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Am Schwarzen Meer  ]

Nun ist meine heiße Sehnsucht erfüllt: ich bin wieder am Schwarzen Meer  . Nun liegt es in seiner ganzen Unendlichkeit vor mir aus­

taſtiſch ſchön. Dieſer tenhlich weiße Gorizont, diese gewaltige Wasserfläche... Ganze Berge tann sie verschlingen. Und der Mensch- dieses winzige Atom beherrscht doch alles und das Wasser auch.

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Himmel und Wasser- Himmel und Was fer beide verschmelzen am Horizont, nur die Farben bleiben verschieden: hellblau der Him­mel, dunkelblau die See. Denn schwarz ist nie

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Verrückte Wetten

In   Kopenhagen ist vor einiger Zeit ein Wäre es eigentlich nicht angezeigt, Wets gewisser Peter Anderson eingetroffen, der im ten, bei denen die Möglichkeit einer

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zu berbieten

reiſe um die Erde angetreten hatte- in Ban- und jeben; ber fich an folchem Unfug beteiligt toffeln. Fast zehn Jahre war der Pantoffel- bor allem die meist schadlos ausgehenden held" unterwegs, und als Betveis, daß er die Gegenspieler der Wettopfer, empfindlich zu Wettbedingungen erfüllt habe, überbrachte er bestrafen?

paaren.

bei seiner Ankunft unter anderem die Uebers In   Podolin im Tatragebirge erfletterten reste von hundertsechsunddreißig Pantoffel- awei Burschen infolge einer Bette nachts den Kirchturm. Sie wagten aber dann nicht hinab­aufteigen, sondern blieben oben. Am Morgen erfroren. fand man die zwei Waghalsigen

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Wetten wie diese sind troß ihrer völligen das Schwarze   Meer. Es ist blau, es ist grün, Sinnlosigkeit im allgemeinen harmloser Natur, es ist grau, hat oft alle Farben zusammen, aber im Gegensatz zu vielen andern verrüdten Wet­schwarz ist es nie. Die Menschen hier erzählen, ten, die mitunter schlimmsten Unfug bedeuten daß es so genannt wurde, weil es immer so und tragische Folgen nach sich ziehen. Und so unrubig, so stürmisch ist, und weil es so viele wie die Spielleidenschaft ſchon zahlreiche Opfer Menschenopfer verlangt. Die Wafferfläche Todt, forderte und immer wieder fordert, so hat auch man traut der Umarmung dieser schäumenden der ihr verschwisterte Wett- Teufel fchon man­Wellen, läßt sich von ihnen tragen und so lange ches Menschenleben ausgelöscht: berführen, bis die geheimnisvolle Meeresvelt einen verschlingt.

Aber jetzt ist es ruhig und still, so unend­lich blau und so unendlich ſchön! Beim Anblid dieser blauen, durchsichtigen Wasserwelt bergißt einer für kurze Zeit all das jebige elende Leben, die Arbeitslosigkeit, die Kriegsgefahr, den Bür­gerkrieg in   Spanien; sogar den wüsten General  Franco.

In der rumänischen Gemeinde Scheia schloß dieser Tage ein junger Bursche eine Bette ab, auf Grund deren er auf einen Sib dreißig Cremeſchnitten verzehren follte. Er brachte es jedoch bloß auf sechsundzwanzig dann brach er, von- plößlichem Unwohlfein be­fallen, zusammen und starb innerhalb weniger Stunden.

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Der Grundbefizer Bela Marffy aus Kas posvar in   Ungarn wettete, daß er sich erhängen werde allerdings nur probetveiſe, um nach­her ſeinen Mubfollegen über seine Erfahruns gen als Erhängter berichten zu können. Er ging nach Hauſe und erhängte sich vor den Augen feines Dieners, dem er Auftrag gegeben hatte, ihn nach einer Weile abzuschneiden. Als er jedoch dem Diener winkte, dem Spiel ein Ende zu machen, ließ dieser, verführt durch die Gelegenheit zum Raub, den Herrn hängen und fuchte mit der Brieftasche deffen, der ein Opfer einer verrüdten Wette wurde, das Weite.

In   Keszthely am   Plattensee weiteten drei Burschen, daß um die

Es ist noch gar nicht lange her, daß aus buti euren ein Gisbab nehmten würben. In Die Frauen hier am Meeresstrand find   Ungarn über zwei ähnliche Betten berichtet Begleitung zahlreicher Menschen begaben sie twunderſchön in ihrer malerischen Strandtrat: wurde: über die eines Shein auf einen glug fich zum Gee, um die Bette auszufragen. Sie

reiche bimte Farben, orientalisch weiche Linien, nhötelek, der gewaltige Sonnenhüte, die an Hirtenhüte er­

innern, und diese gebräunte Haut, die wie Lebelle auf einen

brachen vom Ufer jene des Landwirtes er her ein großes Loch in die Eisdede und nahmen das Bad. Dem Betts der auf einen Gib dazu kam es nicht mehr: der eine der drei brach eite ſchwimmen sollte ein Bettrinken folgen. Aber plöblich vom Schlage getroffen zuſammen, er weite verlor die Stimme, und der dritte das Bewußtsein, um wenige Tage später einer bös­artigen Lungenentzündung zu erliegen...

fuchen glänzt. Die warme weiche Luft liebkost fieben Liter Traubenmost trant. Beide Bett einen, man ist glücklich und verlangt nichts mehr bolde mußten ihre Heldentaten" mit dem de­vom Leben. Die fühlen schäumenden Wellen ben bezahlen: es erging ihnen so wie jenem ſchlagen rhythmisch ans Ufer und in den Ohren   Wiener Straßenbahnschaffner, der vor einigen erklingt mir immer wieder die orientalische Jahren auf Grund einer Wette ein Glas mit Weise: einem halben Liter Rum auf einen Bug leerte, daraufhin bewußtlos zusammenbrach und bald nachher an Gehirnblutungen verschied...

,, Es rauscht das Meer,

"

es lacht und weint.

Es ruft eine Stimme

Vom Abgrund tief

Mensch, die Welt ist dein!..."

Eine der verrüdtesten Wetten, die je auss getragen wurden, mag indes die Wette des jungen Amerikaners Walter Hastings gewesen fein:

Ja, die Welt iſt mein. Leicht und froh wie Trost der Liebeatings befand fich in   London bei Lord Ro­

ein Bögelchen fühlt man fich in diesem Lichte und glaubt fast, schweben zu können in der Teichten, weichen Luft. Warum denn nicht? Hier ist alles so wunderbar. Manchesmal ist die See filbergrau und glänzt im Sonnenschein. Silber fterne funkeln aus dem Wasser. Der Himmel ift blau und bedeckt mit weichen, weißgrauen Wölf­chen. Alle Farben trägt jetzt die Oberfläche des Waffers. Hier ein breiter dunkelgrüner Streifen, dort ein hellblauer, und am Horizont ist allez filbrig. Vereinsamte Boote, die in der Ferne wie riesige schwarze Vögel erscheinen, wiegen sich auf der Höhe des Waffers. Ach, es lockt die weite, unendliche Wasserferne. Ach, die Myriaden Sterne, die aus dem Waffer funkeln, fie blenden und verblenden das Auge. Niemand kann gleich­gültig vor dieser Naturerscheinung bleiben.

Sei nicht so traurig, Liebes, laß bein Weinen, Schau wie der Frühling burch daß Fenſter lacht. So wird auch uns dereinst die Sonne scheinen, Ein Nichts wird sein, was hent dich elend macht

Ich weiß, man hat uns   Obbach zwar gegeben, Doch Heimat ift die Fremde für uns nicht. Es frißt an uns die Sehnsucht nach dem Leben In   Deutschland, man unfre Sprache spricht.

Hab doch Geduld, auch das wird wiederkehren, Nicht ewig ist der Himmel trüb und grau. Was hilft es, fich in Trauer zu verzehren?

Ich bitte dich, fei tapfer, fleine Frau!

Oben in der Steppe ist es heute stürmisch, aber die See da unten regt sich nicht, sie krän-| Wir lieben uns doch heute so wie immer, selt nur still und leicht ihre Oberfläche und Das ift's, was mich troh allem fröhlich macht. rhythmisch rauschen gedämpft ihre filbernen Wel- Dent, wie so mancher fremd in fremdem Zimmer Ien, wenn sie ans Ufer schlagen. Se atmet das Biel schwerer trägt an der Berbannung Nacht. Meer.

Aber was in seinen tiefsten Abgründen ge­schieht, das weiß niemand. Plöblich kann es fich stürmisch erheben und das friedliche Bild durch

Tod und Verderben zerstören. Es bleibt ein Rätsel, wie vieles in dieser Welt.

Recha Na B.

Wir werden unser Neft uns wieder bauen Im freien Dentschland, wo es einstmals stand Sei nicht mehr traurig, Liebes, bab Bertrauen,

Bis wieder glücklich wir im Heimatland.

Mac 8.

Es war im Juli des Jahres 1860. bert Cecil zu Gaft. Man fam auf die Härten des Strafvollzugs zu sprechen und insbesondere auf die oft mit schwersten feelischen Schädigun gen verbundenen Qualen jahrelanger Einzel= haft. Die Anfichten der an der Erörterung Be­teiligten gingen auseinander, und als Lord Ce­cil fchließlich meinte, daß er zehntausend Pfund wette, daß kein Mensch sich freiwillig dazu her­geben würde, zehn Jahre in Einzelhaft zu ver­bringen, erklärte Hastings, die Wette anzuneh men. Lord   Cecil mochte es bedauert haben, sich auf eine so entfeßliche Wette eingelassen zu haben, und er machte dem jungen Amerikaner auch wiederholt den Vorschlag, ihn als den Ge­winner der zehntausend Pfund zu betrachten, wenn er von der unglückseligen Wette zurücks trete, allein Hastings bestand energisch auf deren Durchführung. Er ließ sich am 18. Juli 1860 in einem abgelegenen, zu einer Kerker­zelle umgestalteten Raum von Cecils Haus einsperren.- Behn Jahre später, am 18. Juli 1870, verließ Hastings den Kerker, in den er fich freiwillig begeben hatte: ein förperlich und seelisch gebrochener Man, der sich durch eine unsinnige Wette völlig zugrundegerichtet hatte. Er starb bald darauf, nachdem er vorher ſein tung für entlassene Sträflinge, der noch heute gesamtes Vermögen einer zu gründenden Stif= bestehenden Walter- Hastings- Liga", vermacht hatte. E. M  .

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