Rechtfertigung des Herrn Wilhelmi.

Von Hrn. Wilhelmi geht uns folgendes offene Schreiben zu. dessen Aufnahme von den Berliner Blättern verweigert wurde:

,, Wie ich aus dem Berichte der Zukunft" über die Versammlung zur Verständigung der süd- und norddeutschen Demokratie ersehe, bin ich wegen der verschiedenen Unterbrechungen und Unruhe nicht ver­standen worden, und resp. ist die angedeutete Wendung gegen Lieb­knecht, zumal nach der einseitigen Wiedergabe in anderen Blättern, leicht mißzuverstehen. Ich erlaube mir daher, zur unparteiischen Be­urtheilung das Gesagte hier näher wiederzugeben:

Ich muß dem sonst bewährten Gesinnungsgenossen Herrn Lieb­knecht doch insofern entgegentreten, als er in der Verwerfung Preußens zu weit geht. Die historische Wahrheit gebietet viel= mehr anzuerkennen, daß Preußen im Allgemeinen der nationale Schutz Deutschlands nach Außen gewesen, und die Hohenzollern keineswegs bloße Hausmachtspolitik( à la Habsburg) getrieben. Das Jahr 1813 ist insbesondere auch nicht mit den ,, Errungen­schaften" von heute zu vergleichen. Dem damaligen Preußen haben wir es vielmehr lediglich zu verdanken, daß wir noch Deutsche und keine Franzosen sind. Im Uebrigen aber stimme ich Herrn Liebknecht vollständig bei: Das gegenwärtige Preußen eignet sich in feiner Weise zu einer wahren d. h. freien deutschen Einigung. Der erste gehörte süddeutsche Abgeordnete bat sich so geäußert, als ob wir Preußen die besiegten Süddeutschen miß­achten könnten. Ich meine, wir haben dazu so wenig Ursache, daß wir vielmehr zur Demuth ihnen gegenüber gestimmt sein müssen. Denn während wir unheilvolle Früchte der Macht er­rungen, haben jene, wie sie uns gezeigt, segensvollste Früchte des Rechtes und der Freiheit aufzuweisen. Und während wir im Siegesjubel der militärischen Fahne uns ergangen, haben wir andererseits gleichermaßen die Fahne des Rechts flüchtig preis­gegeben! Mein Antrag sucht den Weg an die Hand zu geben,

auf legteren wieder zurückzukommen und so unseren süddeutschen Brüdern zu begegnen zu allseitiger, wahrer, freier Ginigung. Der Antrag selbst kam bekanntlich aus den angedeuteten Gründen nicht zur Berlesung. Sonst würde er sich selber wohl am Besten ge= rechtfertigt haben; auch stelle ich eventuell die Mittheilung nachträg lich anheim und beschränke mich hier nur auf die Hervorhebung, daß

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blieb, darf nicht vergessen werden, daß auch das Volk sich solcher Güter werth machen, sie erringen muß; und auch die besten Fürsten immerhin Menschen bleiben. Daher ihre konstitutionelle Beschränkung und Zurückführung auf den Volkswillen, aber ni Abstoßung unbedingt geboten! Nach Außen erwiesen sie si freilich in ihrer Mehrheit als solche auf die Dauer unzulängli und verwiesen auf die Nothwendigkeit einer zusammenfassende starken Centralgewalt). Wofür nicht minder die Geschicht Schleswig- Holstein's bis heute! ein merkwürdiges Beispie liefert. Nicht launischer Eigensinn daher, sondern der historij gerechtfertigte, von seinem innersten Lebensprinzip durchdrungen vernünftige Volkswille ist es, welcher hier wie dort da eigene Haupt gewahrt wissen will vor unberufenen Gingriffe fremder Anmaßung und Ungebühr, und mit vollem Grunde weit die eigene Fürstenherrschaft in Schuß nimmt, abgesehen seinem alleinigen Rechte der Bestimmung seines desfallsigen schickes. Wer dies anfechten wollte, würde nur sid selber treffen! u. s. w.

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Berlin im Mai 1868.

Auch ist dort das Weitere pro und contra Preußen gesagt. ( Vergl. übrigens die Fünf Fragen eines Deutsch - Preußen" von Demselben in Nr. 2 dieses Wochenblattes.)

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Das polnische Monument in der Schweiz *)

Villa Brölberg bei Zürich , den 22. April 1868.

Herr Redakteur!

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Wenn eine Nation nach Jahrhunderten der Unabhängig keit sich dieselbe durch eine dreifache fremde Invasion entriffen sieht, wenn nach hundertjährigem Kampfe mit einem unerbit lichen Feinde und nach dem Ruin des Landes sie sich sogat in ihrem Namen bedroht sieht, kann dieselbe nicht ängstlid genug ihre moralische Eristenz wahren, da diese ibre Na

tionalität und ihre Nechte bekundet.

ten in Polen und deren Freunde, die Erinnerung an de Unter dem Einflusse dieser Empfindungen glauben Pattie

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er unter Anderm die rechtliche Bekämpfung des Nordbundes mit seiner hundertjährigen Freiheitsfrieg ihres Landes verewigen zu sen, indem sie in der Schweiz ein Denkmal errichten, wou ihnen daselbst von einigen Municipalbehörden vortheilhafte erbietungen bezüglich des Plazes gemacht wurden. Im Laufe dieses Sommers wird an einem der schönsten Bunkte an den Ufern des Züricher See's, auf den Höhen Liebknecht gewidmete) bereits vor dem Kriege 1866( bei R. Wegener Rapperswyl, das von Fremden stark besucht wird, ein schönes in Berlin ) erschienene Schrift: die staatliche Entwickelung Deutsche Denkmal erstehen, welches, Polen geweiht, ale fortwährende

ihrem bundesstaatlichen Selbstbestimmungsrechte zurückgegeben wissen wollte, wie dies ja auch an dem Abende bald darauf seine merkwürdige Illu­stration erhielt.( In dem Streite des wackeren Schleswig - Holsteiners Lippert contra Waldeck und Consorten, pct. ,, Menschenhandel "- ein ominöser Schluß!). Zur historischen Würdigung des ganzen hier gedachten Zwiespaltes aber erlaube ich mir auf meine( auch Herrn

-

auch

lands mit besonderer Beziehung auf Schleswig- Holstein " u. s. w. zu verweisen, deren weiterer Beleg durch die Specialgeschichte resp. auch bereits zum Drucke fertig ist. Bergl. z. B. S. 29 der ersteren zur Rechtfertigung der Süddeutschen- das an der Hand der unpar teiischen Geschichte gezogene Resumée:

von

Protestation seiner unverjährten Rechte dienen soll, und die Welt an den Frevel seiner Theilung, sowie an die Nothwen auf

digkeit einer Sühnung erinnere.

Bedeutende Persönlichkeiten interessiren sich bereits für

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-Bon Jnnen heraus die Freiheit und auf der Freiheit die patriotische Kundgebung, und gemeinschaftliche Bestrebungen

Macht der Einheit zu begründen. Denn wie gefährlich auch ins­besondere eine vorzeitige und übermäßige Einheit sein würde, das bewiesen die großen despotischen Staaten, das bewies für Deutsch­ land namentlich Desterreich, und selbst das Preußen in seiner

werden, wie man hofft, die schweren damit verknüpften Lasten

zu erleichtern helfen.

Der

Indem ich mich an jene wende, welchen die polnis dri heutigen noch unfreien Gestalt. Oder wie würde es um Deutsch - Sache theuer ist, erfülle ich eine Pflicht und drücke die hoff nungen derer aus, die zuerst dieses edle Werk der Gerechtigkeit lan

lands innere Freiheit stehen, wenn v. Bismarck nicht bloß preu­ßischer( resp. heute zum Theil norddeutscher), sondern deutscher Reichsminister wäre? dann dürfte die Copie Napoleons wohl voll­ständig zutreffen, statt daß jeßt, wie früher, Dank der staat­lichen Bielgestaltung Deutschlands , so lange die Macht nur Macht sein will, dafür gesorgt ward, daß sie an ihres Gleichen eine Schranke finde. Und eine völlige Verschmelzung nach Art des Romanenthums mit Beseitigung der Einzelstaaten und ihrer fürstlichen Repräsentanten würde durch den Geist der deutschen Geschichte überhaupt nicht indicirt sein; vielmehr erwiesen sich die Fürsten im Ganzen, wie wir saben, Ausnahmen bestäti= gen nur die Regel in allen Hauptentwickelungsphasen als würdige Häupter der Nation( in ihren verschiedenen Theilen), als deren nationalpolitische Vorkämpfer, als Anbahner ihres allgemei nen Wohles, als Hort ihrer religiösen, human- geistigen und end­lich auch politischen Freiheit und Selbstständigkeit( dies vor Allem nach Innen; und insofern dergleichen noch zu wünschen übrig Verantwortlicher Redacteur : W. Liebknecht. Redaktion: Braustraße 11.

und Freiheit begannen.

ift.

Genehmigen Sie 2c. ( unterzeichnet): Graf Ladislas Plater. Das Denkmal besteht aus einer 28 Fuß hohen Säule von schwarzem Marmor, welche auf drei Granitftufen rubt und mit einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln gekrönt Am untern Theile werden auf vier Tafeln geschichtliche 3 schriften und die polnischen Wappen angebracht werden. Dat

Ganze mit einem schönen Geländer umgeben.

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*) In Folge der Abwesenheit des Redakteurs wurde die Aufnahme

verzögert.

Leipzig.{

Druck und Verlag: C. W. Vollrath. Expedition: Windmühlenstraße 14.