,, Ohne im Entferntesten der freien Meinungsäußerung Schranken zu segen, halten wir das Aufstellen von kommuni­ stischen   Systemen für einen unnöthigen Borgriff, da wir fest überzeugt sind, daß die nach uns Kommenden die Aufgaben ihrer Zeit gerade so gut oder wahrscheinlich noch besser er­fassen werden als wir. Diejenigen Systeme aber, welche mit dem Gebahren eines alleinseligmachenden Glaubenssages an uns herantreten, werden wir stets auf das Entschiedenste zu rückweisen.

So wollen wir immer mehr und mehr den Gedanken der Selbstständigkeit und Menschenwürde unter den Arbeitern wecken und stärken und dadurch einen kleinen Theil beitragen zur Veredlung der ganzen Menschheit und zu dem künftigen Tempel besserer gesellschaftlicher und staatlicher Formen auf dem Fundamente der Gleichberechtigung Alles dessen, was Menschengesicht trägt."

Der Schlußsak lautet:

,, Arbeiter vereiniget Euch mit uns und dadurch mit den Arbeitern der zivilisirten Welt unter dem Feldgeschrei:

Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit gegen Alle!" Nürnberg  , 29. Nov. Die Volksversammlung zur Be­schlußfassung über eine Petition an die Abgeordnetenkammer, betreffend das allgemeine, gleiche und direkte Wahl­recht, hat heute stattgefunden und war von 6-700 Per sonen besucht. Der schwoche Besuch erklärt sich wohl durch das unfreundliche Wetter ind dadurch, daß die Versammlung Vormittage abgehalten wurde, wo viele Arbeiter auch Sonn tags arbeiten müssen. Bevor ich auf die Versammlung selbst zu sprechen komme, muß ich furz über die Vorgänge im Ko mité berichten. Die von Löwenstein( Fürth  ) verfaßte Pe­tition wurde im Komité einstimmig gutgeheißen. Bei der Frage, welcher Abgeordnete die Petition in der Rammer über­reichen solle, schlug Rögner den gut demokratischen Abgeord­neten Kolb vor. Mendel, welcher diesen Vorschlag als von einem Gegner ausgehend mit doppelter Genugthuung aufnahm, konnte sich nicht enthalten, einige Hiebe gegen Erämer( von Doos) auszutheilen. Zwar vertheidigten denselben die fortschrittlichen Mitglieder, aber dennoch wurde der Vorschlag Rögner's ein stimmig angenommen.

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heißen, kein Wort für das volle Wahlrecht der Arbeiter ge babt, jetzt brauche man sie auch nicht. Nach einer beftigen Debatte wurde dann der Borschlag des Komités, die Betition Kolb allein zu übergeben, gegen 20 bis 30 Stimmen a genommen. Darauf protestirte Jäger im Namen d Arbeitervereins, Turnlehrer Starf im Namen der For schrittspartei, und Rüll schloß die Versammlung. Rögn spielte bei diesen Vorgängen eine höchst klägliche Rolle; blieb stumm, selbst als Jäger protestirte, und doch ist er Borro fo fizzender des Arbeitervereins!

( Die Petion an die Abgeordnetenkammer werden wir i der nächsten Nummer bringen.

D. Red.)

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Münchenbernsdorf  . Seit dem 1. November, wo He Bebel und Herr Motteler in unserm Ort Vorträge ten, ist unser Verein von 91 auf 150 Mitglieder gewachfe und noch nimmt die Zahl an jedem Vereinsabende selne scheiden natürlich auch aus, und zwar aus den verschi densten Gründen. Der Eine thuts wegen seines Fabrikante der ihm bei der Anfrage um Arbeit antwortet: Ihr hab doch einen Arbeiterverein in Münchenbernsdorf  , laßt euch dem beschäftigen." Der Andre hat eine ängstliche Frau, die ih beständig zum Austritt drängt, denn man nennt une rührer, Aufwiegler u. s. w. Auch besteht hier eine Fre maurerloge, deren Mitglieder für das Großpreußenthu und den Bismarck   völlig schwärmen und unsere heftigste Gegner sind. Einer unserer Lehrer, auch ein Maurer, und preist uns in jeder Stunde den Arbeiterverein des Herrn Wartenburg, sowie dessen Norddeutsches Wochenblatt" an. haben wir ihm entschieden erklärt, daß unser Anschluß an deutschen Arbeitervereinsverband unumstößlich feststehe. sehen, wir haben mit großen Hindernissen zu kämpfen,

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werden wir treu zur Fahne halten. Das Demokratif Wochenblatt" wird in sieben Exemplaren gehalten; wäre d es gefällt uns allen.( Was über die Münchenbernstorf Verdienst nicht gar so traurig, es würde mehr gehalten, denn Freimaurerloge gesagt wird, überrascht uns nicht. Der Fr maurerorden spielt fast überall in Deutschlan

dieselbe Rolle, die preußische Königsfamilie hat sich

Im nationalliberalen Arbeiterverein, umsonst an seine Spize gestellt. Wir ermahnen unsere Part

genossen zu schärfster Wachsamkeit.)

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Glauchau. Montag den 23. Oft. hielt Herr Schu mann aus Berlin   eine Arbeiterversammlung ab um für Schweizer  'schen Arbeiterschaften Propaganda zu machen. sprach über die sozialistischen   Bestrebungen von 1789 1848, über Louis Blanc  , die Lassallesche Staatshilfe"

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die internationale Arbeiter- Association, bedauerte die Spaltun unter den Arbeitern, griff die Volkspartei an, die er des Par

dessen Vorsteher Rögner ist, stieß indeß sein Vorschlag auf leb= haften Widerspruch. Die ganze Partei fomme in ein falsches Licht, hieß es, wenn man die Petition nicht durch Grämer, sondern durch Kolb einbringen lasse. Man mußte also auf einen Kampf in der Versammlung gefaßt sein. Diese wählte Rüll zu ihrem Vorsitzenden; Löwenstein war Referent. Buch: drucker Jäger und Fabrikarbeiter Hain befürworteten die Petition; gegen dieselbe trat Niemand auf, und so wurde sie einstimmig angenommen. Als es sich aber um den Vorschlag des Komités handelte, dem Abg. Kolb die Petition zu über­geben, da trat der zweite Vorstand des Arbeitervereins, Fabri­fant Jäger, auf und befürwortete die gemeinschaftliche Ueber­gabe durch Kolb und Erämer; ein anderes Mitglied dessel­ben Vereins unterstüßte ihn hierin. Mendel und Rüller­klärten sich dagegen, sie sagten, Kolb sei ein guter Demokrat, der schon oft für die Rechte der Arbeiter eingetreten sei; er habe auch bei dem Wahlgesetz zum Zollparlament gegen jeden Census gesprochen und gestimmt; damals hätten die Grämer, Fischer, Völk, Barth und wie alle die Fortschrittshelden

*) Es bezieht sich dieß ohne Zweifel auf das unfinnige Programm der Herren Bakunin   und anderer russischer Menschheitsbeglücker, die es darauf angelegt zu baben scheinen, alte und unbestreitbare

chen zu machen.

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tikularismus zieh und behauptete, die Herren Liebknecht Bebel seien mit den Schweißer'schen Genossenschaften und gar mit der Spiße ganz einverstanden. Albert und ubli traten Schuhmanns Ausführungen über die Bolkspart und die Gewerksgenossenschaften mit Geschick und Nacher entgegen. Die Versammlung verlief ohne Resultat.

( Unsern Glauchauer Freunden sei bemerkt, daß am 2

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Herr Schuhmann auch in der Magdeburger   Versammlung zwar gegen Dr. Hirsch und Bebel auftrat, und zwar fagte dort Aehnliches gegen die Bolkspartei. Ale ihm aber N lich vor der ganzen Versammlung, daß seine Aeußerungen rauf Bebel scharf antwortete erflärte Herr Schuhmann öffen einem Mißverständniß beruhten und er sie ausdrücklich zuri nehme. Liebknechts und Bebels Stellung zu den Schweige

Wahrheiten durch die groteske Art der Aufstellung, zu Vogelscheu- schen Arbeiterschaften ist hinlänglich aus der oben mitgetheilte

Resolution ersichtlich.)

Berantwortlicher Redacteur: B. Liebknecht. Leipzig.{ Redaktion: Braustraße 11.

Druck und Verlag: 6. W. Vollrath. Expedition: Petersstraße 18.

Hierzu eine Beilagen.

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