BUNTE WELT

Nr. 18

Unterhaltungsbeilage

Das Gleichnis vom Wasserbehälter

Bon Edward Bellamb( 1850-1898) ist außer dem berühmten utopischen Roman Rüd­blid aus dem Sabre 2000" fo gut wie nichts ins Deutsche überfest worden. Die bier jol­gende Barabel, 1889 geschrieben, ist auch beute noch von brennender Aftualität.. S.

Es war einmal ein Land der Dürre und Trockenheit, dessen Bewohner schwer unter dem Mangel an Wasser litten. Vom Morgen bis zum Abend arbeiteten sie rastlos, um Wasser zu ents deden, viele von ihnen jedoch kamen um, weil sie feines fanden. Einige wenige aber, und zwar die pfiffigsten und geschichtesten, hatten Quellen dort gefunden, wo die anderen sie kei­neswegs bermutet hatten; fie hatten große Wasservorräte angelegt, und man nannte fie ..die Befißenden". So tam es, daß die Män­ner dieses Landes sich zu den Befißenden be­gaben und sie anflehten, ihnen doch Wasser zu geben, denn ihre Not war groß. Die Befipenden aber antworteten:

..Welch albernes Verlangen! Ihr wollt daz Waſſer, das wir gesammelt haben? Dann wird es uns bald genau so gehen wie Euch, und wir werden alle gemeinsam verdursten. Aber wir machen Euch einen Vorschlag: seid unsere Knechte, und Ihr werdet Wasser haben!"

Und die Männer antworteten:

Von Edward Bellamy  

Nach einiger Zeit jedoch lief der Behälter, der der Markt" genannt wurde, über, denn die Männer konnten ja für jeden Eimer, den sie brachten, nur einen halben Eimer zurüd­kaufen. Dieser Ueberschuß, der von jedem ein­zelnen Eimer blieb, brachte den Behälter zum

Ueberfließen. Es waren die Männer des Volkes zahlreich, hingegen gab es nur wenig Beſißende, und diese konnten nicht mehr Wasser verbrau= chen pro Stopf als jene, ſo ſehr sie sich auch be­mühten. Als die Besibenden nun saben, daß das Wasser überlief, sagten sie zu ihren Knechten:

... Haltet ein! Scht Ihr denn nicht, daß der Behälter überquillt? Ruht Euch aus und war­tet, denn solange zu viel Wasser da ist, brau­chen wir kein neues Wasser hinzu."

Nun erhielten die Männer fein Geld mehr. da sie ja kein Wasser brachten, und da sie fein Geld mehr erhielten, konnten sie auch kein Basser kaufen. Ihre Weiber und Kinder aber und auch sie selbst litten Durst.

Als die Besitzenden sahen, daß sie nichts mehr verdienten, denn niemand war in der Lage, Wasser zu laufen, wurden fie recht ver­stört. Sie schickten Ausrufer über die großen

Wenn Ihr uns nur Wasser gebt... Wir Straßen und über die schmalen Gebirgspfade,

werden Euch dienen dafür, wir und unsere Kinder und Kindeskinder!"

Und also geschah es.

Und

Nun waren die Besißenden schlaue und gelehrte Männer. Sie teilten ihre neuen Knechte in Trupps ein, machten einige zu Anführern und Aufpassern, und gaben der einen Gruppe die Aufgabe, das Wasser aus den Brunnen zu schöpfen, die zweite Gruppe mußte es transpor tieren, die dritte Gruppe endlich ward ver wandt, um neue Quellen aufzuspüren. alles Wasser wurde zu einer einzigen Stelle gebracht, an der die Besitzenden einen großen Behälter anlegten, der es aufnahm, und dieser Behälter ward ,, der Markt" genannt, denn das ganze Volk und auch die Knechte kamen dort­hin, wenn sie Wasser holen wollten. Und die Bejizenden sprachen zum Volk:

.., Wer da für uns arbeitet, der erhalte für jeden Eimer voll Wasser, den er uns bringt, als Lohn einen Silberling. Und wer da Wasser von uns haben will, der gebe uns zwei Silberlinge für jeden Eimer. Die Differenz ist unser Ge­winn, denn ohne diesen gäbe es ja nicht den geringsten Grund für uns, Euch mit Wasser zu versehen, und Ihr fämet alle um!"

Dies erschien den Männern recht und bil­lig, denn sie waren arm an Verstand und un­wissend, hatten sie doch keine Möglichkeit, sich Bildung und Wissen zu verschaffen. Viele Tage Tang trugen sie mit Sorgfalt Eimer um Eimer zum Behälter, und für jeden herbeigeschleppten Eimer erhielten sie einen Silberling. Die Be­sitzenden aber, der Abmachung entsprechend, ver­langten und erhielten zwei Silberlinge für jeden Eimer Wassers, der aus dem Behälter zurüdgenommen und den Männern zurüc gegeben wurde.

Der Söldner

Striegführen ist nicht nur Bergnügen, der Krieg fäuft Geld in vollen Zügen; im Mangelsfall erseht man bies durch Kupfer und durch Schwefelfies. Drum muß von den Provinzen allen zuallererst Huelva   fallen.

Bon Rio Tinto, Tharsis rollen und auch von Nerva   nun die vollen Laftwagen, Züge frachtenschwer den Schwefelties zum Mittelmeer  . Mit Apparaten und Piloten zahlt Adolf Hitler  , statt mit Noten. Die italienischen Legionen, die Tanks, Kanonen und Patronen, die schickt man auch nicht spesenfrei: Quecksilber fosten fie und Blei. Den Stahlhelm auf! Antreten, Franco, zum Sturmangriff auf Pozoblanco  ! Dort ruht in reicher Gruben Tiefe das hohe Ziel der Offensive: Anf Puertollano, Almaden Stürmt Carolina und Linares muß die Faschistenfahne weh'n. im Dienst des Führer- Duce- Paares! Deutschland  - Italien   müssen rüsten: Rohstoffe, Franco, an die Küsten! Sturmangriff, Franco, Sturm und Sieg! Mann ohne Geld, zahl deinen Krieg mit Blut aus deiner Mutter Brüsten: Italien   Deutschland   müssen rüsten.

Max Barth.

1937

über die Wiesen und durch die Wälder, und dia Boten riefen überall im Land: ,, Ber   Durst hat, der komme und kaufe Waffer am großen Be hälter, denn es läuft schon über." Hatten doch die Besibenden einander gesagt: Die Zeiten find schlecht, also müssen wir unsere Ware auss

rufen lassen."

Den Ausrufern fagte das Bolk:

,, Bohl haben wir Durst, doch wie sollen wir Wasser kaufen, wenn wir nichts verdienen? Sagt Euren Herrn, fie mögen unz bezahlen wie ehedem, und gerne werden wir Wasser kaus fen, denn es dürftet uns und unsere Weiber und Kinder und auch unser Vieh!"

Es antworteten die Besitzenden:

,, Sollen wir Euch bezahlen, um Wasser dem Markt überfließt? Erst müßt Ihr Waffer herbeizuschleppen, während der Behälter auf faufen, und wenn Ihr so viel gekauft habt, daß fast nichts mehr bleibt, dann werden wir Euch auch wieder beschäftigen und bezahlen."

Und so tam es also, daß auf der einen Seite die Besitzenden nichts mehr zahlten und auf der anderen Seite das Volk nichts kaufen fonnte. Da hörte man sagen: das ist die Kriſe.

Der Durst der Menschen war groß, denn

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es war nicht mehr wie zu Zeiten ihrer Väter, als das Land noch allen offen stand und jeder Wasser suchen konnte, wo es ihm behagte die Besitzenden hatten alles an fich genommen: die Quellen, die Brunnen, die Zisternen, die Gefäße, die Eimer. Niemand also fonnte noch hoffen, Wasser an einer anderen Stelle zu bes fommen als am Behälter, der der Markt" ges nannt wurde. Das Volk murrte leise und sagte:

,, Der Behälter ist voll, er läuft über, und wir sterben vor Durst. Gebt uns doch Wasser, denn wir wollen nicht schmählich umkommen. E3 anitvorteten die Besitzenden: ,, Nein, das Wasser gehört uns! Habt Ihr unsere Abmachungen vergessen? Nur dann wers det Ihr davon bekommen, wenn Ihr es bes zahlt: zivei Silberlinge für den Eimer."

Im übrigen jedoch waren auch die Bes fikenden unzufrieden, denn da die Leute kein Wasser mehr lauften, waren auch sie jeden Verdienstes beraubt, und sie sagten unter­einander:

,, Es scheint, daß unsere Gewinne weitere Gewinne verhindern. Wie kommt es, daß unser Profit keinen Profit mehr abwirft? Daß unsere Reichtümer uns ärmer machen?"

Wahrsager erschienen und erklärten dem Volt das Geheimnis der Ueberproduktion, und wie es fomme, daß es verdursten müsse, weil es zu viel Wasser gäbe, und daß es zu wenig Wasser gäbe, weil wiederum zu viel davon da sei. Auch sprachen sie von Sonnenflecken und Mangel an Vertrauen, und dies sei die Ursache aller Not. Ihre Wissenschaft erschien aber dem einfachen Volk als Großtuerei, und die Mäns ner schricen:

,, Unglück über Euch. Ihr Hohlköpfe! Wollt Ihr Euch lustigmachen über uns? Hat vielleicht

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