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zu, die stumm und düster bald auf ihn, bald auf sich niederbeugend und das Kind an sich drückend. das tote Kätzchen schauten. ,, Du hast deinen Liebling tot gemacht und das hättest du nicht tun sollen."
,, Minka.", sagte er leise, sonst nichts. Nur ,, Minka...", dabei lösten sich zwei große Tränen aus seinen Augen.
Muttchen überlegte: soll sie hingehen uno dem Kind eine Strafe diftieren? Oder soll sie es trösten mein Gott, es schaut sie so verdattert an! Endlich hatte sie sich entschlossen. ,, Was hast du denn da getan!?" sagte sie.
Josef Wechsberg:
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,, Ja, belohne ihn vielleicht noch dafür!" fuhr der Vater dazwischen. Lösch' lieber die Lichter aus, Frau, sie brennen schon zu tief." Und dann drehte er sich der toten Maße zu: ., Schöne Bescherung am Weihnachtsabend."
Bei den Nachbarleuten sang man soeben: Friede den Menschen auf Erden.
Der Weihnachtsbuddha
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Ein eleganter, aperitivgelaunter Franzose tritt ein. Er sucht ein Weihnachtsgeschent, so wie wir alle. ,, Un petit rienh, sagt er, aber es muß etwas Echtes sein, original Ceylon..."
Diplomatische Verwicklungen sind unausa bleiblich. Die Singhalesen schreien, der Amerifaner schreit, der Franzose steht ratlos inmits ten des Trubels, am Horizont touchen die Helme zweier englischer Polizisten auf..
Während um mich ein polyglottes Stimm getirr tobt, trete ich näher, um einen Blick auf den Buddha zu werfen, den Buddha, der , Glück" bringt... Wo sah ich nur schon der= gleichen? Etwas daran kommt mir so bekannt vor. Ich nehme ihn in die Hand, wende ihn langsam um.
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Am Boden sind einige unmerklich kleine Zeichen. Ich muß erst ein Vergrößerungsglas suchen, und auf dem Ladentisch herumstöbern, während um mich der Lärm immer lauter wird, Beschimpfungen gewechselt werden und alles den
Und wie ich jetzt die Lupe über den fleiner Buddha halte, lese ich in winzigen, aber deutlich erkennbaren Buchstaben:
,, Made in Czechoslovakia".
In den letzten Tagen der Weihnachtswoche| girl", innig in ihn eingehängt mit einem Anschein einer beginnenden Rauferei macht. 1929 hatte sich sogar die Victoria- Street in Wort das typische Hochzeitsreisepaar. Colombo verändert. Aus der immer lebhaften und lauten Geschäftsstraße war eine Weltausstellung im kleinen geworden, die malaiischen, singhalesischen, arabischen, burgischen, maurtschen, chinesischen und indischen Händler überboten einander in grotesken Superlativen und die an und für sich überladenen Auslagen waren noch glänzender arrangiert als sonst.
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Es war ja eine ganz verständliche Hausse. Draußen, im Hafen, lagen zwei Dampfer und morgen abends wird man auf beiden den Weihnachtsabend feiern. Auf dem Porthos mit der Réveillon, bei der ,, dinde roti" und dem Jazz- und auf dem Président Madison" werden sich die Deutschamerikaner ein Bäumchen anzünden. Alle werden schenken und beschenkt werden, allerdings in singhalesischem Stil, denn man ist ja auf Ceylon; mit kleinen Ebenholzelefanten, japanischen Elfenbeinarbei ten und Mondsteinen.
Ich stehe in einem der Läden, die eher Museen als Geschäften gleichen, und lasse die Herrlichkeiten des Orients an mir vorbeidefilieren; indische Teppiche, ein prachtvolles ana mitisches Armband, chinesisches Porzellan. Auf der 5. Avenue ist die Auswahl nicht größer; aber leider kommt man mit mitteleuropäischen Baluten in Ceylon nicht weit. Da haben es die beiden Amerikaner neben mir besser; er mit Harold Lloyd- Brille, Pathé- Baby und riesigen Sniderbodern, sie das dugendschöne Sweet
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Zu Bethlehem in der Herbergsenge lagerte wanderndes Volk beisammen, Kinder und Greise im Gedränge faßen an des Herdfeuers Flammen.
Abseits fanerte still ein Alter; unberührt vom leiernden Beten sprach er leise für sich die Pfalter,
trieb Zwiesprach mit dem Wort des Propheten.
Er kam von Edon, wollte zum Meere,
auch er sollte sich zählen lassen;
die Schultern zog herab die Schwere
der Jahre und endlosen Straßen.
Wie auf den Märkten war das Schwätzen ringsum. Man sprach von schlimmen Zeiten, den harten Lasten und Gesetzen, von Seuchen, Kriegs- und anderen Leiden.
Indessen hockten in den Türmen der heil'gen Tempel die Schriftgelehrten, stritten in Eifer, flehten in Zürnen zn Jehova, dem Vielbegehrten:
,, Herr, genug sind wir geschlagen, ver ngt und an das Leid gekettet!
Nach langem Hin und Her entscheidet er sich für einen kleinen Buddha. Einen Buddha, der nicht lacht, was eine Seltenheit bedeutet und Glück bringt, wie der singhalesische Verfäufer erklärt. Denn ein chinesischer oder japanischer Buddha lächelt und nur in Kandy auf Ceylon macht man solche Buddhas wie den hier.
Alles wäre gut gewesen, wenit der Ames rikaner den Mund gehalten hätte. Aber obzivar ihn niemand gefragt hat, ruft er dem Franzosen zu: ,, Das soll echt Ceylon sein? Solche Buddhas bekommen sie in jeder WoolworthFiliale für Cents! Kommt aus Philadelphia und ist amerikanische Ware!"
Die Wirkung dieser Worte ist verblüffend. Der Franzose legt den Buddha hin, als wäre er Gift, dreht sich um und will geben. Aber dem Singhalesen entgeht ein gutes Geschäft; also stürzt er hinaus, ruft ein paar gutturale Laute und im Nu ist der ganze Laden voll schwarzer Gentleman, die den Amerikaner nicht sehr freundlich firieren. Worauf der USAMann, der doch aus dem Land Dempseys und Baers ist, laut und deutlich verkündet, daß das Ganze Schwindel sei und der Buddha aus Amerika. Und er stellt sich in Bofitur.
Sieh unsre Not, fich, wir verzagen! Schick den Messias, der uns rettet!" Auf allen Zungen lag dies Flehen, das wie ein Wind in Zweigen wühlte, indes im Stalle unter Wehen Marie die Stunde kommen fühlte.
Der Josef stand bedrückt daneben, ein Esel spitte just die Ohren, da wurde zum Märtyrerleben ein Mensch in diese Welt geboren.
Die Hirten nur, in stillem Walten gewohnt, mit Wolfen, Mond und Sternen vertrautes Nachtgespräch zu halten, bernahmen Klang aus Himmelsfernen.
Es lösten sich die starren Gebärden im Glanz der zauberischen Helle; fie brachen auf mit ihren Herden und nahten gläubig fich der Schwelle.
Die Mär ging nun von Mund zu Munde, Messias sei jetzt endlich kommen. Auch in die Herberg drang die Kunde, der Alte sprach zum Kreis der Frommen:
,, Mit jedem Kinde wird getragen die Gnabe Gottes auf die Erden!
Verlogene Namen
Es ist leichter, einem Menschen zu zeigen daß er irrt, als ihn in den Besitz der Wahrbeit zu setzen. John Lode Der Bleistift enthält kein Blei.( Er enthält Graphit, eine der Erscheinungsformen der
Noble.)
Ein Meerschweinchen ist kein Schweinchen und lebt nicht im Meer.( Es ist ein Nagetier und lebt an der Westküste Südamerikas.)
Neufilber enthält kein Silber.( Es besteht aus einer Legierung von Kupfer, Nickel und Bint.)
Reispapier wird nicht aus Reis gemacht. ( Man macht es aus Pech oder Holzbrei.)
Fischbein ist kein Bein.( Es ist eine elasti sche Substanz aus dem Maule des Wals.)
Sodatwasser hat nichts mit Soda zu tun. ( Es ist Wasser mit Kohlensäure.)
Panamahüte werden nicht in Panama erzeugt.( Sondern in Ecuador.)
Die Hudsonbai ist keine Bai.( Sondern ein Binnensee.)
Aus dem Buche: Robert L. NibIe h: ,, unglaublich, aber wahr." Das Buch der Unwahrscheinlich feiten. Mit über 100 Darstellungen, Tabellen und Beichnungen. Saturn- Verlag, Wien.
Daß wir dem Kind in uns entsagen, das macht uns zu versprengten Herden.
Die Liebe friert in dürft'gen Fehen, die Stumpfen find der Mächt'gen Heere, Gewalt regiert mit den Gesetzen und. Schrei nach Güte hallt ins Leere.
Gott hatte uns zu nah gesehen,
er fand uns hart und eigenfüchtig den Weg zur ird'schen Herrschsucht gehen, da machte er uns Klein und flüchtig!
Das Heil, auf das wir kindlich harren, wird nur in unfrer Brust geboren. So find wir unsrer Sehnsucht Narren und bleiben ewig arme Toren".
So sprach der Alte, in die ferne und hochgewölbte Nacht gewendet. In Fülle funkelten die Sterne, bas Land lag still und lichtgeblendet.
Die andern faßen stumm verdroffen ob diefer Worte ihres Alten, der müb die Augen schon geschloffen, um einen langen Schlaf zu halten... 3. 3 erfaß.