wählt. Bekanntlich saß er dort auf der Linken und gehörte zur großösterreichischen Partei; er war in dem Kreise der Gentralisten ab und zu Führer, nicht selten aber der taktische General, welcher den parlamentarischen Kampf zu Gunsten seiner Gesinnungsgenossen entschied. Alle Mitglieder des Hauses, sowie die Herren auf der Ministerbank blickten unverwandten Auges auf den Redner, wenn Mühlfeld sich erhob, um sein entscheidendes Wort in die Wagschale zu worfen; und doch war er kein Redner, welcher bestechenden Eigenschaften seine Siege verdankte. Sein Organ entbehrte des einschmeichelnden Wohlflanges und beinahe jeder Modulationsfähigkeit, es tönte hart und trocken, die Worte schlugen in gleichmäßigen Intervallen wuchtig an das Ohr der Zuhörer, als seien sie gebraucht, nicht um den Gegner zu überreden, sondern zur Umstimmung seiner Meinung zu zwingen. Seine Reden wirkten lediglich durch die Kraft der Gründe und durch die unerbittliche Consequenz, mit welcher diese zu Beweisen zusammengeschlossen waren, welche keinem Einwande eine Lücke boten. Der Redner ersparte den Gegnern keinen der Gründe, er that Niemandem die Ehre an, seine Beweise auf Voraussetzungen aufzubauen, welche der Andere in fich tragen mußte, er behandelte jeden Gegenstand erschöpfend. So ging er Schritt für Schritt, langsam aber sicher zum Ziele. Selten beschleunigte er seine Redeweise und nur in äußersten Fällen, dann aber geschah dies mit der ganzen Leidenschaft eines Verstandesmenschen, der von dem, was er als wahr erkannt, so beseelt ist, daß er sich veder darüber hinaus, noch davon abdrängen läßt. Mühlfeld war der hervorragendste Gegner des Concordats, gegen welches er den Kampf bereits von sieben Jahren, unter der Schmer ling'schen Regierung, damals noch isolirt, eröffnete. Im vorigen Jahre stellte er bekanntlich den Antrag auf einfache Auf hebung des Concordates, von welchem indeß das Haus zu
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Die Frage der Todesstrafe hat in der Schweiz in der leßten Zeit ein eigenthümliches Schicksal erfahren; Freiburg hat neulich mit 49 gegen 32 Großrathsstimmen die bereits abge schaffte Todesstrafe wieder eingeführt, in der Waadt haben unter Namensaufruf 82 Großrathsmitglieder für und 92 gegen ihre Abschaffung gestimmt, während als zweifellos anzunehmen ist, daß der Züricher Verfassungsrath sie beseitigen wird.- Ein Telegramm aus Athen meldet: Die kretischen Ab geordneten verlangen von der Regierung anerkannt und in die Kammer eingeführt zu werden. Der türkische Gesandte droht, seine Bässe zu begehren, falls die Kammer die fretischen Ab geordneten zuläßt; die übrigen Gesandten, mit Ausnahme des russischen, unterstüßen dessen Note." Die Bedeutung der Nach richt liegt bloß darin, daß Rußland die, kretischen Abgeordne ten", das ist, die sich so nennenden fretischen Flüchtlinge, un terſtüßt.-
eben
Der Prozeß gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten ist zwar noch nicht beendigt, aber da nun noch auf 2 andre Punkte die Freisprechung erfolgt ist und zwar falls mit 35 gegen 19 Stimmen, so ist an einer vollstän digen Freisprechung nicht zu zweifeln; und der Krieg minister Stanton, dessen Entfernung durch Johnson einen Hauptgrund der Anklage bildete, hat seine Entlassung genom men, und ist provisorisch durch General Thomas ersetzt wor den. Was die Wirkungen der Freisprechung betrifft, so fa gen die Gegner der großen Republik an zu begreifen, daß sie dieselbe sehr überschätzt haben. Zunächst ist die Thatsache ins Auge zu fassen, daß, wenn auch die zur Berurtheilung nöthige Zweidrittelmajorität nicht vorhanden ist, doch 35 Mitglieder der Majorität des Senats stets einen Damm, und zwar des Senats gegen und bloß 19 für Johnson find, er alfo in undurchbrechbaren Damm, gegen alle verfassungswidrigen Be strebungen finden wird. Der erste Gewaltakt würde unfehl bar nicht bloß einen neuen Prozeß; sondern sogar aller Wahr scheinlichkeit nach die sofortige Berhaftung des Präsidenten zu Folge haben. Auch auf den Süden der Union ist ein nach tenbanden an der galizischen Grenze wird für unwahr erklärt. Theil der ehemaligen Rebellenstaaten sich den Bedingungen Die Nachricht von der Bildung polnischer Insurgen- theiliger Rückschlag nicht mehr zu befürchten, seit der größte Jedenfalls ist sie verfrüht. Die Genauigkeit, mit der die preußisch- russischen Regierungsblätter jedes Lebenszeichen der polni schen Nationalität notiren, verräth nicht bloß Angst, sondern auch das böse Gewissen.
Gunsten einzelner, das Concordat durchbrechender Gesetze absah. Die nunmehrige erfolgte Sanctionirung dieser Gesetze ( Schul-, Ghe- und interconfessionelles Gesez) trägt das Datum von Eugen von Mühlfeld's Todestag."
Die österreichischen Bässe an politische Flüchtlinge spielen
einen
Der
Rekonstruktionsbill gefügt hat, und auf den Boden des
Gesetzes und der Verfassung zurückgekehrt ist. Nergeleien- das ist das Höchste, wozu Johnson es no Einige fleine bringen kann, und selbst dieß wird ihm bald unmöglich g in der Schweiz schon wieder ihre Rolle. Der Berner Corres zählt, und der Bürger- General Grant, der Bezwinger Rich macht werden, denn die Tage seiner Präsidentschaft sind ge
merksam, daß in der nächsten Zeit mehrere bisher in der Schweiz wohnende polnische Flüchtlinge dies Land verlassen haben, um sich mit Pässen von der österreichischen Gesandtschaft in Bern versehen nach Galizien zu begeben; dieselbe Erscheinung soll sich in Frankreich und Italien zeigen. Die österreichischen Pässe werden ihnen aber nur ertheilt, wenn sie
Präsidentschafts- Gandidaten anfgestellt hat, wird der Rebellion im Frack ebenso sicher das Genic brechen, wie weiland Rebellion im Militärrock.
der
Die Nachricht, Juarez sei durch einen Aufstand vertrie so ruhig und so glücklich. Die ,, New- Yorker Handelszeitung ben worden, ist bereits widerrufen. Nie war Merito so frei den Beweis geliefert haben, daß sie wirklich politische Flücht fagt:„ Es ist Thatsache, daß gegenwärtig in Merifo fich Re
linge find. In den diplomatischen Kanzleien zu Bern finden neuerdings die nordischen Großmächte eine recht aufmerksame Bedienung.
Wie es heißt, will Prinz Humbert von Italien in Berlin einen Gegenbesuch machen; und sind in Rumänien preußische Kanonen angelangt. Lauter Friedenszeichen".
Aus Frankreich hören wir von einer fleinen Emeute im Pariser Studentenviertel, der Löwe des Quartier Latin " erwacht: und das hat den Gewalthabern noch stets Schlimmes bedeutet. Karl X. und Louis Philipp wissen davon zu erzählen. Im Uebrigen der alte Druck, die alte Corruption, die
gierung und Bolk ganz vortrefflich machen, daß die Schilder hebungen verschiedener Bandenführer in Sinaloa und anderswo ohne große Mühe unterdrückt sind und daß im Ganzen eine
Ruhe und Sicherheit herrscht, wie sie Meriko seit Langem gefannt hat."-
nicht
Aus Brasilien wird gemeldet, die Kaiserliche Regie rung habe den Sturm auf das verschanzte Lager der Para guiten befohlen. Mit Befehlen aus der Ferne" ist da leider nichts gethan. Die verbündete Armee muß froh sein, wenn fie ihrerseits nicht angegriffen wird, und die Bermutbung liegt
nah, daß der anbefohlene Sturm nur die Einleitung zu
einem
alte Soldatenwirthschaft, das alte Spiel mit Frieden und Krieg. anständigen Rückzug sein soll. Dieß ist um so wahrscheinli