höchst schwierige Aufgabe ob, eine Versammlung von circa 3000 Menschen zu leiten und glücklich zu Ende zu bringen. Die kleine Gesellschaft guter Preußenfreunde ,, der deutsche Volks­verein" saßen compact Mann an Mann, ebenso 1200-1300 Mitglieder des Arbeiterbildungsvereins, geführt von ihren Vor­ständen, die um sicherer die Masse zu lenken auf der erhöhten Tribüne Plaz genommen hatten.

Rings sonst im Saale vertheilt die verschiedenartigsten Be­wohner und Gäste der Stadt Wien  . Professor Richter hatte die Aufgabe, im Namen des Einberufungscomite's folgende Resolutionen zur Besprechung und somit Beschlußfassung als Gegenstand der Tagesordnung vorzulegen:

Oder der national- liberalen Partei, die weder national noch liberal ist? ( Widerspruch und Beifall.) Nein, wir wollen uns der Demokratie an­schließen. Geben Sie Ihre Zustimmung der Volkspartei wo sie be stehet und diese müssen wir stügen, denn sie will die Freiheit, die uns allein an das Ziel unserer Wünsche führt.( Stürmischer, lang andau ernder Beifall.)

Resolution I: Die Versammlung verurtheilt die Zerreißung Deutſchlands  , insbesondere die gewaltsame Ausscheidung Deutsch   Desterreichs, welche gleicherweise die Machtstellung und den Frieden des Gesammt- Vaterlandes, wie das Deutsch  thum in Desterreich gefährdet.

Resolution II: Die Versammlung protestirt gegen die Lösung der deutschen Frage auf dem Wege der Anektionen und for dert die durch Selbstbestimmung aller deutschen   Stämme zu

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Carl Mayer aus Stuttgart  , welcher mit großem Beifall begrüßt wurde, äußerte, daß dem Südwesten, der gegenwärtige Zustand noch viel unerträglicher sei als den Desterreichern. Den südwestlichen Kleinstaaten, die nur als ein Object zur Ausgleichung von Wünschen und Ansprüchen anderer Mächte betrachtet würden, brenne die Noth auf den Nägeln, fortwäh rend seien sie der Einmischung des Auslandes ausgesezt und ein solcher Zustand sei unerträglich. Er entwickelt dann das Ziel der süddeutschen Volkspartei wie kurz zuvor auf der Red nerbühne der Schüßenfesthalle: ein Volksheer wie es die Schweiz   raje besißt, eine parlamentarische Berbindung des Südens mit dem gent ganzen übrigen Deutschland  , und entkräftet die ewig wieder fehrende Verdächtigung von nationalliberaler Seite, als stände ein Südbund im Interesse Frankreichs  .

Nun kam Trabert, dessen Rede in dem bedenklichen Sage

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vollziehende Wiedervereinigung des ganzen deutschen   Vater- gipfelte: Nachdem, was man bis jetzt in Kurhessen erfahren, liberal

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Resolution III: Die Versammlung spricht der auf dieses Ziel gerichteten freiheitlich patriotischen Bestrebung der deutschen   Volkspartei ihre Zustimmung aus und erklärt es für das eigenste Interesse unseres Volkes und Staates, diese Bestrebungen nachdrucksvoll zu unterstüßen.

Zur Begründung dieser Resolutionen sagte Prof. Richter ungefähr folgendes:

Das Schüßenfest ist der laute Protest gegen die Schöpfung vom Jahre 1866. Protest gegen den Ausschluß Oesterreichs   aus Deutsch­ land  . Wir müssen es aussprechen, daß der Bruderkrieg vom Jahre 1866 ein Unglück für Deutschland   war. Es war ein dynastischer Krieg, denn das Volk hatte ihn nicht gewollt. Im Jahre der Sistirung un serer Verfassung ist über unser Schicksal verfügt worden, wider unseren Willen. Wir sehen nun, daß das geliebte Gesammt- Vaterland in drei Stücke zertrümmert wurde, daß der Nordbund ein Sonderbund

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sei man zu dem Resultate gelangt, daß es besser wäre, den Angestammten zurückzuführen als länger unter dem Militär stocke der Hohenzollern   zu stehen und zu leiden." Die Ber sammlung schien nicht legitimistisch genug zu sein, um solche Wünsche ruhig hinzunehmen, und Trabert erfuhr lebhaften Wi derspruch; wahrscheinlich hatten seine Zuhörer die Ansicht, es, vermöge des geringeren Gefühles, das man den aufoctropi ten Fürsten entgegenträgt, zur Zeit der Noth leichter sei mit selbem fertig zu werden.

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Nun wurden zwei Amendements eingebracht, deren In halt in die Versammlung die furchtbarste Verwirrung herein trug, und die zu überdauern die größte Mühe nothwendig bedari

wurde.

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Amendement Nr. I. von Angerstein aus Berlin   einge mun ist, und wir erkennen, daß nur ein Großpreußen, oder nur ein Groß- Punkten des von Joh. Jacoby am 24. Mai 1868 aufgestell. bracht, lautete: Die Versammlung erklärt sich mit allen

mecklenburg   geschaffen worden ist, in welchem die Fundamentalrechte eines Volkes verlegt werden, das Budgetrecht, die Redefreiheit, das Vereinsrecht verkümmern. So wie Deutschland   aber die Freiheit

-

verloren, so hat es auch die Sicherheit des Friedens, die Vorausseß­ung aller geistigen und sozialen Entwicklung verloren, und das fried­liche Volk, das im alten morschen Bunde eine Garantie des Friedens für Europa   fand, ist jeßt ein Gegenstand des lauernden Argwohns des Auslandes und muß seine Sicherheit mit einer den geistigen und ma­teriellen Aufschwung lähmenden, die arbeitenden Kräfte aushungerden Militärlast bezahlen.( Stürmisches Bravo.) Doch über die Zustände des Gesammtvaterlands mehr zu sagen, darf ich wohl Jenen überlassen, die erfahrener find als ich. Ich werde als Desterreicher nur über unsere Verhältnisse zum Mutterlande sprechen. Man hat Desterreich, das alte deutsche   Land, das bereits die Blüte abendländischer Kultur entfaltete, als ein anderes gewisses Land noch slavisch und heidnisch war, diese Heimat der Nibelungen, dieses sargreiche Desterreich losge­rissen von seinem Mutterlande, dem Lande, das Jahrhunderte lang

ten Programms vollkommen einverstanden".

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Amendement Nr. II. von Oberwinder, Groß, Hartung beiteb Die Versammlung verurtheilt die Zerreißung Deutschlands  , insbesondere die gewaltsame Ausscheidung Deusch Desterreiche - Die Versammlung protestirt gegen die Lösung der deutschen   höchst Frage auf dem Wege der Annerionen. Die deutsche Frage fann vielmehr nur im Sinne der Freiheit gelöst werden innigen Anschluß des Volkes an die Bestrebungen der euro päischen Sozialdemokratie".

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Hartung und Angerstein erklären vorerst, daß man einer Partei( der deutschen   Volkspartei)(?), die fein sociales Pro gramm habe, nicht die Anerkennung aussprechen könne. Nun bringt das ehemalige Frankfurter   Parlamentsmit

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mit dem Blute seiner Söhne die Stürme des Ostens von Deutschland   glied Dr. Kolatschek den praktischen Antrag ein auf Wahl

abgewehrt, uns, die wir 1000 Jahre lang politisch ein Reich waren, in Ursprung, Gefittung, Denken und Fühlen deutsch   sind, losgetrennt. Wir man es gemacht? Es ist kein Geheimniß, meine Herren, daß heute noch die Agitation gegen den Südbund mit preußischem Gelde bezahlt wird.( Rufe: Nicht wahr: Beifall, Lärm.) Bis zur Stunde ist ihnen nur das eine gelungen, daß Desterreich aus Deutschland   ausgeschieden ist. Aber welcher Mittel hat man sich bedient? Bundesbruch und Verrath.( Bravo  , Widerspruch) Man hat Italien   den Weg nach Wien   gezeigt.( Stürmischer Beifall) Das Meer, das unser Lebensele ment ist, man bat gesagt, nehmt Euch's mit Triest.  ( Beifall und hef= tiger Widerspruch, furchtbarer Lärm. Der Redner muß inne halten, nach einer Pause): Sie werden das Insurgentenkorps des General Klapka   nicht leugnen.( Stürmischer Beifall.)- Belcher Partei foll man sich nun anschließen? Jener, welche die Freiheit hingeworfen? Verantwortlicher Redacteur: W. Liebknecht. Redaktion: Brauftraße 11.

eines Ausschlusses, der sich mit der Gründung und Organis rung einer deutschen Volkspartei in Desterreich zu beschäf

tigen hat.

Leipzig  .

( Schluß folgt).

Druck und Verlag: E. W. Vollrath. Expedition: Windmühlenstraße 14.