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Zwiegespräch eines Obersteigers und Kohlenhäuers. Schauplay: auf dem Otto- Schachte. Zeit: einige Tage nach dem Unglücke auf Neu- Fundgrube.
Arbeiter: Aber Herr Obersteiger, wenn wir nun bedenken, daß auch wir einmal in die Lage kommen könnten, nicht wieder hinaus zu können. Wie würde und da zu Muthe sein?
Beamter: Das muß eine schöne Verwaltung sein, eine leichtsinnige, lüderliche Verwaltung, wo so etwas vorkommt.
Arbeiter: Aber, Herr Obersteiger, bei uns giebt es auch einen schlechten Punkt im Schachte, da wird es auch bald einbrechen.
Beamter: Was?! Sie wollen mir Vorschriften machen?! Arbeiter: Das sind weiter keine Vorschriften; ich sage nur, bei uns wird's auch bald so werden, wie auf der Fundgrube. Beamter: Wissen Sie was, wenn es Ihnen nicht ansteht, da können Sie zu Tage bleiben und Tagearbeit machen; von Ihnen laß ich mir keine Vorschriften machen.
Arbeiter: Das kann mir ganz gleich sein, ich verdiene im Schachte blos Schichtlohn, das verdiene ich über Tage auch, das Del werde ich noch obendrein ersparen. Aber, Herr Obersteiger, das habe ich doch nicht böse gemeint, das müssen Sie mir nicht übel nehmen. Auf der Fundgrube wollten sich die Herren auch keine Vorschriften machen lassen, und doch wäre es besser gewesen, sie hätten sich so weit ,, erniedrigt" und den Warnungen Gehör geschenkt.
Kurz nach obigem Gespräch weigerten sich die Arbeiter, wieder einzufahren, bevor nicht erst gebaut wäre. Bergverwal ter Schulang forschte und ließ forschen, wer der ,, Aufwiegler" sei, um Solchem seine Entlassung zukommen zu lassen; es stellte sich aber heraus, daß nicht einer oder einige, sondern Alle der Ansicht waren, nicht einzufahren, indem sie nicht lebendig wollten begraben werden. Die Verwaltung sah sich genöthigt, die Kohlenwerks- Inspection zur Begutachtung zu ziehen, welche auch sofort die Reparatur anordnete und die Arbeiter auf kurze Zeit befriedigte; aber es war noch lange nicht genügend: der Schacht ging seinem Untergang entgegen.
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Trotz aller Warnungen wurde doch kein Gehör geschenkt. Ein alter Häuer betheuerte, daß der Kunstwärter B. nicht nur ein sondern unzählige mal gesagt bätte:„ Gott mag Guch behüten, daß Ihr nicht lebendig begraben werdet; habet Acht, es wird nicht lange mehr dauern, so bricht der Schacht zusammen." Und siehe da, es geschah in den ersten Tagen des Monats Januar. Die Arbeiter, die zum Glück nicht im Schacht waren, als er einfiel, sind nun um ihr Brod, und die Herren Aktionäre um ihr schönes Geld. Die Arbeiter, wenn auch nicht Alle, wurden Anfangs beim Einfüllen des Schachtes beschäftigt, was jedoch leider nur eine kurze Zeit anhalten konnte. Bei dem Einfüllen war auch der alte Häuer mit beschäftigt, welcher dem Beamten
die ,, Borschriften gemacht" hatte. Der Häuer redete den Herrn
in folgender Weise an: ,, Nun, Herr Obersteiger, Sie haben uns um unser Brod gebracht." Worauf der Herr Obersteiger erwiderte:„ Ja, der Schacht war nicht zu halten, denn selbiger
war in zu schlechtem Zustande.
Die Leser mögen nun selbst entscheiden, was von so einer Verwaltung zu denken ist.
Noch eine Hauptfrage ist zu stellen. Falls der Schacht liegen bleibt und auch kein neuer wieder abgeteuft wird, was wird dann mit den alten Knappschaftsmitglie dern, welche statutengemäß in keine andere Stasse können auf genommen werden und keine Bension erhalten können, weil sie noch arbeitsfähig und gesund sind? Obgleich sie 10 bis 11 Jahre in
die Otto- Schacht- Kasse eingesteuert, haben sie statuten gemäß keine Ansprüche. O ihr guten Beamten, die ihr das Wohl der Arbeiter so gern im Munde führt, blos euch haben wir es zu verdanken, daß wir einer so glänzenden Zukunft entgegen sehen! Wir Arbeiter aber haben nun einen neuen Beweis, wie gut c für Alle wäre, wenn eine vereinigte Rasse bestände.
Aus England.
Aus New York wird berichtet, daß die dortigen deut schen Arbeiter eine Union organisirt haben, deren Hauptzwed ist, die Arbeiterklasse von der politischen Vormundschaft der alten Bourgeois Parteien zu befreien und die Arbeiter zu einer großen Arbeiter Partei zu vereinigen. Der Korrespondent bemerkt, diese fei ein Schritt in der rechten Richtung; sobald die Arbeiter im Stande seien, die Regierung zu kontroliren, könnten alle andern Reformen schleunig durchgeführt werden. Er schmeichelt sich mit der Hoffnung, noch vor der nächsten Wahl könnte fo viel gethan werden, daß die Arbeiter von New- York eine große Macht bilden und eine gewichtige Stimme für einen Arbeiter Präsidenten in die Waagschale legen.
In Dewsbury, im Norden von England, machen die Arbeiter Vorbereitungen, einen Vertreter der Arbeit ins nächste Parlament zu wählen. In dem Kohlenminendistrikte ist überall Streit wegen Herabsetzung der Arbeitslöhne. In Yorkshire be trägt die Herabseßung 5-7% pCt., in Staffordshire 1 Shilling 6 Pence( 14 Groschen) die Woche, in Lankashire 15 Procent Die Kohlengräber von Lankashire waren erbötig, fich eine Herabfeßung von 10 Procent gefallen zu lassen; einige nenbefizer gingen darauf ein, viele aber nicht, daher ist c vielfach zu Arbeitseinstellungen gekommen, in deren Folge blu tige Händel ausgebrochen sind. Die Kohlengräber werden allgemein als ein sehr gewaltthätiges Bolk verschricen und lassen nicht mit sich spaßen. Wer sich gelüsten läßt, Arbeit in eine Grube zu nehmen, wo die gewöhnlich beschäftigten Arbeiter niedergelegt haben, setzt sich mindestens der Gefahr einer ge hörigen Tracht Prügel aus. Gewöhnlich gehen diese schwarzen Schafe" unter Schuß der Polizei auf Arbeit. In Wigan hat eine einzige Kohlengräbergesellschaft im Verlaufe eines Monats nicht weniger als 5,220 Pfd. Sterling( 35,000 Thlr.) aus ihrer Kasse bezahlt. Sie appellirt jetzt an die Arbeiter an derer Gewerbe. Eine Gewerbegesellschaft, die nicht wenigstens so viel Geld in Kasse hat, daß sie bei vorkommenden Arbeits einstellungen ihre Mitglieder auf einen Monat verproviantiren fann, erhält immer sehr färgliche Unterstüßungen von andern Gewerben. Sie geräth in Verdacht sich absichtlich darauf ver lassen zu haben, Anspruch auf die Ersparnisse Anderer zu machen. eigener Erfahrung weiß, das angenehmste Geschäft. Die ge Das Geldeintreiben für Ausstände ist gerade nicht, wie ich auß wöhnliche Manier der Geldeintreibung ist, daß Delegirte Ausstehenden den übrigen Gewerbevereinen persönlich ihre Auf wartung machen und einen detaillirten Bericht über die wahre Sachlage ihres Streits vorlegen. Als Grundfah gilt: wer Krieg führen will, muß sich rüsten, und wer nicht gerüstet ist sollte keinen Krieg erklären. Die Punkte, über welche die De legirten sich gewöhnlich auszuweisen haben, sind: der Betrag der ordentlichen Beiträge; der Betrag der außerordentlichen Beiträge derjenigen Mitglieder, die während des Ausstandes in Arbeit sind; der baare Kassenbestand zur Zeit, als die Gin stehenden; die gestellten Forderungen; was die Arbeitgeber be stellung der Arbeit beschlossen worden; die Anzahl der Aus willigt; was die Gesellschaft ungefähr für andere Gewerbe in ähnlichen Fällen gethan u. s. w. Nachdem alle gestellten Fragen
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