dert.

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Aber keine Petition, feine vergeblichen Resolutionen mehr! Täuschen Sie sich nicht selbst, indem Sie glauben, etwas ge­than zu haben, wenn Sie die Petition beschließen, die doch nichts än­Nein, meine Herren, gehen Sie von hier fort mit der Ue­berzeugung unserer Hülfslosigkeit, mit der Erkenntniß, daß wir, ver­lassen, uns nur auf uns selbst verlassen dürfen. Die Früchte der Erkenntniß, deß seien Sie gewiß, werden reifen und uns zum Ziele führen."( Enthusiastischer Beifall.)

Jacoby erklärte hierauf, daß es sich seinerseits nicht zieme, weder für den einen, noch den andern Antrag zu spre chen, da er bis jetzt noch Mitglied des Hauses sei. Uebrigens sei ein ähnlicher Antrag bereits in Borbereitung. Aber es gehe im Abgeordnetenhaus etwas langsam.( Gelächter.) Es werde zwar zwischen den Parteien verhandelt, allein die Regierung halte an dem Grundsaß fest, daß der Staatsschatz nur ein Kriegsschaß sei.( Entrüstung.)

Nun schritt die Versammlung zur Abstimmung, und der Antrag des Herrn Jonas wurde fast einstimmig( nur etwa 30 waren dagegen) angenommen.

Durch dieses, dem preußischen Abgeordnetenhaus ertheilte Mißtrauensvotum hat die Berliner   Wählerschaft sich um die Sache Deutschlands   und der Demokratie verdient gemacht, und wesentlich zur Ueberbrückung der moralischen Mainlinie beigetragen, die der schwarz- weiße Partikularismus der frü heren ebensowohl wie der jetzigen Kammer- Majorität ge­zogen hat, und ohne welche die politische Mainlinie nicht möglich gewesen wäre.

Russische politische Flüchtlinge in West- Europa  . Von S. B.

II.

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Aber was wollen die flüchtigen" Russen? Bis auf, Weiteres müssen wir den Zweck leider als ganz gleichgültig be­trachten, zu welchem sich der Afstakoffs, Katkoffs, der Herzen'sche Bugatscheff II., Bakunin  , Kauffmann, Schuwaloff, Berg, Her zen, Schedo- Ferotti, Murawieff unter einander zerzausen. Uns gegenüber sind sie Alle ganz einig, wenn man nicht etwa Tschernischewski, zu den Strafarbeitern nach Sibirien   ge­schickt, und Dobroljeboff, im Alter von 26 Jahren gestorben, radikale Gegner Herzen's, abtrennen darf, über die unsere Nachrichten jedoch noch sehr mager sind. Das Streben aller Russen geht dahin, sich für den materiell angenehmeren Westen und Süden der Erde annehmbar zu machen, uns für die Bes fibergreifung durch sie der Flußgebiete des Niemens, der Weich. sel, der Donau   und der Türkei   mürbe zu schwaßen. Außer diesem haben ihre bärenhaften Purzelbäume feinen anderen 3 wed! Aber in Europa   war der floßige Braten längst gerochen worden. In Deutschland  , dem Lande der Schlözer, Schlosser, Genz, Harthausen  , Fallmerayer, Mary, konnte Herzen nirgends Fleisch fassen; er überhüpfte es; in Frankreich   wurde ihm auch nicht recht wohl und in England gar nicht; für die Schweiz   zu brummen, lohnte nicht; in Ga­ lizien   jedoch können die flüchtigen" Russen auf die Zerstücke lung Desterreich's hinweisen, wobei den Italienern dalmatische Küstenländer mit unbestimmter Fortsetzung und wohl auch einige türkische Inseln in Aussicht erscheinen und in Ita­und in Jta lien haben sie zweifelsohne deswegen einige findliche und findische Zuhörer gefunden. Die verrannten reaktionären eng­lischen Urquhartisten stellen den Garibaldi   geradezu als rus fischen Agenten dar. Dergleichen Behauptungen thut man am besten als verdrehte abzufertigen. Jedoch die letzten Philippiken Garibaldi's gegen die Türken dürften zum Theil auch Bakunin­Herzen Dolgorukoff Ogareff'sche Inspirationen sein, die nicht einmal das officielle Rußland, dort durch ein Kisseleff ver­

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treten, den Bruder des noch in Paris   lebenden Vaters des berüchtigten Moldau  - wallachischen Rodеr( уетавы) zu verdam­men braucht.

Im großen Ganzen ist der Bär, um mich eines Stu­dentenausdrucks zu bedienen, glänzend abgefahren". Je dreister die Schreibstücke Gortschatoffe den Kabineten gegenüber, desto schärfer hat die ganze große europäische   Gesellschaft die Ohren gespißt. Ihr Lunte riechen", ihr ,, oeil américain", ihr ,, smel ling a rat" hat sich sogar auf das Benehmen erstreckt, welches die Mitglieder des Friedensausschusses in Bern  , gegen ihre russischen Kollegen einhalten, so daß Herzen in dem franzö­fischen Kolokol" zum Flennen schreitet, wobei er zur besonde ren Belustigung der Sachkenner, und gar nicht einmal sehr verdeckt, mit den Kosaken droht.

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Es wäre lächerliche Einfalt, fich dagegen zu verwahren, daß man etwa die Annäherung des russischen Volkes an das übrige Europa   bekämpfen wollte. Mit solchem Gefühlsge= dufel ginge man dem Herzen in die Falle. Seine Zwecke zu verdecken, spielt er als Gegenpart solcher frechen diplomatischen Bretterhelden, wie die Mentschikoffs, Gortschakoffs und Igna­tieff's, den unschuldigen armen Lumpen von bufolischer Nei. gung, den die übermüthigen West- Europäer bis hinter Ural  und Wolga   wegpeitschen wollen. Es giebt vielleicht bodenlose Häringsseelen ich glaube unter ihnen sind einige englische Anhänger des französischen   Afterphilosophen Comte, die dahin zielendes Geplapper ernsthaft führen. Aber welchem vernünftigen Menschen kann es denn einfallen, ein ganzes Bolf weg rasiren zu wollen, wie es die Nichts- als Verrufser ( приоворусите) mit den Polen   beabsichtigen? Herzen soll doch einmal die Pamphlete, Brochüren, Zeitungen Deutsch lands  , Frankreichs  , Englands( von Italien   spricht er nicht) namentlich angeben, die er als dahin zielende im Allgemeinen erwähnt! Damit will er nur die Aufmerksamkeit von seinem wirklichem Ziele ablenken, grade wie, in andrer Weise aller­dinge, ein russischer Agent thut in der vor mir liegender Bro­schüre: Europa  , wird es republikanisch oder kosa­fisch?( Leipzig   1866, Verleger, Kasprovicz).

In ihr wird das Erregen von Besorgniß vor Rußland  dermaßen auf die Spize getrieben, daß Furcht lächerlich er­scheinen muß. Somit hätte alsdann der russische   Agent seinen 3wed erreicht. Es giebt Russenhaß in Europa  , wie Russen­liebe. Es ist Russenerkenntniß, die wir brauchen.

Als Vertreter einer Art Schaufelerkenntniß muß der Schotte, Herr Mountstuart Grant Duff genannt werden, ein Mitglied des englischen Unterhauses, der die seichten deutschen   Schreibe­reien Herzens wohl nie gelesen hat und die russischen nicht lesen kann, ihn demnach nur nach Hörensagen behandelt, wenn er ihn in seinen politischen Aufsäßen sowohl, wie in Ferienreden vor seinen Wählern einen geschickten Schreiber" nennt. Herr Duff verdammt den russischen Nihilismus", der aber nichts Anderes ist, als was man sonst bei uns Radi­falismus nennt. Darin sympathifirt er also mit Herrn Kat­koff, dem Redakteur der Moskowskija Wiadomosti". Von dem ,, flüchtigen" Prinzen( daß Knjas nicht unser ,, Pring" ist, weiß Herr Duff vielleicht nicht) Dolgorukoff erzählt er mit wohlwollendem Schmunzeln, er hätte niedlich klar" gesagt, es gäbe zwei Arten von Nihilismus": ,, den Nihilismus derer, die nichts in ihren Taschen, und den Nihilismus derer, die nichts in ihren Köpfen haben."

Der Knjas und Duff sagen natürlich nichts von dem Aliquidnuncismus derer, die etwas in den Taschen, und nichts im Kopfe haben. Allerdings ist Herr Duff ein höherer Zeitungs­verständiger, ein guter Erläuterer täglicher Leitartikel und pe riodischer Papierdrachen, die von 10 Schillingen bis fünf Pfd.