geoisie so angenehmes Schönpflästerchen nicht zu helfen ver­mag. Es wird von Niemand bestritten, daß es die Pflicht des Staates sei, bei einer Hungersnoth mit seiner Hülfe ein zugreifen, und selbst die preußische Regierung hat troß allen Sträubens diese Pflicht anerkannt. Ob die Hungersnoth ihren Grund in Mißernten oder Geschäftsstockungen wie denjenigen hat, welche die bereits 2 Jahre dauernden Kriegsdrohungen Frankreichs   und Preußens über ganz Europa   gebracht haben, das ist wahrlich in Bezug auf die Noth leidenden gleichgültig. Diesen zu helfen ist die erste, dringendste Pflicht für jede Re­gierung, die sich nicht in das eigne Fleisch schneiden will. Dder ist der Arbeiter etwa mehr schuld an den Geschäftskrisen als der Landmann an dem allgemeinen Mißwachs? Mit der gleichen Wehrlosigkeit wie dieser den Launen des Himmels, steht der Arbeiter dem Kapital gegenüber, welches sich vor der Kriegsgefahr versteckt und jede Industrie lähmt. Warum denn erkennt der Staat seine Verpflichtung an, dem Landmann in seinem Elende beizustehen und wüthet, wie die belgische Re­gierung in dem Kohlenbecken von Charleroi  , mit Säbeln und Bayonetten gegen die ohne ihre Schuld hungernden Arbeiter? Hätte die Regierung der unausbleiblichen Noth vorgebeugt, oder, da sie diese Voraussicht nicht besaß, die Kohlenarbeiter in ihrem Elend unterstüßt, es hätte weder in Charleroi  , noch in Montigny, noch Arsimont Unruhen gegeben. Indem sie aber den Grubenbesizern die Staatshilfe von Pulver und Blei bereitwillig gewährte, hat sie ein schweres Unrecht und einen schweren politischen Fehler begangen. Sie hat die Last der Krisis von den Patronen, welche dieselbe doch leichter zu tragen vermögen, auf die am Hungertuche nagenden Arbeiter abgewälzt und den Reim zu ferneren Unruhen und zu Emeu­ten gepflanzt. Die Verzweiflung kennt keine Furcht.

Darin liegt aber eben die große Bedeutung der Vorgänge in dem belgischen Kohlenbecken, daß sie, die völlige Gewissen losigkeit und Entfittlichung der Arbeitgeber aufdeckend, den Grund bloßlegen, weshalb die Kapitalpartei stets ein solches Zetergeschrei gegen die Staatshilfe erhebt. Stände dem Ar­beiter die Staatshilfe zur Seite, so würde der Arbeitgeber die Krisen und Geschäftsstockungen nicht mehr benutzen können, um ersteren vollends in seine Gewalt zu bekommen und auf dessen Kosten zu leben. Liegt aber die Staatshilfe im In­teresse der Arbeiter, so liegt sie nicht minder in dem der Re­gierung, wenn ihr wirklich darum zu thun ist, Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten. Niemand leidet unter den Stö­rungen der Ordnung mehr als die Arbeiter. Leider aber find die Regierungen nur zu gewohnt, die Wirkungen für die Ur­fachen verantwortlich zu machen.

Zur Weberfrage.

Ein Vorschlag.

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Dresden   im April. So schwer im Allgemeinen der Druck der derzeitigen Mißverhältnisse auf dem Arbeiterstande lastet, so ist es doch vor allen anderen eine Arbeiterklasse, die der Lohnweber, deren soziale und ökonomische Lage eine so gedrückte ist, daß sie sich von der der Ostpreußen   gar nicht wesentlich unterscheidet.

nimum herbeiführen mußten, ist es ab im Laufe der Zeiten dem Kapitale gelungen, den Weber n eine unbedingte Ab­hängigkeit zu bringen; und dem beebten Ausbeutungssystemt ist es zu danken, daß auch in bessen Zeiten der Lohnweber nicht im Stande war, sich aus im Verhältniß des Lebens von der Hand in den Mund heraszuarbeiten.

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Da nun der Fabrikant dem Beber Material, Muster und alles Andere, zum Theil auch verkzeug zur Arbeit giebt, ist der Weber den Verfügungen des Arbeitgebers bedingungs los anheim gegeben, und weleer Art diese Verfügungen sind, haben die so oft veröffentlichen Klagen der Weber genügend dokumentirt.

Die natürliche Folge sicher drückenden Verhältnisse mußte nun die sein, daß die Wehr nach Kräften bemüht waren und noch bemüht sind, sich an dieser Lage herauszuarbeiten.

Leider konnten die bisher zu diesem Behufe gemachten Versuche nicht zu entsprechenden Resultaten führen, und zwar aus dem ganz natürlichen Grunde, weil die Kräfte dieser Leute nicht ausreichten, de sich ihrem Streben entgegenstemmenden Hindernisse aus den Wege zu räumen. Bei der großen Anzahl der deutschen Wefer ist es nun für den deutschen Arbeiterstand von ganz besonderer Wichtigkeit, daß dieser Arbeiterklasse ge holfen werde, und darum sei es hier versucht, einige Mittel vorzuschlager, durch welche dies geschehen kann.

Zunächst ist es das Interesse und die Pflicht der Weber, hierzu irsofern die Initiative zu ergreifen, daß sie an allen Orten Weber- Vereine bilden und diese wieder zu einem Ganzen vereinigen und organisiren.

Wenn nun auch eine bedeutende Anzahl von Webern in Arbeiter und demokratischen Vereinen verbündet ist, so fann eine solche Art der Verbündung nicht zu obigem 3wede ge nägen; denn da in diesen Vereinen verschiedene Berufsklassen vertreten sind, so können sie nicht das Interesse einer derselben ausschließlich im Auge haben, sondern müssen ihren Wirkungs freis auf alle auszudehnen versuchen, und ihre Zeit und Kräfte vertheilen, was dem angedeuteten Zwecke nicht ent sprechen kann.

Die Aufgabe dieser Weber- Vereine muß es vor Allem sein, Klarheit über die Lage, deren Ursachen und die Mittel zur Abhülfe in den Berufsgenossen zu erziehen, sowie gemeinsames Vorgehen, wo dieß nöthig, herbeizuführen. Diese Weber- Ber eine müssen sich nun wieder zu einem Bunde vereinigen und diesen so organisiren, daß die deutschen Weber eine festgeschlos sene und somit achtunggebietende Macht werden. Nur so wird es möglich werden, daß sich die nöthige Aufklärung über die gesammte Berufsklasse verbreite und diese mit Nachdruck ihr Interesse wahre, wo dieß nöthig ist.

Mag nun auch die Gründung einer solchen Organisation mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft sein, so dürfen diese durchaus nicht zurückschreckend wirken. Der Cigarrenarbeiter Berein ist ein eklatanter Beweis für die Möglichkeit der Aus führung eines solchen Unternehmens, wie dieser gewiß auch gern bereit ist, in Mittheilung seiner Erfahrungen und durch

guten Rath die Sache zu fördern.

Nur vermeide man es bei Gründung solcher Vereine, den Beitritt durch hohe Steuern oder Eintrittsgelder zu erschweren, sondern man bedenke, daß nur in Massentheilnahme die Bürg Wirksamkeit der vorgeschlagenen Verbindung für den Anfang schaft für eine kräftige Wirkung gegeben ist, und daß die nur eine moralische, einigende und aufklärende sein kann, das gegen für eine zu wünschende Thätigkeit auf finanziellem biete die Kräfte nicht im Entferntesten ausreichen.

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Nicht nur, daß schon seit einer Reihe von Jahren die Webwaarenindustrie in Folge des amerikanischen Krieges und der dadurch herbeigeführten Baumwollenkrisis, sowie des ita lienischen und Bismard'schen Eroberungskrieges anhaltende Stockungen und äußerst schwere Schläge erlitten hat, die na­türlich eine Reduktion der Arbeitslöhne auf das äußerste Mi- ersten, die sein, ihre Mitglieder aus der Abhängigkeit vom Die nächste Aufgabe dieser Vereine muß, nach Lösung der

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