auszuspielen entschlossen ist, wie vor neun Jah ren die Italienische   Frage gegen Desterreich.- Inzwischen musst sich die offiziöse preußische Presse nicht; sie duldet lammfromm die französischen   Unverschämtheiten; der Muthige weicht zurück nach Biarriz wie nach Olmüz.

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Graf Bismarck   verharrt in seiner offiziellen Krankheit, soll jedoch ungewöhnlich stark arbeiten. Seine letzte Arbeit war die Verzeichnung einer Niederlage, die ihm ein schwä bischer Bürgermeister beigebracht. Besagter Bürgermeister ver­säumte es nämlich, die Wahllisten für das Zollparlament recht­zeitig anzufertigen. und die erschreckliche Folge ist, daß die Wahlen in Württemberg   und der Zusammentritt des ganzen Zollparlaments verschoben werden mußte. Erwägt man die wichtige Rolle, die dem Zollparlament in der großpreußischen Komödie zugedacht war, so wird man die Tragweite dieses Ereignisses begreifen. Der große Staatsmann", durch den Schultheiß von Künzelsau   matt gefeßt, wer hätte sich das vor einem Monat träumen lassen! Zum Glück für Herrn von Bismarck   ist der Saz: das Lächerliche tödtet", nur in Frank­ reich   wahr.

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Nun kommt der Reichstag vor dem Zollparlament zu sammen, und zwar am 23. d. Monats, d. i. wenn eine ge­nügende Anzahl der diätenlosen Abgeordneten es der Mühe werth erachtet, die Fahrt nach Berlin   zu unternehmen.

Die Leser werden sich wohl erinnern, daß Graf Bismarc neulich eine Lanze für ,, Dezentralisation" brach, was seinen, libera len" Lobrednern viel Wasser auf die Mühle leitete. In Frankreich  führt der Militärdespotismus seit Jahren dieses Wort im Munde, und versteht darunter Stärkung der Präfektenmacht; daß Graf Bismarck   seinen gestrengen Lehrmeister an der Seine auch in dieser Beziehung treu fopirt hat, plaudert die Kreuz­ zeitung  " aus, indem sie die., Dezentralisation" als Stärkung der landräthlichen Macht definirt. Wenn ein Land­rath dieses oder jenes unbequeme Blatt unterdrücken, diesem oder jenem unbequemen Hungerleider die Pflicht, mäuschenstill den Typhustod abzuwarten, begreiflich machen will, soll er nicht erst nach Berlin   zu telegraphiren haben. Es geht nichts über ein gutes Wort.

Mittlerweile haben die Ostpreußen   es sich wirklich in den Kopf gesetzt, nicht mehr ruhig verhungern zu wollen und in Labiau   kam es dieser Tage zu Ruhestörungen, das Bolf, welches sich dem findlichen Glauben hingab, der König habe in seiner väterlichen Güte Nahrungsmittel geschickt, erzwang die Deffnung einiger Kornmagazine. Natürlich beeilte der Herr Landrath sich, sofort die für solche unverzeihliche Selbst. hülfe allein passende Medizin, in Gestalt von bezündnadelten Soldaten zu verschreiben. Das Mittel ist probat. Narvaez hat es soeben in Spanien   mit dem besten Erfolg applizirt. Ein paar Dußend todtgeschossen, ein paar Dußend verwundet und die Ueberlebenden sind satt. Hätte man das hausbackene Mittel der Brodfütterung angewandt, so wäre der Staatssäckel weit slechter gefahren. Und eine brave Regierung muß öko­nomisch sein.

Die auf dem Weg der Oktroyirung durch kabinets­ordre verhängte Beschlagnahme der dem König von Hannover erst vor wenig Wochen vertragsmäßig zugesicher ten Entschädigungssumme gehört in die Kategorie jener Maß­regeln, von denen Tailleyrand sagte: sie sind mehr als Ver­brechen, sie sind Fehler. Die Hannoversche Legion" bietet feinen Rechtfertigungsgrund, da der König von Hannover, wie die Preußischen Minister selbst ausdrücklich bei den Kammerdebatten hervorhoben, auf seine Souveränitätsrechte nicht verzichtet hatte. Geld für den drohenden Krieg gewinnt Preußen auch

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nicht, denn es hat ja auf einige Jahre voraus bezahlt. Bleibt als einziges und charakteristisches Motiv die blinde Furcht. In Frankfurt  , dem einst reichen und freien, Hunger typhus und eine Polizeiverordnung, die zur Illustration Nord­deutscher Freizügigkeit" jeden Arbeiter, der binnen drei Tagen oder einer ihm gewährten Nachfrist ein festes Arbeitsverhält niß nicht hat," zur Ausweisung verurtheilt. Er muß die Stadt verlassen", wird es verschämt ausgedrückt.

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Aus Frankfurt   wird uns geschrieben: Als die Preußen hier einrückten, die Stadt mit Gewalt nahmen eine Kriegserklärung war selbst nicht einmal vorausge gangen da bedrohte man uns nach Erpressung der ca. 3 Million Thaler( bei ca. 60,000 bürgerlichen Seelen) mit einer weiteren Contribution von 25 Millionen Gulden.

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Der Bürgermeister Fellner, der noch am Tage des Einrückens von den humanen" Preußen gefaselt, erhängte sich, die Behörden wurden mit 30 bis 50 Mann Zwangseinquartie rung bedacht( ein Gärtner, der zwei Stuben bewohnte, erhielt als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung 36 Mann). Schließung der Post, der Eisenbahnen, aller öffentlichen Lokale, Gernirung, Beschießung, Plünderung, das find die ,, humanen" Anordnungen, welche der Landrath von Diest  , Manteuffel u. s. w. der deutschen Stadt androhten.

Napoleon I.   wollte auch einmal das Städtchen Ziegen hain in Kurhessen   so ähnlich behandeln, seine Soldaten weigerten sich aber; von den gebildeten, intelli genten Preußen ist dieß nicht zu sagen. Manche mißbil ligten und bedauerten es, daß sie plündern sollten eine Verweigerung ist nicht bekannt worden, trotzdem die Kano nen bereits nach Sachsenhausen   auf den Mühlberg geschafft wurden!!!

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Damals hörte man nur von dem großen, mächtigen, reichen Preußen sprechen reichen Preußen sprechen alle Bauernjungen gerirten sid sich als die Söhne großer Gutsbesitzer, und trotzdem Lassalle schon bewiesen, daß 96% Preußen arme Leute seien, hörte man nur von dem heidenmäßig vielen Geld reden.

Jetzt bettelt das reiche Preußen, und auch in Frankfurt  hat Mancher sein Scherflein den armen Brüdern gegeben. Aber damals war es wahrlich keine Bruderhand, die uns die Preußen fühlen ließen, höchstens, wie der Abg. Lukas i Straubing sagte die Bruderhand Kain's, der seinen Bru der Abel   erschlug.

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Viele Leute vergruben ihre besten Sachen, der Amer kanische Consul stellte seine nationalen Sicherheitsfarten aus, viele verließen die Stadt oder schickten Frau und Kinder fort.

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Der Schrecken war allgemein und jetzt soll man den Eltern derselben Leute und diesen selbst Gaben geben? Segnet die Euch fluchen" ist human, aber ,, Aug' um Aug Zahn um Zahn" Zahn um 3ahn" ist auch menschlich!!!"

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Unfrem Freund sei bemerkt: wenn seine eignen Söhne die Segnungen der regulirten Preußischen Schule und der re organisirten Preußischen Armee sieben Jahre lang genoffer haben, werden sie gegevnen Falle gerade so denken und han deln, wie die Preußischen Soldaten, über die er sich so bitter beschwert.

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Die Zollparlamentswahlen in Hessen   sind auf den 18 in Württemberg   auf den 24. d. M. anberaumt. Ueberall in Süddeutschland   sammelt und organisirt sich die Demokratie.

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In Desterreich stätiger Fortschritt. Um der Regierung einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, predigen Pfaffen im Reichstag   Sozialismus. Nun, die Wiener

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