Demokratisches Wochenblatt.

No. 13.

Organ der deutschen Volkspartei.

Leipzig , den 28. März.

1868.

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Mit Nr. 13 schließt das erste Quartal unseres Wochenblattes, und wir bitten die geehrten Abonnenten, die Bestellungen auf das neue Quartal rechtzeitig zu bewirken, damit die Zusendung des Blattes keine Unter­brechung erleide.

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Inhalt: Politische Uebersicht. Märzgedanken.

von Marg.

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Das Ka­Zur Bergarbeiterfrage. Die demokratische Aus England.

Volksversammlung in Darmstadt. -

Politische Uebersicht.

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Zahl eingefunden hatten. Ob Graf Bismard nicht nachgerade merft, daß die Streichung der Diäten für die Reichstagsabge­ordneten eine Unflugheit war? Genug der Reichetag des norddeutschen Sonderbundes, welcher eigentlich schon am Mitt woch seine erste Sigung hätte halten sollen, ist bis dato zu schwach besucht, um beschlußfähig zu sein, und hat vorläufig Ferien, bis es gelungen ist, das noch fehlende Quantum Mit­glieder zusammenzutrommeln. Die Thronrede, mit welcher das Bundesoberhaupt die Session des Reichstags eröffnete, oder wenigstens eröffnen wollte, ist ein so nichtssagendes Aktenstück,

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Nachdem in Desterreich die Art so lange schon an das Gonkordat gelegt war", ist nun endlich der erste Streich ge fallen: das Herrenhaus hat das neue Ehegefeß mit uner wartet großer Majorität angenommen, und ist jetzt der Erfolg daß selbst preußenfreundliche" Blätter es nur im Auszuge der Maßregel gesichert. An sich ist sie keineswegs besonders freifinnig, das Gesetz leidet an mancherlei Mängeln, aber es bedeutet den Bruch mit dem Pfaffenthum. Darum der Volksjubel in Wien . Wir möchten die Dester reicher indeß doch vor jeglicher Vertrauensduselei warnen. Es ist noch viel, viel zu thun,- viel zu schaffen und viel zu zerstören, ehe die Gefahr einer Reaktion beseitigt ist.- unaussprechlichen Aerger der National Liberalen haben die des übrigen Desterreichs, ihre Arbeiten in der glattesten Weise " Delegationen", d. h. die gemeinsame Vertretung Ungarns und erledigt, wonach die ungarische Frage als gelöst betrachtet

werden kann.

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ihren Lesern aufzutischen wagen. Sic transit gloria mundi. Erwähnenswerth ist höchstens der Passus der Thronrede, wel cher von den auswärtigen Beziehungen handelt. Es wird darin versichert, zwischen dem Bund" und dem Ausland herrsche das herzlichste Einvernehmen, dieses Einvernehmen werde durch die Bundesgesandtschaften gehegt und gepflegt, und die Re­gierung sei in Folge dessen überzeugt, der Segen des Friedens" würde auf dem Wirken des Reichstags" ruhen. Schr schön, wenn nur die Zündnadelgewehre und Chassepots nicht wären.

Das so oft abgeläugnete Tabafssteuerprojekt ist

icht doch offiziell auf die Tagesordnung gefeßt. Und- cha­

Steuer vorgeschlagen. Dagegen protestiren diese aber wie Gin

Mann. Man sollte doch in Berlin den Muth der Consequenz

Besser als der Parlamentarismus" blüht in Preußen die

Demagogenriecherei. Gestern Verschwörung in Hannover ,

heute Verschwörung in Kurhessen . Hier wie dort hat Ehren­Stieber die Inszeneseßung besorgt. Daneben verschiedentliche

rakteristisch die preußische Regierung hielt es für nöthig, Auch mit der Finanzreform wird Ernst gemacht. Die offiziös zu erklären, die süddeutschen Regierungen hätten die soeben veröffentlichten Vorschläge des Ministeriums laufen darauf hinaus, das Gleichgewicht zwischen Ausgaben und Ein­nahmen herzustellen, und zu diesem Zweck erstere möglichst ein haben. zuschränken, legtere ohne schädliche Belastung des Volks durch eine Kapitalsteuer und eine Couponsteuer( auf die Staatsgläubi ger) zu erhöhen, und mittlerweile das Defizit durch den Verkauf der noch vorhandenen Staatsgüter zu decken. So wird ein neues Anlehen vermieden. Gegen die vorgeschlagenen Steuern, die direkte sind, ist prinzipiell nicht das Mindeste einzuwenden; und daß sie sich wohl den kleinen Zinsenabzug gefallen lassen kön die Staatsgläubiger haben bisher so enorme Profite gehabt, nen, der ihnen, übrigens nur auf 3 Jahre, auferlegt werden soll, und zwar in ihrem eignen Interesse, da er den Staats­bankrott, der ihnen Alles rauben würde, verhindern hilft.

Inzwischen ist in Berlin der Vorhang vor einer neuen

Parlamentskomödie aufgezogen, jedoch sofort auch wieder nie­dergelassen worden, weil sich die Spieler nicht in genügender

Hochverrathsprozeſſfe, einer gegen die Berliner Zukunfi", weit

sie in einem Artikel, der sogar in Frankreich unverfänglich

wäre, die Nothwendigkeit der Bildung einer demokratischen

Partei befürwortete. Bei dieser Demagogenriecherei hilft die nationalliberale Bresse getreulich mit; sie denunzirt, des

nunzirt, denunzirt. Auch wir haben die Gyre, reiblich

von ihr bedacht zu werden.

In den alten preußischen Provinzen Umfichgreifen des

Hungertypbus. In den annektirten Ländern steigende Unzu­friedenheit; die kuchessischen und nassauischen Todten räber"