,, Db Deutschland in näherer oder fernerer Zeit Gefahren drohen, ich spreche heute, als an dem Jahrestage eines denkwürdigen Siegs ( Waterloo ) in diesem erlauchten Kreise es gern noch einmal aus, was ich in meiner letzten Thronrede öffentlich erklärt habe, daß ich es nicht bloß als die Aufgabe der Deutschen , sondern als die erste Aufgabe der europäischen Politik von Preußen erachte, den Territorialbestand sowohl des Gesammtvaterlands als der einzelnen Landesherren zu schützen. In dieser Aufgabe werde ich mich durch Nichts beirren lassen, auch nicht durch den Umstand, daß die innere Politik, die ich für Preußen als unerläßlich erkannt habe, sowie meine Auffassung mehrerer Fragen der inneren deutschen Politik von den Auffassungen einiger meiner hohen Verbündeten abweichen möge; die Erfüllung jener nationalen Aufgabe, die Sorge für die Integrität und Erhaltung von Deutschland wird bei mir immer obenan stehen. Ueber die Loyalität meiner Bemühungen, die Kräfte des deutschen Volkes in gedeihlicher Wirksamkeit zusammenzufassen, kann kein Zweifel bestehen; sie haben niemals die Absicht, das völkerrechtliche Band, welches die deutschen Staaten umfaßt, zu erschüttern."
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Das ,, Niemals" König Wilhelm's dauerte genau 6 Jahre, bis in den Sommer 1866. Wie der Territorialbestand der einzelnen Fürsten " beschüßt ward, das sagen die Annegionen, und wie der des Gesammtvaterlands", das sagt Luremburg. Auch die ,, Krzztg." räumt nun ein, daß es mit der Demolirung der Befestigung von Luxemburg nicht vorwärts will. Es gehören 30 Millionen dazu," schreibt sie, über die der König Großherzog nicht zu verfügen hat. Die Luxemburgische Regierung beruft sich übrigens auf den Vertrag, in dem eine Frist für die Demolirung nicht festgesetzt sei. Daß dieserhalb Unterhandlungen stattgefunden haben oder stattfinden, wird an offiziellen Orten in Abrede gestellt." Wer sollte denn unterhandeln? Die Preußen haben die Festung„ muthig" geräumt, und die Holländer und Franzosen , auf die es jetzt noch allein ankommt, werden die Werke nicht schleifen lassen, in denen
für sie der einzige Werth Luxemburgs besteht.-
Ob die Wiedervereinigung" des 3ollparlaments" je er
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folgen wird? Wir bezweifeln es. Das deutsche Volk hat ſelbſt verständlich kein Interesse daran, und die preußische Sonder politif ist ja in allen ihren zoll- und vollparlamentlichen Hoff nungen betrogen worden.
Beiläufig waren die leßten Tage der Session recht heiter, und wie Augenzeugen versichern, soll das Zollparlament" verschiedentliche Male wirklich Boll parlament" gewesen sein, wenn auch nicht in dem Sinne der ,, Nationalliberalen ". Man höre nur:
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erhöhte
Donnerstag, Zweckessen in der Berliner Börse Waldeck und Bismarck drücken sich die Hände, Stimmung gestehen einander gerührt, daß sie im Grund das gleiche Ziel haben; Freitag, Zweckeſſen auf dem Tivoli
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von Gegnern aus allen Berliner Stadttheilen zusammenzu trommeln. Graf Bismarck verachtet bekanntlich die„ fleinen Mittel".
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Die Mitglieder der süddeutschen Fraktion" veröffentlichen einen Rechenschaftsbericht an ihre Wähler, in dem es heißt: Wir haben( im 3ollparlament") aufs Neue erkannt, daß der Eintritt in den norddeutschen Bund weder die Einigung der gesammten Nation, noch die constitutionelle Freiheit, noch die besondern Interessen Süddeutschlands fördern werde, daß viel mehr der Verfassung Norddeutschlands gegenüber in der einen, wie in der andern Rücksicht die fernere Erhaltung der Selb ständigkeit der Südstaaten geboten ist.
Die überwiegende Bevorzugung der Militärzwecke im Nord bunde insbesondere beeinträchtigt die Pflege der geistigen und materiellen Interessen und führt ohne finanzielle Erleichterung des preußischen Volkes zu einer steigenden Belastung seiner Bun desgenossen.
Als die nothwendige Folge der traditionellen Politik Preus ßens wird diese Belastung eine dauernde sein.
Fast allen Parteien nördlich der Mainlinie gilt die Un terwerfung der süddeutschen Staaten nur als eine Frage Zeit und als ein Ziel des preußischen Berufs.
Daß das schließliche Aufgehen des Südens in den pre Bischen Einheitsstaat die Folge wäre, das drängt sich Jedem als Gewißheit auf, der sich vom Scheine staatlicher Uebergangs formen nicht täuschen läßt. Die durch die Annectirung g steigerte Uebermacht des Präsidialstaates gestattet der berechtigsten Haltung der kleineren Bundesstaaten teine Raum. Diesen Verhältnissen gegenüber ist es Aufgabe, die thatkräftige Bewahrung der Selbständigkeit der süddeutschen Staaten mit der aufrichtigen Erfüllung der nationalen Pflic finden wir nur in einer entschiedenen freisinnigen ten in Einklang zu feßen. Den Weg zu diesem doppelten Zid Politik und in der festen Verbindung der süddeut
schen Staaten."
in
täu
ibs
sich nach Durchlesung dieses Berichts nicht mehr darüber Die Veranstalter der oben aufgezählten Zweckessen werden loren haben, und daß es klug gewesen wäre, sie hätten schen können, daß sie ihre Mühe und ihren Champagner ver rer realpolitischen" Abneigung gegen Tendenzfeste verhartt Da hatten die viel verspotteten Schüßen- und Sängerfeste do Es sind überhaupt schlimme Zeiten für die Nationallibe ralen. Vor kurzem wurde von einem Correspondenten
noch etwas mehr Schwung und
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Wichtigkeit.
Der
erhöhte Stim ,, Weserzeitung" ausgeplaudert, daß eine„, namhafte Summe der
Zweckessen beim
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( im
rungen und er fräht ein Pereat auf die Mainlinie; Sonn- für die Zollparlamentswahlbewegung im südlichen Hessen zu werden wagt; Sonntag, Zweckfahrt nach Kiel , Zweckessen berger, die mit jenen Geldern ein Bischen zu freigebig waren, Stimmung, die jedoch des erlauchten Wirths wegen nicht laut südlichen Hessen "), daß zwei Wahl- Agenten des Herrn Bam vom Gericht der versuchten Wahlbestechung schuldig befunden und zu je 4 Wochen Gefängniß und Tragung der Kosten Das ist die Sittlichkeit"
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auf einem Stück ,, Norddeutscher Flotte" erhöhte Stimmung, gefährlich erhöht, als der..ultramontane" Bayer Sepp daran erinnert, daß die einzige neuerdings von Deutschen gewonnene Seeschlacht 1866 bei Lissa gegen die Verbündeten Sr. Maj. des Königs Wilhelm von Preußen geschlagen wurde, und daß es der ,, Staat des deutschen Berufs" war, der weiland den Baseler Frieden geschlossen.
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verurtheilt worden sind.
der Einheitsidee".
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Die französischen Journale veröffentlichen eine Erklärung von 757 hannoverschen Emigranten, die nicht verfehlen fann die Frage der sogenannten„ bannöverschen Legion" von Neuem Und die beiden erstgenannten Zwedessen waren 3wed effen auf die Tagesordnung der öffentlichen Besprechung zu feßen. der„ Zöllner" solche Verwüstungen angerichtet, daß der geniale ßischen Gesandten in Paris überreicht und lautet: Erklärung in zwiefacher Bedeutung des Worts; sie hatten in den Reihen Das Schriftstück wurde am Donnerstag den 21. Mai dem pre an Se. Maj., König Wilhelm von Preußen. Wir Unterzeid nete, in Frankreich weilende und gewöhnlich unter dem Namen fie auch unzweifelhaft durchgefeßt hätte, wäre es nicht einigen Welfenlegion bezeichnete hannoversche Auswanderer erklären bier energischen Lichtfreunden gelungen, noch eine genügende Zahl mit: daß wir von der durch Se. Maj. den König Wilhelm
Staatsmann" noch am Sonnabend gerade vor Thorschluß zum zweiten Male mit der Petroleumsteuer angerückt fam, und
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