die europäische Gesellschaft bis zum Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts krankte. Diese Uebel entstanden dadurch, daß die bestehenden Staaten durch eindringende Eroberer unterworfen wurden. Die Kriegsgefangenen wurden zu Sklaven, die übrigen Mitglieder der unterjochten Staatsgesellschaft zu Leibeigenen gemacht. Der Sieger nahm ihnen den Grund und Boden fort, den sie bisher als freie Leute besessen hatten, und ließ diesen nun von ihnen in seinem Interesse bearbeiten. Die Ursache der Sklaverei und Leibeigenschaft waren also politischer Natur, und dieser Umstand erklärt es, warum der Sozialismus des Christenthums, da er die Politik durch den Saß ausschloß: Gebet dem Kaiser was des Kaisers ist, unfähig war, diese soziale Frage praktisch zu lösen. Erst die große französische Revolution mit ihren Nachwirkungen auf ganz Europa vermochte es, indem sie die zum Recht gestempelte Gewalt der herrschenden Klasse zerstörte und die Gleichheit sämmtlicher Mitglieder der Staatsgesellschaft an deren Stelle sette.
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Freilich unterlag diese Gleichheit später wieder der dop pelten Reaktion des Adels und der Geistlichkeit; allein wie mächtig auch die Reaktion war, in welche Abhängigkeit und Unmündigkeit sie auch sämmtliche Nationen zurückwarf, die Sklaverei und Leibeigenschaft vermochten sie nicht wieder herzustellen. Die freie Arbeit trat an deren Plaß, wenn sich aus derselben allmählich ein neues soziales Uebel, die unbeschränkte Macht des Kapitals, entwickelte; so ist auch daran wiederum nur der Umstand schuld, daß der wahre Zweck der Staatsgesellschaft gefälscht und jener Ausspruch Ludwig XIV. : „ der Staat bin ich!" allein maßgebend für den Herrscher und Die herrschende& tlaſſe wurde. Eine freie Geſellſchaft gleichbe rechtigter Mitglieder würde die schädlichen Folgen, welche für die arbeitenden Klassen aus der Emanzipation des Kapitals sich entwickelten, verhindert haben. Sie würde einfach das Kapital, welches sich als Produkt der Arbeit in den Händen Einzelner ansammelte, je nach Maßgabe der Arbeit des Ein
zelnen auf die Gesammtheit vertheilt und damit die Wohlfahrt Aller gefördert haben, statt daß sich nun Armuth und Reichthum, Darben und Schwelgen in schroffem Gegensatz gegenüber stehen. Aber die Gesellschaft war und ist nicht frei und die herrschende Klasse beförderte und befördert fortwährend das durch sie erzeugte Uebel; denn das anwachsende Kapital war für sie ein Mittel, ihre Macht nach außen hin auszudehnen und nach innen zu befestigen. Auf der anderen Seite diente
die sich bildende Kapitalpartei gern mit ihrem Gelde der Staatsgewalt, denn diese dankte ihr dafür mit Gefeßen, welche dem Kapital gestatteten, die Arbeitskraft der Mehrheit der Staatsgesellschaft schrankenlos auszubeuten und auf diese Weise dem Arbeiter in Stadt und Land ein Loos zu bereiten, das viel schlimmer ist als das der früheren Sklaven. Denn der Sklave mußte doch immer als eine Sache, welche Geld kostete, in gewissem Grade von seinem Herrn geschont werden. Der soge= nannte freie Arbeiter aber kostet nichts; er wird rücksichtslos aufgebraucht und weggeworfen, und sofort sind Andere bereit fich wieder aufbrauchen zu lassen.
So entspringt denn auch diese wichtigste soziale Frage der Gegenwart aus politischen Gründen. Mithin ist auch ihre thatsächliche Lösung nur möglich durch Umgestaltung der bestehenden staatlichen Verhältnisse. Die Staatsgewalt muß zum Ausfluß der gesammten Staatsgesellschaft gemacht werden. Den Arbeitern sagen: bekümmert euch nicht um Politif!" heißt daher nichts anderes, als sie auffordern, auf eine Verbesserung ihrer Lage Verzicht zu leisten und sich freiwillig zu einer ewigen Sklaverei zu verurtheilen.
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Wien, den 5. Oktober. Das Ministerium hat einen Riß bekommen und ist not immer nicht im Stande denselben zu verkleiden. Minister to Präsident Fürst Auersperg hat seine bürgerlichen Collegen auf ihren gepolsterten Stühlen sizen lassen und ist auf seine böb hi mischen Güter abgereist, um das mühevolle Amt eines Bor ſizenden des Ministerrathes welches er während seiner Amtin dauer vom Januar bis Ende August gegen hundert Mal pflegen gezwungen war mit dem bequemeren eines ersten Cavaliers des Reiches ohne weitere Pflichten zu vertauschen. Ungewohnte Arbeit wird wohl die wahre Beranlassung seinem Abgange vom Schauplaße größerer politischer Thätig feit gewesen sein, und der abgetretene ehrliche Mann würde gut thun, seine reichliche Muße in der Richtung zu verwenden daß er den Jüngeren seiner speziellen Standesgenossen, deren Wünsche in Bezug auf das öffentliche Leben höher gehen, vor Allem die Gewohnheit der gleichmäßigen Arbeit anempfehlen würde; denn vorüber ist es mit dem bloßen guten Willen nichts ohne die dauernde That.
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Auf der anderen Seite machen dem gequälten Ministerium die Herren Statthalter lebhaft zu thun. Der Statthalter de so wichtigen Böhmen , Freiherr von Kellersperg, erklärt öffent lich, daß er die im Privatgespräche gefallene ungebührlic Aeußerung über einige Minister nur dem Justizminister D Ministerium, das doch einen Collegen nicht ohne weiteres de Herbst gegenüber aufrecht halte, und setzt sich dadurch mit dem fe persönlichen Angriffen eines untergebenen ausseßen will, i Conflikt, und bringt leßteres zugleich in nicht geringe Verlege heit. An Kellersperg soll nämlich manches Schäßenswert sein und in der an politisch hervorragenden Männern so armen Zeit ist kein Ersagmann für ihn zu finden; so mußte denn dem Borwig Anheimgefallene vor der Hand auf sechswöchen lichen Urlaub wandern. Anders verhielt es sich mit dem Grafen Agenor Goluchowski , Statthalter Galiziens .
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Die Polen leiden alle an einem Heer von Idealen, ihre Köpfe für die praktische Durchführung des gegebenen un erreichbaren Guten unfruchtbar macht. Man muß Galizi kennen, um über die dortigen Verhältnisse und Bestrebung ein halbwegs richtiges Urtheil zu haben. Die Bewohner dieje Landes sind größtentheils Bauern und zwar gehören dieſe den Aermsten und Unwissendsten, die die Erde trägt; fie find sämmtlich gut kaiserlich gesinnt, und neben Gott und ihre Pfarrer kennen sie nur noch eine Autorität, und das ist Majestät. Alle konstitutionellen Begriffe, und was sonst Geist der Zeit in sich birgt, sind für sie nur so weit vorhanden als es der Kaiser wie sie sagen befiehlt. Dagegen ball
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der Adel und die Geistlichkeit dieselben beiden Faktoren,
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Bolen so elend und unglücklich gemacht haben, wie es dies i das Heft der Bewegung in den Händen, und mit ihnen
wetteifern nur einige tüchtige Advokaten, hinter denen
kleine, nur in den wenigen größeren Städten lebende Bürger stand steht. Diese beiden der legtgenannten Parteien wollen die Regeneration Polens um jeden Preis; jene, um ihren alte verrotteten völkerschädlichen Grundsäßen wieder eine feste Stuf zu verschaffen; diese wohl mit vollen patriotischen Gefühle und gutem Willen, aber ohne jegliches Verständniß des allg meinen menschlichen Freiheitsgedankens, der ja nie und nimmer in der Fessel des blinden Glaubens an die Unübertrefflichtet feiner Nationalität seine Verwirklichung finden kann. Diefelben sind es nun, die, nachdem ihnen die österreichische Berfasu die Möglichkeit der freien Bewegung gewährleistet; wohl die Grundlage annehmen, aber nur um dieses ihr Idol in's Blau
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