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au Ende, geht doch nach Hause! Unvergessen?| Lüge! Uebermorgen wißt ihr nicht mehr, wer ich war. Ich bin tot, tot, es ist eine Lüge, daß ich noch lebe, daß ich noch hier stehe, ich liege unter den Kränzen dort irgendwo zwischen den Kulissen..."

Leistungen der holländischen Arbeiterbewegung

,, Het Volk"

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die

In der Nähe des Amfterdamer Hauptbahn­hofs steht ein mächtiges Gebäude. ,, Het Volt"

Der Direktor ist hinter die Bühne geeilt, Die Augen gehn uns über! Aus einer Jugendheim. Ein drittes Haus steht in Nord­er gibt dem Vorhangzieher ein Zeichen, aber Werkstatt klingt luftiges Sämmern: es ist die holland , in Havelte . Dann gibt es noch dieser starrt mit gläsernen Augen auf Ritter. eigene Schmiede und Schloſſerei, die da in Be- eine Reihe von Lagerpläben, die alle ebenfalls Ihr da unten", sagt Ritter , du dort, und Sie trieb ist. Sie hat immer zu tun. Denn zu Paas- das Eigentum der Stiftung Für Sonne und dort hinten, ihr denkt doch alle nur: Gut, daß heubel gehört viel mehr als die Gebäude, die Freiheit" find. Sonne und Freiheit" der alte Komödiant verschwindet, wir haben ihn bis jebt genannt find. Hinter den Büschen steht holländische Jugend hat erkannt, daß man um satt. Seine Stimme ist wie rostiges Eisen, seine ein schmudes Haus: das ist ein Meterhof, der sie kämpfen, für sie arbeiten muß. Ihr Werk Knie zittern ja schon, er soll Plaz machen für das Unternehmen mit Milch, Eiern und Fleisch ist beispielgebend. die Jüngeren. Ja, ja, ich mache Plak, ich lebe versorgt. Hier ist ein Musterstall eingerichtet, ja nicht mehr. Ihr habt ja mein Begräbnis ge- ben die Bauern aus der ganzen Umgebung sehen. Ich habe nie gelebt, ich bin nie ich selbst immer wieder studieren. Das Vieh hat weite getvesen, ihr habt mich durch tausend Berwand- Wiesenflächen zur Verfügung. Um einen stillen lungen gehegt, wißt ihr denn um die Qual der Weiher gruppiert sich ein leiner Naturschutz­Nächte, in denen man wacht, um sich umzugießen part, hinter dem Hauptgebäude ist ein großes in einen anderen, wißt ihr denn um die furcht- Freilichttheater, dahinter rauscht der Wald. Am bare Marter, von hundert Gesichtern verfolgt Waldrand steht ein winziges Häuschen, still zu werden, die alle das eigene sind und einem und verträumt wie ein Feenschlößchen. Das ha­doch nicht gehören, zu fliehen, immer und ewig ben Arbeiterjungen für eine totfranke Begrün­zu fliehen und nicht eine Stunde ruhig atmen derin der holländischen Arbeiterjugendbewegung zu dürfen, in dem Gefühl: das bist du, du gebaut: Tine Stovelaar hat hier das lehte Jahr selbst, nun hast du dich gefunden, halte dich fest, ihres jungen Lebens berbracht.- So finden sonst beginnt die Jagd von neuem?" wir ununterbrochen die Beugnisse einer rühren­Langsam spricht M Ritter, seine Stimme den Kameradschaft und einer überwältigenden stodt oft, seine Arme sind ausgebreitet, seine Zatkraft und Opferbereitschaft: dies alles ist Finger gekrümmt wie im Krampf. Die Zu- das Wert der Jugend selbst. Freilich haben auch schauer flammern sich an die Armlehnen fest, die Partei und die Gewerkschaften ein wenig als fürchteten sie, von den Worten weggefegt geholfen, vor allem aber hat die Jugend ihre zu werden, die von der Bühne über sie hinströ- Pflicht getan. Erst in der letzten Beit gab es men wie glühende Lava über ausgedörrtes auch eine Kleine staatliche Zutvendung. Ein Land. Die Kollegen sehen einander an und noch viel größeres Haus als auf dem Paasheu­fchweigen. zen. Die Bühnenarbeiter bliden zu Bo- bericht in Blaricum zwiſchen Suizen und Hil­ den . In einer Loge im zweiten Rang flattert berjum. es iſt D e e n t h u i 3, das Haus ein schnelles, furzes, girrendes Geräusch auf.- der Gemeinschaft. Ein typisches holländisches

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miemand weiß, ob eine Frau lacht oder der Fuß eines Stuhles vom Teppich auf den stetnernen Boden geglitten ist.

Albin Ritter sieht nicht mehr die Menschen im Saal und nicht mehr die verzweifelte Frau im Souffleurkasten. Er sieht nur die Lichier an der Rampe, die noch nie so grell waren, wie an diesem Abend, boshafte blizende Punkte, die ins Auge beißen, höhnische rote und grüne Teufel, die ihm zublinzeln. Er schließt die Augen, aber die Lampen sind noch immer da, fie fressen sich durch seine Lieder, sie tanzen, er muß sie zertrümmern, damit sie endlich schwei­gen, er muß sie zerstampfen, damit sie nicht mehr schmerzen. Er macht einen Schritt nach born, seine Hände greifen in den leeren Raum, als wollten sie in dieser Stunde alle die Augen­blide zurückholen, die er hier gestanden ist, stolz, umjubelt, ein Sieger.

Doch der Raum vor seinen Händen ist nicht mehr leer, seine Finger stoßen gegen eine weiche Wand, die ihm entgegenwellt und sich wieder von ihm entfernt. Und als er die Augen auf­schlägt, blickt er auf schmutzigbraune, geflicte, mit verwehten Farbspuren gesprenkelte Lein­wand der Vorhang ist gefallen.

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Der Direktor spricht draußen ein paar Worte, aber das hört Albin Ritter nicht mehr. Sessel flappern, Füße scharren, Stimmen, ge= dämpft, flüsternd, geistern durch den Saal, an den Garderoben reichen die Frauen stumm die Hüte und Spazierstöcke über die Barriere und über den Boden wehen die bunten Bettel wie windzernagte Blätter im Herbst.

,, Es war seine lebte Verwandlung, nun muß er nicht mehr vor sich selber fliehen", sagte leise ein junges Mädchen, als es das Theater berließ.

,, Herzschlag", sagte der Arzt, der sich über Albin Nitter beugte.

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so ist am Tage in großer Schrift am Giebel zu lesen und nachts künden Leuchtbuchstaben, daß hier ,, Het Volt" ist. Wir sind im Gebäude der Arbeiderspers". Es handelt sich hier zwei­fellos um die größte sozialistische Druckerei der Welt und eine der modernst eingerichteten Druckereien überhaupt. Das Unternehmen ist der gemeinsame Besitz von Partei und Gewerk­schaften. Aus kleinen Anfängen wuchs es empor. Heute ist es eines der getvaltigsten Druderei Unternehmen Hollands und es wächst noch im­mer. Fünf Stockwerke ist das Haus hoch. Es beherbergt die Druderei, die Verlagsanstalt, die Buchhandlung, die Redaktion und die Ver= waltung des Blattes ,, Het Volk", das heute eine Auflage von 200.000 hat. Die Räume find luftig und sonnig. Fast alle sind miteinander durch eine Rohrvostanlage verbunden. Zum Zwecke der Regelung der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur, aber auch des Luftzugez gibi es eine zentral kontrollierte Anlage. Durch den

Die große Rotationspresse in ,, Het Volk"

Drud auf einen Knopf fann man fich jederzeit über­zeugen, wie groß die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur und die Stärke des Luft­zugs, ettva im Zim mer 123 ist. Große Aufzüge befördern das Material aus einem Stockwerk in das andere. Hier steht die größte Ro tationspresse Euro­ pas : sie ist zwanzig Meter lang, man fann sechsundneun­

zig Seiten auf ein= mal mit ihr druk­fen.( Sie ist über­beschäftigt.) Auf einem Taufenden Band werden die Druckplatten zu den Zylindern gebracht, die Zurichtung der Platten und ihre Kühlung sind auto­matisch. Diese Ro­tationsmaschine ist imstande, stündlich 216.000 achtfeitige Tagesblätter zu produzieren. Eine eigene Mischier anstalt mit sechs Apparaturen kommi dem Bilderbedarf der Presse restlos nach. Alle Drude

reien der holländi­