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Mahnruf an die deutschen Arbeiter!

Liebe Genossen!

Etwa 3000 unserer Brüder sind hier arbeitslos. Die meisten davon sind Famlilienväter; etwa 9000 Menschen ohne Verdienst und Brod.

Die längst gedrückte, traurige Lage der Bauarbeiter, Maurer , Steinhauer, Gypser, Zimmerleute, Bauschreiner, Schloffer Spengler( Klempner) und der Handlanger, veranlaßte diese bei ihren Arbeitgebern ein Gesuch einzureichen, in dem die Arbeite eine Aufbesserung des Arbeitslohnes durch Festsegung von 40 bis 50 Centimes( 3-4 Gr.) per Stunde und der Arbeitszeit au 10 Stunden per Tag erbaten. Hierbei ist zu bemerken, daß die meisten dieser Gewerbe ihr eigenes Werkzeug stellen müssen. die Ueberstunden wurden 50 pCt., bei Arbeiten auswärts ein Zuschlag von 80 Cent., und bei auswärtigem Uebernachten 1 Fr 25 St.( 10 Gr.) per Tag beansprucht, welche Forderungen bei den hiesigen Verhältnissen durchaus gerechtfertigt sind. Doch diese Gesuch scheiterte an dem Eigennuß und der Hartnäckigkeit der betreffenden Arbeitgeber und alle seit dem 19. Januar angestreb ten Berständigungsversuche blieben nußlos.

In Folge dessen übergaben genannte Arbeitergesellschaften als Sectionen der internationalen Arbeiter- Association ihr unberücksichtigte Angelegenheit dem hiesigen Central- Comité genannter Association, worin jede Section ihre Vertreter hat, zu weiteren Durchführung, in der Ueberzeugung, daß nur durch eine compacte Masse und gemeinsames Handeln ihr Recht u Geltung kommen fönne.

Das internationale Comité erließ hierauf an die während der Zeit auch zu einer Genossenschaft zusammengetretnen beitgeber eine Einladung zu einer gemeinsamen Besprechung und Entscheidung. Dieses im Namen von 3000 Arbeitern gestell Gesuch wurde aber gänzlich unbeachtet gelassen; die Arbeitgeber erschienen nicht.

Hierauf erfolgte am gleichen Tage eine durch Trommelschlag anberaumte Versammlung sämmtlicher Arbeiter Genf welche sich in geordnetem, unabsehbarem Zuge und größter Ruhe nach dem Schüßenhause begaben.

Nachdem in dieser Generalversammlung sämmtlicher Sectionen einstimmig beschlossen wurde, die bedrängten Bauar beiter mit allen moralischen und materiellen Mitteln in ihren gerechten Ansprüchen zu unterstüßen, erklärten die Maurer, Stein hauer und Gypser ihre sofortige Arbeitseinstellung als das legte Mittel.

Am folgenden Tage( 24. März) erklärten sämmtliche Arbeitgeber durch Maueranschlag: die Arbeiter sollten sich ihrem f Willen unbedingt unterwerfen oder sie würden ihre Werkstätten selbst schließen.

Dies geschah, weil der Arbeiter kein Sklave ihres Willens sein wollte. Das Feiern begann. Genossen! Ihr werdet den Wiederklang der hiesigen Vorgänge durch die Presse gelesen haben, jedoch sind die Ereig nisse von einem großen Theil der Presse auf eine gemeine und böswillige Art geschildert worden, nur sehr wenige Blätte brachten einen annähernd wahrheitsgetreuen Bericht.

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Brüder! Man sucht durch verschiedene Mittel und Aufreizung des Nationalgeistes zwischen den Arbeitern Spaltunge hervorzurufen, und es wurde selbst die Lächerlichkeit nicht verschmäht, die internationale Arbeitergenossenschaft als ein rothes GS spenst der Revolution hinzustellen, welches die Neutralität der Schweiz bedrohe; mit einem Worte, die sonst extremsten Parteien gehen gegen die Arbeiter Hand in hand.

Was Ihr in der Bourgeois- Presse gelesen, ist Lüge und Verleumdung.

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Wir stehen hier in zwei Lagern, auf der einen Seite die Kapitalisten von der conservativsten bis zur radicalsten Far bung, mit Vorurtheilen, auf der andern Seite die Arbeiter, fest und geschlossen wie Ein Mann mit dem Bewußtsein ihres Rechtfe Alle Verlockungen, Drohungen und Aufreizungen sind an dem gesunden Sinne und festen Willen der Arbeiter tert, ihre Antwort ist Ruhe und brüderliches Zusammenhalten.

Die Arbeiter Genfs erblicken in der Gegenseitigkeit die Solidarität und üben diese in Wahrheit.

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in Arbeit Stehenden theilen mit den Verdienstlosen ihr Brod.

Die Arbeiter in Frankreich stehen hinter uns, besonders die von Paris . Unterstützung ist uns zugekommen und auch ferner zugesagt.

Es handelt sich hier um einen entscheidenden Kampf. Genossen des Baterlandes! Auch Ihr werdet fühlen, daß Ihr der großen Familie der Arbeiter angehört, daß G den Brüdern, die für Alle im Kampfe stehen, die Hand reichen, ihnen die Noth lindern und zum Siege verhelfen müßt. Arbeiter, Ihr versteht uns! Laßt bei Eurer Sympathie die gute That nicht fehlen. Garantie zum Siege. Gefällige Geldsendungen sind zu adressiren:

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Schnelle Hilfe ist die sichere

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Deutscher Arbeiterbildungsverein rue Guillaume Tell, 5, in Genf . Die Empfange Bescheinigungen werden Euch durch unser Vereinsorgan Felleisen" zugehen. Mit Brudergruß und Handschlag

Genf , 6. April 1868.

Namens des deutschen Arbeiterbildungsvereins in Genf : Der Präsident, A. Tangermann. Die Kommission, C. Hammel,

F. Bütter.

W. Könnecke.

Kannenberg.

Verantwortlicher Redacteur: W. Liebknecht. Redaktion: Braustraße 11.

Leipzig.{

Druck und Verlag: C. W. Vollrath. Expedition: Windmühlenstraße 14.

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