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hagen nach Paris abgegangen. Natürlich bringt man seine Reise mit der Nordschleswig'schen Frage in Verbindung. Das preußische Abgeordnetenhaus hält jeden Tag zwei Sigungen und erledigt seine Geschäfte mit der bekannten ,, Dampfgeschwindigkeit", so daß die Todtengräber" des Par­lamentarismus sich vergnügt die Hände reiben. Selbstverständ­lich hat die jüngste Aufregungsszene" feine weiteren Folgen gehabt; die Herren Nationalliberalen, an Fußtritte gewöhnt, haben auch diesen eingesteckt, und sehen wiederum den Himmel voller Baßgeigen, weil der Heilige von Varzin richtig am 2. Dezember, dem Tage des französischen Staatsstreichs, in Berlin eingetroffen ist ob im Besitz seiner früheren Gesundheit" darüber sind die Herren Zeitungskorrespondenten noch nicht im Reinen. Für den Gang der Dinge ist es auch höchst gleichgültig.

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Wir erwähnten bereits zu wiederholten Malen der Ab­nahme des Ertrags der Mahl- und Schlachtsteuer in Preußen. Nachstehende Ziffern geben eine lehrreiche Uebersicht: Die Schlachtsteuer betrug: 1,754,568 Thlr. 1,943,685

Die Wahlsteuer betrug: 1863 1,495,866 Thlr.

1864 1,570,531 1865 1,640,567 1866 1,557,680 1867 1,468,500

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2,138,741

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2,089.667 2,041,015

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12.

Bis zum Jahr 1866, dem Jahre der Bismarc'schen Blut­und Eisenthat steigt der Ertrag der Mahl- und Schlacht­steuer stätig, und dann fällt er! Troß Bevölkerungszuwachses hat der Brod- und Fleischverzehr sich also vermindert. Viel Ruhm und wenig Brod und Fleisch. Zahlen sprechen.

1866

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Ein anderes Bild. Im Jahre 1865 wurden vor preußi­schen Gerichten 247 Preßprozesse anhängig gemacht; im Jahr 320 und 1857 293, in Allem 860!, Blen sprechen. Wie hoch, fragt das Frankfurter Journal", mag sich wohl während dieser Zeit die Zahl der Preßprozesse in den deutschen Ländern jenseits des Mains, denen wir zu liberal" find, belaufen haben?"

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Jedenfalls werden die Süddeutschen, deren Eintritt in den

deres, als dicse Männer insgesammt für unmündig so daß sie nur durch Vormünder handeln und ihre politischen Rechte giftig ausüben dürfen.

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Wer das indirekte Wahlsystem vertritt, der schleudert de ganzen Bolke Schimpf und Beleidigung ins Gesicht, der tri das natürliche Recht eines jeden Mannes böhnend mit Füßen und, merken Sie wohl, das thut die sogenannte liberale Mittel partei in der Hauptstadt Bayerns , über deren Zusammenscßunde wir indessen schweigen wollen, weil mit dem Schweigen mehr gesagt ist, als mit dem Reden.

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Anderwärts hat man nicht damit genug, daß alle vol jährigen Männer des Volkes ohne jeden Census direkt wah berechtigt sind, man agitirt in vollem Ernste sogar für do Wahlrecht der Frauen; aber in dem glorreichen Recht Staate Bayern giebt es noch Leute, die nicht nur für die Män ner einen Gensus beibehalten wollen, sondern sogar den Ge firten die Befähigung absprechen, ihre Abgeordneten und ohne Bermittlung wählen zu können.

Die aufgeklärt sein wollende Mittelpartei, die man

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demselben Rechte liberal nennt, als man den Teufel wei malt, behandelt das bayrische Volf schlimmer, als die Amer faner ihre schwarzen Neger, denen das allgemeine dire Wahlrecht eingeräumt wurde und eine solche Partei eristitt agitirt zur Schmad des ganzen Bolkes in der Hauptstadt ,, Culturstaates"! Sollte das Ministerium wirklich gewillt diese Partei sich zur Stüße zu erwählen?

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Das indirekte Wahlrecht hat in Bayern bisher Volksvertreter erzeugt, man fonnte die Abgeordneten als Mandaten von circa 10,000 direkt wählenden Männer betrachten, während das Volk zum ruhigen Zuschauen Abwarten verdammt war. Und doch erkühnte man sich,

und

Abgeordnetenkammer eine Volkspertretung zu nennen!

Es sind nur mehr zwei Dinge möglich. Entweder das bestehende Wahlgesez abgeändert, und dann möge das

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wird

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sich eine wahre und wirkliche Bertretung wählen, oder aber d bleibt beim Alten, und dann muß sich das Volk, mit Rüdfich auf sein Recht und seine Würde, unbedingt der indirekten

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Nordbund Meg in der hessischen Kammer beantragt hat, sich len enthalten. Denn wählen hieße nichts anderes, ala fid

die obige Statistik genau ansehen, ehe sie freiwillig in den ,, Käfig" hineinflattern.

Die Confiskationsfommission ist mitten in ihren Arbeiten stecken geblieben. Daß man auf den König von Hannover den preußischen Wahlspruch: Suum cuique- Jedem das Seinige nehmen, anwende, dünkt der Mehrheit ganz in der Ordnung, aber sie fann sich nicht davon überzeugen, daß der Kurfürst von Heffen eine gleiche Zärtlichkeit verdient habe. Wir begreifen diese Skrupel nicht. Wer die Confiskation von 700,000 Kurhessen gut heißt, sollte sich doch gegen die Con­fiskation des Vermögens eines einzelnen Kurhessen nicht sträuben.

Aus Wiesbaden wird ein zeitgemäßer Aft der Selbst­

selbst für unmündig und blödsinnig hinstellen und jener Part Recht geben, welche das Volk dafür erklärt. Kommt aber de senungeachtet eine Kammer zu Stande, so wird sie kein Men mehr als den Ausfluß des Bolfswillens anschauen und di

Herrlichkeit wird bald zu Ende sein."

Was unser Correspondent gegen das indirefte Bablre fagt, trifft im Vorbeigehn bemerkt nicht bloß Bayern sondern fast alle übrigen deutschen Staaten, Desterreich unt

Preußen an der Spize.

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Die neue würtembergische Kammer ist mit einer farblosen Thronrede eröffnet worden. Die Volkspartei hat b der Präsidentschaftéwah! von drei zu bestimmenden Kandidate

hilfe( nicht der Schulze'schen) gemeldet: in einem Streit mit( aus denen der König einen zu ernennen hat), zwei durd

Bürgern zogen Soldaten den Säbel; die Angegriffenen be mächtigten sich der Waffen, und ertheilten den Angreifern eine Lektion, deren sich dieselben ihr Leben lang erinnern werden.

Aus München , d. d. 4. Decbr., schreibt man uns: Mit

gefeßt, die der König allerdings nicht wählen wird, und ferne ist sie mit ihrem Antrag auf Erlassung einer Adresse durchge

drungen.

Nur fühn voran!

Der österreichische Kriegsminister hat in Best eine febr Entrüstung und Empörung greifen wir beute zur Feder. Durch friegerische Rede gebalten, deren Spiße sich gegen Rußland febr

den Mund des Abgeordneten Hänle aus München stellte näm­lich die jüngste Versammlung der liberalen Mittelpartei( nicht bismard'schen Fortschrittler) unter ihren Forderungen auch jene der Beibehaltung des indirekten Wahlrechts.

Die Forderung indirekter Wahlen stellen, beißt nichts an­deres, als alle großjährigen Männer des Volkes für zu dumm und zu blöd erklären, als daß fie die Vertreter ihrer In­teressen selbst bezeichnen und wählen könnten, heißt nichts an­

Und es mag ihm Ernst gewesen sein.

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Wenn an

einen

franken Rörper ein Geschwür hervorbricht, ist es dem Quad salver gar leicht, dasselbe zurückzutreiben. Allein die unau bleibliche Folge ist, daß an einem andern Ort ein ähnliche Geschwür entsteht. So ist es auch mit dem politischen Kör per des franken Europa . Gestern war das Geschwür in Ru Die Quadfalber, in der Politik Diplomate genannt, trieben es rasch zurüd, indem sie einen Ministermeie

mänien.

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