BUNTE WELT

Nr. 46

Unterhaltungsbeilage

Vereitelte Torpedierung

Der dänische Steuermann Christian Petersen erzählt im Kopenhagener ,, Socialdemokraten":

An einem Herbsttage 1917 stampfte ein dänischer Frachtendampfer, voll beladen mit spanischem Metallerz, nachdem er Portugals Küste entlang gefahren war, nach Norden..

ein richtiger Fang für ein deutsches U- Boot. Steife Brise von Nord und feindlich bewegte See fosteten verdammt viel Kohle. Die Ret tungsboote waren ausgeschwungen und gut berproviantiert, die Mannschaft ordentlich kriegstrainiert und der Kapitän ein Vorbild von Kaltblütigkeit, ein Westjüte von Esbjerg .

Die Maschine stöhnte und pruſtete, es ging nur langsam vorwärts, bloß 20 Seemeilen in einer Woche. Das Leuchtfeuer von St. Vinant tauchte am Horizont( in der Kimmung) auf, alle 30 Sekunden warf es seinen Schein über die krause Wasserfläche. Eine rabenschwarze Nacht war hereingebrochen, in der man schon den Steven am Ende des Schiffes mehr ahnte als sah. Der Vizesteuermann hatte die Wache und ein sicherer Mann saß im Auslug. Um 10 Uhr, furz vor der Ablösung am Ruder, wurde das Schiff plößlich von einem fräftigen Scheinwerfer angestrahlt. Das Licht fegte über das Wasser, ruhte dann einen Augenblick auf den dänischen Farben, die an den Seiten des Dampfers angemalt waren, beleuchtete dann den Namen vorn und den Danebrog( die däni­sche Fahne), die Tag und Nacht auf dem Hin­terteil des Schiffes wehte. Darauf wurde der Scheinwerfer gelöscht und die Lichtsignale be­gannen. Die Fragen waren fast immer die selben: Welches Schiff, woher, wohin, was für Ladung? Nachdem alles beantwortet worden war, wurden alle Lichter auf dem anderen Schiff gelöscht, der Vizesteuermann gab Ruder und wies die Maschine zu äußerster Kraft an, denn er hielt den Frager für ein deutsches U- Boot und hielt es für das beste, rasch fortzu­kommen. Jetzt kam der Kapitän heraus, ließ sich berichten, was geschehen war. Bevor aber noch ein Entschluß gefaßt war, was weiter zu tun, begannen die Lichtsignale wieder. ,, Haltet Euch zwei Strich weiter westlich und fahrt 20 Qua­dratmeilen aus, es besteht Minengefahr auf Eurem bisher gefahrenen Kurs" blitte es in Morsezeichen. ,, Frag ihn mal, was er für ein Landsmann ist", sagte der nicht morsekundige Kapitän ,, und das soll er uns dann auch vor­machen". Als Antwort wird ein scharfes Licht aufgesetzt und ein hoher, scharfer Bug mit dem aufgemalten ,, E 72" fommt hervor, dann er­scheinen drei Schornsteine auf einem langen Rumpf und die britische Flagge, der Union Jack, weht achter( hinten). Sag ihm Dank", be­fiehlt der Kapitän, der noch brummt, daß ,, Er" nicht wie die Deutschen die Flagge versteckt. ..Fahr scharf Backbord, NW- W und achte auf das Log( den Tiefenmesser)." Als der Kurs schon gesezt ist, signalisiert der Destroyer( Ber­störer) uns noch, daß ein deutsches U- Boot in der Gegend von Quessant sehr aggressiv operiert.

Ein Erlebnis aus dem Weltkrieg

1937

Nachdem die 20 Meilen ausgefahren| brummte: ,, Verdammt, was für eine Spionage waren, richteten wir den Kurs wieder auf den diese Teufel haben!"- ,, Habt Ihr nicht etwas Kanal zu. Der Wind flaute ab und unser alter gutes dänisches Roggenbrot", fragte der U- Tramp tam wieder in seine Höchstfahrt, neun| Bootmann. Der Alte sah darin eine Chance, Knoben. Zeit zu gewinnen und Ja, Ihr könnt wohl ein paar Stück haben", antwortete er. Aber für jeden von uns 22 Mann eines" kam es hers über. Indes fanden sich nur 18 Brote an Bord, kommen Sie mal mit Ihren Papieren her­wovon die Deutschen 12 bekamen. Und nun über!" klang es vom U- Boot. Der Vizesteuer­

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Nachmittags, bei stillem Wetter, fam Frankreichs westlichste Spike, Quessant, in Sicht. Alles sah noch friedlich aus. Nach Passie rung der Landesspipe kamen zwei bewaffnete Trawler in Sicht. Sie kreuzten das Fahrwasser, als ob sie durch ein Seif verbunden wären. Als der eine Trawler den Bug des Dänen in mann und zwei Mann wurden in der Jolle drei Meilen Entfernung passierte, hinübergeschickt. Der Chef sah die Papiere durch wandte er sich plötzlich gewaltig seitwärts und einige Se- und rief zum Alten hinüber: ,, Ja, entschuldigen funden darauf zerschellte er in tausende Split- schon, aber da läßt sich leider nichts machen, ter. Der dänische Ausguckmann sah einen Pfahl wir müssen Euch versenken! Macht Eure Boote flar und wegen des schönen Roggenbrots wol im Wasser, der fam und verschwand also ein U- Boot- Periskop. Der andere Trawler kam len wir Euch noch 20 Minuten Zeit geben". sofort zu Hilfe, aber da war nichts mehr zu weniger war der Kapitän gereizt. Die Leute Das war ungewöhnlich human, nichtsdestos sprangen nach seinem Befehl in die Rettungs­er selbst blieb ruhig auf der Brücke stehen, zündete die Pfeife an und schielte hins über zu dem U- Boot, während die Kanonens mündung ständig auf ihn gerichtet war. Kaum waren die Rettungsboote am Steuerbord frei­geschlagen, da tauchte das U- Boot. Der Alte wurde bedenklich und kommandierte auch den einen ließ er bei sich und dann gab er volle Rest der Leute noch in die Rettungsboote. Nur Maschinenkraft. Hart Backbord", komman­glitt der Tramp über die Stelle, wo das U Boot untergetaucht war aber es geschah nichts, das Boot blieb unten.

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tun. Alle und alles war in tausende Teile zerrissen. Der dänische Kapitän gab Order, Kurs zu halten in der öligen Fahrspur des U- Boots sicher in dem Gedanken, die Ge­legenheit auszunutzen, um es zu rammen. Der andere Trawler setzte plötzlich Fahrt auf und steuerte gerade auf Land zu. wahrscheinlich nach irgendeiner telegraphischen Order. Schon war er fast außer Sicht, als der dänische Aus­luger das Peristop eine Schiffslänge hinter sich und fast im Kielwasser des Dänen beobachtete. Gleich darauf tauchte der Rumpf des U- Bootes auf und in unglaublicher Schnelligkeit war seine Revolverkanone aufgerichtet und gegen den Dänen hinübergeschwungen. In kurzem Ab­stand von Backbord nahm sein Chef das Sprachrohr und in unverfälschtem Westjütisch rief er: Stopt Maschine, haltet gleiche Rich­tung!" ,, Bum Satan", sagte der Alte, aber er gehorchte, es gab keine Wahl. Na", sagte der U- Boot- Chef ,,, Ihr kommt von Huelva und sollt mit Erz nach Newcastle das wird wohl stimmen?" Der Alte zögerte erst, mußte es aber schließlich doch zugeben, wobei er noch

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Krieg

Ein Blik schlug ein

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und das Haus stand in hellen Flammen. Am Himmel wuchs ein roter Schein. Und über Hilflosigkeit brach die Nacht zu

Der Mensch stand stumm

fammen.

und sah nichts als den flammenden Schein. Und er lief aus Angst vor dem Dunkel in's brennende Haus hinein.

boote,

dierte er dem Mann am Steuer und langsam

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Gleich darauf kam die Erklärung. Im Nordosten erschien eine mächtige Rauchfahne am Horizont und bald darauf brauste die schlanke Gestalt eines Zerstörers mit 30 Knoten Fahrt heran, mit schwingenden Kanonen und Tors pedos, mit besetztem Auslug und dem Willen, alles Deutsche zu vernichten. Als er dem Dänen hart gegenüberlag, drehte er scharf bei, stellte die Maschinen ab und lag neben dem Dänen still, aber noch gewaltig rollend in seinem eigenen Schraubenwasser. Er fragte, ob sie vor furzem oder gerade jezt U- Boote gesehen häts ten. ,, O ja, danke schön", antwortete der dänische Kapitän. ,, Wo war das und wo ist es nun?", fragte der Engländer. ,, Da", sagte der Däne, nach unten ins Wasser zeigend. Vers dammt", klang es zurück ,,, aber nun rasch fort!", war die Antwort ,,, ich werde Euch ein Stück in den Kanal hineinbegleiten".

"

Des Deutschen Unterwassersignale hatten den Lärm der 18.000 Pferdestärken des Bers störers aufgenommen. Das war die einzige Ers Klärung für sein plötzliches Verschwinden. Nach vier Stunden ließ der Zerstörer seine Sirene aufheulen, schwang sich herum und jagte mit boller Geschwindigkeit nach Südwest zurüc Eine halbe Stunde hörte man ein paar Kas

Der Mensch schrie auf und wurde vom Feuer nonenschüsse aus der Richtung, in der er vers

Das Feuer verlosch­

und war vergessen.

gefressen.

Kube.

schwunden war. Aber ob das Treffer waren, wußte nur er selbst. Der erste Steuermann fam herauf und löste auf der Brücke ab. Na