bersezen mußte. Es blizte nicht nur vor Sav berkeit, sondern alles, vom Gasofen bis zum Frigidair und die für kleine Küchenwäsche vor­handene versenkbare Wringvorrichtung, war derart handlich, einfach und vernünftig erfun­

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Was haben Sie gewonnen? Roland  

Dorgelès, der Verfasser der gesehen, in dem an einem Julitage 1934 die neben dem Roman Nazis feige den kleinen lächelnden Mann nie­Hölzernen Kreuze"

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gibt unter dem Titel

den und eingeordnet, daß ich meine Ansichten von Barbusse eines der meistgelesensten Kriegs­über die englische Hausfrau wesentlich forri- bücher   Frankreichs gierte, zumal das Diner, von einer schweizes lebe die Freiheit!" den Rechenschaftsbe­richt einer Reise durch Diktaturländer. Er hat rischen Köchin bereitet, vorzüglich mundete.  Rußland besucht,   Deutschland,   Italien, Dester­reich und   Ungarn.   Dorgelès ist nicht Sozialist, wohl aber Antifaschist und überdies ein Mensch mit wachem Gewissen. Seine Argumente sind feineswegs immer die unseren. ,, Der Faschis­muß ist nicht die Mauer, mit der man zweck mäßigerweise den Besitz schützt"   Dorgelès wird nicht müde, dies zu demonstrieren, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, von wel­chen Ohren er gehört werden will. Da er aber ein unerbittlicher Beobachter ist, ist sein Buch von Wert für den Abwehrkampf, in dem sich  Europa befindet. Wir zitieren einige Bruch­

Schweizerische und österreichische Kräfte sind nicht nur im englischen Haushalt, sondern auch in der Krankenpflege sehr gesucht. Die englische Krankenschwester, die ich kennenlernte, war eine verheiratete Frau. Sie hatte mit der Bedingung geheiratet, weiterhin ihrem Berufe nachgehen zu können, um aus eigenen Mitteln und nicht aus denen des Mannes ihre mittel­losen Eltern unterhalten zu können. Ihr gerades Gegenstück war der bildhübsche Mannequin, der mit seiner leicht puppigen Schönheit rechnete wie mit einem Kapital. Zwanzig Jahre alt war dieses junge Mädchen, und es gab offen zu, daß es sich drei Jahre Zeit gegeben habe, um von ihrer Jugend den bestmöglichen Gebrauch zu machen: das heißt ,, die beste Partie", die sich ihr biete. Liebe sei unmodern. Ein bequemes, gesichertes Leben auf bernünftiger Grundlage das erstrebenswerte Ziel. Noch fönne sie wäh­len, und sie werde auch. Denn mit 23 Jahren sei sie alt und müsse nehmen, was gerade

tomme...

Der seltsame Nachgeschmack, den diese Un­terhaltung hinterließ, verschwand sofort und machte neigungsvoller Hochachtung Plaz, als ich den Abend darauf mit der Bankbeamtin sprach. Sie lächelte über meinen Eifer, etwas von den englischen Frauen zu erfahren, genau so wie über das völlig ernst gemeinte Kompliment, daß ich nie so viele wirklich hübsche und inter­essante Frauen gesehen habe wie in   London, nicht einmal in   Paris. Das läge, meinte fie, wahrscheinlich daran, daß   London die größte Stadt der Welt sei und also der Prozentsatz an hübschen Frauen entsprechend größer als in anderen Städten, sei also logisch und darum tein besonderes Kuriosum. Das Kuriosum läge vielmehr darin, daß sich die englische Frau seit einigen Jahren dazu hergebe, sich noch auffälli­ger und öffentlicher zu schminken, zu pudern und die Lippen zu bemalen, die Nägel zu ladie­ren und die Brauen zu rasieren, wie ihre kon­tinentalen Kolleginnen. Doch sei selbst dieser Erscheinung, die zu einer Manie geworden sei, nicht viel Bedeutung beizumessen. Die einschnei­dendste Veränderung im englischen Frauenleben seit vielen Generationen sei im Kriege ge­schehen. Sein Ende habe nicht nur das Frauen­stimmrecht gebracht und die Frau im Berufe gleichberechtigt, sondern auch einer ganzen Frauengeneration die Männer geraubt. Viele dieser Frauen stünden heute, wie sie selbst, im Berufe und nähmen verantwortungsvolle und auch gutbezahlte Positionen ein. Besonders aus ihren Kreisen aber resultiere der unbedingte Wunsch der englischen Frauen nach Frieden, und ein gewisses Gemeinschaftsgefühl mit den Frauen des Kontinents, ein Gefühl, das über alle wirklichen und eingebildeten Verschieden artigkeiten der Nationen triumphiere.

Ehe ich diese Frau, die seit dem Kriegsende ihre Tage in einem der größten Bankhäuser  Londons verbringt, verließ, betrachtete ich lange das Bild eines jungen Soldaten, das über ihrem Schreibtisch hing. Maria  

Gleit.

Volf und Knecht und Neberwinder, fie gestehn zu jeder Zeit:

höchstes Glück der Erdenkinder sei nur die Persönlichkeit.

Goethe.

stücke.

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L

In   Deutschland. ,, Was haben sie ge­wonnen, frage ich mich, die armen Teufel der Sturmtrupps, Nazis von der ersten Stunde, die die Kommunisten mit Revolvern angegrif­fen haben und die, wenn es sein mußte, den Maschinengewehren der   Reichswehr trotten? Nichts als diese unkleidsame Hose, die sie selbst bezahlen mußten, Stiefel aus Kunstleder, eine ach wie oft! leer ist, Feldflasche, die und das braune Hemd, unter dem sie frieren. All ihren Gewinn führen sie bei sich. Die Auszeichnungen, das Avancement, die guten Stellen, das ist für die anderen gewesen, für die Söldner der Schutzstaffel( SS), nun brü­sten sich die Herren in ihren schwarzen Uni­formen. Die allerdings waren noch zu jung, um sich schon in   München zu schlagen, sie sind gerade im günstigen Augenblick gekommen.

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Seit dem Juni 1934 der Erledigung Röhms fann man sagen, daß die Braun­

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hemden, denen   Hitler die Macht verdankt, nichts mehr als Figuranten sind.

Sie kommen einen Abend in der Woche zu an drei einer Besprechung zusammen und Sonntagen des Monats zu einem Uebungs­marsch, der immer mehr den Charakter einer Landpartie annimmt. Bei einer Katastrophe oder bei einem Umzug erinnert man sich ihrer, sie dürfen dann Ordnungsdienst machen oder die Fahne tragen. Auf den Schießpläßen läßt man sie üben, aber dann müssen sie die Pa­tronen bezahlen. Ihr einziges Privileg ist, einen Monatsbeitrag zu leisten. Arbeitslose: Hundert Sous. Das ist Vorzugspreis. Da sieht man, was es einbringt, die Haut für einen Diktator zu Markte zu tragen."

In   Oesterreich. Was sagen fie? Diktator?" Bei diesem beleidigenden Wort hatte sich mein Gesprächspartner steif in sei­nem Stuhl zurecht gesetzt.

,, Nein, mein Herr, Desterreich kennt, Gott sei dafür gelobt, feine Diktatur. Ich möchte ihnen mit dem schönen Wort des ver­storbenen Kanzlers   Dollfuß antworten ,, Auto­ritäres, aber nicht willkürliches Regime"."

derschlugen, in dem sich die patriotischen Hoff­

nungen   Oesterreichs verkörperten, den Doktor  Dollfuß, den Freund   Frankreichs.

Durch das offene Fenster sah ich, an der anderen Seite des Volksgartens, den monu­mentalen Rathausturm, der überragt wird von einem Ritter aus Kupfer, und ich dachte an das tragische Schicksal dieses Diktators, der die Erhebung der Arbeiter in Blut erstickte und der einige Monate später unter den Kugeln der Parteigänger   Hitlers fiel, so als ob die Braunen einem mystischen Auftrag gehorcht hätten, der ihnen befahl, ihre roten Feinde zu rächen.

Seitdem hört, Held für die einen, Tyrann für den anderen,   Dollfuß nicht auf, über Oesterreich zu herrschen, wie der tupferne Ritter dort oben auf dem Rathausturm.

,, Wir schulden ihm alles," versicherte in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ, mein Gesprächspartner. Unseren inneren Frieden, unseren wirtschaftlichen Wiederauf­stieg,

unser internationales Gleichgewicht, unsere Verfassung..."

Verfassung? Warum dies Wort? Meine Gedanken flogen von neuem über die Dächer Wiens. Ich suche mit den Augen zwischen den Wipfeln der Bäume das Parlament. In den Beiten der Monarchie war dies Palais berühmt für seine stürmischen Sigungen. Das Parla­ment ist stumm, das Parlament ist tot. Eine willkürliche Hand hat die Tür verriegelt, die selbst das Kaiserreich nie geschlossen hat.

Wie kann man von öffentlichen Freiheiten sprechen, von Bürgerrechten, in einem Lande, in dem die Parteien verboten sind!

Eines Tages machte ich bei einem alten

Professor Besuch, der mehrfach Verfolgungen ausgesezt gewesen war, und ich sagte, daß doch eigentlich die Tyrannis, über die er sich be= flagte, recht wenig spürbar wäre. Da sah er mich an, halb spottend und halb gequält:

,, Haben Sie denn nicht bemerkt, daß ich die ganze Zeit über leise spreche..."

Wie hatte mir dieses Detail entgehen kön nen...

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Das letzte Bruchstück, das wir bringen, bezieht sich auf   Italien. Man findet es in einem Kapitel, das Dorgelès überschreibt ,, Fa­schist wider Willen". Der Berichterstatter hat Salt gemacht in einem kleinen toskanischen Ort, unweit von   Florenz. Er läßt es sich da wohl sein und neckt sich mit seinem Gastwirt. Die folgende Szene spielt bei Frühstück und Mor­gentoilette.

,, Nachrichten, Herr Capponi?"

,, Ausgezeichnete, außerordentlich ausge­zeichnete", spottete er. Die Engländer ent­schuldigen sich bei uns.   Hitler kann ohne uns nicht leben. Die Roten in   Madrid ziehen sich in Unordnung zurück. Aber ich möchte doch noch auf die   Pariser Zeitungen warten, damit ich sicher gehe."

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Ihnen

Von politischem Eifer beflügelt, fuhr der So ist es. Mein Wirt, obwohl er heiteren hohe Beamte, der mich empfangen hatte, in Gemütes scheint, ist die Natur hat solce seiner Rede fort. Aber der Name, der soeben Kontraste Steptifer auf seine Art. Ich hatte über seine Lippen gekommen war, genügte, um ihm noch nicht meine erste Wochenrechnung be­meine Aufmerksamkeit abzulenken. Wir bezahlt, da vertraute er mir schon an: fanden uns in einem Büroraum am Ballhaus fann ich es ja sagen, ich bin keineswegs plab, in einem Gebäude, das mehr von der Kaserne als von einem Ministerium hatte. Die schweren Flügeltüren waren von einem Sol­daten in   Stahlhelm bewacht, und zwei Etagen tiefer hatte ich soeben den historischen Raum

Faschist."

Meinen Sie etwa ich, zum Teufel! Aber immerhin, Sie gehören zu den Honoratioren.. Sie sind Geschäftsmann... ,, Das ist es ja gerade", fuhr er mit finsterer Miene fort.

"