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er Insel allen Schrecknissen des künstlich genährten Bürger- riegs ausgesetzt und wird durch dieses geschäftige Nichts- thun der Diplomatie die Gefahr eines europäischen Kriegs mit jeder Minute vergrößert Wenn der Hehler nach dem Sprichwort schlechter ist als der Stehler, dann haftet an der europäischen Diplomatie eine schwerere Blutschuld als an den Halbwilden, die aus Kreta sengen, brennen und morden. Aus Athen wird telegraphirt: In offiziellen Kreiseiz wird behauptet, Rußland und Deutsch - land würden nach Ablauf der Griechenland gesetzten Frist auf sofortige Ergreifung von Zwangsmaßregeln dringen, während die übrigen Mächte sich ablehnend verhalten werden. Infolge der unzureichenden Bloclirung der Südküfte Kreta's sind durch die griechische KönigsyachtSphakteria" und andere Schiffe Lebensmittel dort gelandet worden, ohne daß ein Da- zwischentretsn erfolgte. Die Vorräthe werden durch griechische Soldaten über die Berge den Truppen zugeführt. Die letztere» sind nunmehr für drei Monate verproviantirt. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Infolge der mehrfach verbreiteten Behauptung, daß die türkische Flotte nicht aktionsfähig sei, verfaßte der Marine- minister Hassan Pascha eine Eingabe, in der er erklärt, daß der Zustand der Flotte ein guter und die Türkei jeder Seemacht zweiten Ranges gewachsen sei. Diese Eingabe sollte von allen Vizeadmiralen unterzeichnet werden, jedoch weigerten sich zwei derselben, dies zu thun. Infolge dieses Zwischenfalls erklärte der Marincminister in einer zweiten Eingabe an den Sultan, er sei persönlich bereit, das Kommando des Geschwaders zu über- nehmen. Hier verlautet, die Antwort der Pforte aus die Kollektivnote der Mächte werde Ausklärungen darüber verlangen, wie die Kreta zu verleihende Autonomie beschaffen sein soll. Die Konsuln Oesterreichs , Rußlands und Serbiens in Resküb haben an die Botschafter in Konstantin opel telegraphirt, daß die Haltung der türkischen Truppen die Ergreifung von Sicherheits maßregeln nothwendig mache. Aus London werden fortwährend Sympathiekund gedungen für Griechenland gemeldet. Den Kolonialpolitiker» hinter den Spiegel. Aus Paris wird telegraphirt: Paris , 6. März. In einem gestern Abend gehaltenen Vor trage über die Erforschung des Nigergcbietes pries Lieutenant Hourse die Verdienste des deutschen Afrikaforschers Barth, der ein wahrer Bürger der Menschheit gewesen sei und dessen Namen man in den von ihm durchzogenen Ländern nur anzurufen brauche, um alsbald Schutz zu genießen. Barth hat die Neger wie Menschen behandelt. Und es ist ihm kein Haar gekrümmt worden. Mit den gleichen Grund- sätzen durchquerte der Engländer L i v i n g st o n e Afrika zum ersten Male und überall fand er freundliche Aufnahme. Erst seit die Kolonialbestien kamen: die Stanley, Peters, Leist, Schröder und Konsorten sind die Neger mißtrauisch und handeln gegen die Europäer nicht mehr wie Wilde und Heiden, sondern wie Europäer und Christen. Samoa . Deutschland , Großbritannien und die Vereinigten Staate» habe» William Chambers aus Alabama zum Oberrichter aus Samoa gewählt. Chambers war einer der Komniissare der Ver einigten Staaten bei der Regelung der Grundbesitzverhältnisse auf Samoa. Chronik der Majestätsbcleidigungö-Prozefse. Der Weber P. von Gera wurde amvorletzten Freitag wegen angeblicher Majestäts dcleidigung verhaftet und in das Untersuchnngsgesängniß abgeführt. Nach vieriägiger Hast entließ man ihn wieder, wahrscheinlich weil Anklage nicht erhoben werden soll. Als Belastungszeuge fungirte in der Voruntersuchung der frühere Restaurateur und Gelegenheits- machet Pannier, der vor»ngefähr vier Wochen einem Biertisch- Gespräch beigewohnt hat, an dem auch der Verhaftete theil genommen. Vor dem Untersuchungsrichter erklärte Pannier, in dem Angeschuldigten erkenne er nicht denjenigen wieder, der besagte Majestätsbeleidigung begangen. »* Deutsches Reich. U eber das Schicksal der Militär st rafprozeß- Novelle schreiben anscheinend offiziös die«Verl . Pollt. Nachr.": Entgegen den pessimistischen Ansichten über die Lage des Militärstrafprozesses soll in Bundesrathskreisen die be stimmte Zuversicht auf eine baldige befriedigende Lösung dieser lange hinausgezogenen Angelegenheit vorherrschen, und zwar nach Verlauf der ersten Lesung in den Ausschüssen der genannten Körperschaft, nach der die zweite Lesung nur wenig Sitzungen beanspruchen dürfte; alsdann würde die Vorlage an den Reichstag gelangen. In diesem dürfte allerdings die An- gelegenheit erst im Winter 1897/93 zur Erledigung gelangen, da angeblich die parlamentarische Saison um Pfingsten zu Ende gehen wird. Mit seinen Versprechungen im Reichstage hat Fürst Hohenlohe entschieden Pech. Der Zentralverein zur Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschifffahrt hatte Freilag Abend im Reichstagsgebäude seine ordentliche Hauptversammlung. Die Herr- schaften waren natürlich mit den Wirkungen des neuen Binnen- schifffahrts- Gesetzes sehr zufrieden. Den einzigen Mißton brachte Dr. Landgraf-Frankfurt a. M. in die Versammlung mit seiner An regung, Schiedsgerichte für berufliche Streitigkeiten der Schiffer ein- zuführen. Eine Anzahl braver Pastoren veröffentlicht in derPost" eine Erklärung gegen alle christlich-, evangelisch- und national-sozialen Bestrebungen. Der Aufruf schließt mit folgendem Satz: Es ist nöthig, fest zu bleiben und nicht müde zu werden, sich selbst und anderen zu bezeugen, daß die evangelische Kirche Gott nur gefällt und dem nächsten nur dient, wenn sie das Evangelium rein und von weltliche» Dingen unvermischt verkündigt. Pastor Schall's Thätigkeit wird durch diesen Bannstrahl nicht getroffen. Das Eintreten für deutschkonservative und agrarische Interessen verwehren die unterschriebenen Pastoren ihren Amts- genossen nicht, solche Vermischung des Evangeliums mit welllichen Dingen mißfällt wohl Gott nicht. Auch diese Erklärung ist ein werthvolles Aktenstück für die Geschichte des Klassenkampfes unserer Tage. Nationalsozial. Herr Max Lorenz in höchsteigener Person erklärt zu den neuen Flottenplänen mit NamenS- Unterschrift in der heutigen Nummer derZeit": Die liberale Presse macht mobil gegen solches Unterrnehmen. Die konservativen Morgenblätler schweigen noch. Wir er- klären uns von vornherein im Prinzip milder kaiserlichen Flottenpolitik einverstanden. Wie glücklich wird Hollmann sein über dies» außerordentliche Verstärkung seiner Position.- Der Landrath des Sprottauer Kreises, v. Klitzing, erläßt folgende nachahmenswerthe Bekanntmachung: Die Äbsendung der Mitlheilungen über die Veranlagung zur Einkommen- und Vermögenssteuer hat begonnen. Diejeingen Zen- Jiteu, welche nach ihrer Anficht zu hoch zur Steuer veranlagt sind. warne ich auch in diesem Jahre wieder davor, sich von Privat- fikretären. Winkelkonsulenten und dergleichen für theures Geld bogenlange Berusungsschreiben anfertigen zu lassen. Wer sich nicht ßraut, allein oder mit Hilfe seines Gemeindevorstandes»ine»in- h gehaltene Berufung schriftlich einzureichen, der bemühe sich zu mir aus» Landrathsamt oder, fall» ich nicht zugegen sein sollte, aufs Steuerbureau im Landrathsamts-Gebäude und gebe seine Berufung daselbst zu Protokoll. Aus diese Weise wird er sicherer und billiger zu seinem Rechte kommen, als durch Inanspruchnahme von Winkel­konsulenten. Das wäre ganz schön, wenn die Bevölkerung das Zutrauen zu enlgegenkommender Behandlung bei den Behörden allgemein hätten. W e l ch e U m st ä n d e mit Herrn Stumm gemacht werden, ersieht man aus der Mittheilung derKölnischen Zeitung ", daß der evangelische Oberkirchenrath zunächst noch einmal den Versuch niachen wird, in Sachen des Freiherrn v. Stumm wider die Mehrzahl der evangelischen Geistlichen der Synode Saarbrücken eine gütliche Verständigung und Beilegung zu er- reichen. Der Wirkliche Oberkonsistorialrath Propst v. d. Goltz ist dazu ausersehen, sich demnächst an die Saar zu begeben, um in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des evangelischen Ober-Kirchen- raths an Ort und Stelle mit den Betheiligten dieSühne" zu ver- suchen. Sollte dieser Versuch gelingen, so würde die höchste Be- Hörde der preußischen Ländeskirche der Verpflichtung überhoben sein, zu der Beschwerde des Freiherrn v. Stumm über die bekannte Ent- scheidung des rheinische» Konsistoriums einen förmlichen Beschluß zu erlassen, mit dem vielleicht keine Partei so recht zufrieden wäre. Die Sache des scharf machenden Freiherrn scheint recht schlicht zu stehen. Dresden , 6. März.(Eig. Ber.) Darf ein konser- vativer Reichstags-Kandidat und Agitator in einem politischen Prozeß über einen Sozialdemo- kraten zu Gericht sitzen? Eine Entscheidung über diese eigenartige Frage wurde heute vor dem Dresdener Landgericht pro- vozirt. Genosse Arno Reichard sollte sich vor der 4. Strafkammer wegen Privatbeleidigung zweier Fabrikbesitzer(Biesold und Locke) in Meißen verantworten. Er hat in einer Versammlung die Zustände in der Fabrik jener Herren scharf kritistrt, und nun nimmt sich die Staatsanwaltschaft der Kläger im so- genannten öffentlichen Juteresse an, und die Sache kommt vors Landgericht weil mit Rücksicht auf dievorbestrafte Persönlichkeit des Beschuldigten" und seineplanmäßige Verhetzung der Metallindustriellen" eine hohe Bestrafung in Erwartung stünde. In der heutigen Verhandlung lehnte Reichard den Landrichter Rose »Hägen als befangen ab. Rosenhagen ist beider 1893 er Wahl in dem 4. sächsischen Reichstags-Wahlkreis, in dem Reichard schon seit 6 Jahren öffentlich thätig ist, als Kandidat ausgestellt gewesen. Reichard ist ihm damals in öffentlichen Wahlversammlungen heftig entgegengetreten. Er geht nun von der Ansicht aus, daß Landrichter Rosenhagen gegen ihn befangen sein müsse. Er wende sich mit seiner Ablehnung nicht gegen de» politischen Gegner, sondern gegen de» konservativen Agitator, der Recht spricht, obwohl er als Gesetzgeber mit fungiren will, weil er bei Wahlen zu gesetzgebenden!törperschasten kandidirt. Diese Ablehnung wurde abgewiesen. Reichard erhob dagegen sofort Beschwerde. Er stellte noch Beweisanträge, die dahin gingen: Handelskammer-Sekretär Schulze soll aussagen, daß die Beleidigten in der Dresdener Handels- und Gewerbekammer allgemein als inkoulante Geschäftsleute gelten. Die Gefängnißordnung und die Verhaltungsvorschriften der Gefangenen in sächsischen Gefängnissen solle» im Vergleich zu der rigorosen Arbeits- ordnung von Biesold u. Locke darthun, daß die sächsischen Gefäng- nisse einParadies" gegen die Nähmaschinenfabrik der Beleidigten sind, wie es Reichard behauptet hat. Der Staatsanivalt hielt diese Anträge für be- achtlich, ebenso das Gericht, und die Verhandlung wurde vertagt. Meiiiingen, 6. März.(Privatdepesche desVorwärts".) Der Landtag von Sachsen-Meiningen hat soeben das Gemeindegesetz gegen die Stimme des Genossen Wehder angenommen. Künftighin werden auf grund ihrer Steuerleistungen die Reichen in den Städten bis 19 Stimmen, und auf dem Lande in fast unbeschränkter Zahl auf sich vereinen können, indem für je M. eine Stimme gerechnet wurde. Die Wahl von Sozialdemokraten in den Stadtvertretnngen kann künftighin als ausgeschlossen gellen. Jetzt haben wir Vertreter i» Saalfeld , Pößneck , Sonnebcrg, Salzungen und in vielen Land­orten. Der Regiernngsvertreter gab die beabsichtigte Fernhaltung unserer Parteigenossen von de» Wahlen unumwunden zu. Aus Lich wird derMitteldeutschen Sonntags-Zeitung" ge- schrieben: Eine Anzahl hiesiger Kleingrundbesitzer hat der zweiten hessischen Kammer eine Petition zugehe» lassen, in welcher umge- setzliche Maßnahnren gegen die Ausdehnung des Fürstlich Solms- Hohensolms-Lichschen Waldes in hiesiger Gemarkung" gebeten wird. Das ist wieder ein trefflicher Beleg für die Unsinnigkeit des Wortes von derInteressengemeinschaft der kleinen und großen Bauern". Diesegroßen Bauern" ä la Fürst von Lich sitzen den Kleinen wie ein Dorn im Fleische. Die Großen in der Landwirth- schast sind genau so gut die natürlichen Feinde der kleinen Bauer», ivie die Großindustriellen die natürlichen Feinde der Handwerker sind. Beide untergraben die Existenz der Kleinen. Sie haben das Bestreben, immer größer, immer reicher zu werden; das können sie natürlich nur auf Kosten der Kleinen. Eine Interessengemeinschaft zwischen Kleinen und Großen kann es nicht geben und giebt es nicht. Oesterreich. Von der Wahlbewegung. Ueber unsere Wahlaus- sichten in Böhmen schreibt die liberaleN. Fr. Pr.": Bei den Wahlmännerwahlen i» der fünften Kurie in Komotau erhielten die Deutsch -Nationalen sämmtliche 24 Stimmen. Die Sozialdemokraten hoffen trotzdem ans den S>eg, wenn die fortschrill- lichen Wahlmänner am 12. d. M. für sie stimmen. Von den 13 Abgeordneten der fünften Kurie, welche Böhmen zu wählen hat, entfallen 11 auf czechische und 7 aus deutsche Bezirke. Die Juugczechen haben i» sämmtlichen 11 Bezirken Kandidaten ausgestellt. Die zwei Bezirke Smichow- Kladno und Pilsen geben sie jedoch nach dem Ausfallen der Wahlmännerwahle» mit ziemlicher Sicherheit an die Sozial- Demokraten verloren. Die Chancen im Bezirke Jnngbunzlau, wo Hermann Janda kandidirt. sind ungewiß. Es dürfte dort nur auf eine geringe Anzahl von Stimmen ankomme». In den sieben deutschen Bezirken daben die deutschen Parteien nur sechs Kandidaten aufgestellt. In Eger ist von deutscher Seite bisher kein Kandidat nomiuirt worden. Sicher verloren für die Deutschen ist der Bezirk Leiimeritz, in welche»» Krzepek gegen den Sozialdemokraten Echrammel kandidirt. Letzterer hat die Majorität der Wahlmänner für sich. Ziemlich günstig stehen dagegen die Chancen für die Deutsch- Fortschrittlichen in den Bezirken Trautenau und Mies. Der Bezirk Reichenberg, wo die Deutsch -Forlschrittlichen geineinsam mit den Deutsch-Volklichen den bisherigen Abgeordneten Kiudermann kan- didiren, ist sehr gefährdet. Hier dürfte der Sozialdemokrat Hanich durchdringen. Im 1. Bnkowinaer-Wahlkreise gaben 819 Wahlmänner ihre Stimmen ab, auf unsere» Kandidaten entfielen 89. Wie wenig die Liberalen bei den Wahlen der V. Kurie bedeuten, geht aus der folgenden Meldung hervor: Die ani 6. März von der liberalen Partei einberufene Wählerversammlung des ersten Wahlkreises in Wien , fünfte Kurie, war von mehr als 2999 Personen besucht. Der liberale Kandidal Frauen- berger wurde ruhig angehört. Nach einer längeren Diskussion wurde bei der Abstimmung der sozialdemokratische Kandidat Reumann ein- hellig akzeptirt. Die Christlich-Sozialen in Wien arbeiten mit allen Mitteln der Wahlbeeinflussung. Sie erregen Skandale, Krawalle, scheuen vor nichts zurück,»m ihr Ziel zu erreichen. Charakteristisch für die Wahlmanöver dieser Partei ist die folgende Meldung aus Wien , die sich dieNorddeutsche Allgem. Zeitung" telegraphiren läßt: EineDeputation von christlich-sozialen Wählern verlangte von, Statt- Halter für Nieder-Oesterreich für den 9. März, den Wahltag der S. Kurie. zur Aufrechterhaltung der Ordnung ein Militäraufgebot auf der Straße, welche Forderung der Statthalter mit der Erklärung ab- lehnte.»S sollten mit größter Vorsicht Vorkehrungen getroffen wer- den, um die Freiheit der Wahl zu wahren. Ungartt. Budapest , S. März. Die liberale Partei deS siebeuten Bezirks beschloß in einer heute Abend stattgehabten Versammlung, Morzsanje. der sein Mandat als Abgeordneter niedergelegt hatte, wiederum als Kandidaten aufzustellen.. Wahrscheinlich sind die liberalen Wähler des Herrn Morzsanze ebenso viel werth, wie ihr korrupter Abgeordneter. Frankreich . Paris , S. März. In der Kammer beantragte der Sozialist Charpentier unter Befürwortung der Dringlichkeit, �in jedem Departement eine Untersuchungs-Kommission zur Prüfung der Arbeiterverhält nisse einzusetzen. Die Kammer verwarf die Dringlichkeit aus Wunsch des Handelsministers mit 399 gegen 17S Stimmen und nahm dann die Diskussion über die Stellen- vermittelungs-Bureaus wieder auf. Der erste Artikel dieser Vorlage lautet dahin, daß die Arbeiterplacirungs- bureaus ohne Entschädigung innerhalb fünf Jahren zu beseitigen sind. Der Abg. C o n t a n t brachte eine Gegenvorlage ei», welche dre so- forjige Aufhebung verlangt. Behalte man sie bei, so hieße dies dre Traditionen des Kaiserreichs fortsetze», welches es für nothwendig erachtete, die produktive Demokratie unter das Auge der Polizei zu stellen. Deshalb verlangten die Arbeiter die Beseitigung dieser Polizei- Offizinen. Die Arbeitervereine seien bereit zur unentgelt- lichen Placirung der Arbeiter. An der Kammer sei es. ihre rechtmäßigen Forderungen zu erfüllen. Berichterstatter Berry bekämpfte die Gegenvorlage und erklärte, wenn man die Bureaus sofort aufhebe, gebe man den Arbeitervereinen das Monopol, die Arbeiter zu placire». Sozialist Faberot wunderte sich, daß man die sofortige Beseitigung verweigere. Die Stellenvermittler hätten niemals aufgehört, die Gesetze zu verletzen, und in ihren Bureaus seien stets finstere Umtriebe geboren worden. Habe man nicht m den letzten Jahren Bomben platzen sehen, die aus der Polizei- präfeklur fabrizirt worden seien?(Ausrufe.) Präsident Briffon fordert Redner auf, keine derartige Sprache zu führen, denn er könne solche Anklagen nicht dulden.(Lärm auf der äußersten Linken.) Das Gericht von Albi verurtheilte am 2. Januar in« folge der Unruhen, die am 29. November gelegentlich der Volks- Versammlung des Genossen Jaurös in Carmaux stattfanden, den früheren Maire von Carmaux, Calvignac, zu S Tagen Gesängniß wegen Verletzung verschiedener Personen, so besonders des Administrators der Arbeiter- Glashütte Aucoutarier, ferner zu 19 Tagen Gesängniß wegen Ver- letzung eines anderen Administrators der Arbeiter-Glashütte und zu Tagen wegen Verletzung dreier Arbeiter. Am Mittwoch beschäftigte sich das Appellgericht von Toulouse mit der von Calvignac eingelegten Berufung und fällte gestern sein Urtheil dahin, daß es den frühere» Urtheilsspruch bestättgle. Infolge dessen muß Genosse Calvignac, der am 27. Juni 1392 bereits zu 49 Tagen Gesängniß wegen Beleidigung des derzeitigen Bürgermeisters von Carmaux verurlheilt worden war, seine verschiedenen Strafen nun- mehr absitzen. England. London , S.März.(Eig. Ber.) In Halifax ist. wie wir schon telegraphisch meldeten, der Liberale gewählt worden. Gegen 1895 sind die liberalen Stimmen um S79 gestiegen, die der I. L. P. um 1818 gefallen. Die Wahlbetheiligung Ivar außerordentlich stark, mehr als 99 pCt. der eingeschriebenen Wähler. Der Rückgang der sozialistischen Stimmen ist zweifelsohne darauf zurückzuführen, daß man zu einseilig sich aus die Politik des Zerschmetteriis der Liberalen" verbissen hat. Bei einer Uebermacht der Konservativen im Parlament, wie England sie nie zuvor ge­sehen, war es nicht zu erwarten, daß die Masse der Wähler diese Politik mitmachen würden. Natürlich muß man den englischen Liberalismus nicht mit dem des Festlandes verwechseln, Billson's Programm war ökonomisch und politisch sehr radikal. Spanien . Die Regierung hat die in dem Amnestie-Erlaß vom 18. April 1895 den Deserteuren gesetzte Gestellungsfrist bis zum 39. Juni dieses Jahres verlängert. Rustland. Die Ordnung herrscht in Petersburg . Die im Vorwärts" seinerzeit gemeldeten Verhaftungen, welche in St. Peters- bürg im Dezeinber 1695 stattfanden, endeten mit Verurtheilungen der folgenden Personen: Zur Verschickung nach Ost-Sibirien auf 5 Jahr wurde der Stu- dent des Technologischen Instituts Peter Saporoschetz ver- urtheilt. Zur Verschickung nach Ost-Sibirien auf 3 Jahr: Rechtsanwalt Wladimir Uljanow , Maschinen« Ingenieur Gljeb K r s ch i s ch a n o w s k y, der ehemalige Student Ju ly Zeder- bäum, Maschinen- Ingenieur WassilyStarkow, Student des Technologischen Instituts Anatoly Wanjeew. Privat- arzt Jakob Ljachowsky und der Beamte P a n t e l e y Lepeschinsky. Zur Verschickung nach Gouvernement Archangelsk auf 3 Jahre: Maschinen-Jngenieur Alexander Maltschenke, Bibliothekarin Elisabeth Akrinsky, Privailehrerin Wiera Säbel jen, Maschinen-Jngenieur Eugen Bogatiren, Student der Univer- silät Pawel Romanenke und die Arbeiter N i k o l a j Iwanow und Wassily Schelgnnow. Zur Verschickung nach dem Gouvernement Wologda auf 3 Jahre wurde der Student des Technologischen Instituts Malischewsky verurlheilt. Folgende Personen wurden unter besondere Polizei- Aufsicht gestellt: Student des Technologischen Instituts Mark S ch a t und die Arbeiter Boris Sinowjew, Peter Karamischew, Iwan Jakowlew und Iwan Ba« buschkin._ Erklärung. Ein Mitarbeiter derNeuen Zeit'' schreibt für deren letzte Nummer unter dem Titel:Vor dreißig Jahren" eine Ehrenrettung oder richtiger Verherrlichung des Herrn von Schweitzer, dessen Haltung, besonders in den kritischen Jahren 1365, 1866 und 1867 durchaus korrekt" gewesen sei; derdas Richtige getroffen und mit einer in ihrer Art meisterhaften Geschicklichkeit die junge Bewegung geleitet" habe u. s. w. Ueber die Nolle des Herrn von Schweitzer will ich mich jetzt nicht auslassen. Was der Mitarbeiter derNeuen Zeit" persönlich von einer Person hält, das ist seine Sache. Ich bestreite ihm nicht das Recht, seinen Helden zu loben, aber er thue es nicht auf Kosten anderer. So schiebt er mir den Unsinn unter, ich habeeine kommunistische Propaganda- Gesellschaft" er- strebt im Gegensatz zu Schweitzer, der einepolitische Partei" gewollt habe. Das ist, so weit ich in Frage bin, eine Legende, für die auch nicht der leiseste Anhalt vorliegt. Gerade ich wollteeine politischePartei" und bekänipfle Schweitzer, weil er diesem Ziel entgegenarbeitete. Und dieInternationale Arbeiterassoziation ", die ich, als Rahmen der deutschen Arbeiterbewegung, an stelle des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins zu setzen wünschte, war doch wohl keinekommunistische Propaganda- Gefell- schast". Uebrigens hat Schweitzer mir wiederholt vor- geworfen, daß ich aus der Sozialdemokratieeine politische Partei" machen wolle. Und noch eins. Wenn der Herr Mitarbeiter derNeuen Zeit" von Marx sagt, er habe vier Jahre nach dem bekannten Bruch mit Schweitzerwillig die Energie und Thatkraft Schweitzer's anerkannt", so ist das wörtlich wahr. Die Wahrheit bedarf aber der Ergänzung, daß Marx bis zu seinem Tode über den Charakter und daS Handeln des Herrn v. Schweitzer genau derselben Meinung war. wie zur Zeit deS Bruchs, und daß \