in seiner Noth als letzten Strohhalm anflammern wollte, hat ihm den Rücken gewandt. Amerikanische Generäle sind Bür­ger, die das Gesez achten, aber nicht ihre Ehre darin suchen, die Vertheidiger des Gesezes niederzuschießen.-

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Meriko erfreut sich der beneidenswerthesten Ruhe- zum großen Aerger der monarchistischen Soldschreiber, die nach dem Fall Maximilian's dem Lande die gräulichste Anarchie prophes zeiten. Dieselbigen Herren haben jetzt die schwierige Aufgabe, das vollkommene Scheitern des Kreuzzugs der kaiserlichen Bra­silianer gegen das republikanische Paraguay hinwegzulü­gen. Es scheint fast, als habe die letzte Stunde der letzten Monarchie in Amerika geschlagen.

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Ein befreundeter Arbeiter schreibt uns: ,, Gestatten Sie mir, der ich mit Aufmerksamkeit den Gang der social- politischen Bewegung in Deutschland verfolgt habe, ein Urtheil über das Treiben des Herren von Schweizer , wie er sich seit Jahren im ,, Social Demofrat", Organ des Allgemeinen Deutschen Arbeiter Vereins, und neuerdings in der Wiener Arbeiterbewegung gezeigt hat.

Beamtenstaat Preußen. Der Norddeutsche Bund wurde als ein scheinconstitutionelles Flickwerk bezeichnet und gegen die er= drückende Militairlast mit einer Schärfe aufgetreten, daß man nicht glaubte, den sonst in diesen Dingen so zahmen und loyalen Herrn von Schweißer, sondern einen Führer der so viel von ihm verleumdeten ,, Volkspartei " zu hören. Um der Ko= mödie die Krone aufzusetzen, wurde gleichzeitig ein geheimniß­voller Aufruf veröffentlicht, in dem er seine Anhänger zu außer­ordentlicher Steuerzahlung ,,, weil Wichtiges auf dem Spiele stehe", aufforderte. Mitten in dieses Treiben fuhr wie ein Donner­schlag aus heiterem Himmel die Nachricht von der Niederlage seines getreuen Sancho Pansa, des Herrn von Hofstetten, in Wien , und siehe da, die Physiognomie des Blattes war mit einem Mal wie umgewandelt. An Stelle der in den letzten Wochen berserkerartig auftretenden Oppositionswuth trat plößlich wieder der alte, zahme, der preußischen Regierung so ange nehme Ton.

"

Und was sollte diese ganze Komödie bedeuten? Nach meiner Auffassung wollte Herr von Schweißer, troß allen Ab­leugnens, mit dem Sozial- Demokrat" von Berlin nach Wien Ich will hier nicht von den Ursachen reden, welche den Rück übersiedeln. Um aber bei den Wiener Arbeitern den Verdacht, fritt der bewährtesten Socialdemokraten von dem Schweißzer'schen ein Werkzeug des Herrn von Bismard zu sein, abzuwälzen, Blatt zur Folge hatten. Nach dem Rücktritt jener Männer mußte der, Social- Demokrat" durch seine heftige Opposition erst im Jahre 65 wurde die politische Haltung des Social Demo- unterdrückt werden. Dann bekam Herr von Schweizee eine trar gegenüber der preußischen Regierung mit einigen kleinen wärtyrerkrone und er konnte, den Staub von seinen Füßen oppofitionellen Intermezzos eine immer freundlichere, bis das schüttelnd, Berlin verlassen und in dem freien" Desterreich Jahr 1866 mit seinen Siegen der bismarck'schen Politik kam, seine Rolle, vielleicht mit mehr Nußen und Gewinn für seine und nun scheute sich der Social- Demokrat" nicht, offen mit Gönner und sich selbst, weiter spielen. Sad und Back gleich so und so vielen Zeitungen der liberalen Terrain vorzubereiten, wurde Herr von Bourgeoisie in das Lager des Herrn von Bismarck überzulau- schickt, allein sein klägliches Fiasko warf alle Pläne über den fen. Die Loblieder, die damals der Social- Demokrat" über die Haufen. Herr von Schweißer fand es für gerathen schnell errungene sogenannte Einheit Deutschlands anstimmte, stellen umzukehren, die heftige Opposition gegen die preußische Regie­sich den Ergüssen gut national- liberaler Blätter würdig an rung aufzugeben und versucht nun in spaltenlangen Artikeln seinen Freund und Spießgesellen Herrn von Hofstetten zu des­avouiren und die Wiener Arbeiter als von den Bourgeois und

die Seite.

Durch Einheit zur Freiheit" wurde als Parole für den

Um in Wien das

Hofstetten hinge­

dieselben

Verein ausgegeben, die Volkspartei " als Gegnerin des nord, Wiener Zeitungs- Redaktionen verführt hinzustellen­deutschen Bundes auf das Heftigste bekämpft, des Partikularis. Wiener Arbeiter deren Selbstständigkeit und unabhängiges mus und der österreichischen Gesinnung geziehen und ihre Auftreten er noch vor ganz kurzer Zeit mit Recht rühmend Führer als österreichische Emmissäre denunzirt. hervorgehoben hat.

Die Begeisterung für den norddeutschen Bund ging so

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, um das zweideu­

weit, daß Herr von Schweizer im legten Reichstag offen tige Treiben des Herrn von Schweizer an den Tag zu bringen, für das neue Militairgesez eintrat und sich bei jeder so ist der Beweis in diesen Vorgängen erbracht; vielleicht däm­Gelegenheit mit Vorliebe in seinen Reden an die conserva mert hiernach auch manchem seiner bisherigen Anhänger ein tive Partei wandte, auch durch verschiedene Anträge, an- Lichtlein auf."

geblich im Interesse der Arbeiter, Herrn von Bismard einen

Einfluß auf die sociale Bewegung in die Hände zu spielen

fuchte.

Da tauchte die Arbeiterbewegung in Desterreich auf in taum geahnter Macht. Herr von Schweißer, dem man eine gewisse agitatorische Schlauheit nicht streitig machen kann, be­

Am 22. Februar feierte der hiesige Arbeiter Bil dung sverein sein 7. Stiftungsfest, das ein erfreuliches Bild von dem wadern Vorwärtsstreben des Vereins ablegte. Unter den 8-900 Anwesenden befanden sich auch viele Vor­

tragende und Lehrer des Vereins, die Borſteher des Stadtver­

Musikstücke der Hillerschen Capelle eröffneten die Feier, worauf das Vereinsmitglied Herr Kühner einen von ihm selbst ge­dichteten Prolog schwungvoll vortrug. Ein Lied, exekutirt durch

merkte das natürlich auch und flugs war er bei der Hand, ordneten- Collegiums und andere geladene Ehrengäste. Einige durch eifrige Registrirung der dortigen Borgänge, Aufrufe und demonstrative Kundgebungen die Wiener Arbeiter für sich zu gewinnen. Er mochte auch, als die Bewegung in Wien und Desterreich unter den Arbeitern immer größere Dimensionen die Sänger des Vereins unter Leitung ihres tüchtigen Diri­annahm, Lust bekommen dort selbst seine Hütten aufzubauen. genten Herrn Greiff folgte, dann ergriff der Vorsitzende Herr Anders wenigstens kann ich es mir nicht erklären, daß er plög. Bebel das Wort, um an den gedruckt vorliegenden Jahresbericht lich vor 4 Wochen, nachdem zuvor ein andrer Redakteur als Strohmann vorgeschoben war, im Social- Demokrat" gegen zunächst im Namen des Vereins den Vortragenden und Lehrern Breußen und alles was preußisch ist, den norddeutschen Bund und die sogenannte Einheit Deutschlands in der entschiedensten wendete fich dann gegen mancherlei Angriffe, die der Verein im Beise zu Felde zog. Eine Reihe von Confiscationen folgten. verflossenen Jahre erfahren. Man habe öffentlich behauptet, Diese aber schienen nur die Oppositionswuth zu verstärken, der Verein treibe hauptsächlich politische Agitation und ver­immer heftiger wurde die Sprache gegen den Polizei und nachlässige die Bildungsbestrebungen, das sei ein ungerechter

des Vereins einige Bemerkungen zu knüpfen. Redner dankte

sowie den städtischen Behörden, die den Verein unterstützt, und