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weiß, daß Rattazzi nichts als eine Kreatur Napoleons ist, so ließ sich doch die Aktionspartei von ihm zu dem zweiten Rö­merzuge bereden, der mit der trefflich bestandenen Probe der Chassepots bei Montana endete. Daß sämmtliche Fäden dieser weiten römischen Erpedition von den Händen Rattazzi's ge­leitet wurden, ist bekanntlich eine festgestellte Thatsache, und wenn Verrath im Spiele war, so wurde er von Rattazzi ge­ubt. Das bei Montana vergossene Blut fommt auf sein Haupt. Als er alles eingefädelt hatte, erklärte er dem Könige, daß er die hochgehenden Wogen der Bolksbewegung" nur dann zu beherrschen vermöge, wenn das Kabinet sich durch einige Mitglieder der äußersten Linken verstärkte. Viktor Ema nuel aber wollte von der Aktionspartei nicht wissen. Rattazzi legte sein Portefeuille nieder und spielte im Interesse Napoleons feine letzte Karte aus. Kam es zwischen den Rothhemden und den französischen Truppen zum Zusammenstoß, der ja unver­meidlich war, und Viktor Emanuel ließ seine an der römischen Grenze aufgestellten Divisionen nicht zur Unterstüßung Gari­ baldi's herbeieilen, so schien es in der That für ihn feine an­dere Wahl zu geben, als ein Ministerium der Aktionspartei oder Abdankung, wo dann sein Nachfolger den Apfel verspei­sen mußte, der ihm zu sauer war. Daß Viktor Emanuel Garibaldi im Stiche lassen würde, dafür bürgte Aspromonte. Allerdings war seitdem an der Verstärkung des Heeres gear­beitet worden, aber es hatte sich sammt der Flotte im Kriege bon 1866 so schlecht bewährt, daß an einen Krieg mit Frank­teich nicht zu denken war. Rattazzi schien also sein Spiel für Napoleon so gut wie gewonnen zu haben. Aber der König Ehrenmann überließ die Rothhemden dem Onkel seines Schwic gersohnes Blonplon ruhig zur Zielscheibe seiner Chassepots. Er marschirte nicht und dankte nicht ab, noch ließ er die Aktions­partei ins Kabinet. Das seit acht Jahren müde gesetzte und von Steuern ausgepreßte Bolf regte sich nicht, und die nun vollständig bankrotte Aktionspartei segte ihre letzten Hoffnungen auf Preußen. Warum sollte ihr Preußen nicht Rom schenken, wie es ihr Benetien geschenkt hatte, dieses uneigennügige Breu­Ben, welches eben beschäftigt ist, Seiner Heiligkeit ein warmes Rest in Berlin auszufüttern, nachdem Sie in Wien nichts mehr zu hoffen hat? Und während zwischen dem Hort des Brotestantismus" und dem heiligen Stuhle das innigste Ein­bernehmen herrscht, erlassen die römischen Liberalen Dank adressen an Preußen durch dessen Gesandten in Rom . Man glaubt wahrlich mitten im tollsten Faschingsjubel zu stehen.

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Aus Deutsch - Desterreich.

Wien , den 20. Juli.

Die gewaltigen Stürme, wie wir sie am Ende des vo­Tung durch toben sahen, als der Wechsel des Ministeriums tigen und am Anfange dieses Jahres das Herz der Bevölke attfand und die bekannten Gefeße des neuen Desterreichs

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Ministerium scheint bei der deutschen Bevölkerung Dester­reichs in der That viel zu viel Vertrauen zu befizen. Deutlich sah man wieder einmal diesen Fehler der Vertrau­ensseligkeit bei der Wahl für den Plaß des verstorbenen Mühlfeld.

Auf eine äußerst gemüthliche Art wurde bei den Wahl­versammlungen vornweg constatirt, daß es feine Candidatur geben könne, nachdem Dr. Giskra zugesagt habe sein Brün­ner Mandat, im Falle er von der innern Stadt Wien ge­wählt würde, niederzulegen und legteres anzunehmen. Wie gesagt so geschah es, und von allen anwesenden Wählern wählte ein einziger mit richtigem Tafte und tiefer Kenntniß den bessern Mann: Dr. Adolf Fischhof , Präsident des Wohl­fahrtsausschusses im Jahre 1848, und dieser einzige war Gis­fra selbst. Er konnte es thun, denn er war seiner Sache

sicher und vor der Hand Vertreter der Stadt Wien I. Bezirk im niederösterreichischen Landtag, der sich natürlich beeilen wird Seine Excellen; in den Reichsrath zu befördern.

Weniger glücklich als besagter Herr Minister ist sein Un­tergebener, der Statthalter von Triest , Freiherr von Bach, Bru­der des berüchtigen Ministers von 1848 2c. Dieser Herr Statthalter hatte sich durch Gesinnung und That den Haß der Bevölkerung zugezogen und in der vergangenen Woche entleerte sich diese Gewitterwolke über ihm und seinen Freun­den, den Pfaffen. Die Excesse der Triestiner dauerten mehrere Tage und veranlaßten wieder einmal ein kleines Blut­vergießen, an dem sich aber diesmal nicht das reguläre Mili­tär betheiligte, sondern lediglich die slavischen Landmilizen eine Triest und Umgebung eigenthümliche Institution in vollem Eifer gegen die Italianissimi. Als Deutscher empfindet man ordentlich Freude über eine solche Erscheinung, erkennt man doch dabei, daß man von diesen slavischen Welt und Culturbeglückern nicht allein gehaßt und nicht allein todge. schlagen wird. Leider wird sich bei den Deutschen niemals

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der Stiel umkehren, denn, thät er es einmal von selbst, so den Prügel gebrauchen zu können, ist und bleibt slavisch sein Lebtaglang das lernt ihnen kein Deutscher ab.

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Neugierig ist man in hiesigen Kreisen, ob das bevorste= hende Schüßenfest den Charakter eines Nationalfestes ganz und in seiner wahren Bedeutung erhalten wird. Mag man über den Nugen solcher Feste wie immer denken, die wenigen Worte über der Festhalle müssen jedem Deutschen tief ins Herz hineinschneiden: Wir wollen sein ein einig Volf von Brüdern"; wir wollen! Wir sind es demnach nicht! Wann wird endlich dein Wille, o Bolf, dein einziges Gebot sein? Und wann wirst du die Fessel sprengen, die dich hindert das zu sein, was du willst!?

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Zum Schlusse noch einige erfreuliche Kundgebungen von der Thätigkeit unserer Bürger- Minister, wie sich diese gern nennen hören. Vor allem sind die Vollzugsvorschriften zum Ehegesetz in so fern von Wichtigkeit, als sie der Bevölkerung, insbesondere der des Landes, Anhaltspunkte geben, wie sie sich den neuen noch wenig gefannten Gefeßen gegenüber benehmen

und Dummheit von den Schergen Rom's und des Absolutis­

durchberathen und beschlossen wurden, diese Stürme haben muß, um nicht in die Klauen einer perfiden Geistlichkeit zu fich fammt und sonders gelegt, nnd was heute durch das gerathen. Man hat nämlich keine Ahnung, wie Unwissenheit Bolt zieht, ist nur leises Gemurmel der Blätter im Walde. Armes Rom ! Dir ist nicht mehr beschieden und alle Reso- mus überall, wo sie zu finden, mißbraucht werden, um den lutionen, die gegen dich von den Bewohnern der Städte und Gefilde Desterreichs losgelassen werden, bewegen nur die

neuen Geseßen Zuwiderhandelnde und Störrige zu erhalten. - Ebenso ist der Minister des Innern damit beschäftigt die

wenigen Geister, die sich mit ihrer Abfassung beschäftigen müf- Civilstands- Register einzuführen oder wenistens deren

fen. Bürde man nicht die Gelegenheit benüßen wollen, um dem Ministerium Vertrauen zu botiren, man würde über Moms jüngste That mit Lächeln oder mit schweigender Vers

achtung

je nach Gemütheart

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hinweg gehen. Das

Einführung vorzubereiten, was nicht nur des Principes, son­dern auch des Vortheils halber unumgänglich nöthig erscheint. Also muß man hoffen.

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