Vermittlung nußen? Die drohende Lage Europas   hat nicht in den Absichten einzelner Regierungen ihren Ursprung, son dern in dem Mißverhältniß der politischen Formen und Re­gierungssysteme zu den Bestrebungen und Bedürfnissen der Völker. Es giebt demgemäß nur Ein Mittel, die Kriegsgefahr abzuwenden, und das ist: die Aufhebung dieses Mißverhält nisses vor Allem die Allem die Herſtellung 208 demofratiſchen Bolts­

des

staats in Deutschland   und Frankreich  . Gerade die Furcht vor dem Volksstaat ist es aber, was den französischen   Kaiser zu einer kriegerischen Politik hindrängt, und die preußische Re­gierung an einer nationalen und freifinnigen Politik hindert, die Deutschland   so stark machen würde, daß es in dem fran­ zösischen   Kaiser keine Angriffepläne aufkommen ließe. Um er­folgreich zu sein, müßte die angebliche Bermittlung" das zweite Kaiserreich und den Norddeutschen Bund   einfach abschaffen; und eine solche Vermittlung wäre der europäische   Krieg, den sie verhindern soll. Oder glaubt man, die französischen   und preußischen Gewalthaber würden um des lieben Friedens willen einen politischen Selbstmord begehen? Also weg mit diesen

Kindereien.

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Troß der glatten Sprache des österreichischen   Roth buchs trop der nicht bestrittenen Thatsache, daß Herr von Beust auf Wunsch der preußischen Regierung Manches dieselbe bloßstellende aus der Sammlung weggelassen hat, findet sich doch in dem Veröffentlichten gar viel, was in Berlin   übel ver­werden muß, und den Beweis liefert, daß Desterreich aus tder Defensive( Bertheidigung) in die Offensive( Angriff) überzugehen beginnt. Mit großem Nachdruck wird hervorge hoben, daß der Prager Friede, um für Desterreich bindend zu sein, auch von Preußen beobachtet werden müsse, das ihn be­fanntlich längst gebrochen hat; daß Oesterreich   mit den deutschen  Südstaaten auf freundschaftlichem Fuße zu stehen wünsche, und daß für alle Gefahren, die aus dem längeren Offenbleiben der Nordschleswig'schen Frage erwachsen könnten, Preußen allein die Berantwortlichkeit zu tragen habe. Namentlich die letzte verdeckte Drohung hat die offizielle und offiziöse preußische Welt in Harnisch gebracht, und die ,, Kreuzzeitung  " zu dem unklugen Wort verleitet, wenn die Nordschleswig'sche Frage zu einem

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Hoffnungen erweckte, ward böse und erklärte in einer beispiel los herausfordernden Rede, das Ministerium werde einen d feindlichen Beschluß des Hauses einfach nicht be achten. Dies beschwor eine wahrhaft tragikomische Aufre gung" hervor; der kleine Lasker   beantragte eine Pause, damit die Aufgeregten" sich erholen könnten, wurde aber von Ja co by abgefertigt, ver troden meinte. Wir haben beut coby

nur aussprechen hören, was wir seit Jahren er leben." Die Pause wurde verworfen, und ebenso der Au gabeposten von 1000 Thlr.( mit 191 gegen 160 Stimmen Die Antwort auf diesen parlamentarischen Spaß hat Leonhard im Voraus gegeben.

für

Die Confiskations- Rommission in Berlin  ( i mit Ausnahme Birchow's einstimmig für die Regierung vorlage ist!) will dem Ministerium nur 400,000 Thlr. Stieber und Freunde bewilligen. Der Norddeutschen" dünft das nicht genug, und sie entdeckt deshalb flugs, daß die fenagitation" sich nun auch der Polenfrage bemächtig hat; und es muß doch jedem preußischen Batrioten einleuchten, daß die vereinigte Welfen- und Polenlegion nicht mit lumpige 400,000 Thlr. erfolgreich zu bekämpfen ist. Im Vorbeigehn bemerkt: wenn Herr von der Heydt jüngst meinte, die Ge sammteinkünfte des dem König von Hannover und dem Ku fürsten von Hessen   ge- nommenen Vermögens reichten gera zur Bestreitung der Ausgaben hin, welche durch die Agitation der genannten Fürsten nothwendig gemacht würden, so hätt er diesen Satz in verschärfter Form auf die Annerion überhaupt ausdehnen und sagen können: die annektirte Länder kosten uns mehr an Geld und an Macht, als sie und

einbringen.

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Eine der sehr wenigen an den nordeutschen Bund si knüpfenden Julufionen, welche das erste Jahr überdauert haben, lag in dem Glauben, die norddeutsche Bundespoſt fönne fein wie eine Seifenblase zerplaßt. Der in Hamburg   erscheinende Beitung den Postdebit entziehen. Auch diese Illusion ist nun Freischüß" wurde im Lauf des Sommers in Mecklenburg

Redal

boter, und der( Bundes-) Oberpostdirektor ertheilte der tion des Blattes den Bescheid, daß in Folge des Bundespo

Krieg führen sollte, würde ganz Deutschland   auf Seiten Preu- geſeßes die Post zwar die Exemplare des Freischüß" anneh

ßens stehen, das die nationalen Interessen vertrete. Die Kreuzzeitung  " zeige uns, daß Preußen die nationalen Interressen vertritt, und dann wollen wir weiter mit ihr reden. Am wenigsten schonend für Preußen ist der Rumänien   be treffende Theil des Rothbuchs ausgearbeitet. Nach einer Depesche hat Herr Bratiano zugestanden, daß der König von Preußen, in eigner Person die Erlaubniß des Czaren für den Transport der preußischen Zündnadelgewehre durch russisches Gebiet eingeholt habe. Dieses kompromittirende aus der Schule Schwaßen bewog die preußische Regierung, Bratiano's Rücktritt zu fordern ein Verlangen, dem auch, wie schon angedeutet, sofort willfahrt wurde. Erwähnt sei hier noch, daß die Bis­mard'sche Norddeutsche" Feuer und Flammen gegen das ,, treulose" Desterreich speit, und die Ungarn   mit Zärtlichkeiten überhäuft, für welche sich diese jedoch in ihren Zeitungen un­höflichst bedanken. 1866 läßt sich nicht zum zweiten Mal spielen. Das merke sich das Großpreußenthum!

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men müsse, aber in Folge des Verbots, das die mecklenbu gische Regierung gegen das genannte Blatt erlassen, die Erem

plare nicht an die Abonnenten ausliefern dürfe. Die

Res

nachstehende vom 19. November datirte Antwort: daktion wandte sich darauf an den Bundeskanzler und erhielt

,, Der Redaktion des Freischüß" erwidere ich auf das gefällige Schreiben vom 10. v. M., betreffend die Debitirung des Freischüß" durch die Bostanstalten innerhalb des Großherzogthums Mecklenburg Schwerin  , unter Rücksendung der Anlage desselben, ergebenst, daß is

die, in dem Bescheide des Ober- Postdirektors von Schwerin   vom

19.

August d. J. angezogene Entscheidung des Bundes- General- Poftamtes

er

aus den darin angeführten Gründen für zutreffend achte. Der Kanzler des Norddeutschen Bundes  . In Vertretung: Delbrück  ."

Man sieht, in Preußen verstehen sich nicht bloß die Richter aufs Interpretiren"( Auslegen). Also bis zum Ort ibrer Bestimmung müssen die Zeitungen nach dem Bundesgefeß fördert werden, aber nicht weiter. Es erinnert dies leb

haft an das berühmte jusqu'à la mèr"

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be

und

Nach

Das preußische Abgeordnetenhaus war am bis an's Meet das uns 1815 den Rhein   bis an's Meer öffnete Dienstag der Schauplaß einer parlamentablen" Szene. Die Majorität, welche Kameele verschluckt aber an Mücken Anstoß uns das Meer durch die Holländer verschließen ließ. nimmt, sträubte sich gegen einen Ausgabeposten von 1000 Thlr. dem bundeskanzlerischen Bescheid steht es um den Zeitungs für Stellvertretung von Obertribunalsräthen, der den berüch- postdebit im Wesentlichen genau so, wie früher tigten Obertribunalsbeschluß( gegen die Redefreiheit der Abge- hat es sich auch hier wieder gezeigt, daß die schlechten JustizministerLeonhardt, der einst die kühnsten nationalliberalen haft in den Norddeutschen Bund  " mit hinübergenommen ordneten) mit beleidigender Schroffheit ins Gedächtniß rief. Eigenthümlichkeiten" des ,, verrotteten" alten Bundes gewiffen

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