daß die ungeheuren Ausgaben auch eben solche Einnahmen noth­wendig machten, daß aber die Einnahmen aus dem Säckel des Volkes genommen werden müßten. Es wurde gegen unser Justizwesen mit feinen gewaltigen Kosten, gegen das Forstwesen, gegen alle Zweige der Verwaltung mit Recht agitirt, aber man hätte nicht dagegen die preu= ßischen Einrichtungen als trefflich preisen sollen. Die Annexion er= folgte, dann der Wolkenbruch der Verordnungen, Vermehrung der Steuerlast, Steigerung aller der Mißstände, welche man bei Nassau getadelt. Gegen die Kosten der neuen Justizpflege erschienen die nassauischen Taren sehr unbedeutend; vor Allem wurden die Gebühren der Advokaten bedeutend gesteigert. Hierin fand nun das Bolk den Grund der ganzen Agitation. Täuschung führt nie zum Segen; durch die falschen Erwartungen mußte das Volk, als es die Täuschung erkannte, gegen die Parteiführer erbittert werden; zugleich aber mußte dieses Verfahren Mißstimmung gegen das neue Regiment erzeugen. Das Verfahren hat die Verschmelzung mit den älteren Pro­vinzen erschwert."

So schreibt das Organ der nassauer Nationallibera­len, der Rheinische Courier". Die Niederlage bei der jüngsten Bürgermeisterwahl scheint ihnen die Augen geöffnet zu haben auf wie lange? Der man", welcher das nassauer Volk wissentlich getäuscht und ins preußische Netz gelockt hat, das find beiläufig dieselbigen Nationalliberalen, die jetzt den obigen

Nothschrei ausstoßen.

Der jüngste Versuch Preußens, Großmacht zu spielen, ist kläglich gescheitert. Für die berühmte ,, Marine" sollte in Costa Rica eine Station erworben werden; die Unterhandlungen waren auch schon ziemlich weit gedichen, als die amerikanische Regierung sich ins Mittel legte und auf Grund der Monroe Doktrin "( Amerika für die Amerikaner") einen ablehnenden Bescheid hervorrief. Jegt möchte die offiziöse Presse den ge­scheiterten Versuch für das eigenmächtige Vorgehen eines Schiffsfapitäne ausgeben.

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Ueber den Ausgang des würtembergischen Wahl kampfes liegen noch keine Nachrichten vor. Die Volkspartei hat jedenfalls ihre Schuldigkeit gethan, und eine bewundernswür­dige Thätigkeit entwickelt.

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Es wird jetzt versichert, die bayerische Regierung sei mit einem Südbund projekt hervorgerückt. Das Projekt", so lautet eine halbamtliche Notiz ,,, nähert sich in vielen Bunkten dem Compromisse zwischen Desterreich und Ungarn , namentlich in allem, was die gemeinsamen Angelegenheiten und die Dele-­gationen angeht. So werden gewisse Angelegenheiten, welche gemeinsam die vier betheiligten Staaten angehen, von Dele­girten behandelt werden, deren Ernennung den vier Kammern derselben zusteht. Der Plan ist vom Fürsten Hohenlohe nach vorheriger Uebereinkunft mit Freiherrn von Barnbüler aufge­stellt worden. Würtemberg hat das Projekt en bloc ange nommen; doch liegt es zur Zeit noch den Höfen von Darm­ stadt und Karlsruhe vor." Wir wissen aber, daß der Karls­ruher Hof, der völlig unter preußischem Einfluß steht, keinen Südbund will; und es ist auch bemerkenswerth, daß der wür tembergische Minister Mittnacht sich in einer Wahlrede gegen

einen Südbund erklärte.

Das Wiener Schüßenfest verursacht den Großpreußen viel Kopfschmerzen: ein deutsches Nationalfest in Wien , das ja nicht zu Deutschland gehört, ist freilich etwas un­passend. Unter der Hand hat man von Berlin aus bei dem Festcomite Schritte gethan und von diesem die Antwort er­langt, es werde keine partikularistischen" Tendenzen begünsti­gen. Aber das ist gerade das Bedenkliche, daß eine ge­sammtdeutsche Kundgebung beabsichtigt ist.

Die päpstliche Allofution hat eine scharfe Note" Beust's veranlaßt und wird von dem österreichischen Volk nach Ver­dienst abgefertigt. Eine große Arbeiterversammlung hat bereits fräftig gegen die Anmaßung des römischen Stuhls protestirt; ebenso der Wiener Gemeinderath, und überall regt es sich in

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ähnlichem Geist, während für das Pfaffenthum sich nirgends eine Stimme erhebt. Wir empfehlen diese Thatsache denen zur Beherzigung, die seit Jahrzehnten das österreichische Volk als durch und durch ,, verdummt", von den Pfaffen geknechtet, hin zustellen bemüht sind. In Wien glaubt man beiläufig dahinter gekommen zu sein, daß Preußen, welches jest troß seines protestantischen Berufs recht eifrig um die Gunst der Röm­linge buhlt, den Papst zu der Allofution veranlaßt habe.

Die österreichische Regierung hat die Beurlaubung von 36,000 Soldaten angeordnet. Im Fall eines Kriegs stünden dieselben natürlich sofort wieder zur Verfügung; einstweilen wird aber dem Lande eine namhafte Erleichterung verschafft.

Ueber die Verhandlungen mit den Tschechen lauten die Nachrichten widersprechend; jedenfalls sind sie nicht gescheitert, wie die Freunde Preußens behauptet haben. Bei dieser Ge legenheit sei erwähnt, daß ein in Nancy befindliches polnisches Emigrationscomite dem ,, Bulletin International" schreibt, meh rere polnische Flüchtlinge, darunter Mieroslawki, hätten mit dem Tschechen Joseph Frycs, der 1866 im preußischen Sold stand, einen Vertrag abgeschlossen, um in Prag eine Insur rektion ins Werk zu setzen".

In der Schweiz wird die direkte Gesetzgebung des Volkes rasch zur Wahrheit. Dem Beispiel Zürichs folgt j der ehemals so aristokratische Kanton Bern . Regierungsrath Weber, welcher ein eifriger Vertheidiger der Erweiterung de Volksrechte ist, hat die Initiative ergriffen und bereits seinen Kollegen folgenden Gefeßentwurf zur Berathung und Vorlage im großen Rath vorgelegt:, 1) Alle Geseße sind dem Bolke zur Annahme oder Verwerfung zu unterstellen. In jedem Ge sez sind die Bestimmungen speziell zu bezeichnen, deren Boll zichung durch ein Dekret des großen Raths oder durch eine Verordnung des Regierungsraths zu ordnen ist. 2) Die Fi nanzverwaltung ist durch ein besonderes Gesetz zu regeln. Auf einen Finanzplan gegründet, welcher eine Periode von wenigstens 10 Jahren umfaßt, soll das Gesetz enthalten: a) einen summarischen Voranschlag der jährlichen Bedürfnisse des Staatshaushaltes; b) einen vollständigen Amortisation plan der Staatsschulden; c) einen summarischen Voranschlag der ordentlichen Jahreseinnahmen; d) die Steuerquoten. Dieses Gesetz ist jeweilen im ersten Jahr einer neuen Verwaltungs periode einer Revision zu unterstellen. Außerordentlich fann eine Revision durch den großen Rath beschlossen werden. 3) Die Abstimmung über die im Laufe des Jahres erlassenen Gesetze findet ordentlicher Weise in den Monaten April oder Mai statt, außerordentlich wann es der große Rath bestimmt 4) Dieses Geseß wird dem Volke zur Annahme oder Verwer fung vorgelegt."

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Der Pariser Korrespondent der Indépendance Belg schreibt, daß in allen Klassen der französischen Gesellschaft Mißbehagen sehr groß ist, daß alles unzufrieden und voll un ruhe. ,, Das Gefühl ist allgemein, daß dem Kaiserthum nu der Krieg als Mittel der Selbsterhaltung bleibt; man dabei, daß der Kaiser den Krieg fürchtet und das Land del Frieden will. Zwanzig Jahre denselben Mann an der Spi des Staates zu sehen, heißt den heutigen Galliern zu viel z gemuthet. Sie schreien wie jener deutsche Philister: Es mu anders werden! und scheuen doch vor jeder kleinen Bewegung zurück."- zurück." Das französische Budget, das jezt den Kammern vorliegt, beträgt für dies Jahr die kleine Summe

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Anleihe bestimmt. Seit 1852 bis heute, sagen die Débats 1800 Millionen Franken. Diese decken zu belfen, ist die hat Frankreich 4 Milliarden( vier tausend Millionen geborgt, also im Durchschnitte jährlich 250 Millionen. Steuerzahler haben demnach jedes Jahr 8 Millionen Rent

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