M. Sostachenko:
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Die Aristokratin
Jch, Brüder, liebe nicht Beiber, die Hüte) tragen. Sobald ein Weib einen Hut trägt oder Seidenstrümpfe anhat, und hat noch dazu einen Goldzahn im Mund, ist für mich solch eine Aristokratin überhaupt fein Beib, sondern fozufagen ein Stüd leerer Blab.
Aber einmal war ich doch von einer solchen Aristokratin gefangen genommen: Jh ging
mit ihr spazieren und führte fie ins Theater. Ja, eben im Theater ist ja das Unglüd ge
schehen. Hier hatte sie die Gelegenheit, ihre ganze Ideologie zu entfalten.
Wir hatten uns im Haushof getroffen. Bei einer Versammlung. Ich schau mich um, da fieht so eine Dame. Strümpfchen hat sie an einen Mund
11. Golbach in digerin, kommst bi?
Von welcher Türnummer, meine ich?"
Ich", antwortete fie, von der Sie benten!"
Bitte schön, fag' ich.
Und da hat sie mir auf einmal so riesis gefallen. Ich ging zu ihr. Auf Nummer fieben. Ich kam zu ihr mit einer offiziellen Ausrede sozusagen.
Wie steht es bei Ihnen, Bürgerin, mit der Wasserleitung? Dem Licht? Funktioniert alles?"
Und ausgerechnet eine Mehlspeise mit Schlagobers fucht sie sich aus und frist fie!
Und Geld habe ich, daß der Stater weinen
möchte
te. Sie ist die größte Mehlſpeiſer au fie ißt und ich wühle voller Unruhe in meiner Tasche, tafte mit den Fingern, wieviel ich an Geld habe. Ach, ich habe faſt nichts1
Sie hat taum die eine Mehlspeise mit Schlagobers verzehrt, hopp! nimmt fie schon wieder eine! Und ich ſtöhne. Und schweige. Und bieber eine ich plöglich fo eine Scham:£ a iſt
man ein Kabalier und hat fein Geld.
Ich drehe mich um sie herum wie ein Hahn und fie ißt und lacht und hafcht nach Kompli
menten.
Ich fage: 3ft es nicht Zeit, unsere Plate
das Land der Zukunft
MTP: Mo& tau, Ende Märj. In diefen Tagen werden die legten Vora bereitungen für den Beginn des diesjährigen Handelsverkehrs, mm Nördlichen Eismeer ges troffen. Das klingt nach nichts beſonderem, aber wenn man erfährt, was in diesem Gebiete, das bisher als böllig unwittlich galt und ès ja auch bar, im vergangenen Jahre bereits erreicht wurde und was man fich für dieſes Jahr vora
nimmt, so muß man, jenseits aller politischen Einstellung, feststellen, daß hier in aller Stille eine Sache in Angriff genommen wurde, die nicht nur für die Zukunft Sibiriens , sondern
wieder einzunehmen? Man hat vielleicht schon für den gesamten Weltverkehr in naher Bukunft
geläutet
Und fie fagt: Nein!"
Und langt nach der dritten Mehlspeise. Ich fage: Ist es nicht zuviel für einen nüchternen Magen? Es kann Ihnen vielleicht übel werden."
bon überhaupt nicht abzuschäßender Bedeutung fein wird. Laffen wir die nüchternen Tatsachen sprechen.
Nach der ersten geglüdten Transartti Fahrt des Ticheljuffin ging man daran, einen Und, fie: Nein", fagt fie, ich bin es ge- regelrechten Handelsverkehr im Nördlichen Eiss
wohnt."
Und
Und langt nach der vierten Mehlspeiſe!
Das Blut stieg mir zu Kopf.
Leg das", sag ich,„ zurüð!“
meer aufzubauen, und zwar sowohl mit Hilfe von Schiffen, sowie mit Flugzeugen. Der direkte Weg von Leningrad nach Bladivostok iit mur 8000 Seemeilen lang, der bisher übliche, der
Und sie erschrat. Hielt den Mund offen. vom Schwarzen Meer über den Indischen und drinnen glänzt der Goldzahn.
Ich hatte die Bügel verloren. Mir ist jeßt alles egal, denke ich mir, ich gehe ohnehin nicht mehr mit ihr.
" Ja", antwortet sie, es funktioniert." Hüllt sich ins Schultertuch ein und bringt kein Wort mehr heraus. Nur die Augen blizen. Und der Zahn im Mund glänzt. Ich ging einen ganzen Monat zu ihr. Sie gewöhnte sich ,, Leg weg", fag ich nochmals,„ zur Leuan mich. Nun antwortete fie schon etwas ausfelsmutter". Sie legt die Mehlspeise zurück. Und führlicher auf meine Fragen. Nämlich: Die ich sage zum Wirt: Wasserleitung funktioniert, dante. Iwanowitsch."
Grigorij
Später sprach sie mehr, es kam dazu, daß wir sogar mitsammen spazieren gingen. Wir lommen auf die Straße und sie bietet mir ihren Arm an. Ich nehme ihren Arm und schleppe mich ihr nach wie ein Hecht. Und was ich ihr fagen foll, weiß ich nicht und vor dem Bolt habe ich Gewissensbiſſe.
Nun, und einmal sagt sie mir: ,, Was führen Sie mich immer so in den Straßen herum? Der Kopf dreht sich davon. Sie, als Kavalier, sollten mich zum Beispiel Ins Theater führen."
Bitte schön", sage ich. Am nächsten Tag erhielt ich zufällig eine Marie für die Oper und eine atveite opferte mir Wassila, der Schlosser.
Die Karten schaute ich nicht an und es erwies sich später, daß meine eine Parterrekarte war und die Waffitas eine Galeriefarte.
Nun gehen wir. Wir sißen im Theater. Sie sitzt natürlich auf meinem Platz und ich fit ganz oben und sehe... rein gar nichts. Beuge ich mich aber über die Brüstung, so lann ich sie sehen, wenn auch schlecht.
Ich langweile mich zu Tode und gehe hinunter. Es ist Zwischenpause.
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Guten Abend", begrüße ich sie. Guten Abend".
Interessant, zu wissen, ob hier die Wasserleitung funktioniert", sag' ich blöderweise.
" Ich weiß es nicht." Und fie rennt zum Büfert. Ich ihr nach. Sie geht zum Büfett und betrachtet alles. Da steht ein Teller mit MehlSpeisen.
Und ich, so ein Trottel, so ein Bourgeois, drehe mich um sie herum und biete ihr an.
Bitte schön, wenn Sie eine Mehlspeise wünschen, genieren Sie sich nicht. Ich bezahle." ,, Merci", sagt sie.
Wieviel friegen Sie für die drei Mehl
Speisen?"
Der Birt tut ganz gleichgültig und spielt den Dummen.
,, Ich friege für vier Mehlspeisen... Wieso", sage ich,.für vier? Die vierte Mehlspeise liegt ja auf dem Teller!"
Nein", erividert er, obwohl sie auf dem Teller liegt. Sie ist angebissen und von den Fingern zerquetscht."
Wieso", sage ich ,,, angebissen? Bedenken Sie doch! Das ist nur Ihre komische Phantasie!" Aber der Wirt bleibt unbarmherzig.
Na, da hat sich natürlich Volk angeſammelt. Experten. Der eine fagt: die Mehlſpeiſe iſt angebissen, der andere: sie ist nicht angebiffen.
Und ich tehre meine Taschen um. Allerlei dummes Zeug fällt heraus. Das Publikum lacht. mir ist es nicht zum Lachen. Ich zähle das Geld. Genau für vier Mehlspeisen.
Bezahle und wende mich an die Dame: Effen Sie die Mehlspeise zu Ende, Bür gerin, sie ist bezahlt", sage ich. Die Dame rührt sich nicht. Schämt sich zu
essen. Nun hat fich irgendein Onkelchen an uns herangemacht.
Gib", sagt er ,,, ich effe die Mehlspeise." Und hat sie gegessen, der Lump. Für mein Geld!
Wir nehmen wieder die Pläße ein. Und nach der Vorstellung: nach Hauſe.
Beim Haustor fagt sie:..Jezt habe ich gemung von Ihnen! Wer kein Geld hat, führt Damen nicht aus!"
Und ich sage: Nicht im Geld, Bürgerin, liegt das Glüd. Entschuldigen Siel"
So gingen wir auseinander. Ich liebe die Aristokratinnen nicht. ( Aus dem Russischen übertragen Von Reha Naz.)
Großen Ozean führte, dagegen 12.700 Meilen lang, also um ein gutes Drittel länger. Der Vorteil liegt also auf der Hand. Und im voris gen Jahre gelang es, in der Zeit zwischen Mat und September, nicht weniger als 160 russischen Handelsschiffen den Verkehr im Nördlichen Eiss meer aufrechtzuerhalten, 14 von ihnen haben die ganze Route zweimal zurüdgelegt. Noch größer war die Leistung der Verkehrsflugzeuge, die im Gebiete des nördlichsten Sibirien in insa gesamt 13.000 Flugstunden über 2 Millionen Kilometer durchflogen. Das Interessanteste ist, daß nicht nur Nahrungsmittel durch die Flugs zeuge befördert wurden, sondern auch Menschen, nämlich gerade die Bewohner Nordjibiriens, jene fait unbekannten Eingeborenenstämme, deren spärliche Siedlungen hunderte, ja manchs mal tausende von Kilometer voneinander ents fernt liegen. Diesen Menschen aus den Gebies ten von Tschuftschen, Ustianst, Dolgan- Samos jeden, alle über dem 70. Breitengrad lebend. noch auf ganz primitiver Kulturstufe, iſt das schlitten. Dagegen haben sie noch nie eine Eiſens Flugzeug ebenso vertraut wie ihre Remutiera
bahn oder gar ein Automobil gesehen und viel belacht wird in Moskau die Geschichte eines Schäfers aus der tungusischen Steppe, der bort einem Piloten gefragt wurde, wie er sich ein Automobil vorstelle. Der Schäfer antwortete ohne Besinnen: Soviel ich gehört habe, handelt
es sich um ein ganz altmodiſches Flugzeug ohne Flügel, das sich nur auf der Erde bewegen kann. Ich fenne feinen von uns, der so etwas noch benut."
Hand in Hand mit der Aufschließung des Landes durch die modernsten Transport und Verkehrsmittel, geht der Ausbau der. Häfen an den großen sibirischen Flüssen, vor allem an deren Mündung. Bisher waren diefe Häfen an den Mündungen des Lena, des Indigirka , de Jenissei , des Ob faum mehr als winzige Fischera nedlungen, ohne jede Bedeutung Jetzt auf eina mal find sie richtige Häfen geworden mit Repas ratur- Dode, Arsenalen, Hotels und Flugpläben. Nud felbstverständlich hat der Handel, vor allem der Peljhandel, einen schwunghaften Auf idhwung genommen. Der Verkauf nordihirischer