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Wenden wir jetzt unsere Blicke nach Frankreich , der alten Heimath der Revolution. Das Beispiel Spaniens hat eine mächtige Wirkung hervorgebracht, und mit steigender Erbitterung betrachtet das Volk, welches so oft die Fackel der Freiheit den übrigen Nationen vorangetragen, seine unwürdige Lage. Von den Kundgebungen auf dem Kirchhof Montmatre, von der Subskription für das Baudin- Denkmal haben wir schon berichtet. Die Provinzen sind nicht hinter Paris zurück geblieben; in den meisten Städten finden ähnliche Demon strationen statt, und überall organisirt man sich mit stürmischem Eifer für die herannahenden Wahlen. Der Kaiser will durch die brutalsten Mittel den freiheitlichen Geist ersticken, und seine fnechtischen Richter haben die vermeintlichen Urheber der jüngsten Kundgebungen zu schweren Strafen verurtheilt. Doch was erreicht er damit? Die Erinnerung an die Vergangenheit wird in den Massen wachgerufen, die blutige Wiege des Kaiserreichs aufgedeckt und Del in die Flammen der Leidenschaft gegossen. ..Der Prozeß gegen das Kaiserreich" hat begonnen. Eine Katastrophe bereitet sich vor. Der Cäsarismus jenseits des Rheins ist bankrout, und es fragt sich bloß, ob er den Cäsarismus diesseits des Rheins in seinen Fall hineinzuziehen versuchen wird.
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sondern in der eines seiner Agenten wegen w'a h1b este chung verurtheilt wurde), stand soeben in Mainz wieder vor Gericht. Anr angeflagt die hessische Regierung beleidigt zu haben. Bei dieser Gelegenheit kam heraus, daß Hr. Bamberger einen Aufruf, in dem er überschwänglichst gelobt worden war, selbst geschrie sam ben hatte. Eigenlob wie heißt doch das Sprichwort? Der österreichische Reichstag hat den Wehrgefeß vorl entwurf in allen Einzelheiten mit bedeutender Mehrheit an genommen: die 800,000 Mann, die dreijährige Dienstzeit, die Bewilligung auf zehn Jahre! Wahrlich, der Parlamenta rismus ist eine unbezahlbare Erfindung für Regierungen, den Schweiß und das Blut ihrer Völfer en gros fonfumiren 71 wollen. Diese modernen Barlamentler find gefügiger, als die alten Stände es je gewesen. Das Votum des Reichstags kann in der That nur als Ausfluß knechtischer Gesinnung trachtet werden. Wir geben gern zu, daß die Lage Desterreicht nach vielen Seiten hin bedroht ist, wir geben zu, daß man nicht mit Einem Satz aus dem System der stehenden Heere Ant in das Milizsystem hineinspringen fann; wir würden es dem nach ganz erklärlich gefunden haben, hätte der Reichstag für dieses Jahr eine hohe Militärziffer bewilligt; aber das er alle freisinnigen Prinzipien zu Gunsten eines Wehrsystems opferte, daß cingestandenermaßen erst in 10 Jahren ausgebil det ist, und also nicht zur Abwendung der jetzt drohenden Gefahr Fest dienen kann; daß er das Land auf 10 Jahre an dieses Gefeß schmiedete das ist schmachvoll und wird sich rächen.
Das Großpreußenthum sieht schadenfroh mit zu, wie die Wogen um Bonaparte höher und höher steigen. Die verblendeten Zündnadelanbeter begreifen nicht, daß sie eine französische Revolution mehr zu fürchten haben, als einen Krieg mit Frankreich . Oder sind die Zustände in Preußen und dem Nordbund etwa der Art, daß kein Funke von drüben hier zünden könnte?
Grauenhafter Nothstand in Ostpreußen ; der Ende dieses Jahres ablaufende Gartelvertrag mit Rußland , der ihn großentheils herbeigeführt, sichren Anzeichen nach von der Regierung wieder erneuert, weil sie der Freundschaft Rußlands nicht entbehren kann; in den meisten Provinzen Massenverar mung, die sich in der Abnahme des Ertrags der Mahl- und Schlachtsteuer zeigt: zerrüttete Finanzen. Defizit, willkürliche Vermögensfonfiscationen, um den Staatsschatz zu füllen; foloffaler Aufwand für die Armee und für die Schule, kein Geld, so daß der§. 25. der Verfassung, der unentgeltlichen Volksunterricht verbürgt, aus Mangel an Mitteln abgeschafft werden muß; Majestätsbeleidigungen, Zeitungsmaaßregelungen, kurz überall die verwüstenden Wirkungen des Militarismus, die unausbleiblichen Folgen der Gewaltherrschaft-- und in Berlin reibt man sich die Hände, daß aus dem Haus des Nachbars Louis Rauch aufsteigt!
Die Budgetdebatte hat begonnen; Hr. Lasker beantragt Erhöhung der Bundeseinnahmen, d. b. Belastung der Bundesstaaten zur Deckung des preußischen Defizite! Ja, hätten dieselben nur genug Steuerfraft!" Aber da hapert's; sie sind klein, meist winzig, und obendrein sämmtlich schon überbürdet. Wo will Lasker den Schröpftopf anfeßen?
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Die Sigungen der Delegationen( gemeinschaftlichen Ausschüsse von Vertretern beider Reichshälften) haben in Beth begonnen. Eine erfreuliche" Nachricht ward ihnen sofort vorgelegt, nämlich das es der Staatsregierung endlich gelun ist, die sehr heifle kaiserliche- Titel frage so zu lösen, daß die Ungarn sich nicht verlegt fühlen können. Der volle Titel des Kaisers lautet hinfüro: Kaiser von Desterreich, König von Böhmen 2c. und apostolischer König von Ungarn , abgekürzt: Kaiser von Desterreich und apoftolischer König von Ungarn . Der Titel wäre somit festgefeßt. Db auch die Krone?
Die Junker werden rebellisch, Bismarck ist fern( die Abwesenden baben unrecht", sagt der Franzose) und Man teuffel ist nah.„ Dieser dreifache Bau in und übereinander ( Abgeordnetenhaus, Reichstag und Zollparlament) tauge nichts, meint die Kreuzzeitung "; der Schwerpunkt des Nordbundes liege in Preußen, was allerdings richtig; an den Vertre tern Preußens sei es, dem Staat aus der Klemme zu helfen und thäten sie ihre Pflicht nicht, nun, so werde das„ Land"
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Es laufen schlimme Nachrichten ein; der russische hat eine Aushebung von 280,000 Mann angeordnet, die russische Regierungspresse ist gar übel zu reden auf Desterreich, und Rumänien füllt sich immer mehr mit preußischen Zünd nadelgewehren, sogar ein preußisches Kanonenboot ist daselbst eingetroffen. Aufgepaßt ihr Herren in Wien !
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Aus England wird gemeldet, daß die Alabama - An gelegenheit der schiedsrichterlichen Schlichtung zueilt. Die Alabama war bekanntlich ein Kaper, oder genauer und ver ständlicher ausgedrückt ein Seeräuberschiff, das während des amerikanischen Bürgerkrieg auf Rechnung der südstaatlichen bellen in einem englischen Hafen ausgerüstet und von den englischen Behörden, obgleich fie rechtzeitig gewarnt waren, nicht am Auslaufen verhindert wurde, und dem amerikanischen Handel argen Schaden zufügte, bis es von einem Vereinigten Staaten Dampfer an der französischen Küste in Grund g schossen ward. Die amerikanische Regierung machte gleich von Anfang an die englische für allen Schaden verantwortlich; diese ließ sich aber auf nichts ein, und eine Zeit lang schien co fast, als sei der Friede zwischen den zwei Ländern durch diese Streitfrage gefährdet. Jetzt ist die Sache so gut wie et ledigt.
Die Unterhauswahlen sind in vollem Gang. Nach ( d. i. die Land junker) zum König stehen" und Also schon den vorliegenden Telegrammen hätte die ministerielle Partei an einen Staatsstreich gegen die Bismarcksche Schöpfung denkt verschiedene Siße verloren; doch läßt sich über das Resultat
man an maaßgebender Seite.
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Etwas Erheiterndes in dieser Zeit der schweren Noth": Hr. Bamberger( der beiläufig jüngst nicht in eigener Berson,
noch nichts sagen.
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