Demokratisches Wochenblatt.

No. 28.

Organ der deutschen Volkspartei.

Leipzig , den 11. Juli.

1868.

Das Blatt erscheint jeden Sonnabend. Abonnementspreis vierteljährlich bei allen deutschen Postanstalten sowie hier am Plage ein­Schließlich Bringerlohn 12½ Ngr.; einzelne Nummern 1 Ngr. Abonnements für Leipzig nehmen entgegen die Herren M. Dolge am Markt, 6. Reichert Hainstraße 27, G. Hofmann Brühl 40, G. Dehler Neumarkt 6, G. Richter Peterssteinweg 7, Leipziger Consumverein Universitäts­traße und die Expedition d. Blattes C. W. Vollrath Windmühlenstr. 14. Für Dresden Filialervedition F. W. Grellmann Wallstraße 10. Street, Grosvenor Square, London . Agent in London für England, Indien , China , Japan , Australien , Südamerika 2c. die deutsche Buchhandlung von Franz Thimm, 24 Brook

-

Inhalt: Politische Uebersicht. Die alten Parteien des säch­fischen Verfassungskampfes.- Der Anfang vom Ende in Frankreich .

-Aus Deutsch - Desterreich.

Aus England.

Politische Uebersicht.

Zuchtruthe des übermüthigen Desterreich und Rächer des preußischen Rechts" wird Graf Bismarck auf dem Denkmal genannt, welches der, dankbare Bürger" Graf Limburg Styrum zu Großpeterwitz in Schlesien ihm hat seßen lassen. Ein hüb­scher Scherz. Nun, dem übermüthigen Desterreich" ist die ..Buchtruthe" sehr gut angeschlagen, aber das preußische Recht"? Wo ist es? Und warum zeigt der gestrenge heir Graf nicht einmal die Zuchtruthe" dem wahrhaftig übermü thigen" Frankreich ? Doch wir vergessen er hat ja, wie uns

gegen einen Krieg mit Frankreich ."

-

-

-

Derselbe ist vom Zollbundesrath als Competenzüberschreitung" in den Papierkorb geworfen werden, ohne daß sich auch nur Eine Stimme für ihn erhoben hätte. Etwas auffallend, und wohl bloß aus den figlichen Beziehungen zu Frankreich er­flärlich ist dieß allerdings, da Graf Bismard bekanntlich bei Diskussion des Antrags mit großer Heftigkeit die Competenz des Zollparlaments betonte. Es war damals, als er sagte, daß ein Appell an die Furcht keinen Widerhall fände in deut­ schen Herzen. Vielleicht glaubt der Herr Graf nicht mehr an sein ,, deutsches Herz".

Das Kieler Kreisgericht verurtheilte neulich einen jungen Mann zu 2 monatlichem Gefängniß, weil er einen Unteroffizier in einer Schlägerei verhindert hatte, einem Betrunkenen mit dem Säbel den Kopf zu spalten! So gewinnt Preußen die annef tirten Schleswig - Holsteiner.

In Berlin hat man bloß die verführten" hannover 'schen

Hochverräther" begnadigt", die Berführer" aber müssen fort­

fißen. Den Begnadigten", lauter unbemittelten Leuten, gab man fein Reisegeld, so daß sie nur unter den größten Ent behrungen in die Heimath gelangen fonnten. Zwei hanno ver'sche Dienstmädchen, die das Kukukslied in Gehörweite eines

-

fangen, wurden zu 8 Tagen Gefängniß

liche Produkt der letzten Reichstagesession hat schließlich doch Das sogenannte Nothgewerbegeseß" das färg­die Zustimmung der preußischen Regierung erhalten, und wird Ausnahme Mecklenburgs, dessen Regierung ihre Einwilligung urtheilt. Den preußischen Soldaten in Hannover ist es bei versagt hat; und außer für militärische und polizeiliche Zwecke Strafe dreitägigen Arrests verboten, irgend etwas bei einem cristitt bekanntlich im Nordbund eben so wenig eine Einheit", Krämer zu kaufen, der während des königlichen Besuche keinen dis weiland im deutschen Bund. Da die übrigen nord: schwarzweißen Enthusiasmus zur Schau stellen wollte. Der deutschen Kleinstaaten, namentlich Sachsen , schon längst alle Aktiengesellschaft, welche die Deutsche Volkszeitung" in Hanno­ ver

gründete, ist vom preußischen Ministerium die Genehmigung

versagt worden. So gewinnt Preußen Die annefficten pan­

noveraner.

feast daſſelbe bloß für Breußen als ein Fortschritt zu be­trachten, welches im Jahr des Heils 1868 ungefähr, nicht ganz, so weit fommt, wie Desterreich im Jahr 1859. Natürlich wird Die anneftirten Kurhessen gewinnt es durch Maß. regeln wie die famose Polizeiverordnung betr. die Frage über fchaft nicht verhindern, Preußen nach wie vor den Intelli cheliche oder uneheliche Geburt. Nach den Jeremiaden der echt genz" und Culturstaat". Desterreich dagegen den zurückge annexionistischen Morgenzeitung" zu schließen, läßt die Wirkung

bliebenen Pfaffenstaat" zu nennen.

Auch der Umstand wird ne nicht daran hindern, daß die Pfaffen, denen es in Desterreich zu warm, oder richtiger zu

nichts zu wünschen übrig. Es zeigt sich dieß auch in den koloffalen Prügeleien, die feit einiger Zeit in Kassel zwischen den kurhessischen und altpreußischen Soldaten die Bundes­

-

hell geworden ist, allen Ernste daran denken, sich in die ihnen liebe" bethätigen, und wobei die beiderseitigen Schlachtrufe besser zusagende preußische Atmosphäre zu begeben, und mit

der

protestantischen Bormacht" ein Compagniegeschäft zu

machen.

einzigen politischen Ei ergangen, das die Nationalliberalen im Weniger gut, als dem, Nothgewerbegefeß" ist es dem

lauten: Bismärder" und blinde Hessen ".

Wie gründlich man endlich die annektirten Nassauer gewonnen hat, das erhellt aus folgender Auslassung:

,, Um die Annexion an Preußen populär zu machen, hatte man Bergleichungen der Steuerlast in Nassau und in Preußen angestellt und dem Volke eine große Erleichterung versprochen. Man hätte

.3ollparlament" gelegt und mit so lautem Triumph- Gegaker damals schon wissen können, daß der Staat Preußen ungeheure

begrüßt haben. Wir meinen den Bamberger 'schen Antrag".

Summen brauche, daß Preußen die stärkste Militärmacht präsent halte,