führer der hessischen Volkszeitung Plaut voraussichtlich erst in einigen Wochen stattfinden kann, so verbietet mir die amtliche Stellung, welche ich zu dieser Untersuchung einnehme, dem Herrn Liebknecht auf diese neuen Unwahrheiten zu antworten. Sobald der bezeichnete Zeitpunkt eingetreten sein wird, werde ich öffentlich nachweisen, daß

1) allerdings das Bündniß zwischen den Anhängern der de­possedirten Fürsten und der sogenannten Volkspartei, so­wohl durch Dokumente als gerichtliche Eingeständ­nisse unzweifelhaft feststeht. Ich werde dem Herrn Lieb­fnecht genau verschiedene der Summen nennen, welche die Herren Volksmänner aus den Kassen der depoffedirten Fürsten erhalten haben, und werde die für diese Summe geleisteten Dienste nachweisen, auch die gewechselten Briefe abdrucken;

2) daß die von Herrn Liebknecht wiederholte Behauptung, daß von mir ein Kellner des Hotel de Baviere in Leipzig bestochen worden sei, um die Gespräche der im Hotel verkehrenden Fremden zu belauschen, eine rein aus der Luft gegriffene unwahrheit enthält. Ich werde diese letzte Behauptung zum Gegenstande einer ge­richtlichen Klage gegen Herrn Liebknecht machen und der­selbe wird ja dann Gelegenheit finden, Beweise für diese neue von ihm gegen mich behauptete unwahrheiten bei zubringen;

3) daß die ebenso allgemein verbreitete und jetzt von Herrn Liebknecht wiederum angedeutete Behauptung, der Redak­teur Trabert sei auf eine Denunziation der nationallibe­ralen Partei, insbesondere des Abgeordneten Braun, von mir tendenziöse verfolgt worden, jeder Begründung entbehrt, daß sich vielmehr die gefeßliche Nothwendigkeit, die Plaut'sche Voruntersuchung auch auf Trabert auszu dehnen, aus dem vorliegenden Sachverhältniß für die betreffenden Gerichtsbehörden ganz von selbst ergeben hat, ohne daß meine Person oder irgend ein Mitglied der nationalliberalen Partei dabei irgendwie be­theiligt gewesen ist. Ich habe überhaupt in Kassel nur mit Herrn Plaut und gar nicht mit Herrn Trabert ver­handelt.

Hierauf erwiderte Liebknecht:

Dr. Stieber, Geh. Regierungs- Rath.

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rungsrath Doktor Stieber wegen dieser mysteriösen So­lidarität auseinander zu setzen.

Berlin , 16 Charlottenstr., den 2. Mai 1868. W. Liebknecht.

In Erwartung des versprochenen Prozesses werden wir unsren Lesern in einer Reihe von Bildern zeigen: wer und was der Königlich Preußische Regierungsrath Stieber ist.

Napoleon und die deutsche Demokratie.

Nachdem Preußen mit einer Bereitwilligkeit, die dem ,, Starken" so wohl ansteht, die Grenzfestung Luremburg auf geopfert hat, warum soll Napoleon nun nicht auch die Räu mung von Mainz fordern? Er fordert sie, und damit dürfte auch die letzte Frage, aus welcher ein Krieg entstehen könnte, auf die Tagesordnung gefeßt sein. Wie ein Taschenspieler hat der Dezembermann eine ganze Menge von Bechern vor sich stehen, und die Zuschauer haben nur zu bestimmen, unter welchem sie die Kriegsfugel, die er in der Hand hält, wieder zu finden wünschen: unter dem Becher Bolen? dem Becher Schleswig dem Becher Drient? dem Becher Mainz ? Zu gleicher Zeit find die imperialistischen Soldfedern geschäftig, das deutsche Bolt für ein Bündniß mit Napoleon gegen Breußen zu gewinnen.

Man rechnet in Paris auf den Haß in den von Preußen eroberten und zum Nordbund gezwungenen Staaten und wärmt sich an dem eines Tages in Süddeutschland ausge stoßenen Schrei: lieber Französisch als Preußisch! Wo, fragt man uns, fann Deutschland einen mächtigeren Bundesgenoffen finden, als auf der andern Seite des Rheins, an Frankreich " Hat Frankreich " nicht dasselbe Interesse wie ihr, sich den Ber größerungsgelüften Preußens entgegenzustellen und mit alle Macht zu verhindern, daß Deutschland in Preußen verschwinde Euer Vorurtheil gegen Frankreich ", als sei es der Erbfeind Deutschlands, ist durchaus hinfällig. Frankreich " weiß, daß der Rhein für Deutschland ein unantastbares Heiligthum Frankreich " denkt an feine Eroberungen. Frankreich " führt nur für Ideen Krieg, und wenn es das Schwert aus der Scheide zieht, so geschieht es nur als Rächer des in Deutsch land mit Füßen getretenen Rechts.

"

Deutschland das Tageslicht erblicken, immer wiederkehrt.

" 1

ift.

Wir

Der Geheime Regierungsrath Dr. Stieber stellt mir wegen meiner Angabe betreffend den Kellner des Leipziger Hotel de Baviere einen Prozeß in Aussicht. Das habe ich gewünscht. Aber warum nicht auch wegen meiner Angabe be­

Das ist der Kern des Raisonnements, welches in den im perialistischen Blättern, fie mögen in Frankreich selbst oder in glauben alles, was man uns von Frankreich " versichert. Der Congreß der Friedensligue zu Genf hat und den Beweis gleichmäßig jede Groberungssucht verdammen und einig sind geliefert, daß die Völker keinen Rassenhaß kennen, daß fie treffend den Optikus Graf, deren er in seiner einigung. Aber es handelt sich gar nicht um Franfreid in dem erhabenen Streben nach Frieden, Freiheit und Ber

vorläufigen Entgegnung mit feiner Silbe er­wähnt, obgleich sie den Anlaß zu der Auswechs. lung unserer gegenseitigen Erklärungen ge­geben hat?

Den versprochenen Beweisstücken gegen Volksmänner" sehe ich mit um so größerer Spannung entgegen, als ich schon dom, Kölner Communistenprozeß" her das Geschick kenne, mit dem der Geheime Regierungsrath Dr. Stieber derlei Beweis­stücke zu produziren weiß.

Ueberall, wo in jenen Artikeln Frankreich " steht, müffen wir

Napoleon sezen.

Danach steht für die deutsche Demokratie die Frage so:

fann sie ein Bündniß mit Napoleon eingehen?

Ein Bündniß mit Napoleon heißt ein Bünd niß mit dem Gäsarismus schließen. Cäsarismus und Demokratie find unversöhnliche Gegenfäßt Der Absolutismus ist wenigstens ein ehrlicher Gegner. Er haßt die Freiheit, und man weiß von Anfang an, daß er jede freiheitliche Wenn endlich der Geheime Regierungsrath Dr. Stieber Regung des Volks brutal todtschlagen wird, sobald er die Madt

ganz unprovozirter Weise die Person des Reichstagsabgeord- dazu hat. Der Cafarismus dagegen ist der Absolutismus in neten Dr. Braun( Wiesbaden ) herbeizieht, um sie zur Ver­der Maske des Heuchlers. Um das Bolt um so fefter gu theidigung gegen meine Angriffe zu verwenden, so muß ich es dem Reichstagsabgeordneten Doktor Braun( Wies- demokratischen Formen. Der Cäsarismus ist die monarchische fnebeln, geſellt er zu der unumschränkten Gewalt die Lüge der baden) überlassen, sich selbst mit dem Geheimen Regies Despotie mit den demokratischen Stichwörtern, wie Bolf