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Die lezten Tage haben uns sehr aufregende Nachrichten aus Washington gebracht. Im Repräsentantenhaus wurde ein Gesez eingebracht, welches die gesammte Macht in den südlichen Staaten dem Präsidenten entzieht und auf den Ober befehlshaber der Armee überträgt. Da der Inhaber dieses Postens Grant ist, so glaubt man, daß das Haus durch die Annahme dieses Gesezes ihn im Voraus als den im Novbr. zu wählenden Präsidenten feststelle. Der Senat beschloß am Montag mit überwiegender Mehrheit, daß die vom Präsiden ten im vorigen Jahre verfügte Abseßung Stantons ungesezlich sei; der Beschluß wurde noch denselben Tag an Stanton sowohl als an Grant, den zeitweiligen Inhaber dieses Amtes, mitgetheilt. Was that nun Grant, der so bereitwillig Johnsons Wunsch nachgekommen war, vorläufig Kriegsminister zu spielen? Noch am Samstag hatte er Johnson auf die Frage, was er zu thun gedächte, wenn der Senat Stanton wieder einsetzte, geantwortet: Ich werde entweder meine Entlassung als Kriegsminister nehmen, oder mich durch richterlichen Befehl vertreiben laffen. Dienstag Vormittags um 10 Uhr tritt er aber ganz bereitwillig sein Amt an Stanton ab und benachrichtigt um 12 Uhr den Präsidenten brieflich, daß er in Folge des SenatsBeschlusses aufgehört habe, Kriegsminister zu sein. Johnson ist über Grants Benehmen natürlich höchst entrüstet und hat auch bis jetzt mit Stanton noch keinen Verkehr angeknüpft. Es ist kaum wahrscheinlich, daß er diesen sehr verspäteten Hieb des Senate ganz geduldig hinnehmen werde.
Vor einigen Tagen tam hier das Segelschiff Leibniz, von der Firma R. M. Sloman in Hamburg , an, auf welchem wäh rend der Fahrt 105 Passagiere an der Cholera gestorben waren. Ein Arzt war nicht an Bord gewesen, wie dies auf Segelschiffen Regel ist. Die Verpflegung und Sauberkeit läßt auf allen Segelschiffen und im Zwischendeck der Dampfschiffe sehr viel zu wünschen übrig; es ist aber ein offenes Geheimniß, daß keine Zeitung New- Yorks irgend eine Klage aufnimmt, und ich weiß aus sicherer Quelle, daß Agenten des Bremer Lloyds ganz offen mit dieser Thatsache geprahlt haben..
In blanken Waffen starrt die Welt, Ihr täglich Brod ist jetzt das Blei, Doch all das Rasseln übergellt
Boll Angst und Schmerz ein jäher Schrei: Er fam, mit dem ihr lang gedroht,
Und hält freiwillig sein Gericht, Ihn bannt der Mächtigsten Gebot Auf ein begränztes Schlachtfeld nicht.
Durch alles Land folgt er der Spur, Die breiter stets der Hunger trat, Doch ist der Tod ein Schnitter nur, Und seine Ernte Eure Saat: Nicht hat es Euch im Schlaf gestört, Daß hoffnungsloses Elend wacht, Hoch oben habt Ihr nicht gehört Das Röcheln unten tief im Schächt.
Nun seht Ihr erst die schwere Zeit, Die längst Euch als zu leicht befand, Nun eilt und übt Barmherzigkeit
Und schließt die Kette Hand in hand. Db dem, was Euer Hader schuf, Erhebe sich ein eing'ger Schall, Ein Brudergruß doch welch ein Ruf Ertönt hier nach Prinz Carneval ?!
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Darüber hin der Raben Flug, Fraß witternd, gierigen Geschrei's Wälzt sich der trunf'ne Mastenzug, Und Alles lustig auf Geheiß,
Doch die, im Mark des Fiebers Gluth, Sich ungeladen stellten ein,
Heißt lustig auch mit frechem Muth Die Sorge und die Seuche sein!
Boll Ernst in's hohle Auge blickt Dem Tod des Mannes Angesicht, Am düstern Aschermittwoch schickt Sich eine Narrenfrage nicht; Vorbei die Lust der Mummerei Mit Allem, was in littern gleißt, Wenn Noth von jeder Heuchelei In wildem Zorn die Larve reißt!
Dumpf grollt's allüberall und gährt, Daß Muth'ge selbst ein Schauder faßt, Die Stunde, die uns noch gewährt, Im Taumel sei fie nicht verpraßt; Wenn leise nur ein Glöcklein klingt, Bricht die Lawine jäh herein,
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Vermischtes.
Aus der Schweiz ertönt ein gellender preußischer Nothschrei. Die hannöver'schen Flüchtlinge seien plöglich von ihren Führern nach Frankreich geschickt worden, und das bilde ein Gegenstück zu dem kurhessischen Menschen handel belehrt uns eine lithographirte Corresponden die auch dem ,, dem. Wochenblatt" zugesendet ward. Aber ist es denn gewiß, daß die Hannoveraner in Frankreich zu Krieg diensten verwendet werden sollen? Und wenn es wahr wäre und wirklich in Frankreich eine hannover 'sche Legion" ausgebildet werden sollte, um bei Gelegenheit an der Spige einer franz sischen Armee ins Welfenland zu marschiren, wäre der Ber gleich mit dem kurhessischen Soldatenverkauf gerechtfertigt Daß Deutsche vom Auslande die Befreiung erwarten können, ist traurig genug aber wer anders trägt die Schuld, al Diejenigen, welche Deutschland mit Hülfe des Auslan des geknechtet und damit natürlich auch unter de Einfluß des Auslandes gebracht haben?
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Wenn es sich bestätigt, daß die hannover 'schen Flücht linge in Frankreich eine militärische Organisation erhalten, o wäre damit allerdings bewiesen, daß die franzöfifche Regi rung ihre Partie ergriffen hat, und es nicht mehr für nöthig erachtet, ihre kriegerischen Absichten zu verhüllen.
Redaktion: Braustraße 11.
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Expedition: Windmühlenstraße 14.
Druck und Verlag: C. W. Vollrath.
Hierzu eine Beilage.
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