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Da stürzt einer, eine weiße Rauchwolf: Madrids Verpflegung gesorgt hatte, obgleich hinter sich herziehend. und dort noch einer!
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- Dort auch einer!
der Feind vor den Toren stand, fielen ihr die Arbeiter, die sie auf der Straße begegneten, bewegt um den Hals und sagten: Marguerita, du hast uns gerettet."
den Luftkampf zu. Maschinengewehrgefnatter| braucht. Die Stadt ist ihr Heim" geworden, ihr starker Sinn für das wirkliche der Dinge tönt herab. Da..! ihre eigene Wirtschaft“. Nachdem fie für und für die Leitung einer Birtschaft. Die Intellektuelle, die am Athenäum vielbewuns derte Vorträge hielt, verpflegt heute Madrid .. Die Umstände, unter denen sie ihre Leistung bollbringt, geben ihr etwas von einem Epos. Aus der bescheidensten der Tätigkeiten hat fie ein Apostolat gemacht und mich beschäftigt der Gedanke, daß fie, wie andere vor ihr, unserem Alltagsleben als Hausfrauen und Parteis genoffinnen einen tiefen und unerwartet neuen Sinn verliehen hat.
Die Menschen auf der Straße geraten in Ekstase. Sie werfen Kappen und Müßen in die Luft und tanzen und schreien... Weiter und weiter weg von unserem Blazz zieht sich der Luftkampf. Und bald ist von den Fliegern nichts mehr zu fehen-- Nach einiger Zeit heulen wieder Sirenen auf: Fliegerangriff abgewehrt! Die Straßenbahnen und Autos beginnen wieder zu fahren, die„ Grand Via" be= tommt ihr altes Gesicht. Oder doch nicht ganz? Biele, viele Sanitätsambulanzen und Feuerwehrauios rasen der Straße entlang. Ich beschleunige meine Schritte. Bald aber kann ich nicht mehr weiter, die Straße ist abgesperrt. Jenseits der Absperrung sieht man einen rauchenden Trümmerhaufen. Eine Fliegerbombe hat dort eingeschlagen. Es gelingt mir, an die Unglüdsstätte heranzukommen. Tote und Verwundete werden abtransportiert. Feuerwehr und Militär durchsuchen den Schutthaufen, der vor einer Stunde noch ein sechsstöckiges Gebäude war. Herzzerreißende Szenen: Kinder schreien nach ihren Eltern, Eltern nach ihren Kindern. Einer Frau muß mit Getvalt ihr totes, über und über mit Blut besprizes Kind aus ihren Armen genommen werden
Könnte man doch alle die Staatsmänner, die diplomatisch- ruhig, fühl- überlegen der Entwicklung des faschistischen Generalsfrieges ausehen, könnte man doch die Verantwortlichen, -könnte man die Kriegsheber vor diese Mutter stellen! Josef Herbert Schilling.
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Eine Hausfrau an der Arbeit
Im allgemeinen haben die Männer sehr viel Berachtung für alles, was wir tun, mit der einzigen Ausnahme unserer Hausfrauenarbeit. Sie schätzen ein gut gehaltenes Haus und eine forgfältige Küche. Zweifellos haben sie darin gar nicht unrecht, um so mehr, da die Hausarbeit, mit Verstand geleistet, den Frauen einen Sinn für das Wirkliche gibt, der den Männern oftmals abgeht.
Ich fand einen Beweis dafür erst jüngst in einer Geschichte aus der spanischen Revolution, die mir unsere Freundin Marthe Huysmans erzählt hat.
Es war zur Zeit, als die Regierung, um die Organisierung des ganzen Landes zu fichern, Madrid verlassen mußte. Ein einziger Mandatar blieb in der Stadt: eine Frau, unsere Genossin Marguerita Nellen. ( Jene tapfere herrliche Frau, die fürzlich vom Blatt der tschechischen Agrarier als Hure beschimpft wurde.)
Alles war weg und alle Türen hatte man offen stehen lassen. Marguerita ließ sie schlieben und brachte die Akten, die aufbewahrt were den sollten, in Sicherheit. Am nächsten Tag war Madrid ohne Fleisch. Marguerita nahm eine Handvoll Milizleute, ging ins Schlachte haus, ließ das dort vorhandene Vieh schlachten und Madrid hatte zu essen.
Häuser wurden bombardiert, Frauen und Kinder standen obdachlos auf der Straße. Man brauchte Unterkünfte. Marguerita fand Unterfünfte. Für die Verwundeten, für die ObdachIofen, für die Hungernden Marguerita ist immer da. Als vorbildliche Hausfrau denkt sie an alles für die andern.
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Sie hätte weggehen können, aber fie ift geblieben. Sie könnte sich in ihrem Haus versteden, aber sie kommt und geht unter den Kugeln und den Bombardements, weil man jie
Das Bombardement geht weiter. Marguerita bleibt und arbeitet treu auf ihrem Poften. Was ihr in diesem Augenblid am besten zustatten kommt, ist nicht ihre Kultur, nicht ihre Bildung, nicht ihr Talent, sondern
Bücher stehen zu Diensten
Hymnus auf die Public Library
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Dide Bände sind über die unvergleichliche historische Werke und vor allem natürlich die Bibliothek des Britischen Museums geschrieben eigentliche Belletristik: Romane, Dramen, Lyrik, worden, über ihre berühmten Besucher, ihre die klassische englische Literatur, aber auch viel Bücherbergwerke, ihre 55 Meilen Regale. Ich Modernes- wenn auch nicht gerade das Allers aber will das Preislied der bescheidenen Public neueste, so doch Neues und auch noch Umstrittes Library fingen. 3.2 Millionen Bände stehen im nes, den Lesern zur selbständigen Urteilsbildung Britischen Museum- 36.8 Millionen aber in dargeboten. Wohl mag man in den Liefen der den unscheinbaren Bezirksbibliotheken in Lon- Bücherschränke auch noch, did gebunden, das don und der englischen Provinz. Marg und Maz- Protokoll des Kongresses der Gasgesellschaften zini, Carlyle und Tennyson dachten und dich aus dem Jahre 1871, die Neuesten Erfinduns teten im Lesesaal des Britischen Museums gen" aus dem Jahre 1885 und ftaubbedeckte John Smith und Peggy Brown , der dienstfreie Reisebeschreibungen aus den sechziger Jahren Autobusschaffner, die arbeitslose Stenotypistin, entdecken, die seit einem Menschenalter nicht der junge Student und der alte Pensionist, das mehr aus ihrem Fach geholt wurden; aber das englische Volt liest und lernt in der find Ausnahmen, die gewaltige Mehrzahl der Public Library. Sie steht jedermann offen, sie Bücher hier lebt und wird gelesen, wie die eina tostet keinen Penny, sie verheißt von der Straße geklebten Entleihzettel zeigen. weg Abenteuer des Geistes. Es ist unabſchäßbar, wieviel sie in aller Stille, unbeachtet von den geschäftigen Beobachtern des englischen Lebens, zur Geistes- und Charakterbildung des
englischen Wolfes beiträgt.
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Sind die Engländer insular? Ihre Publie Libraries jedenfalls sind es nicht. Nicht nur in Uebersehungen enthalten fie Gothe und Schiller , Molière und Voltaire , Dante, den„ Don Quijotte" und alle die anderen Nassischen Sie ist eine öffentliche Einrichtung in die Werke der Weltliteratur, nebst vielen modernen sem Lande der privaten Institutionen, von den Schriftstellern, Franzosen und Standinaviern Lokalbehörden im eigenen Wirkungskreis er vor allem, Tolstoi und Gorki, Pirandello und richtet, nach eigenem Ermessen ausgebaut. Aber Tagore fie haben überdies auch fremdspra nichts Amtlich- Behördliches haftet ihr an. chige Abteilungen: deutsche, französische, schwes Freundliche, helle Säle mit behaglichen Siß- difche, nortvegische, russische, spanische, lateis gelegenheiten, abgeteilten Nischen für ganz nische, griechische, orientalische Literatur. In stille fonzentrierte Lektüre fein Maffenlese meiner Public Library finde ich in der deutschen betrieb, in der Atmosphäre etwas von dem ful- Abteilung unter anderen Gottfried Keller und tivierten Komfort eines englischen Gelehrten- C. F. Meyer, Gerhart Hauptmanns gesammelte heims. Freier Zugang zu den Bücherregalen, Werte, Schnißler und Thomas Mann , dent Schmölern und Stöbern nach Herzenslust und Streit um den Sergeanten Grischa" und sogar nur die eine Bitte, die entnommenen Bücher Rosegger. Und an den Wänden des Vorraumes nicht selbst wieder zurückzustellen. Keinerlei hängen unter den Stichen und Photos der Gros formalität, ein jeder kann ungefragt die ßen der englifchen Literatur, von Chaucer Bibliothek ben üben und nur das Ent- und Shakespeare bis Shatv und Wells, in der leihen von Büchern ist auf dieinigen be- gemeinsamen alphabetischen Reihe als Gleiche schränkt, die im Bezirke wohnen oder arbeiten. unter Gleichen Gothe, Schiller , Heine, Anatol Die Beamten diskret im Hintergrund, aber stets France, Ibsen , Maeterlinc. bereit zu helfen und zu raten, den Weg im Bücherlabyrinth zu weiſen.
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Frei, aufgefchloffen und weltenweit, fosmes politisch im besten Sinn ist der Geist, der meine Public Library durchzieht. In dem BücherVom Telephonbuch bis zum Handwörter- schrank vor mir steht ein ägyptisches Wörterbuch, buch der Philosophic finden sich alle erdenklichen das mich schon lange reist, ihm eine freie habe Nachschlagewerke in der Referenzabteilung einer Stunde zu widmen; zu meiner Linken fißt ein großen Public Library: Fahrpläne, Bädeder, dunkelhäutiger malaiischer Student, vertieft in Wörterbücher, Lerika, technische und wissen- eine englische Uebersetzung von Burdhardts schaftliche Bestimmungsbücher, Briefmarken-..talienischer Renaissance"; zu meiner Rechten fataloge und Lloyds Schiffahrtsregister, Atlan- ein weißhaariger Mann, die gefurchte Stime ten und Chroniken, eine umfangreiche Shake- über seltsame Schriftzeichen gebeugt indrich, speare- Literatur natürlich, Literaturgeschichten arabisch, afrikanisch? ein ausgedienter fro und 2- treschichten, Kunstgeschichten und Kul- Tonialbeamter vermutlich, der sich nun in das turgeschichten, nationalökonomische und sozial- Schrifttum des Bolles versenkt, das und dejen wissenschaftliche Enzyklopädien, die heiteren Sprache er in seinen aktiven Jahren zu beherra Sammelbände des Punch" und die ernsten der schen hatte... Times" und vieles andere mehr. In der Berleihabteilung gibt es nebst reicher Fachliteratur Das ist meine" Public Librarh. Andere, Gärtnerei und Philosophie, Technik und die ich gaftweise besuche, haben andere Eigen Handelshunde, Handfertigkeit und Sport selbst- heiten, wenn aus die freie und kultivierte verständlich, Sprachen und Kunstgewerbe Atmosphäre überall gleich bleibt. Biele haben Biographien, Reisebücher, zeitgeschichtliche und Zeitungsfäle, in denen alle großen Tagess
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