hält also einen Reford. Seltsamerweise kommt gleich hinterher das Türkische. Nicht weniger als 28 verschiedene türkische   Idiome sind aufgezählt, nicht etwa harmlose sprachliche Abweichungen, sondern Ge­bilde verschiedenen Wortschatzes und verschie­dener Grammatik, die vom Bosporus   bis tief nach Innerasien hinein geschrieben werden.

Es gibt jedoch noch andere verblüffende Sachen in diesem Buch. Da ist 3. B. die Kuba­

Fast noch interessanter als die Sprachen selbst sind die Schriften, die man getreu wie= dergegeben hat. Die kunstvollen chinesischen  Ideogramme, die mandschurischen sentrechten Sturmfahnen", die dschungelartigen indischen Schriftzeichen finden sich neben den Dreieden und Wellenlinien der Indianersprachen, die an jene Krigel erinnern, die Schuljungen an die und doch wird in ihnen Hauswände malen, das Evangelium ausgedrückt. Die abeffinischen Zeichen stehen neben flüchtigen arabiſchen in ge­furvten Schlingen und Pünktchen und den Blockbuchstaben des Hebräischen. Im ganzen sind es mehr als 80 verschiedene Schriftsſyſteme. Die Bibel ist oft das einzige Sprachdokument, das die Völker Innerafrikas und Auſtraliens   in ihren eigenen Idiomen beſißen.

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Alle drei oder vier Wochen gibt es eine neue Bibelübersetzung in eine neue Sprache, die man nur in den brasilianischen Urwäldern, in der sibirischen Tundra oder in indischen Berg= nestern tennt. 400 Millionen Bibeln in nahezu 1000 Sprachen sind schon gedruckt und verkauft oder unentgeltlich verteilt worden, in einem Beitraum von 126 Jahren.