weil wir Graf Bismark für zu geschickt halten, um mit so aussichtslosen Erperimenten seine Zeit zu verlieren.
In Desterreich ist die Gefahr, welche der dortigen Arbeiterbewegung durch Bismarck 'sche Agenten drohte glücklich beseitigt worden. Die Arbeiter haben begriffen, daß Sozia= lismus und Demokratie untrennbare Begriffe sind, und daß es selbst mörderisches Beginnen wäre, wollten sie den politischen Umgestaltungsprozeß, der sich jest in Desterreich vollzieht, durch einen perfrühten Kampf gegen das Bürgerthum stören. Als Beleg theilen wir den Schluß eines Vortrags mit, den Herr Heinrich Oberwinder am 26. Jan. im Wiener Arbeiterbildungsvereine über ,, Lasalle's Leben und Wirken" hielt:
..Die hiesigen Berhältnisse sind zum Theile anders, als in Norddeutschland. Hier hat ein Theil der Breffe, wie z. B. die Vorstadt zeitung, das Tageblatt und die Morgenpost Ihre Bestrebungen in anerkennenswerther Weise unpartheiisch besprochen. Hier dürfen Sie vom Bürgerthume erwarten, daß es Ihnen nicht feindlich gegenübertritt. Es würde seine eigenen Interessen verfennen, wenn es anders handelte. Man denke an die Umtriebe des großen Nachbarstaates( Preußens). Man erinnere sich daran, daß an der socialen Frage die civilifirten Staaten des Alterthume gescheitert sind und eine Beute der Barbaren wurden. Auch die neuere Geschichte stellt uns warnende Beispiele ver Augen. In Frankreich wurden im Juni 1848 die Socia listen, welche, so sehr auch die lügnerischen Zeitungen bemüht waren das Gegentheil zu behaupten, nichts anderes wollten, als den Staat vor der Anarchie bewahren und dem Volke seine Freiheit sichern, auf grausame und verrätherische Weise niedergeworfen. Die Folge war, daß mit den Socialisten auch die Freiheit unterdrückt wurde, und seit 16 Jahren wird sie Frankreich von Louis Bonaparte geraubt, der es nun durch unnüße Kriege an den Rand des Abgrundes geführt hat. Das Bürgerthum in Desterreich muß, wenn es den Ausbau seiner Berfassung im freiheitlichen Sinne bewirken will, sich mit Ihnen vereinigen und Ihre Sache zu der seinigen machen.
Da zur Förderung Ihrer socialen Interessen zunächst die Beseitigung des Konkordates und die Erlangung der unum schränkten Preßfreiheit eine Nothwendigkeit sind, so wird auch das liberale Ministerium, wenn es auf den Bahnen des Fort schritte weiter schreitet, in Ihnen einen fräftigen Bundesgenossen haben; ja, ich glaube, die Arbeiter würden in diesem Falle das Ministerium gegen eine allenfalls drohende reaktionäre Staatsstreichspolitik zu vertheidigen wissen.
Ihre nächste Aufgabe, meine Herren! wird nun dahin gehen müssen Ihre socialen Bestrebungen auch auf die übrigen Länder des Kaiserstaates auszudehnen. Indem Sie überall die Ideen der wahren Humanität und der Freiheit verbreiten, werden Sie zugleich den reaktionären Strömungen in den Brovinzen entgegenarbeiten.
So fann also Desterreich in dem Auftreten der socialistischen Arbeiterbewegung nur das Herannahen einer wirklich besseren Zeit und eine neue Bürgschaft für die fortschreitende Entwickelung des allgemeinen Staatewobles begrüßen."
Der Beifall, mit dem diese Worte aufgenommen wurden, beweis't, daß sie den nach Tausenden zählenden Zuhörern aus der Seele gesprochen waren.
Eine Volksversammlung in Berlin .
Am 30. Januar d. J. sprach Johann Jacoby in einer Bersammlung von 2500 Wählern. Wir lassen die wich tigsten Stellen seiner Rede folgen:
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Faktisch ruht( in Preußen) alle Macht ausschließlich in der Hand der Regierung, von der Regierung hängt Alles ab, der Regierungswille allein ist entscheidend in allen Dingen. Wollen wir anders aufrichtig sein, so müssen wir dem eben ausgesprochenen Sape den zweiten hinzufügen: Die Volkspartei in Preußen, jedes politischen Einflusses baar, ist zur Zeit durchaus obnmächtig, die staatlichen Zustände umzugestalten.
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Und was folgt daraus? Etwa, daß wir mit verschränkten Armen dem weiteren Verlaufe zuschauen? Eine solche abwartende Politik was wäre sie anders als die Selbstvernichtung, der moralische Tod der Partei?! Nein! Der Schluß, den wir daraus ziehen, lautet anders: Die Partei muß belehrt durch die traurige Erfahrung der legten Jabre ihre Kraftanspannung verdoppeln, muß aber zugleich überlegen, welchen Weg fie einzuschlagen babe, um besseren Erfolg zu erzielen, als bisher.
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Zwei Ursachen find es, denen vor Allem das Mißlingen aller bisberigen Freiheitsbestrebungen zuzuschreiben ist, nämlich Mangel an Entschiedenheit im Kampfe mit den Gegnern. Treue den eigenen Grundsäßen gegenüber, Mangel an
Rechtsgleichbeit Alter ist der Grundgedanke der Demokratie. Wie hat sich die Partei zu diesem Grundfaze in politischen, sozialen und nationalen Fragen zu verhalten? Auf politischem Gebiet folgt aus diesem Gleichheitsprinzip die gleiche Berechtigung jedes einzelnen Bürgers auf Theilnahme am Staatsleben. Eine naturgemäße Forderung ist darum, daß über alle das Geschick des Landes betreffende Angelegenheiten unter Mitwirkung aller Bürger entschieden wird. Die Einzelberrschaft steht hierzu in offenem Gegensaß, die parlamentarische Regierung erfüllt sie nur dem Schein nach die unbedingte Selbstregierung des Volkes wird ihr allein gerecht. Was nüßen einem Bolke Preßfreiheit , Vereins- und Versammlungsrecht was alle konſtitutionellen Rechte und Freiheiten, wenn ein Einzelner die Macht hat, nach Gutbefinden über Krieg und Frieden zu entscheiden, wenn es ihm freisteht, Freiheiten insgesammt außer Kraft zu seßen? So lange nicht in auf Grund dieser Entscheidung jene Rechte und allen Angelegenheiten des Staats der Gesammtwille zur vollen, unbeschränkten Geltung kommt, ist das Volk nicht Herr des eigenen Geschicks, nicht herr über sich selbst.
Wie aber ist das Ziel zu erreichen?
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Woher kommt es, daß bisher alle Versuche, dem Volkswillen die gebührende Geltung zu verschaffen, so kläglich gescheitert sind?
Sagen wir es gerade heraus! Der Grund liegt einfach darin, daß bisher ein wirklicher, einmüthiger Volkswille gar nicht vorhanden war.
Zur Eristenz eines starken Volkswillens bedarf es einer gleich mäßigen politischen Bildung, und diese seßt wieder eine gewisse Gleichmäßigkeit in der wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensstellung der verschiedenen Volksklassen voraus. Mit anderen Worten:
Politische und soziale Reform fordern und bedingen sich gegenseitig. Ohne Theilnahme des Arbeiterstandes keine dauernde Besserung der politischen Zustände, und ohne Aenderung der politischen Zustände keine wirthschaftliche Besserung des Arbeiterstandes!
Hieraus folgt, daß die demokratische Partei aufhören muß, eine bloße politische Partei zu sein. Somit kommen wir zur Anwendung des demokratischen Gleichheitsprinzips auf dem Gebiet des sozialen Lebens. Hier findet es seinen Ausdruck in dem Anspruch Aller auf Theilnahme am allgemeinen Wohlstand. Es genügt nicht, daß wir wirken, daß Andere der gleichen Freiheit, des gleichen Glückes theilhaft selber frei und glücklich sind, zu unserem Glück gehört auch, dahin zu werden.
Jeder für Alle, das ist Menschenpflicht;- Alle für Jeden- das ist Menschenrecht.
Zwei Wege hat man empfohlen zur Abschaffung des sozialen Uebels: Selbsthülfe und Staatshülfe. Beide haben das gleiche Ziel: Beredelung des Menschen. Weit entfernt, einander auszuschließen, unterſtüßen und ergänzen fie fich gegenseitig. Die Staatshülfe ist erforderlich, damit dem besiglosen Arbeiter die Anwendung der Selbsthülfe möglich werde. Doch soll durch dauernde Staatsbülfe nicht etwa ein neuer privilegirter Stand geschaffen werden. Wir verlangen im Gegentheil Aufhebung aller Gesetzesbestimmungen und Einrichtungen, die bei der Produktion wie bei der Berthei= lung materieller Güter den einen Bürger vor dem anderen bevors zugen. Der Arbeiter soll die gleiche Freiheit genießen, wie jeder an dere Bürger, die Fesseln und Hemmnisse sollen entfernt werden, die ihn abhalten, seine Arbeitskraft, das einzige Kapital, das er befißt, nach Möglichkeit zu verwerthen.
Es nüßt dem Gemeinwesen nichts, wenn der Reichthum steigt und die Menschen sinken!
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Dem Rechte jedes Gliedes der Gesellschaft nicht blos auf nackte Gristenz, sondern auf ein menschenwürdiges Dasein- entspricht die Verpflichtung der Gesammtheit dem Einzelnen hierzu Beistand zu