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einen guten Zived gegeben. Daß ich Sie eine| Mist zusammenzuschreiben? Nein. Sie, meine halbe Stunde lang zum Besten gehalten habe, Herrschaften, ſind die erſten, die mich als Dich wäre noch verzeihlich. Aber ein größeres Ber- ter kennengelernt haben. Ich kann es Ihnen brechen muß ich Ihnen gestehen; ich habe das nicht länger berheimlichen: das Gedicht war von Andenken und den Namen des großen Dichters mir. Ich selbst, hier warf Chaplin den Hut in Robert Browning befleckt. Das Gedicht, das ich die Luft und fing ihn graziös mit dem Kopf vortrug, war nämlich gar nicht von Browning, wieder auf, ich habe es vor einer halben wie wäre es ihm auch gelungen, einen folchen Stunde gedichtet." Josef Wechsberg.
Knabe mit lockigem Haar
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Mister Fred Roids, Chicago , und seine Gattin find tinderlos geblieben. Wenn die bei den einmal- was felten genug vorkommt. eine ruhige Stunde miteinander reden, weil eben Mister Roids ausnahmstveise nicht gerade im Stonzern und Mrs. Noids gleichzeitig gerade nicht bei einem Wohltätigkeitsfest ist, so sprechen sie von einem Kind, das sie gerne hätten. Nun nahte das Weihnachtsfest und Mister Roids hatte Angst davor, denn die schönsten Gechente tonnten an diesem Abend seine Frau nicht davon abhalten, ein wenig zu weinen was die ganze Schminke in Auflösung brachte und ein Kind zu wünschen, durch das der Abend erst Stimmung und Sinn bekommen würde. Als Mister Roids eben den Kurszettel in der New York Times " gelesen hatte, fiel ihm ein Artikel auf, in dem berichtet wurde, daß auch heuer zu Weihnachten wieder zweitausend Kinder aus Waisenhäusern von kinderlosen Familien adoptiert würden. Sogar der berühmte Filmstar x. in Hollywood und der Maschinenkönig V. in Chicago hätten je ein Waisenmädchen an inKindes Statt angenommen. Und er beschloß, seine Frau zu überraschen
Mister Roids Sekretärin erschien platinblond und erblaßte unter der Schminke, als ihr Mister Roids turgweg sagte: Fräulein Smith, ich möchte ein Kind. Könnten Sie sich nicht einmal umsehen. Am besten ist, Sie rufen vorerst die Waisenhäuser an." Fräulein Smith erholte fich, schludte und lächelte nachsichtig, als ihr Mister Roids sein Unternehmen erklärte.
Nach zwei Tagen legte Fräulein Smith ihrem Chef drei Photographien auf den Tisch und sagte:„ Leider, Herr Roids, ist die Auswahl nicht mehr so groß. Hier haben Sie zwei Jungens und ein Mädchen, die noch zu haben waren. Ich habe sie gestern eigens für Sie photographieren lassen."
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,, Wunderbar," sagte Mister Roids. Also, ich nehme diesen blonden, gelodien Buben. Etwa sechs Jahre alt, nicht wahr? Stellen Sie fest, ob er teine Verwandten hat, die uns lästig werden könnten und bringen Sie alles mit den Dokumenten in Ordnung. Kümmern Sie sich, wie es mit seinen Vorfahren aussieht. Ich brauche das Kind erst am 24. Dezember, gebadet, ordentlich angezogen und mit ein paar Grundregeln der Erziehung versehen."
,, Wird gemacht, Miſter Roids, wird alles crledigt."
deine neue Mutter!" und Mister Roids schob den Jungen seiner Frau zu.
Jonny schaute im Kreise herum und Frau Roids ging ihm entgegen, umarmte ihn und brüdte ihn zärtlich an die Bruſt. Dann stürzte fie auf Mister Roids zu und umarmte auch ihn. Der Junge stand da und wußte nicht, was nun geschehen solle.
,, Ich werde dir eine gute Mutter sein," fagte Frau Roids.
,, So," sagte der Junge ,,, wir haben Christbäume immer gestohlen, als ich noch bei den Zieheltern am Lande war."
Frau Roids erblaßte. Jonny schaute fich interessiert um, drehte den Hals, weil ihm das neue Hemd höchst unbequem und ungewohnt war. Er näherte fich dem Christbaum, betrach tete ihn und nahm eine Nuß herunter, Inadte fie zwischen den Zähnen auf und begann fie zu essen, wobei er nachläffig die Schalen auf den Boden spudte.
Mister Roids ging zu ihm hin und meinte: Jonny, du bekommst jetzt deine Geschenke. Wir haben dich ſehr lieb und du follſt es bei uns gut
haben."
Der Junge schaute mißtrauisch auf.„ Das haben meine lebten Zieheltern auch gesagt. Dann war das Geld, das mein Bater hinters laffen hat, pfutsch und sie haben mich auf die Straße gefeßt. Dann hat man mich in dieſes Waisenhaus gestedt. Gut, daß Sie mich hierher genommen haben. Ich wäre dort ohnehin durchgebrannt."
,, Sie sind meine Mutter! Na, gut," bes In diesem Augenblick wurden alle abgea merkte der Junge in derbem Amerikanisch der lenkt, denn Frau Noids bekam einen WeinStraße. Eigentlich hätte mir die dort beffer trampf. Das Stubenmädchen führte Jonnh gefallen." Und er zeigte auf eine der Nichten hinaus, der verſtändnislos die Achſeln zudte. von Mrs. Roids.
Wenn ein Gespenst durch das Bimmer gegangen wäre, hätte die Wirkung nicht stärker jein tönnen.
,, Ach, das scheint mir nicht recht gelungen au fein," bemerkte Mister Roids.
Durch Tränen flüsterte Frau Roids:„ Da bei ist der Junge so hübsch. Die schönen, blonden ,, Na," sagte Mister Roids rasch gefaßt," Loden! Ach, Fred, er hat aber sicher viele Feh= ezt schau dir einmal den Christbaum an. Den ler. Aber ich werde ihn vielleicht doch behalten. hat eigens ein Englein vom Himmel gebracht, Oder könnte man ihn nicht umtauschen?" um dir eine Freude zu bereiten."
Das Schnippchen
I. Kaut.
Eine heitere Weihnachtsgeschichte von Oskar Baum Das Vergnügen hatte Kalezti hinter fich. I herzig diese Position aus, nahm in feinen Im geschäftigen vorfestlichen Gedränge der Wünschen nicht die geringste Rücksicht auf die Straßen sich umhertreiben lassen und über Ge- schweren Zeiten im allgemeinen oder auf bes schente für seine liebsten Menschen nachdenken, sondere drückende Umstände der einzelnen. Da tann gewiß ein Vergnügen sein, wenn man sich bei fonnte man eigentlich gar nicht wissen, ob den Betrag einmal zurechtgelegt hatte und er das Vermögen des greisen Junggesellen wirklich nicht wehtut. Aber abgesehen davon, daß das so märchenhaft groß war, wie man allgemein Nichtwehtun in seinen Verhältnissen ein sehr annahm, ob es nicht vielleicht unter den ver relativer Begriff war, ermüdete es und Kalehti schiedenen Gefahren der Nachkriegszeit ge= saß schließlich, über das letzte Gefchent- Problem fchrumpft war und, wenn nicht, ob er es wirknachhaltig brütend, im Winkel eines Cafés, lich den Angehörigen hinterlassen oder nicht immer wieder von trügerischen Geburtstehen vielleicht in seiner Tüde lieber zugunsten einer durchschüttert, und konnte zu feinem Entschluß großmäuligen Stiftung bermachen würde. tommen.„ Was schenke ich Onkel Pepp?" Kaletti vergegenwärtigte sich bildkräftig die Weihe des feſtlichen Abends, wenn der Alte n seinem uralten fledigen Schlafrock eben aus dem Bett aufgestanden, vom Kreis der Verwandten umgeben, die kostbaren Tribute von jedem einzelnen in Empfang nahm. Unerträg lich waren seine lauernden spöttischen Augen, wenn er nachher mit einer von scherzhafter Bes scheidenheit gesteigerten Großartigkeit und Feierlichkeit die beleidigend schäbigen, lächerlich wertlosen Gegenstände überreichte. Papiersoldaten den darüber schon hinausgewachsenen Knaben, den Mädchen flecksig bemalte Holzpuppen vom Nikolo- Markt, grobe Baumwolltaschentücher den Frauen und den Männern Brief- und Geldiäschchen von Wachzruch oder Pappedosen, mit selbstgestopften Zigaretten ge= füllt. In den letzten Jahren war er immer vor Weihnachten erkrankt und mußte das Bett hüten. In seinem Alter waren Besorgnisse nicht von der Hand zu weisen. Alle sahen schon das Erbe verlockend nahe und machten die letzten ent= scheidenden Anstrengungen, einander den Rang in seinem Herzen abzulaufen. Nach Weihnach ten fräftigte sich sein Zustand gewöhnlich wieder
Inspektor der Staatsbahnen Edmund Kalebki war vielleicht ein zu sanfter Mensch, um hier ohne weiteres die rechte Eingebung zu haben. Eines stand fest: Unter feinen Umständen wollte er heuer wieder im ausgedehnten Kreis der Verwandten verschiedenen Grades dasißen, mit geballter Faust in der Tasche und den vergnügten Hohn des Alien über sich und die Seinen ergehen lassen. Seit wie vielen Jahren ging es schon so! Immer wußte Onkel Als am Weihnachtsabend die Mistelzweige Pepp mit teuflischer Harmlosigkeit in entspre an den Lampen und zwischen den Türen hin- chendem Zeitabstand vor dem Fest seine über gen und der Lichterbaum in Amerita neueste aus anspruchsvollen Wünsche ins Gespräch einMode vornehmer Leute entzündet war und fließen zu lassen. Wer in der ganzen VerMrs. Roids, ihre Schwester und ihre zwei verwandtschaft bälte gewagt, diese Andeutungen heirateten Nichten sich versammelt hatten, winkie nicht sogleich aufzufangen, sich einzuprägen Mister Roids und das Stubenmädchen führte und ihnen auf das Genaueste nachzukommen, einen blonden Knaben herein, dem eine Helle Locke in die Stirne fiel, der eine Verbeugung machte und sich dann breitbeinig und verlegen Hinstellte.
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Diesen Jungen er heißt Jonny- habe ich adoptiert, um dir eine Weihnachtsfreude zu machen“, sagte Mister Roids. Also, begrüße
auch wenn man das Lezzie hätte dafür hergeben müssen? Kaleyti hatte sich einmal richtig in Schulden gestürzt. Was tat man nicht alles, um hinter den anderen Verwandten nicht zu rückzustehen und seinen Nang in der Beliebtheit des reichen Geizkragens zu behaupten! Und der Gute nüßte in aller Offenheit unbarm
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